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1930 - 31



Das Frühjahr brachte überaus günstiges Wetter, so daß ein herrlicher Saatenstand zu verzeichnen war.

Es wurden mehrere kleine Spaziergänge in die engere Heimat unternommen. Nach Ostern erkrankten ein Anzahl Kinder an Masern. Da die Schule nicht geschlossen wurde, kamen immer mehr Erkrankungen, aber immer nacheinander, so daß geraume Zeit ein regelrechter Unterricht ausgeschlossen war.

Am Himmelfahrtstage fand bei herrlichem Wetter die Weihe des Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges statt.

Um 10 Uhr vormittags war eine kurze Gedenkfeier an den Gräbern eines Gefallenen ( der hier in heimatlicher Erde ) ruht und der später an Folgen des Krieges hier Verstorbenen, wobei diese Gräber mit einem Eichenstrauß und Vergißmeinnicht geschmückt wurden.

Um 2 Uhr nachmittags versammelte sich die Bewohner des Dorfes, viele Leute aus Westerburg, Hergenroth, Halbs, Stahlhofen, Seck, Gemünden, Berzhahn, Willmenrod und Gershasen, dazu die Kriegervereine von Westerburg, Seck, Gemünden, Halbs, Hergenroth, Stahlhofen und Rennerod, Seck mit Musikkapelle. Als Vertreter des Herrn Landrat war Herr Kreisausschußoberinspektor Busch erschienen. Als Ehrengäste wohnten ferner der Feier bei, Herr Wilhelm Loos, Wiesbaden, ein Sohn und jetzt Jagdpächter der Gemeinde, der den Bau in finanzieller Weise hervorragend unterstützte.

( siehe die angeschlossenen Vorgeschichte.) Herr Amtsbaumeister Holstädter, jetzt wohnhaft in Marienberg der den Entwurf zu dem Ehrenmal in künstlerischer Weise schuf, Herr Pfarrer Götting Gemünden, der in lieber würdiger Weise die Weiherede übernommen hatte. Die Zusammenkunft war vom Denkmal inmitten des Ortes, an der den Helden des 1870 - 71 Feldzuges gedacht wird. In meiner Ansprache, die ich hielt nachdem die Kapelle Wiederhold, Maxain den Sedansmarsch und dem Lied vom „ Kameraden „ mit dem Schluß „ in der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen „ gespielt hatte, erinnerte an den letzten Appell des damaligen Kriegsvereins vom Abend des ersten Mobilmachungstages in 1914.

Ich führte ungefähr aus : Liebe Dorfgenossen ! Verehrter Ausschuß !

Die soeben verhalten Weisen werden manchen vor Ihnen eigenartig erklungen haben, heute, wo wir in stummer Trauer versunken sind im Andenken an die Opfer unserer Gemeinde in gewaltigen Völkerringen in den Jahren von 1914 - 1918. Und daß Leben haben die Lieder, die Ihnen aus den Marsche ( Er ein Ruf ein Donnerhall“ und „ In der Heimat.„) entgegen trönten, ihre Berechtigung. Sie sollten Ihnen helfen, mit mir im Geiste zurückzugehen in die ersten Augusttage des Jahres 1914. Die Mobilmachung war ausgesprochen. Begeistert sang man überall „ Die Macht am Rhein „ , „ Lieb Vaterland magst ruhig sein „. Am 2. oder 3. Abend versammelten sich hier, die Bewohner unseres Westerwalddorfes, hier vor der Stätte, wo wir der Helden des glorreichen Feldzuges von 1870 - 71 gedenken. Ich wies in meiner damaligen Ansprache an Sie auf die Bedeutung der Mobilmachung und der kommenden Ereignisse hin. Was aber sollte die Versammlung sein, ein letzter Appell der Kameraden des damaligen Kriegervereins in Gemeinschaft mit dem Gesangverein. Die damaligen Kameraden, die einst den blauen Rock getragen haben und noch wehrpflichtig waren, ermahnte ich nun, gemäß geleisteten Fahneneides hinaus zu ziehen für Heimat und Vaterland, die Treue zu halten und wenn es gälte, sie mit dem Tage zu besiegeln, „ Er ist unsere Zusammenkunft „ meinte ich in meinen Schlußworten, vielleicht für manchen von uns ein Abschied nehmen für immer. Meine Worten klangen aus in dem Ruf „ Auf ein baldiges frohes Wiedersehen in der Heimat „ klang in der nun folgenden Zeit nun überall. Niemand konnte ahnen, wie es mit dem baldigen Wiedersehen nun geworden ist. Niemand vermutete auch, welch gewaltige Scharen den feldgrauen Rock anziehen mußten, um die Heimat zu schützen gegen die ganze Welt, die uns vernichten wollte.

Und so erfüllten sich leider meine Worte, daß es für manche der damals Versammelten ein letztes Abschiednehmen auf „ Nimmerwiedersehen „ war.

Ihrer in Dankbarkeit und Liebe immer zu gedenken, haben wir droben auf dieser Höhe am Waldesrand, nahe unseres Dorfes, dort wo uns immer der sonntägliche Spaziergang hinführt, ein Ehrenmal errichtet, das jetzt seine Weihe erhalten und seiner Bestimmung übergeben werden soll. Lassen Sie uns hinaufziehen.

Darauf ordnete sich ein Zug in folgender Weise:

Musikkapelle, Kriegervereine von auserwärts, die hiesigen Vereine, die Schulkinder, die nächsten Angehörigen,( Eltern, Frauen, Kinder und Geschwister der Gefallenen ) die Ehrengäste, Pfarrer, Bürgermeister, Denkmalausschuß Baukommision, Gemeindeverwaltung, die weiteren Angehörigen, die Leute von auswärts, die Dorfleute. Unter den Klängen eines Trauermarsches bewegte sich der stattliche Zug zum neuen Denkmalplatz, das von den Jungfrauen und Angehörigen in sinniger Weise ausgeschmückt war. Am Eingang wehten zwei Fahnen, die Reichsfarben und Landesfarben.

Die nun beginnende Weihefeier wurde eingeleitet durch einen Musikvortrag.

Lisa Ferger trug hierauf das Gedicht vor :


Die deutsche Mauer

Ringen, Ringen bei Tag und Nacht

Nächte und Nächte, Tag und Tage

hat der Geschütze Donner gekracht

hat sie getobt, die gewaltige Schlacht

Lausche Frau Sage !

Sahst du es, uralte Runenfrau ?

sahst du es, Ewig = Junge ?

Hält dein Auge die Wunderschau ?

Sing es mit zagender Zunge

daß vernichtet die Wahrheit wurde

kamen die Völker der halben Erde

schmiedete Waffen die halbe Welt

Deutschlands Feinden um schnödes Geld

Tausend mal tausend brachen hervor

Bresche zu legen, zu sprengen das Tor

Hunderttausende aus bitterer Not

riß mit rettendem Arme der bittere Tod

tausendmaltausend in grimmiger Wut

wateten rasend durch Bäche von Blut

trunken vom Weine, trunken vom Haß

stürmten heulend ohne’ Unterlaß

wollten nicht Wanken, wollten nicht weichen

überkletterten Berge von Leichen

Tausend und tausend wie brandende Wogen

kamen gezogen,

überfluteten Hügel und Tal.





Aber das Toben und Brausen und Branden

sechsfach dräuender Übermacht

haben die deutschen Männer gestanden

stand die deutsche Mauer wie Stahl

Uralte Sagen ! Wie nie zuvor

schaute dein Auge, vernahm dein Ohr

wenn es dereinst in spätesten Tagen

Enkeln der Enkel dein Mund wird fragen

wird es ihr Glaube zu tragen wagen ?


Merke, wie Mann und Jüngling stand

trim das Wunder der Wundertage

künde den lodernden Völkerbrand

und den deutschen Heldenmut, Sage


Du aber falte, zu denken, die Hand,

zu denken den Helden , vom Vaterland !


Es folgte die Begrüßung durch den Herrn Bürgermeister und durch Else Rusert


Heilige Gräber in Feindesland.


Heilige Gräber in Feindesland,

einsam - im Felde - am Wegesrand,

flüchtig geschaufelt von Freundeshand,

eingebettet, wo man sie fand,

keine Rose, kein Rosmarin

kein Veilchen euch hold umblühn!

Nur ein Kreuz und ein Name drauf,

künden, wer hier vollbracht den Lauf !

danach, ob alles verwittert, verweht

ob eure letzte Spur auch vergeht,

dennoch seit ihr uns wohlbekannt,

heilige Gräber in Feindesland.

Heilige Helden des Vaterlandes !

nimmer schmückt euch ein Eichenkranz

nimmer umfing euch ein liebender Arm

nach der Trennung unendlichem Harm,

nimmer seit ihr zur Heimat mehr gekehrt

mit dem kampfermatteten Heer.

Danach lebt ihr in Ewigkeit,

und die Tränen der Dankbarkeit

und das Sehnen, der Heimweh brennt

und der Hochsinn, der Stolz euch nennt,

schmückt euch mit unvergänglichen Kranz,

heilige Helden des Vaterlands !






Jetzt sang der Gemischte Chor, den ich für die Weihefeier zusammengestellt hatte in der Vertonung von Fleischer :


Heldengrab

Es liegt in fremder Erde, sofern vom Vaterland

ein kleiner stiller Hügel, gewölbt von treuer Hand.


Ihn schmückt nach Himmelsweise ein zart Vergißmeinnicht

als letzte Heldenehre ein Helm ein Kreuzlein schlicht.


Dort haben sie mein Liebsten zur letzten Ruh gebracht

und Mond und Stürme halten getreu die stille Wacht.


Nun eilet meine Sehnsucht so oft von diesem Ort

Drum ist’s, als ob ihr Sehnen Erfüllung fände dort.


Es folgte von den Schulkinder vorgetragen !


Für uns !


Fern, ferne im Osten, da gähnt ein Grab,

da senkt man zu tausend die Toten hinab

für uns !

Im Westen da ragt manch Kreuz schlicht und klein

da liegen sie stumm in langen Reihen

für uns !

Und wo im Winde rauschet das Meer

da gaben sie freudig ihr Leben her

für uns !

Sie opferten Zukunft und Jugendglück

sie kehrten nie wieder zur Heimat zurück

für uns !

Sie gaben ihr alles, ihr Leben, ihr Blut,

sie gaben es hin mit heiligem Mut

für uns !

Und wir ? Wir können nur weinen und beten

für sie, die da liegen bleich, blutig zertreten

für uns !

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken

und es gibt kein Dank für sie, die da sanken

für uns !


Nunmehr hielt Herr Pfarrer Götting, Gemünden, die Weiherede. Anknüpfend an das Gedicht der Schulkinder „ Für uns „ betonte der Pfarrer, daß diese Worte uns mahnten an die Pflicht des Dankes, den wir denen schuldig seien, die für uns ihr Leben gelassen haben. Gedenken sollen wir den Opfern, die gebracht wurden, um Deutschland vor Verwüstung und Zerstörung zu schützen. Notwendig für das Denkmal, um auch die kommende Generation an die Dankespflicht zu mahnen. Schon heute wachse eine Jugend heran, die den Krieg nur von Hörensagen kennen und des das Denkmal künden soll, welche herrischen Opfer gebracht wurden für den Bestand der Heimat. Hören sollen wir auf die stumme Sprache des Ehrenmals, das den Lebenden zurufe

„ Vergesset nicht, was wir gelitten

vergesset nicht, wozu wir stritten

vergesset nicht, um was wir bitten ! „

Gelitten hätten die tapferen Toten die unsäglichsten Qualen in diesem mörderischen Weltkrieg, stets den Tod vor Augen bis er manche bange Ahnung von der todbringenden Kugel Wirklichkeit geworden sei. Gestritten hätten die tapferen Toten für die Daheimgebliebenen, für Weib und Kind, für Hof und Scholle, für Heimat und Vaterland, gestritten bis sie die treue zur Heimat mit dem Tod besiegelten. Bitten würden sie uns auch durch dieses Denkmal einig zu sein, wie sie , die, ob hoch, ob niedrig, Schulter an Schulter gekämpft und gelitten haben und in fremder Erde, nun friedlich beieinander liegen. Seid einig, einig, einig ! das sei die dritte Mahnung unserer Gefallenen, die sie uns durch dieses Denkmal kündeten. Einig zu sein, damit das Vaterland besseren Zeiten entgegen gehe.

Zum Schluß seiner Weiherede wandte sich Herr Pfarrer an die Angehörigen der Gefallenen, wobei er auf das himmlische Zusammenfallen des Himmelfahrtsfestes und der Ehrenmalweihe hinwies. Sie brauchen ein Ehrenmal. Sie würden die nicht vergessen, mit denen sie durch das Leben und die Liebe verbunden waren. Sie würden das Andenken in ihrem Herzen tragen bis zum Tage ihrer Himmelfahrt, an dem sie mit ihren Lieben droben über den Wolken wieder vereint würden.

Nun fiel die Hülle vom Denkmal, welche die Gedenktafel verhüllte und folgenden Wortlaut trägt :

Ihren im Weltkrieg gefallenen Helden aus Dankbarkeit zum treuen Gedächtnis gewidmet von der Gemeinde Winnen


Robert Loos + 6. 10. 1914

August Wengenroth + 16. 2. 1915

August Loos + 10. 3. 1915

Wilhelm Schmidt + 28. 3. 1915

Karl Janz + 24. 9. 1915

Wilhelm Hof I. + 17. 10. 1915

August Ferger + 8. 4. 1916

Ernst Schmidt + 25. 5. 1916

Willi Wengenroth + 10. 8. 1916

Heinrich Klees + 30. 8. 1916

Wilhelm Schmidt IX. + 25. 10. 1916

Wilhelm Schmidt XII. + 18. 8. 1917


An Folgen des Krieges in der Heimat gestorben


Ernst Schönberger + 2. 2. 1919

Wilhelm Hof II. + 3. 8. 1919

Ernst Hof + 2. 11. 1919

Daniel Schmidt + 4. 12. 1922

Karl Kreckel III. + 27. 11. 1928


Ehre Ihrem Andenken


Die Häupter aller Versammelten entblößten sich, und man gedachte in stummer Trauer der 17 Treuen, wozu die Musik „ Ich hatt einen Kameraden spielte .

Im 2. Teil der Feier trug Emilie Janz nun das Gedicht

Säe, Deutschland ! vor.

Säe Deutschland! deine Erde

ist bereit, die Frucht zu tragen

stärker spricht dein Gott sein „ Werde „

heute als in früheren Tagen.


Stets im Wechsel auf und nieder

gingen deines Schicksals Bahnen

aus der Tiefe wirst du wieder

auf dich raffen wie die Ahnen.


Wie oft wollten eis’ge Stürme

dich zu ewger Ruhe betten ?

wie oft fielen deine Türme ?

doch wie oft du die


Wie oft stand der Feind im Bunde

überflutend deine Grenzen ?

wie oft trugst du Schmach und Schande ?

und folgt demnach neues Glänzen !


Acker gleicht dein Leben,

und er fordert sein Bestellen;

willst du Wachsen, mußt du erden

damit neue Halme quellen.


Herbste kommen, Winter kommen,

alles Sein scheint zu verderben,

alle Kraft scheint dir genommen,

alles Leben scheint zu sterben.


Doch des Frühling starke Kräfte

trauen Deutschland, dir die Scholle,

und es fluten deine Säfte

neu empor, dein Geist, dein Wollen.


Klarer Geist und festes Wollen

sind dir überreich gegeben.......

Schöpfe Deutschland, aus dem Vollen

Schöpfe, schaffe, du wirst leben.


Stets im Wechsel auf und nieder

gingen deine Schicksals Bahnen

aus der Tiefe wirst du wieder

auf dich raffen wie die Ahnen.


Nicht verzweifeln ! Deutschland, sähe

du wirst ernten und wirst steigen,

und einst werden sich die Völker

doch vor deiner Größe neigen.


Hierauf ergriff Herr Kreisausschußoberinspektor Busch das Wort. Er dankte im Namen des vom Erscheinen verhinderten Herrn Landrat Dr.Schult. Den Treuen der hiesigen Gemeinde, die ihr Bestes dahingaben, ihr Leben für die Heimat und das Vaterland. Die Überlebenden mahnte er, es den Opfern des Weltkrieges gleichzutun, zu arbeiten für das Vaterland. Seine Worte klangen aus in dem Ruf

„ Säe Deutschland „

Der Gemischte Chor sang sodann das Lied: „ Es ist bestimmt in Gottes Rat ! „

Im Namen des Denkmalausschusses übergab ich dann mit kurzen Worten das Denkmal in die Obhut der Gemeinde.

Herr Bürgermeister Eisel übernahm es mit dem Versprechen, es so zu pflegen, wie es unseren Gefallenen würdig sei. Er verband damit Dankesworte an die Spender und an viele, die mitgearbeitet hätten, das Werk zu schaffen, zu vollenden und heute diese eindrucksvolle Weihefeier zu halten.

Aus dem Munde der Schulkinder vernahm man dann noch das Gedicht :

Das Denkmal steht.

Das Denkmal steht ! Ein sicheres Zeichen

was Einigkeit noch stets vermag .....

was fester Wille kann erreichen

der jäh aufs Ziel sieht jeden Tag.


Das Denkmal steht ! Nun wird es melden

von deutscher Treue in der Not .......

von deutschen Männern, deutschen Helden,

die kämpfend fanden ihren Tod.


Von Helden, die vom Vaterland,

von ihrer Heimat, ihrem Herd

abwehrten größre Not und Schand

als sie vom Schicksal uns beschert !


Das Denkmal steht ! Es soll uns mahnen :

o, eifert diesen Helden nach !

Zeigt stets auch würdig eurer Ahnen,

wehrt ab von Deutschland Schund und Schmach !


Dann wird auch Deutschland sich erheben

aus seiner jetzigen tiefen Not ....

dann blüht für uns auch neues Leben

dann scheint der Freiheit Morgenrot .


Nach diesem Gedicht legte Herr Bürgermeister einen Kranz nieder im Auftrage der Gemeinde, ich für den Gemischten Chor mit dem Motto des nicht mehr bestehenden Gesangvereins „ In Freud und Leid zum Lied bereit „ und der Versicherung „ Wir haben Treue gehalten „ und die Gebrüder Loos einen herrlichen Lorbeer - und Eichenkranz mit flammend roten Essigrosen, ebenso die Angehörigen der Gefallenen.

Mit dem Vortrag eines von Pf. Schönberger, Seck, selbst verfaßten Gedichtes und dem Liede „ Wie sie so sanft ruhn „ ,geblasen von der Musikk., fand die würdige und eindrucksvolle Feier ihr Ende.




Zur Vorgeschichte des Denkmals sei niedergelegt :

Nachdem in verschiedenen Nachbarorten schon Ehrenmale errichtet worden waren, wurde im Dorfe der Wunsch wach, auch unseren Gefallenen ein Denkmal zu bauen. Zur ersten Aussprache hierüber kam es bei der Generalversammlung des Gesangvereins im Jahre 1927. Es wurde ein Denkmalausschuß gewählt, der aus dem Unterzeichneten als den Vorsitzenden des Gesangvereins, dem Hermann Wengenroth als den Vorsitzenden des Doppelquartetts, dem Bürgermeister und dem Friedrich Klees als Mitglied der Gemeindevertretung bestand. Dieser Ausschuß brachte durch öftere Haussammlungen etwas über 1000 Mark zusammen, wozu alle Dorfgenossen beisteuerten, bis auf eine unrühmlichen Ausnahme. Derjenige, der es verstanden, daß er während des Krieges nicht eingezogen wurde, brachte es fertig, sich auch bei der Sammlung des Geldes zu drücken. Er verdient es nicht, daß er bei seinem Namen festgehalten wird. Auch die in Winnen geborenen und jetzt auswärts wohnenden Leute steuerten bei, besonders die Gebrüder Loos unter ihnen der in Wiesbaden lebende Ingenieur und Fabrikant Wilhelm Loos am meisten. Auch einige Firmen die mit den Dorfe in Geschäftsverbindung stehen, stifteten Geld - und andere Spenden. Das fehlende stellte die Gemeindevertretung in anerkennenswerter Weise zur Verfügung. So konnte der Bau begonnen werden.

Viel Kopfzerbrechen bereitete die Platzwahl. Drei Plätze waren in der Wahl und nach manchem unnötigen Gerede wurde der Platz auf dem „ Knopp „ bestimmt.

Noch mehr Arbeit bereitet das „ Wie „ des Denkmals. Zwei Jahre gingen die Zeichnungen zwischen dem Landratsamt, dem Hochbauamt Montabaur, der Bewertungsstelle für Kriegerehrung bei der Regierung in Wiesbaden, unserem Zeichner Herrn Hochstädter, Marienberg , und und hin und her. Endlich wurde der mehrfach ausgearbeitete und immer wieder geänderte Plan zur Ausführung genehmigt.

Im Nachsommer 1929 wurde der Bau ausgeführt. Die Steine wurden aus dem Girkenrother Steinbruch herbeigeschafft. Die Maurerarbeiten besorgten Karl Eisel, August Hof II., Karl Dillbahner und Friedrich Müller.

Die Sammellisten und die Abrechnung wurden auf dem Bürgermeisteramt aufbewahrt.

Der Herbst war sehr verregnet wodurch die Ernte sehr litt. Infolgedessen konnte der Kreisjugendtag nicht im Oktober abgehalten werden.

Die Verfassungsfeier wurde wie üblich gehalten.

Am 24 Januar 1931 fand eine Revision durch den Herrn Schulrat statt.

Der Winter war nicht besonders streng; doch lag längere Zeit Schnee und war lange Glatteis. Nachdem es um Anfang März sehr gelinde geworden war, setzte in der Mitte des Monats noch einmal strenge Kälte ein, wodurch die Wintersaaten sehr litten.


Entlassen wurde niemand

Aufgenommen wurden: 4 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl 41


1.4.1931 W. Scherf


1931 - 1932


Im Sommerhalbjahr wurden mehrere Ausflüge unternommen. Das Erntewetter war sehr schlecht.

Die Reichsjugendwettkämpfe fanden am 10.8. statt, wobei mehrere Schüler und Schülerinnen Auszeichnungen errangen. Der Verfassungstag wurde am 11.8. festlich begangen.

Bis auf wenige Ausnahmen ist die gesamte männliche Bevölkerung ohne Arbeit gewesen. Da auch nur.noch wenige Unterstützung beziehen können,macht sich die Geldknappheit auch hier sehr bemerkbar, wenn auch sonst keine Not herrscht.

Der Winter war sehr gelinde, doch gab es anfangs März Schnee, während der Februar in der letzten Hälfte sehr kalt war.

Im August verlor die Schule einen lieben Mitschüler des 1. Schuljahres durch einen tragischen Unfall. Richard Loos, Sohn des Richard Loos, schnitt sich beim Griffel spitzen - wie es geschehen, hat niemand gesehen -die Halsschlagader durch und war kurz darauf tot.

Zu Weihnachten schenkte der Jagdpächter der Gemeinde, Herr Wilhelm Loos, Wiesbaden, eine alte Ausgabe eines großen Meyers Lexikon der Schule.

Am Schluße des Schuljahres fand zum 100. Jahrestage des großen Deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe eine würdige Schulfeier statt.

Entlassen wurde 1 Schüler

Aufgenommen wurden 4 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl 46


1.4.1932 W.Scherf






1932 - 1933


Zu Beginn des Schuljahres wurde der Herr Schulrat Stähler, der seit 1923 im Kreis Westerburg tätig war, nach Wiesbaden versetzt. Auf Grund der Verwaltungsreform wurden die Schulen 3 Aufsichtsbezirken zugeteilt. Die hiesige Schule gehört jetzt zum Schulaufsichtsbezirk des Oberwesterwaldkreises, an dessen Spitze Herr Schulrat Wiedefeldt ( früher Rektor in Wiesbaden ) steht.

Am 11.8. fand eine Verfassungsfeier statt.

Am 16.8. beteiligte sich die Schule an den Jugendwettkämpfen in Westerburg, wobei mehrere Mädchen Ehrenurkunden des Herrn Reichspräsidenten erhielten.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich nicht gebessert, die männliche Bevölkerung ist fast ohne Ausnahme ohne Arbeit. Die männliche Jugend hat sich der S A in Gemünden in Stärke von 25 Mann angeschlossen. Bei den verschiedenen Wahlen des Jahres war ein stetes Anwachsen der N S D A P zu verzeichnen. Die Linkspateien erhielten nur noch 1 - 2 Stimmen.

Im weiteren Verlauf der Verwaltungsreforn wurde der Kreis Westerburg aufgelöst. Der Kreis bildet mit dem ehemaligen Oberwesterwaldkreis den Großkreis Oberwesterwald. 17 Gemeinden im südlichen Kreisteil kamen zum Unterwesterwaldkreis. Die Kreishauptstadt blieb Westerburg.

Das Erntewetter war gut. Die Ernte fiel glänzend aus, sowohl die Getreide- als auch die Kartoffelernte.

Der Winter war politisch sehr bewegt. Am 30,1.33 ernannte der Herr Reichspräsident den Führer der N S D A P Adolf Hitler zum Reichskanzler. Er bildete in Verbindung mit den Deutschnationalen eine Nationale Regierung. In der sich anschließenden nationalen Revolution kam es am 5. März noch einmal zu Reichstagswahlen, die einen überwältigenden Sieg der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei brachte. Winnen wählte 100 % „Hitler“.In einer würdigen Feier mit einem mächtigen Freudenfeuer wurde der Sieg der nationalen Revolution über den Marxismus begangen. Möge es dem deutschen Vaterland vergönnt sein, unter der Führung des greisen Feldmarschalls und des jungen Gefreiten aus dem Weltkrieg besseren Zeiten entgegen zugehen. Möge es wieder wahr werden

„ Ein Volk,ein Herz, ein Vaterland! „

Am Frühlingsanfang trat der neue Reichstag in der Garnisonskirche in Potsdam zusammen, da das Reichstagsgebäude von ruchloser Hand in Brand gesteckt worden war. Die Kinder erlebten die Feierlichkeiten vom Radio mit „ Vaterland, in tausend Jahren kann die solch ein Frühling kommen ! „

Im März fand im Anschluß an das Machwerk für die deutsche Jugend ein Fortbildungskursus (Maurerfachkurs) für die männliche Jugend statt, der von 15 - 20 Jugendlichen im Alter von 17 - 21 Jahren besucht wurde.

Im Februar war der Gesundheitszustand der Kinder sehr schlecht. In einer Woche fehlten über 50% der Schüler durch Erkrankung an Masern. Die Schule wurde nicht geschlossen. Es dauerte 4 Wochen bis alle Kinder wieder ganz hergestellt waren.

Zu Schluß des Schuljahres fand eine Ausstellung der angefertigten Handarbeiten statt.

Entlassen wurde ein Mädchen

Neu aufgenommen wurde ein Knabe und ein Mädchen

Schülerzahl 47


1.4.1933 W.Scherf



1933 - 34


Der erste Schultag des neuen Schuljahres war ein Freudentag für den Lehrer.

25 Jahre wirkte er von diesem Tage an der ihm liebgewordenen Stätte. Die Gemeinde brachte am Abend einen Fackelzug und veranstaltete eine Feier, um aus Dankbarkeit für die geleistete Arbeit, dem Jubilar Ehrungen zuteil werden zu lassen. Neben den Schulkindern beteiligte sich das ganze Dorf . Der Gesangverein und Gemischte Chor trugen passende Lieder vor, die Schulkinder dem Tage entsprechende Gedichte. Ebenso brachten die Schulkinder hübsche Lieder zuGehöer. Die Leitung der Feier hatte Herr Pfarrer Götting in liebenswerter Weise übernommen. Die Reihe der Gratulanten eröffnete Herr Bürgermeister Eisel. indem er die Glück - und Segenswünsche der Gemeinde und des Schulausschußes überbrachte. Er dankte dem Jubilar für all daß, was er während der langen Jahre als Lehrer an der Schule und darüber hinaus für die Gemeinde geleistet habe. Seine Worte klangen mit dem Wunsche aus, daß der Jubilar der ihm lieb gewordenen Stätte auch weiterhin die Treue bewahren und der Gemeinde noch lange Zeit als Lehrer erhalten bleiben möge. Er wünschte dem Jubilar und seiner Familie für das fernere Leben Glück, Gesundheit und Wohlergehen und überreichte ein Geschenk

( Schreibtischmappe in Leder ) von der Gemeinde. Hierauf folgte das von meinem ehemaligen Schüler ( Heinrich Schönberger ) verfaßte und von seiner Schwester vorgetragene nachstehende Gedicht :


Als du kamst vom Militär,

schickt man Dich mach Winnen her,

um Dir die Stelle anzusehen

und das Dorf mal zu begehen.


Drum bist Du heut vor 25 Jahren

in Winnen in das Amt gefahren,

und Du hast in dieser Zeit

mit uns geteilt mach Freud und Leid.


Es kam der Krieg, Du zogst hinaus

als deutscher Mann für Heimat und Haus.

Das Feindes Blei hat Dich verwunden,

in der Heimat in Winnen tatst Du gesunden.


Du hast so manche kleine Schar

fürs Leben ausgerüstet,

Du lehrest sie Deutsch sein, treu und wahr,

Gott und dem Vaterland verpflichtet.


Im Dorf hast manches Du geführt,

dafür Dir herzlich Dank gebührt;

hast an die Neuzeit auch gedacht,

hast Licht und Dreschmaschin gebracht.


Winnen dankt und gratuliert,

und danket Gott, das er Dich geführt.

Ehre dem Ehre gebührt !


Nach einem Lied, durch die Kinder vorgetragen feierte Herr Pfarrer Götting mit einer herzlich Ansprache,der er die Worte 1. Mos. 12 , 2 „ Ich will Dich segnen, und du sollst ein Segen sein „ zu Grunde legte, den Jubilar. Nach der Ansprache wurde von allen Anwesenden „ Ach bleib mit deinem Segen bei uns „ gesungen. Es folgte ein weiteres Gedicht, vorgetragen von der vom Tage vorher entlassenen Schülerin Lina Schmidt, verfaßt von Herrn Pfarrer Götting, Gemünden :


Ein Festtag ist heute für die Schule von Winnen,

drum wollen wir feiern mit frohen Sinnen,

denn heute vor 25 Jahren

kamst Du auf den Westerwald gefahren,

um hier mit uns Kindern zu treiben

die Künste der Schule, Rechnen und Schreiben.

Gar stattlich ist nun schon geworden die Schar,

die einstens bei Dir in der Schule war.

Und manche, die früher gesessen hier haben,

die schicken schon Mädchen und Knaben

zu Dir hier in die Schule her,

daß sie auch bei Dir gehen zur Lehr !

So geht die Zeit, es ist ein Kommen und Gehen,

Dich aber dürfen wir immer noch sehen,

mit Liebe und Eifer und Freudigkeit

bei Deiner großen Lebensarbeit,

uns Kinder zu lehren und uns zu geben,

welches wir brauchen im Leben.

Viel Mühe und Arbeit hat’s Dir wohlgebracht,

und wir habens Die manchmal nicht leicht gemacht.

Doch wollen wir, , was wir gelernt, bewahren

und Du mögst mit Freuden daraus erfahren

daß dein Wirken doch nicht vergeblich war;

Und daß Du bleibest bei uns noch manches Jahr

ist unser Wunsch am heutigen Tage,

Wir wollen Dir danken aufs allerbeste,

was Du getan bisher und noch tust in ferneren Zeiten,

der Segen des Herrn, er möge dich immer begleiten !


Nach Liedern des Gemischten Chores und des Doppelquartett überreichte der 2. Vorsitzende des Gesangvereins, Ferdinand Klees, ein schönes Bild und der Führer des Quartetts einen Füllfederhalter. Zum Schlusse übergaben die Kinder ein Pestalozzibild

Pestalozzi im Kreise der Waisen in Staus mit der Unterschrift „ Alles für andre - für sich nichts „ -Der so Gefeierte dankte tiefbewegt für die würdige, erlebende und ergreifende Feier.

Das Schulhaus trug, von den liebenden Händen der schulentlassenen Mädchen gewunden, schmucke Tannengewinde. Die harmonisch verlaufene und ehrende Feier wird allen Teilnehmern, vor allen dem, dem sie galt, immer in Erinnerung bleiben.


Der Feiertag der Arbeit am 1. Mai wurde festlich begangen. Das Dorf war mit frischem Grün festlich geschmückt. Morgens fand die feierliche Hissung der Fahnen statt. In der Schulfeier erlebten die Kinder die Feier von Berlin im Radio, das der Lehrer zur Verfügung gestellt hatte, mit und hörten die herrlichen Worte des greisen Herrn Reichspräsidenten an die deutsche Jugend.

Am 27. Mai wurde in einer würdigen Schulfeier des 10. jährigen Todestages Albert Leo Schlageters gedacht.Schlageters Treue zu Volk und Land in ihrem Unglück wurde den Kindern als Beispiel und Vorbild nahe gebracht. An Abend fand eine erhabene Feier am neuen Ehrenmal statt.

Der Tag der Unterzeichnung des Schmachdiktates von Versailles wurde dazu benutzt, dies Phantom der Ungerechtigkeit näher zu betrachten, mit dem Ergebnis: Versailles muß fallen! „

Am 11. 8. führte uns ein schöner Ausflug über die Saalburg nach Frankfurt, wo die vielen Sehenswürdigkeiten bestaunt wurden.

Am 1. Sonntag im Oktober wurde das Erntedankfest im 3. Reiche würdig gefeiert.

Am 12. November zeigte das Dorf durch 100 % Wahlbeteiligung, daß es geschlossen hinter der Regierung Adolf Hitlers steht und den Austritt aus dem Völkerbund billigt.

Am letzten Schultag vor Weihnachten fand eine Weihnachtsfeier statt.

Am 18.1.34 fand im geschmückten Schulsaal die Reichsgründungsfeier statt.

Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden 2 Knaben und 4 Mädchen

Neu aufgenommen wurden 3 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl: 47


Winnen, 15.4.1934 W. Scherf





1934 - 1935


Nach einem sehr strengen Winter der von Dezember bis März Schnee, Kälte und sehr oft Glatteis hatte, setzte im April überrachend gelindes Wetter ein, so daß schon sehr früh mit der Feldbestellung begonnen werden konnte. Leider war der Mai kalt und viel zu trocken.


Mit dem 1. Juni 1934 wurde der bisherige Lehrer nach Westerburg versetzt, nachden er 26 Jahre und zwei Monate an der Schule gewirkt hatte


Mit einem „ Gott befohlen „ verabschiedete er sich am 31.5.1934 von den Kindern.


Winnen, 5.6.34 W. Scherf

1934 - 1935


Nach einem sehr strengen Winter der von Dezember bis März Schnee, Kälte und sehr oft Glatteis hatte, setzte im April überrachend gelindes Wetter ein, so daß schon sehr früh mit der Feldbestellung begonnen werden konnte. Leider war der Mai kalt und viel zu trocken.


Mit dem 1. Juni 1934 wurde der bisherige Lehrer nach Westerburg versetzt, nachden er 26 Jahre und zwei Monate an der Schule gewirkt hatte


Mit einem „ Gott befohlen „ verabschiedete er sich am 31.5.1934 von den Kindern.


Winnen, 5.6.34 W. Scherf


1934 - 1935

Am 7.6. 1934 erhielt ich meine Versetzung von Wiesbaden nach Winnen. Bangen Herzens machte ich mich auf den Weg. In Westerburg traf ich am 9.6.34 auf einer Lehrertagung meinen Vorgänger Herrn Scherf, der mich telef. in Winnen anmeldete. Als wir, Herr Scherf, meine Frau und ich uns Winnen näherten, sahen wir die Schulkinder vor dem Orte stehen. Ich entstieg dem Auto und führte die Kinder zur Schule, dort trat ein Mädchen des 8. Schuljahres vor und begrüßte mich im Namen seiner Kameradinnen und Kameraden und überreichte mir einen herrlichen Blumenstrauß. Ich dankte ergriffen und rief den Kindern „ Ein frohes Wiedersehen morgen in der Schule „ zu.

Die Dienstwohnung konnte ich leider noch nicht beziehen, da Herr Scherf dieselbe noch bewohnte und nach dessen Auszug erst einige Ausbesserungen sowie Veränderungen vorgenommen werden sollten. Die Lehrerwohnung, die unter dem Schulsaal liegt, war bisher nicht abgeschlossen. Die Gemeinde ließ nun bei den Ausbesserungsarbeiten einen Abschluß errichten, so daß nun eine vollkommen abgetrennte Wohnung vorhanden ist. In der Wohnung selbst wurde die Küche durch hinausdrücken der einen Wand in das Wohnzimmer um ca. 1,20 m vergrößert. In verschiedene Zimmer wurden neue Fußböden sowie neue Decken eingezogen. Alles in allem, es ist jetzt eine hübsche Wohnung. Aus dem Stall wurde noch nachträglich, die so schmerzlich vermißte Waschküche errichtet.


Am 23. Juni fanden die diesjährigen Jugendwettkämpfe in Gemünden statt. Einige Kinder, hauptsächlich Mädchen erhielten Ehrenurkunden.


Der Sommer war dieses Jahr ausnehmend heiß und trocken, so daß die Ernte bedroht schien. Am 19.6.34 wurden dann die Fluren durch einen erquickenden Regen gesegnet. Alle Menschen atmeten erleichtert auf. Getreide sowie Kartoffelernte fielen dann auch noch ziemlich gut aus. Nur die Heu- sowie die Grummeternte waren äußerst schlecht. Wegen Futtermangel wurde daher von den Bauern teilweise das Vieh verkauft.


Am 2.8.34 verschied unser altehrwürdiger Herr Reichspräsident, Generalfeldmarschall von Hindenburg. Im Feldherrnturm des Tannenbergdenkmals wurde er am Dienstag zwischen 11 u.12 Uhr beigesetzt. Unser Führer, der dem Verstorbenen Worte des Gedenkens widmete, führte aus, daß Hindenburg nicht tot sei, sondern unter uns fortlebe als Schirmherr des Vaterlands, das Tannenbergdenkmal sei deshalb auch für uns Deutsche fortan ein nationales Heiligtum, wo wir uns Kraft holen für schwere Stunden. Diese Feier erlebten die Kinder gemeinsam in der Klasse am Radio.


Mit einer kleinen Weihnachtsfeier schloß unser letzter Schultag vor den Weihnachtsferien.


Als am 9.1.1935 die Schule wieder begann, fieberte alles dem 13.1.1935, dem Abstimmungstag an der Saar, entgegen. Glücklich, wie aus den leuchtenden Augen zu lesen war, hörten die Kinder am Dienstag ,den 15.1.35 um 8.15 Uhr die Abstimmungsergebnisse. Ihre Freude wurde noch größer als sie hörten, daß der Tag schulfrei sei. Am 1.3.35 kehrte nun, wie vom Völkerbund festgelegt, unsere Saar heim in das deutsche Vaterhaus. 15 Jahre waren sie Kämpfer für Deutschland. Deutsche Treue trug den Sieg davon.


2 Jahre nationalsozialistischer Regierungszeit waren am 30.1.35 vergangen. Dem Wunsche des Führers zufolge wurde der Tag in aller Stille gefeiert. In der Schule wurde den Kindern die von Nationalsozialismus geleistete Arbeit nochmals vor Augen geführt. Wir gelobten denn auch Mithelfer zu sein am Bau des 3. Reiches, das da Jahrtausende überdauern soll.


Am 1. März, dem Tage der Rückkehr der Saar ins Deutsche Vaterland hielten wir um 9 Uhr eine kleine Feier, im Anschluß daran war schulfrei. Der ganze Tag stand im Zeichen der Heimgehr der Saar. Auch Winnen prangte im Flaggenschmuck.


Mit tiefer Trauer vernahmen wir die Nachricht vom Tode des Reichsführers der

N.S.L.B.. unseres geliebten

Hans Schemm , der einem Flugzeugunglück zum Opfer fiel.

Im Haus der Erziehung in Bayreuth wurde Hans Schemm aufgebahrt. Die Trauerfeierlichkeiten, an denen auch der Führer teilnahm, wurden durch Radio übertragen und von den Schülern miterlebt.


Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.

Entlassen wurden : 3 Knaben u. 5 Mädchen.

Neu aufgenommen wurden : 2 Knaben u. 2 Mädchen

Schülerzahl 43


Winnen, am 26. April 1935


W. Forschner

Die beiden folgenden Seiten wurden nachträglich eingefügt




1935 - 1936


Nach einem gelinden Winter setzte auch recht bald der Frühling ein. Im Sommer wurde ein Ausflug mit dem 3. - 8. Schuljahr nach Bad Ems - Braubach - Coblenz - Engers - Siershahn - Montabaur - Westerburg gemacht. Für die Kinder war die Eisenbahnfahrt, da sie zum ersten Male mit der Bahn fuhren, ein Erlebnis, das noch größer wurde, als wir in Braubach einen Dampfer bestiegen, um nach Coblenz zu fahren.


Der Erntedanktag wurde feierlich begangen, sowie der 9. Nov. als Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung. Bei einer Weihnachtsfeier der Schule und der Eltern führten die Kinder 2 Theaterstücke auf. Der 30. Januar als Gründungstag des 3. Reiches wurde in feierlicher Weise begangen. Im Februar fanden die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch - Partenkirchen statt. Deutschlands Sportler stellten hierbei ihr gutes Können unter Beweis. Am Radio verfolgten die Kinder oft die Kämpfe.


Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden : 3 Knaben u. 6 Mädchen


Neu aufgenommen wurden : 1 Mädchen


Schülerzahl : 35




Winnen, den 24. April 1936


W. Forschner


1936/37


Im April 1936 war es nochmals sehr kalt. Am 18.4.36 setzte Schneetreiben ein. Im gräflichen Wald nach Westerburg zu wurden viele Stämme entwurzelt oder in einer Höhe bis zu 5 m abgeknickt. Viele 100 Festmeter Holz lagen in wüstem Durcheinander teils über die Straße nach Westerburg.

Das Bild zeigt die Schule Winnen im Schnee am 19.4.1936


Am Dienstag, den 19.5.36 sahen die Kinder zum 1. Male Soldaten des neuen Deutschen Heeres. Morgens um 7 Uhr rastete eine Kompanie mit schweren Maschinen-

gewehren hier im Ort. Von den Kindern wurden die Soldaten sowie alles übrige ordentlich bestaunt.

Ganz Deutschland stand schon seit geraumer Zeit im Zeichen der 5 olympischen Ringe. Die Kinder wurden auf die Bedeutung der olympischen Spiele für Deutschland aufmerksam gemacht und fieberten dem Beginn derselben entgegen. Der Fackellauf von Athen nach Berlin wurde am Radio verfolgt, sowie die Eröffnung der 11. Olympiade durch den Führer in Berlin und die Kampfhandlungen der 16 Tage .( 1. - 16. 8. 36) Deutschland vermochte zum 1. Male Amerika in der Gesamtwertung zu überflügeln.

Zur Freude der Kinder fanden in der Umgebung Winnens ( Höhn, Hellenhahn, Pottum, Seck, Irmtraut ) am 10. u. 11. 9. 1936 Manöver statt. Wir ließen uns denn auch diese seltene Gelegenheit nicht entgehen und wanderten den Soldaten entgegen, um den Kampfhandlungen zu folgen.

Am 29. Okt. legte der Unterzeichner die 2. Prüfung vor der Prüfungskommission ab.

Weihnachten beging die Schule ein immer in enger Verbundenheit mit der Dorfbevölkerung. Die Schulkinder erfreuten dieselben durch Theateraufführungen am 2. Weihnachtsfeiertag im Saale der Wirtschaft Schmidt.

Zu Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt, die von der Bevölkerung zahlreich besucht wurde.

Entlassen wurden : 3 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben und 1 Mädchen

Schülerzahl : 33

Winnen, den 25. April 1937




W. Forschner

1937/38

Im Sommer wurde eine zweitägige Omnibusfahrt mit den Schulkindern und einigen Dorfbewohnern unternommen!

Die Fahrt : Winnen - Wiesbaden (Neroberg) - Darmstadt - Bergstraße - Heidelberg.

In Heidelberg Besuch des Schlosses und abends Schloß- und Brückenbeleuchtung, anschließend Fahrt über Eberbach nach Beerfelden i. Odenwald, dort Übernachtung in der Jugendherberge. Am folgenden Tage Besichtigung des Galgens. Fahrt nach Erbach und Besuch des dortigen Rittersaales, Weiterfahrt nach Frankfurt und Besuch des Zoo. Heim-

fahrt über Limburg.


Weihnachten veranstaltete die Schule mit der Dorfbevölkerung eine Weihnachtsfeier

im Saale Schmidt.


Am Sonntag vor Ostern fand eine Handarbeitsausstellung in der Schule statt.


Entlassen wurden : 2 Knaben und 1 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben

Schülerzahl : 33

Winnen, den 24. April 1938

W. Forschner



1938/39


Mit den Kindern wurde eine Omnibusfahrt durch das Wispertal, den Rhein hinauf bis Bingen und von dort nach Bad Kreuznach unternommen.


Weihnachten wurde gemeinsam mit den Dorfbewohnern eine Feier veranstaltet.


Am Sonntag vor Ostern wurde eine Handarbeitsausstellung veranstaltet.


An Ostern wurden entlassen : 3 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 1 Knabe und 1 Mädchen

Schülerzahl : 29

Winnen, den 30. April 1939

W. Forschner

1939/40


Gemeinsam mit der Volksschule Gemünden wurde eine zweitägige Omnibusfahrt unternommen.

Fahrt : Gemünden, Aggertalsperre, Schloß Burg an der Wupper, Köln a. Rhein, dort Übernachtung in der Jugendherberge. Am folgenden Tage Besuch des Flughafens sowie des Zoo. Nachmittags eine Motorbootfahrt auf dem Rhein und anschließend Heimfahrt.


Weihnachten wurde wieder gemeinsam mit der Dorfbevölkerung eine Feier veranstaltet.


Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden : 4 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben und 1 Mädchen

Schülerzahl : 26

Winnen, den 29. April 1940

W. Forschner