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Dorfgeschichte
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Am 12.1.1960 fand in dem Lokal Eisel die langersehnte Bürgerversammlung über die Frage des Schulneubaues statt. Damit es endlich dazu kommen konnte, hatte ich am 9.1.1960 den Elternbeirat einberufen, um durch ihn noch einen zusätzlichen Druck auf den Bürgermeister in diesem Vorhaben auszuüben. Es ist eine glückliche Verschmelzung und von mir bei der personalen Zusammensetzung des Beirates wohl überlegt gewesen, daß 2 Männer davon zugleich auch im Gemeinderat sitzen, der eine davon sogar 1. Beigeordneter ist.

Man redete wohl andauernd von einem Schulneubau, schaute sich auch an neuerstellten Schulen anderer Dörfer Muster ab, aber es geschah nichts Konkretes. Nun hatte ich aber durch den Schachzug Elternbeirat den Bürgermeister zum offenen Bekenntnis gezwungen, denn in meinem Auftrag wurden beide Elternbeiräte, auch als Gemeindevertreter, beim Bürgermeister vorstellig und erwirkten die sofortige Bürgerversammlung. Endlich läuft nun die Angelegenheit so, wie ich sie haben wollte.

Die Versammlung war sehr gut besucht. Es waren 54 Bürger, bald aus jedem Haus eine Person anwesend. Bürgermeister Loos eröffnete die Versammlung. Als erster ergriff ich das Wort und legte die Gründe zu dem geplanten Schritt dar. Danach legte der Bürgermeister den Finanzierungsplan vor. Ebenso klärte Herr Loos die Gemeinde über die augenblickliche Finanzlage des Dorfes auf. Er sprach aber nur von Schuldenlast - verschwieg aber die Ersparnisse von über 20.000 DM. Auch noch in verschiedenen anderen Punkten konnte mir die Darstellung des Bürgermeisters nicht gefallen. Wohlweislich hatte ich mich bei maßgebender Stelle des Kreises genau über die finanzielle Lage Winnens orientiert, verschwieg aber bisher aus taktischen Gründen mein Wissen. Wenn mir hier ein Vergleich gestattet ist - ich schoß mit Kanonen gegen Knallkorken. - Ich widerlegte restlos die bedenklichen Äußerungen. Damit ist nicht gesagt, daß Bürgermeister Loos gegen den Schulneubau steht, nein - er wollte nur die Rückversicherung. Und die Entlastung bekam er. Meine Argumente und Anführungen waren durchschlagend überzeugend, so daß bei der geheimen Abstimmung folgendes Ergebnis sich zeigte

Anwesend 54 Bürger

Abgegebene Stimmen : 54 Stimmen

Für den Neubau : 50 Stimmen

Dagegen : 4 Stimmen

Somit stellte sich eine bedeutende Mehrheit hinter ihren Lehrer. Gottlob endlich war es geschafft.

Später einigte man sich noch über den Platz. Der Gemeinderat wird in einigen Tagen den Beschluß herbeiführen. Auf mein Anraten wird sofort ein Schulbauausschuß gegründet, dem ich angehören werde, um nun beschleunigt das Projekt voran zutreiben.

Ausschnitt aus der Zeitung

1960 / 61

Das neue Schuljahr wurde mit einem Kindergottesdienst in der Gemündener Kirche begonnen.

Kein Schüler wurde entlassen. 8 Kinder kamen in die Schule, 5 Knaben und 3 Mädchen.

Die Schule hat nunmehr 29 Kinder.

Zum Schulneubau ist zu berichten, daß der vorgesehene Bauplatz von der Bezirksregierung genehmigt wurde. Nach dem Pfingstfest wird nun der Architekt bestimmt, der die Zeichnung entwerfen soll, ebenso wird der Finanzierungsplan der Gemeinde hierzu aufgestellt.

Aus dem Elternbeirat scheiden zwei Mitglieder aus, da sie keine Kinder mehr in der Schule haben. Neue Herren werden bestimmt.

Auch zu Beginn des neuen Schuljahres werden neue Lehr - und Lernmittel angeschafft. Mit Hilfe der Gemeinde ein neues schuleigenes Filmgerät, die Bibliothek wurde erweitert, ebenso neue Reihen von Diasplatten für den Erdkunde - und Geschichtsunterricht wurden angeschafft.




Große Bestürzung herrschte im Dorfe als Bürgermeister Loos einen Schlaganfall erlitt. Dieser allseitig beliebte Herr hat sich um das Dorf große Verdienste erworben durch die Modernisierung der Gemeinde : Wassernetz, Herrichtung der Dorfstraßen, moderne Ortsbeleuchtung, Bachregulierung und die Anlage eines neuen Brandweihers, womit eine ideale Kombination geschaffen wurde, nämlich ein Becken, das zum Schwimmbecken für den schulischen Schwimmunterricht benutzt werden kann. Auch zeigte sich Bürgermeister Loos den schulischen Belangen aufgeschlossen und es wäre ein schmerzlicher Verlust, könnte er sein Amt nicht mehr ausüben. Gottlob befindet er sich aber auf den Wege der Besserung.


Da Westerburg Garnison geworden ist, ebenso Rennerod, so soll in der Gemarkung Winnen ein Schießplatz für die Garnisonen errichtet werden. Die gesamte Gemeinde sträubt sich heftig dagegen. Entsprechende Verhandlungen werden geführt. Nach Meinung des Lehrers dürfte alles Sträuben erfolglos sein. Harren wir der Dinge die da kommen.


Entgegen der Wetterprophezeiung ist das Klima in diesem Jahr hervorragend. Die gefürchtete Hitze des Vorjahres traf noch nicht ein. Die Früchte auf den Feldern stehen im besten Zustand da. Allgemein hat das Obst derart angesetzt, daß man auf eine Rekordernte rechnen kann. Wassermangel war bisher in der Gemeinde noch nicht zu spüren.


Neuerdings scheint die Motorisierung auch in Winnen ihren Einzug gehalten haben. Man sieht mehrere neue Traktoren und Autos in der Gemeinde laufen.


Mehrere Häuser wurden neu verputzt, so daß das Dorfbild einen noch schmuckeren Eindruck macht. Ganz besonders reizend sah Winnen im Blütenkranz seiner Obstbäume in diesem Jahr aus. Mehr und mehr wird es ein Ziel wandernder Kurgäste von Westerburg und Gemünden. Fröhliches Lachen und Treiben klingt aus den Fenstern der beiden Gastwirtschaften.


Möge dieser Friede auch in diesem Jahre erhalten bleiben, wenn auch unheimliche Schatten von den politischen „ Gipfeln „ diesen Dorffrieden zu überschatten drohen. Denn bis ins kleinste Dorf sind die Menschen beunruhigt von und über die düsteren Vorgänge der hohen Politik.



Winnen, den 29. Mai 1960



Siebenschuh












Auch in diesem Winter 1960 hielt die Schule zu Weihnachten ihren Elternabend. Alle Kinder waren daran beteiligt. Zum Vortrag kamen Gedichte und Lieder. Als Theaterstück wurde das Spiel „ Unselig Gold „ aufgeführt. Wie aus beigefügten Zeitungsausschnitt zu ersehen ist, war auch dieser Abend ein rechter Erfolg.




Im Jahre 1960 stand auch Winnen im Zeichen der Kommunalwahl. Da das schulische Wesen in der Gemeinde eh und je stiefkindlich behandelt wurde, entschloß sich der Lehrer, aktiv in die Dorfverwaltung und Führung einzugreifen. Bei der Wertung und Aufstellung entsprechender Liste gegen den bestehenden Gemeinderat zeigt sich, wie die Stimmung der Öffentlichkeit gegen die bestehende Vertretung, die schon 60 - 70 Jahre als Sippe die Zügel in den Händen hatten, war. Der angetroffene Bankerott des Schulwesens mußte wieder beseitigt werden. Sodann wurde bekannt, daß der beschlossene Schulneubau, bei einem Siege der alten Liste doch nicht durchgeführt werden sollte.

Nun war Hochalarm gegeben. Die Stimmung war innerhalb der beiden Listen zum Zerreißen gespannt. Die Gegenpartei -Freie Liste Dörscheln - entfachte einen Kampf in öffentlicher Wahlversammlung, wie er gemeiner und intrigienhafter nicht vor der Öffentlichkeit mehr geführt werden konnte. Der Lehrer stand im Brennpunkt unsachlicher und unmotivierter Angriffe, die jedoch von letzteren in ihrer Haltlosigkeit und Unsinnigkeit rasch widerlegt wurden. So kam endlich der Wahltag heran. Als das Ergebnis der Wahl abends bekannt wurde, hatte die Liste des Lehrers von 7 Sitzen im Gemeinderat 5 Sitze gewonnen - die Gegner 2. Damit hatte die schulfreundliche Seite die absolute Mehrheit. Da der Bürgermeister stimmlos gewählt wurde, obliegt dem Lehrer als 1 Beigeordneter die gesamte Führung des Dorfes. Der neue Rat hat folgende Mitglieder :

a) Loos, Hermann als Bürgermeister

1. Siebenschuh, Rudolf, Lehrer als 1. Beigeordneter

2. Ferger, Walter als 2. Beigeordneter

3. Wolf, Helmut als Gemeinderat

4. Meusch, Ernst „

5. Loos, Erich „

6. Klees, Gerhard „

7. Schönberger, Heinrich „

So wurde unter meiner Führung die Planung des Schulneubaues mit aller Macht betrieben und abgeschlossen. Winnen erhielt ab 1.12.1960 eine Verkehrsverbindung durch Auto Beul, Rehe. Die Feuerwehr wurde so ausgerüstet, Kampfanzug, Schläuche und Geräte, daß sie auch brandbekämpfungsfähig ist, der Friedhof wurde total erneuert und erweitert, mit einer hammerrechten Mauer versehen, das Schulgrundstück zum Neubau gekauft. Ebenso wurde ein Straßenzug mit einer Decke versehen. Zur internen Ausrüstung der Schule sei mitgeteilt,

Es wurde neu angeschafft :

1 Filmapparat

1 Diasapparat

1 Mikroskop

Raumlehrekörper, Diasplattenbestand wurde erweitert, 1 Tonbandgerät, Tonbände zu Diasreihen. Ebenso wurde die Schulbücherei erweitert.

Das Schuletat hatte ich von 250 DM auf 490 DM erweitert.

Zum Dorfgeschehen : Im Laufe des Winterhalbjahres fanden verschiedene Kultur-

abende statt. Träger dieser Angelegenheiten waren der Männergesangverein - Concordia -

und der Lehrer mit einer Lichtbildvortragsreihe.

Trotz allen gutgemeinten Anstrengungen für Schule und Gemeinde geben die Kontrahenten keine Ruhe und wirken weiter im Untergrund mit schäbigen und hinterlistigen Mitteln.

Was den Schulneubau betrifft, so versucht man immer noch, denselben durch Parolen und Unwahrheiten zu sabotieren, und, um den dörflichen Frieden zu stören.

Möge es endlich bald aufhören.

Winnen, den 1. Mai 1961

Siebenschuh



Am 1.4.1961 wurden 5 Schüler nach Erfüllung ihrer gesetzlichen Schulpflicht entlassen.

6 Neulinge - 4 Knaben, 2 Mädchen - wurden neu eingestuft. Die Gesamtschülerzahl

beträgt 33 Schüler


Winnen, den 15. Mai 1961


Siebenschuh


Sommer 1961

Die Hoffnung auf einen warmen, sonnigen Sommer hatte sich nicht erfüllt. Die schönen Tage konnte man zählen, ansonsten war das Wetter triste und regnerisch. Die Bauern haben liebe Not, ihre Frucht abzumachen. Die Kornernte liegt teilweise ganz flach am Boden und kann nur - abgesichelt - werden. 10 landwirtschaftliche Betriebe haben in diesem Jahre ihre Arbeit eingestellt. Erschreckend ist für ein Dorf von 310 Einwohnern diese rückläufige Landwirtschaft.


Schulisches Leben.

Schulneubau. Der Finanzierungsplan zum Schulneubau sieht folgende Beträge vor :


1. Eigenleistung : 5.000,- DM

2. Staatszuschuß: 85.000,- DM

3. Kreiszuschuß : 10.000,- DM

4. Landeszuschuß: 78.000,- DM

178.000,- DM


Inzwischen wurde der Gemeinde mitgeteilt, daß das Kultusministerium von Rheinland - Pfalz der Gemeinde Winnen einen Zuschuß von

DM 90.000,-

bewilligt hat. Erfreulich an dieser Summe ist, daß der Staat der Gemeinde mehr gab, als sie erbeten hatte. Der Chronist als 1. Beigeordneter und Initiator des Schulneubaues, steht nunmehr mit dem Kreisausschuß in Verhandlung, zusätzlich zu den 10.000,-DM Kreiszuschuß, noch DM 5.000,- ,die seiner Zeit die Renovierung der alten Schule gekostet hatte, bewilligt zu bekommen. Diese Verhandlung basiert auf einem Versprechen des Herrn Landrates an die Gemeinde.

Die Planung ist abgeschlossen, das Gebäude für den Neubau ist erworben. Sobald die Bezirksregierung in Montabaur die Baugenehmigung erteilt, kann das Werk gelingen u. beginnen.

Ebenso sei und ist zu berichten, daß durch Arbeit, Werbung und Einsatz des Chronisten als 1. Beigeordneter der Dorffriedhof in einen würdigen Platz verwandelt wurde. Eine neue hammerrechte Mauer, ein neues Tor und eine wohlgefällige Umzäunung bildet nun ein Bild der Schönheit. Die Wege wurden eingefaßt und mit Splitt belegt. Die alten Denkmäler wurden gerade gesetzt. Zur Pflege und zur Unterhaltung des Friedhofes wurde eigens eine Friedhofssatzung angelegt. Geplant ist noch, zur gleichen Zeit mit dem (Friedhof) Schulneubau, auch noch eine Leichenhalle zu erstellen.

Ein Schandfleck - und das war der alte Friedhof - ist beseitigt. Heute sind die Bewohner stolz und sehr beeindruckt, auch über die Leistungen ihres Lehrers für das Dorf.

Das Wirken des Chronisten in schulischer Hinsicht und in der Gemeindepolitik beweist, daß es einem Lehrer wohl ansteht, sich aktiv in der Gemeinde zu betätigen. Erst recht, da ein Lehrer im Dorfe sehr segensreich wirken kann.

Blättere ich in der Chronik zurück bis zu dem Zeitpunkt, da ich hier die Schulleitung übertragen bekam, so stellt auch der Leser fest, daß das, was ich vor 2 Jahren übernahm, ein totaler schulischer Bankrott war. Der Chronist war damals sehr unglücklich, zumal in der nassen Verkommenheit der Wohnung, des gesamten Schulhauses, die Familie, zwei Kleinkinder, laufend erkrankten. Da war für mich die Tatsache gegeben, mich nun an die Spitze des Dorfes zu stellen, um endlich in schulischer Hinsicht das zu schaffen, was man Schule nennt. Was hier war, das war keine Schule mehr, höchstens ein Gebilde, wie man es in den unterentwickelten Ländern antrifft.

Meine Aufgabe war mir in Winnen, also gestellt, und - das ist meine Lebensaufgabe. Man kann in solchen Verhältnissen wie ich sie hier angetroffen hatte, von einem Lehrer nicht 100 % igen Unterricht und 100 % ige Schülerleistungen verlangen, „ Denn, wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren ! „ Es hieß zunächst erst einmal wieder aufbauen, herrichten, anschaffen, Erstellung einer neuen Bildungsstätte, damit wieder bildende und erzieherische Arbeit geleistet werden könne, es hieß also, erst einmal die Voraussetzung für einen geordneten und modernen Unterricht zu schaffen, die Möglichkeit hierfür zu stellen.

Man mag dem Lehrer glauben, das ging alles nicht von ungefähr. Und die Zeit, die hierfür verwandt wurde - gewiß - schulisch gesehen war es am Unterricht ein Diebstahl - aber der Lohn , der bestimmt angezahlt wird, zeigt sich erst, wenn in neuer Umgebung, im neuerstandenen Schulhaus, in der neuen schulischen Situation, gearbeitet wird. Dann kann ein Lehrer hier wieder arbeiten. Vorher, bei einem ordnungsliebenden Lehrer, der seine Arbeit ernst nimmt, war es für ihn unmöglich.

Möge Gott, daß auch die vorgesetzte Dienstbehörde diese Bürde von Arbeit, und der damit verbunden gewesene Ärger und mancher Kummer anerkennt - auch die Schwierigkeiten berücksichtigt, die ein Lehrer, der solche fruchtbare Aufbauarbeit leistet, hat. Man sollte in so schwerer Zeit, und in einem Zeitpunkt solch unschöner und deprimierender Zustände erkennen, daß da ein 100 % iger Unterricht einfach nicht möglich ist. Jeder muß mir zusprechen, daß es schon ein Unterschied ist, eine ordentliche Schule übernehmen zu können und in ihr zu arbeiten - oder in einer Ruine.



Winnen, den 22. August 1961


Siebenschuh


















Wie alljährlich fand auch in diesem Jahre ein Weihnachtsspiel der Schuljugend statt.

Der beigeklebte Zeitungsbericht zeigt deutlich an, daß auch in diesem Jahre unser Weihnachtsspiel bis weit über das Dorf hinaus Anklang gefunden hat.


Zu Ostern wurden 2 Schülerinnen entlassen

1 Schüler wurde aufgenommen. Gesamtschülerzahl beträgt nun 34 Kinder

1 Kind ist katholischer Konfession


Siebenschuh


Im Laufe dieses Jahres wurde der ehrwürdige Pfarrer „Feierabend“ aus Gemünden pensioniert. Er stand nach 1945 hier in Gemünden. Viel Leid und Elend mußte er und seine Familie auf der Flucht aus dem Osten erleiden und erdulden. Das Winner Lehrerhaus stand in freundschaftlicher Beziehung zu dem Pfarrhaus. In einer schlichten Feier verabschiedeten die Lehrer aus Wengenroth, Berzhahn, Gemünden und Winnen den alten Pfarrer.

Die Schuljugend dieser Dörfer sangen und sprachen. Kollege „Schossau“ aus Gemünden sprach die Abschiedsworte und überreichte als Geschenk eine Reliefplastik mit biblischem Motiv.

Eine gewisse Zeit verging, bis nun unser Kirchspiel wieder einen Seelsorger hatte. Es ist heute Pfarrer „Menne“. Ein junger Mann mit junger Familie, der es glänzend versteht, durch Witz und wohltuende Frische während seiner Predigt die Menschen recht zu packen. So ist es eine erfreuliche Tatsache geworden, daß die Kirche heute sonntags voll ist. Und das will in der heutigen Zeit in unserer evangelischen Kirche schon etwas heißen (leider).








Vom Schulneubau ist auch wieder einiges zu berichten.

  1. Wie sie aussehen wird, zeigt das Modellbild auf der nächsten Seite.

Gottes Lob und Dank, ich habe es geschafft, daß nun eine neue Schule erstellt wird.

Unter den schlechtesten Wetterverhältnissen wurden die Baggerarbeiten begonnen. Es regnete unaufhörlich. Das Gebäude war recht bald eine Schlammwüste. Jegliches Material, aber auch die Menschen machten eine ungeheuerliche Zerreißprobe mit. Trotz allem, der Bagger löffelte ein Loch, vor dem einem Angst werden konnte. Die Straßen lagen 20 - 30 cm hoch voll Schlamm. Mit Feuerwehrschläuchen wurden abends die Straßen gesäubert. Es war eine wüste und böse Arbeit. Aber alles geht bekanntlich einmal vorüber, so auch diese Arbeit.

Regen, Regen und Nebel. Es ist ein Jammer. Unter solchen Umständen ein solches Gebäude zu erstellen, ist wirklich eine Kunst. Aber es geht weiter. Mit 2 Unternehmer wird gearbeitet. Das Schulgebäude wurde dem Unternehmer Karl Böckling, das Lehrerhaus dem Unternehmen Menk, beide aus Westerburg zugesprochen.

Weitere Arbeiten an dem Neubau wurden vergeben an.


1. Dacharbeiten : Herrn Walter Klees aus Winnen

2. Stahlarbeiten : Herrn Walter Ferger aus Winnen

3. Schreinerarbeiten: Herrn Arnold Wengenroth aus Winnen

4. Anstreicher : Herr Emil Schmidt aus Winnen

Herr Adolf Hof aus Winnen

5. Böden : Firma Schuhmacher aus Hachenburg

6. Fenster : Firma Schneider aus Hachenburg

7. Zimmerarbeiten, Schule: Firma Jäger aus Kaden

Firma Fein aus Obersayn



Sommer 1962

Immer haben wir noch Regenwetter. Der Petrus scheint es nicht gut mit uns zu meinen. Welch ein Ärger habe ich mit den Unternehmern, die furchtbar unter Arbeitskräftemangel zu leiden haben. Nur unter dem Einsatz meiner ganzen Persönlichkeit, durch laufendes Drängen gelingt es mir, den Bau weiterzutreiben.

Meine Bemühungen um die nötigen Zuschüsse haben Erfolg. So bekam ich vom Land „Rheinland-Pfalz“ 165.000,- DM, vom Kreis Oberwesterwald 15.000,- DM, an Zuschüssen für die Möbel 3.000,- DM. Die Gemeinde nahm als Landesdarlehen einmal 60.000,- DM und bekam nochmals 39.000,- DM vom Land bewilligt.



Wir haben Mittsommer 1962

Es wurde Richtfest gefeiert.

Als Bürgermeisterstellvertreter hielt ich die Ansprache. Zuvor wurde die Chronik hinter der Jahreszahl eingemauert. Viele Gäste waren anwesend. Zimmermannmeister Fein hielt den Richtspruch.

In meiner Ansprache betonte ich, daß die Kinder unser aller Reichtum sind, daher alles für unsere Kinder.

Anschließend fand ein gemütliches Beisammensein im Saale Schmidt statt. Hierzu waren alle Unternehmer und Werkkräfte eingeladen. Neben Freibier gab es heiße Fleischwurst mit Brötchen. Bis in später Stunde wurde gefeiert, weil sich am Ende noch viele

„Zaungäste“ aus unserem Dorfe einstellten.

Die Erntezeit macht der Bauwirtschaft sehr zu schaffen, weil die Maurer wegen ihrer persönlichen Feldarbeiten einfach der Arbeit fern bleiben.

Ein sehr trauriges Geschehnis muß ich hier niederschreiben, das unser schulisches Leben traf. Unser lieber Schüler - Reinhold Selke -ist in wenigen Wochen des Krankseins an Krebs verstorben. Ein blühendes Leben wurde durch diese heimtückische Krankheit brutal ausgelöscht. Zwei Tage vor seinem Tode besuchte ich ihn noch. Ein junges Leben, kaum begonnen, war mit 9 Jahren wieder verlöscht. Ein großer Leichenzug bewegte sich zum Friedhof. Alle Schulkinder trugen Blumen, die sie ihm als letzten Gruß ins Grab warfen. Meine Worte, die ich ihm zum Abschied sagen wollte, blieben mir vor Weh im Halse stecken. Mag auch das letzte Geleit eine gewisse Großartigkeit gezeigt haben, es machte unseren Reinhold nicht mehr lebendig.

Gott gebe ihm einen schönen Himmel !



Oktober 1962


Das Wetter hat sich doch noch geändert. Unablässig strahlt eine warme Herbstsonne, als wolle sie nun das Versäumte im Laufe des Jahres wieder nachholen. Selten erstrahlte der Wald in solchen herrlichen Farben, wie jetzt. Es ist eine Freude diese Großartigkeit der Natur zu schauen.. - Auch für unseren Neubau bedeutet dieses Wetter die Rettung, denn er geht zügig seiner Vollendung entgegen.

Aller Voraussicht nach kann zum 11. Nov. 1962 die Einweihung stattfinden.




Pressebilder zum Richtfest


Schuleinweihung am 11. November 1962


Bilder von der Einweihung

Eröffnungs. u. Festansprache des Schulleiters R. Siebenschuh

Von rechts nach links: Schulrat Hild, Landrat Lingens, Architekt Gösel

Der Herr Landrat spricht

Der Herr Schulrat spricht

Pfarrer Menne aus Gemünden spricht

Schlüsselübergabe durch den Altbürgermeister Herm. Loos

Schülerinnen beim Gedichtsvortrag. links: Hristel Hering (geb. Menges), rechts: Edelgard Gandor (geb. Neuser)

Gobusgeschenk des Männergesangvereins „Concordia“ durch den 1. Vors. Otto Neuser

Danksagung des Elternbeirates Rich. Schmidt

Blick auf die Festtafel






Presseartikel und bilder



Die Einweihung der neuen Schule

Termingemäß konnte die neue Schule am 11. Nov. 1962 eingeweiht werden. Wenn auch an diesem Sonntag der Wind eisig von Osten wehte, so ist es doch ein denkwürdiger Tag gewesen. Mittags um 14 Uhr verabschiedeten wir uns alle von der alten Schule. Nach einem Abschiedsgedicht überreichte ich dem Altbürgermeister Herrn Loos die Schulschlüssel, die über 102 Jahre im Besitz des jeweiligen Schulleiters und Hausherrn gewesen war. Inzwischen hatte sich an der neuen Schule schon eine große Festmenge eingefunden. Des kalten Wetters wegen fand der Festakt in der schönen Pausenhalle statt. Leider mußten viele Gäste draußen verharren.

Der Männergesangverein - Concordia - aus Winnen und der kirchliche Posaunenchor aus Gemünden gaben einen musikalischen Festrahmen. Ich übernahm als Schulleiter und 1. Beigeordneter die Festansprache. In ihr hob ich den Wert einer modernen Volksbildungsstätte in ihrer ethischen und sittlichen Verantwortung hervor, wie Genauigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit und Wahrheit.

Anschließend sprachen Landrat Lingens, Schulrat Hild und Pfarrer Menne aus Gemünden. Alle drei Ansprachen zeigten eine Einigkeit und Einmütigkeit über die Schönheit dieser neuen Bildungsstätte.

Nachdem der offizielle Teil ebendet war, lud ich viele geladene Gäste zu einem Festschmaus in die Gastwirtschaft Eisel ein. An festlich geschmückten Tischen konnte jeder Gast soviel essen und trinken, ebenso rauchen, wie es ihm Freude machte. Bis auf 2.000,- DM hatte die Gemeinde dafür bereitgestellt.

Den Schulkindern wurde im Saale Schmidt gedeckt, und sie machten sich dort gütlich.

Gegen 19 Uhr verließen uns dann der Herr Landrat, der Herr Schulrat und der Herr Pfarrer. Somit bekam „das Feiern“ persönlichen Charakter. Bis in die frühen Morgenstunden feierte die Bevölkerung die Einweihung der neuen Schule.

Am 12. Nov. 1962 hielten wir nun überglücklich unseren 1. Unterricht in dieser so herrlichen Schule.

Das Werk war geschafft.

Der Schulneubau mit Lehrerdienstwohnung und mit der gesamten Außenanlage belief sich auf rund 253.000,- DM

Mit 180.000,. DM war sie veranschlagt. Durch Lohnerhöhungen und Materialverteuerungen kamen die Gesamtlasten auf die oben erwähnte Summe.

Kostenaufgliederung :

Landesdarlehen : 99.000,- DM

Eigenkapital : 5.000,- DM

Zuschüsse Land : 105.000,- DM

Zuschüsse Kreis : 10.000,- DM

Die Differenz wurde von einer Bedarfszuweisung von 40.000,- DM, um die ich mich bemüht hatte, gedeckt.

Nach dem Finanzierungsplan sind die Darlehen in 14 Jahren ausgezahlt.

Parallel zum Schulneubau drängte ich auf die würdige Herrichtung des Friedhofes, der in einem menschenunwürdigen Zustand war. Unbegreiflich, daß Dorfeinwohner ihre Angehörigen auf einem derartigen verkommenen und verwahrlosten „Schuttplatz“ bestatteten. Appelle und Hinweise an und in die Bevölkerung rüttelten zur Besinnung auf. In gemeinschaftlicher Dorfarbeit wurden die alten Mauern, Bäume und die baufällige Gerätebude entfernt. Neue Wege wurden sauber angelegt und eingefaßt. Den Friedhof erweitert, gründlichst gesäubert. Nun konnte zur Erstellung der Leichenhalle geschritten werden. Im Sommer 1963 weihte ich sie ein. Herr Pfarrer Menne aus Gemünden gab den Segen. Groß war die Anzahl der Festgäste. Nun hat auch unser Dorf einen würdigen Friedhof. Geldsammlungen in der Bevölkerung halfen sehr zum Gelingen bei. Einige Quertreiber spielten nicht mit, so z.B. Herr Kreisinspektor Dörscheln, Herr Heinrich Schönberger,

Herr Ernst Klees - sogar Kirchenverstand.

Man muß sich wirklich über solche Menschen wundern. Aber nicht, daß sie das Werk verhindern wollten durch ihre Handlungsweise, nein, es war vielmehr Haß, Neid und politische Gegnerschaft, weil diese Herren oder ihre Verwandtschaft aus dem Gemeinderat abgewählt worden sind. Es sind eben sehr schlechte Verlierer und daher gefährlich.


Schülerbewegung 1963

Abgänge : 4 Schüler : 1 Mädchen 3 Knaben

Aufnahme : 6 Schüler 2 Mädchen 4 Knaben


Nachdem nun die alte Schule leer stand, bemühten wir uns im Gemeinderat, in derselben eine kleine Industrie für Frauenarbeit in sie zu verlegen. Doch alle Verhandlungen scheiterten. Auch der angestrebte Verkauf schlug bisher fehl. Kurz entschlossen wurde die Wohnung vermietet.

Den Schulsaal ließ ich herrichten und eröffnete in ihm einen Kindergarten. Mit den Eltern wurde eine diesbezügliche Interessengemeinschaft als Träger gegründet. Frau Ilse Müller aus Winnen übernahm diese Aufgabe. In der Bevölkerung wurde diese Maßnahme sehr begrüßt und die Kinder sind aus der großen Gefahr des Straßenverkehrs.


Sommer 1963

Dieser Sommer ist sehr heiß. Täglich brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel Es ist ein herrliches Badewetter. Es ist für Winnen ein Glück, daß genug Wasser vorhanden ist. Im Laufe diesen Sommers taten sich keine besonderen Begebenheiten, die aufzeichnungswert gewesen wären.


Winter 1963


Der Winter ist sehr kalt und schneereich. Herrliches Wetter für den Wintersport, was wir in der Schule auch gründlich ausnutzten. Neben unserer schulischen Arbeit üben wir jetzt für unsere Weihnachtsfeier. In diesem Jahre bringen wir ein eigenes Stück, ernst und voller Mahnung, die das Schicksal der heutigen Menschen erteilt. Vor überfülltem Saale sangen und spielten wir. Sehr beeindruckend war das „Große Spiel“. In der Presse wurde diese Arbeit sehr honoriert.


Schülerbewegung 1964

Abgänge : 3 Schüler : 2 Mädchen 1 Knabe

Aufnahme : 5 Schüler 5 Knaben


1964 war das Jahr zu den Kommunalwahlen. Der neue Kreistag und die neuen Gemeinderäte müssen gewählt werden.

Im Gemeinderat Winnen wurde entgegen meinen Vorschlägen beschlossen, Persönlichkeitswahl durchzuführen. Von meiner Partei wurde ich für den Kreistag nominiert.

Das Wahlergebnis ergab für Winnen :

1.) Zum Kreistag : SPD überwältigende Mehrheit

CDU 14 Stimmen

FDP 5 Stimmen

von 223 Stimmen


2.) Zum Gemeinderat : Persönlichkeitswahl

Stimmberechtigt : 223

Stimmabgabe : 219

Davon 164 Stimmen für R. Siebenschuh

132 Stimmen für H. Schönberger

danach folgten : Ernst Meusch

Richard Schmidt

Otto Neuser

Willi Rußert

Günther Schönberger


Ich freute mich sehr über das große und absolute Vertrauen das die Bevölkerung mir schenkte. Auf meiner Wahlversammlung (280 Leute) zeigte ich eine eigene Tonbildreihe :

Unser Dorf Winnen und seine Einwohner, 4 Jahre Arbeit haben eine Tonbilderchronik erstehen lassen über das Dorf Winnen und seine Einwohner und den kommunalen Leistungen, wie sie schöner nicht sein kann. Aus der Wahlversammlung wurde ein reines Dorffest. Derartigen Erfolg hatte ich selbst nicht erwartet.

Auch in diesem Jahr veranstalteten wir einen großen Weihnachtsabend. Wiederum sangen und spielten alle Kinder vor einem überfüllten Saal.

Auch in der Heimatpresse fand dieser Abend eine große Anerkennung.


Schülerbewegung


Zu Ostern wurden 3 Schüler entlassen,

davon 2 Mädchen und 1 Knabe

Aufgenommen wurden 6 Schüler

davon 3 Mädchen und 3 Knaben.







Schlußworte

Mein Film in Winnen ist abgelaufen. Wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel traf meine Familie und mich die Schreckensnachricht, daß wir zum 1.12.1964 nach St Goarshausen - ohne Wohnung versetzt sind. Wohl dem, der sich schulorganisatorisch aufopfert, wie ich es tat, der „Dank“ ist ihm gewiß.

Amen !



R. Siebenschuh






































Als Lehrer z. A. von der Pädagogischen Hochschule Worms kommend, trat ich hier am 1. Dezember 1966 meine erste Dienststelle an. Ich fand eine Klasse von 19 Jungen und 14 Mädchen vor. Sie gliederte sich folgendermaßen:

1. Schj.: 2 Knaben 2 Mädchen

2. Schj.: - „ 5 „

3. Schj.: 3 „ 2 „

4. Schj.: 3 „ 1 „

5. Schj.: 1 „ - „

6. Schj.: 1 „ - „

7. Schj.: 1 „ 2 „

8. Schj.: 3 „ 2 „

9. Schj.: 5 „ - „



Trotz der geringen Probezeit gelang es uns, die Eltern auch in diesem Jahr mit dem schon traditionell gewordenen Weihnachtsspiel zu erfreuen.





Sommer 1967


Infolge der Umstellung des Schuljahresbeginns wurden vor den Sommerferien 7 Jungen entlassen. Aufgenommen wurden 2 Jungen und 1 Mädchen

Schülerzahl : 14 Jungen und 14 Mädchen

Alle Schüler sind evangelisch.




Da die Schülerzahlen in den kommenden Jahren rückläufig sein werden und außerdem geplant ist, die Oberstufe ( 5. - 9. Schulj. ) an die Mittelpunktschule Westerburg abzugeben, wird über kurz oder lang mit der Auflösung der hiesigen Volksschule zu rechnen sein.

Im Juni führte uns ein Ausflug von Limburg durch das Ahr- und Wispertal am Rhein entlang nach Koblenz. Von dort ging es über Bad Ems wieder nach Hause zurück.

Für den diesjährigen weihnachtlichen Elternabend hatten sich die Unter- Mittel- und Oberstufe viel vorgenommen, denn alle wollten ein Spiel vorführen. Mit dem Stück

„Der Weihnachtskuchen“ schossen die kleinsten den Vogel ab, aber auch „Die Heinzelmännchen von Köln“ und „Pantoffel für Mutter Hollenbeck“ fanden viel Beifall. Umrahmt wurden die drei Aufführungen von Weihnachtsliedern und Flötenspiel.

Ein zum Bersten gefüllter Saal zeigt das große Interesse des ganzen Dorfes an den Darbietungen der Schüler.





Sommer 1968


Ein Ausflug am 27. Juni führte uns diesmal in östliche Richtung. Nach der Besichtigung des Wilhelmsturmes in Dillenburg schauten wir den Glockengießern in Sinn bei der Arbeit zu. Über Wetzlar kamen wir dann nach Braunfels, um das Schloß zu besichtigen. Den Abschluß dieses schönen Tages bildete ein Gang durch das Braunfelser Freigehege. Über Weilburg traten wir dann die Heimreise an.

Mit der Entlassung von 2 Mädchen und 3 Jungen aus dem 9. Schuljahr wurde die Oberstufe der Volksschule Winnen aufgelöst.

Von nun an wird das 5. - 9. Schuljahr die Mittelpunktschule Westerburg besuchen. Zugleich wurde der Schuletat drastisch gesenkt.

Aufgenommen wurden 6 Mädchen und 3 Jungen.

Schülerzahl 15 Mädchen und 7 Jungen.

Alle Schüler sind evangelisch.


Sommer 1969


Es gingen 6 Mädchen zur Hauptschule Westerburg ab.

Neu aufgenommen wurden 1 Mädchen und 5 Jungen. 1 Junge ist zugezogen

Schülerzahl : 10 Mädchen und 13 Jungen, davon sind 22 Schüler evangelisch und 1 Junge katholisch.