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Schuljahr 1950/51


Zum erstenmal nach 15 Jahren begann das Schuljahr 1950/51 wieder am 1. April 1950. Es wurden gleichzeitig 10 Kinder in das 1. Schuljahr aufgenommen. Somit betrug die Schülerzahl 51 Kinder.

Am 7. April zeigten die Schülerinnen in einer Handarbeitsausstellung die Arbeiten des verflossenen Jahres. Die Knaben stellten ihre Zeichnungen, Skizzen, Klebearbeiten u. Bastelarbeiten aus. Die Ausstellung wurde rege besucht und fand das Lob der Eltern u. Besucher.

Den Jahresausflug unternahm die Schule mit einem Omnibus nach Weilburg - Saalburg - Frankfurt - Wiesbaden - Limburg - Winnen. Das Schloß zu Weilburg gefiel den Kindern sehr. Der Zoo jedoch machte das meiste Interesse u. brachte den Kindern große Freude.

Einige Mütter und Herr Lehrer i.R. W. Scherf fuhren mit. Für die Landkinder bedeutet solch eine Fahrt sehr viel und öffnet ihnen den Sinn für die Weite der Welt. Daneben machten wir eine Wanderung nach dem Dreifelder Weiher, in die Kroppacher Schweiz u. in die Holzbachschlucht. Eine Radfahrt nach Guckheim u. die Besichtigung der Freilichtaufführung „ Die Jungfrau von Orleans „ brachte den Kindern ein schönes Erlebnis. Am 16.7. nahmen die 10 - 14 jährigen an den vorgeschriebenen Sportwettkämpfen in Pottum teil und wurden davon 14 Sieger.

Am 31.8.1950 wurden 2 Mädchen und 3 Knaben aus der Schule entlassen. Eine schlichte Entlassungsfeier im Beisein der Eltern, des Elternbeirates u. des Schulvorstandes verabschiedete die Kinder.

Am 25.10.50 fand eine Revision durch Herrn Schulrat Doll statt.

Mit Einbruch des Winterhalbjahres begann das kleine „ Schülerorchester „ wieder seine Proben. 10 Blockflötenspieler, 2 Zitherspieler, 2 Akkordeonspieler und 1 Geigenspieler stellten für die Advents - und Weihnachtszeit schöne Musikstücke zusammen u. probten

wöchentlich 2 mal.

Am 6.12.50 trat die kleine Spielgemeinde in einer Adventsfeier erstmalig an die Öffentlichkeit.

In diesem Jahr wurde nach langer Zeit der Schulraum wieder neu getüncht Der Sockel bekam einen anderen Ölanstrich und die Wände und Decke wurden anders gestrichen. Die Fensterrahmen an gesamten Schulgebäude wurden gleichfalls neu gestrichen. Die Schülerbibliothek wurde ergänzt und wird rege benutzt.

In Gemeinschaft mit dem hiesigen Gesangverein veranstaltete die Schule an Weihnachten eine harmonische und inhaltsreiche Feierstunde.

Im neuen Kalenderjahr 1951 begann der Unterricht am 8. Januar. Trotz des starken Frostes u. der anhaltenden Kälte wurde bis zum 16. März ununterbrochen Unterricht erteilt. Am................, den...............März fand nochmals eine Revision durch Herrn Schulrat statt. Alle Kinder wurden versetzt.

Aufgenommen wurden in das 1. Schuljahr 2 Knaben.



Am 3: April ist Beginn des

Schuljahres 1951/52


Aufgenommen wurden 2 Jungens und 1 Mädchen

Im Frühjahr wurden mehrere Wanderungen unternommen. Im Sommer machten wir eine Omnibusfahrt nach dem Laacher See und der Mosel. Bei einem Elternabend wurde Colbergs Balladenspiel „ Die Schnitterin „ gespielt.Eine Aufnahme der Klasse wurde am 12.8.1951 am Ehrenmal gemacht :

Stärke : 54 Kinder

Entlassen wurden am 31.8.1951 : 8 Jungens u. 3 Mädchen


Am 12. 8. 1951 am Ehrenmahl



Am 31.8.1951 fand eine schlichte Entlassungsfeier statt. Die Eltern, der Schulvorstand und Elternbeirat nahmen daran teil. Mit den besten Wünschen wurden die 11 Jugendlichen ins Leben entlassen.

Vom 1. 9. - 27.9. waren alle Schulen auf Anordnung der Regierung wegen des starken Auftretens der spinalen Kinderlähmung geschlossen worden.

An Weihnachten fand eine schlichte Feier im Saal statt, die Eltern und Kinder harmonisch vereinte. Den musikalischen Rahmen gab der Schülerchor und das Schülerorchester.

Ein später aber starker Winter, setzte im Februar 1952 ein. Starke Schneefälle versperrten Straßen und Wege.

Am 1. April wurde 1 Mädchen neu aufgenommen.

Ein weiterer Elternabend wurde noch am Ende des Schuljahres abgehalten. Der Reinerlös der 2 Veranstaltungen floß dem Denkmalsfond zu. Im ganzen haben die Schulkinder

180 DM für 3 neue Platten mit den Namen der Gefallenen und Vermißten des Dorfes erarbeitet.

Es sei hier noch erwähnt, daß für die entlassenen Jungens und Mädchen sehr wenig Lehrstellen sich bieten. Die meisten sind arbeitslos und helfen nur im Hause u. in der Landwirtschaft.

Im Winter 1951/52 kamen sie jedoch wöchentlich einmal in die Schule zur Jugendstunde zusammen. Dort wurden sie von mir unterwiesen in Dingen für das tägliche Leben.


31.2.52 Albert Nold






Schuljahr 1952/53


Der Sommer dieses Jahr war sehr heiß. Ab 10 Uhr war ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ( 35° im Schatten ) Neben mehreren Fußwanderungen wurde ein großer Ausflug nach dem Niederwalddenkmal durchgeführt! Am 25.8. wurden die Handarbeiten und Zeichnungen erneut ausgestellt. Am 30.8.1952 kamen 3 Jungens und 3 Mädchen zur Entlassung.

Ab 1.9.1952 ist die Klassenstärke auf 38 Kinder zurückgegangen. Am 7. September 1952 wurden die 3 neuen Platten am Ehrenmal auf der Secker Höhe feierlich eingeweiht. Da mein Vorgänger im hiesigen Amt, im Juli 1930 das Ehrenmal in der Chronik genau schildert und die Einweihung schriftlich niederlegte, soll dies nachstehend auch geschehen.


I. Eine Feierstunde zu Ehren der Gefallenen u. Vermißten von Winnen am Sonntag

den 7.9.1952 14 Uhr:

Herr Pfarrer Hild aus Westerburg hielt die Gedenkrede. Die Stadtkapelle Westerburg nahm mit 30 Musikern an der Feier teil. Der hiesige Männerchor u. der Frauenchor umrahmten die Feierstunde. Schulkinder trugen Gedichte vor. Herr Richard Schmidt, Winnen enthüllte die neuen Tafeln und las die Namen vor. Herr Bürgermeister Loos übernahm das Denkmal in den Schutz der Gemeinde.


Schülerzahl 38 Kinder


Winnen, den 31.3.53

Albert Nold

Bild des erneuerten Ehrenmahls


Schuljahr 1953/54


Im Sommer wurde viel gewandert u. eine Busfahrt nach dem Feldberg und Frankfurter Zoo unternommen.. An den Sportwettkämpfen nahmen die 10 - 14 jährigen in Willmenrod teil.

Mit dem Entlassungsjahrgang wurde auf der Loreley Hebbels „ Nibelungen „ besucht.

Die Entlassungsfeier fand am 30.8. statt. 4 Knaben u. 3 Mädchen kamen aus der Schule.

Die Weihnachtsfeier hatte mehr Musik Charakter. Das kleine Schülerorchester musizierte und der Schulchor sang dazu. Eine Handarbeitsausstellung fand im Monat März statt. !

Monatlich hielt der Schulleiter mit den Eltern eine Elternversammlung ab.

Eine Revision durch Herrn Schulrat Blum, Westerburg, war am 15.9.53 von 8 - 12 Uhr.


Aufgenommen : -----

Entlassen wurden : 1 Mädchen u. 2 Knaben

Schülerzahl : 34

Winnen, den 31.3.54 Albert Nold


Schuljahr 1954/55


Im Sommer nahm die Schule an den Bundesspielen teil. 2 Jungens und 1 Mädchen wurden ausgezeichnet. Im August fand eine Leistungsprüfung des Entlassungsjahrganges statt.. Am 31.8. wurden 2 Mädchen u. 3 Jungens entlassen.

Ausflug wurde unternommen nach der Loreley, mit der Schule Berzhahn, wo Schillers „ Wilhelm Tell „ gesehen wurde.

An Weihnachten spielten die Kinder „ Das Lied der Weihnacht „

Die Handarbeitsausstellung fand im März statt.

Die Gemeinde läßt in diesem Jahr eine Wasserleitung bauen und die Straße teeren. Damit ist ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen.

Aufgenommen wurden : 4 Mädchen

Schülerzahl : 34 Kinder

Elternbeirat u. Schulvorstand hielten eine Besprechung statt.

Winnen, den 31.3.55

Albert Nold


Schuljahr 1955/56


In diesen Schuljahr mußte der Lehrer für 6 Monate wegen Erkrankung dem Unterricht fernbleiben. Vertretung hielten Herren : Schweitzer Westerburg, Helber Westerburg, Lamy Gemünden.

Am 1 Oktober 55 übernahm der Klassenlehrer wieder den Schulbetrieb.

Im April 1955 wurde das Schulgebäude von außen neu gestrichen und der Schulsaal erhielt neuen Anstrich. Die fast 100 jährige Schule sieht daher noch recht ordentlich aus.

An Weihnachten spielten die Kinder das Spiel „ Bergkristall „ was den Eltern sehr gut gefiel. Im März 1956 fand eine Handarbeitsausstellung ab.

Die Bezirksregierung stellte 200 DM für die Anschaffung von Sportgeräte zur Verfügung. Ein neuer Sportplatz soll angelegt werden.

Aus der Schule kam Ostern 1956 ein Mädchen.

Aufgenommen wurden 2 Knaben und 2 Mädchen

Der Gesundheitszustand der Kinder war sehr gut, trotz des sehr strengen Winters !

Schülerzahl : 31

Winnen, den 31.3.56

Albert Nold


Schuljahr 1956/57


Das Schuljahr begann normal. In den Osterferien war von der Gemeinde ein kleiner Sportplatz genehmigt und von der Jugend angelegt worden. Er befindet sich auf der „ Tuchwiese „ Nun kann regelmäßig Sport betrieben werden. Wir machten die 1. Wanderung in die Holzbachschlucht, die 2, ins Nistertal bei Höhn.

Ein erweiterter Schulausschuß wurde gebildet

Im Sommer ging der große Ausflug über den Gr. Feldberg nach Frankfurt/M, Zoo,

Rhein- Mainflughafen.

Am 31.8.56 wurden 3 Jungens und 1 Mädchen entlassen.

Der diesjährige Sommer war völlig verregnet, Mißernte.

Am 20.12.56 veranstaltete die Schule die Weihnachtsfeier ( „ Heilige Weihnacht „ )

Die Teilnahme der Oberstufe im Sommer 57 auf der Insel Wangerooge (Schullandheim)

wurde von den Eltern und der Gemeinde beschlossen.

Schuljahr 1957/58


Am 30. April Beginn das Schuljahres. Klassenstärke : 29 Kinder

Vom 5.8. - 28.8.57 besuchten 15 Mädchen und Jungens der Oberstufe das Schullandheim auf der ostfr. Insel Wangerooge. Es war für alle ein großes Erlebnis.

Elternabend darüber wurden im November 57 in Winnen, Pottum, Rehe und Hirtscheid durchgeführt.

Vor der Abfahrt im Schulhof

Konzert im Rosengarten 18.8.57

Am 10.12. Besuch einer Weihnachtsmärchen-Vorstellung im Staatstheater Wiesbaden.

Am 21.12. Weihnachtsfeier im hiesigen Saal „ Die Männlein vom Waldsee „


Am 15.3.58 fand ein Elternabend statt. Gespielt wurde die Tell-Handlung. Alle Eltern waren begeistert. Dieter Janz spielte mustergültig den „ Tell „ und Friedhelm Schmidt war als „ Geßler „ sehr überzeugend. Als Walter Tell gefiel besonders Harald Nold.

Anschließend Schülerquiz.

Am 16.3.58 Handarbeits- und Zeichenausstellung. Ende des Schuljahres : 28. März 1958

Entlassungsfeier um 10 Uhr unter Anwesenheit der Eltern

Es wurden 4 Mädchen und 5 Jungens entlassen

2 Mädchen kommen zur Realschule

3 Kinder sind aufgenommen worden

Unsere Schule hat nur noch 18 Kinder

Albert Nold


Bilder vom Wangeroog-Abend

Singchor + Instrumentgruppe: Winnen-Pottum-Rehe-Hirtscheid

A. Nold bei der Begrüßung

H. Schmella am Wangerooge-Film

Fr. Schmella + H. Bonnert b. Duett „Ach ich hab…“


Schuljahr 1958/59


Am 15. April begann des neue Schuljahr. Aufgenommen wurden 1 Mädchen und 2 Knaben.

Der hiesige M.G.V. „ Konkordia „ begann sein 50 jähriges Jubiläum am Pfingstfest.

Herr Lehrer i.R. W. Scherf, der ihn 1908 gründete, war anwesend und war das Fest sehr schön.

Bei der Ausgestaltung und den Vorbereitungen halfen die Schulkinder fleißig .

Festzug am Pfingstsonntag

Im Monat Juni wurde die Schule 14 Tage geschlossen, da fast alle Kinder an Masern erkrankten.

Wanderungen wurden gemacht nach:. Fuchskaute, Dreifelder Weiher und eine Bus-Fahrt zur Dill und Lahn.

Am Volkstrauertag trugen Knaben Gedichte auf.


Am 28.11.58 verläßt der Lehrer das Dorf Winnen. Er wirkte hier 11 Jahre und 5 Monate.

Freud und Leid wurde mit der Gemeinde getragen. Möge der Nachfolger ebenso schaffen und tätig sein in der Schule, wie auch im Dorf und die Dankbarkeit der Gemeinde ist ihn gewiß. Nörgler gibt es überall und man muß mit den Fehlern der anderen fertig werden.

Daß hier keine Verkehrsverbindung besteht und die Dienstwohnung zu wünschen übrig läßt, ist der Grund meines Scheidens !

Gott befohlen !

28.3.58 Albert Nold




Immer aufmerksam, immer denken, immer lernen, - darauf beruht der Anteil, den wir am Leben nehmen - das erhält die Strömung des unseren und bewahrt es vor Fäulnis. Und so gut wie vom „ Lieben und Irren „ läßt es sich sagen:

„ wer nicht mehr strebt, wer nicht mehr lernt, der lasse sich begraben. „

Konfutius




Zum 1. Dezember 1958 wurde ich auf Verfügung der Bezirksregierung in Montabaur von Wahlrod bei Hachenburg an die hiesige Stelle als einziger Lehrer versetzt. Mein Umzug vollzog sich innerhalb eines Tages, was sehr hart für meine Familie war, zumal mit zwei kleinen Kindern. Einige Tage später fiel Schnee und das Wetter wurde sehr unfreundlich. Nunmehr waren wir doch froh, daß der Umzug vollzogen war. Ich war bei meiner Ankunft angenehm überrascht, ein so sauberes und nettes Dorf vorzufinden. Die jungen Männer Winnens halfen tatkräftig beim Entladen des Möbelwagens mit. So waren die ersten Tage neben dem Unterricht mit viel Arbeit angehäuft. Da ich noch nie vor einer einklassigen Schule stand, ging ich doch mit einem Herzklopfen an die neue Arbeit. Doch nach 14 Tagen hatte ich mich schon gut eingearbeitet, und es ging alles viel besser als ich anfangs gedacht hatte. Die Kinder sind gut erzogen, so weit es die Umstellung auf den neuen Lehrer betrifft, gut gefördert. Jedoch muß ich beanstanden, daß keinerlei Anschauungsmaterial vorhanden ist. Die Lehrerhandbücherei für den notwendigsten Unterricht ist sehr dürftig. Das Klassenzimmer und der Schulaufgang in einem unwürdigen Zustand. Die Wände sind beschädigt, die Klassendecke rußgeschwärzt und blättert über dem Ofen ab, von fünf Klassenlampen sind drei zerschlagen, ein unmögliches altes Modell von Ofen verschandelt ebenfalls den Raum. Ebenfalls sind die Bänke von „ Anno Dazumal“ und sind kaum noch benutzungsfähig, - reif als Brennholz. Eine gebrauchsfähige, der heutigen Zeit entsprechende Schülerbücherei ist nicht vorhanden. Das Vorhandene hat nur noch den Wert von Altpapier. Im Schulschrank befindet sich nur altes Lehrmaterial, zerschlagene Überreste alter Physikgeräte und eine Unmenge sinnloser Theaterpartituren. - Niedergeschlagen stand ich vor solch einem Erbe. Es wurde mir klar, daß ich hier gewaltige Aufbauarbeit zu leisten hatte. Beim Aussortieren blieb sehr verschwindend wenig brauchbares Material übrig. Mit Sportgeräten ist die Schule nur für den Sommer ausgerüstet. Alle Geräte sind im gutem Zustand und zum Teil neu.

Ich führte nunmehr sofort Verhandlungen mit dem derzeitigen Bürgermeister Herrn Loos. Ich fand in ihm ein schulfreundliches Dorfoberhaupt und wir hatten gleich einen guten Kontakt miteinander. Trotzdem die Gemeinde erst vor einiger Zeit gewaltige Auslagen an Kanalisation, Wasserleitung und Hausanschlüssen, sowie an der Anlage einer modernen Ortsbeleuchtung hatte, wurde in folgenden Punkten meinem Ersuchen entsprochen:

1. Sofortige Erneuerung der Klassenbeleuchtung nach Vorschrift.

2. In den Osterferien werden der Schulaufgang und das Klassenzimmer neu gestri- chen und in einen würdigen Zustand versetzt.

3. Über die Anschaffung der erforderlichen Lehr - und Lernmittel verfüge ich, ebenso über die Verwendung des gesamten Schuletat.

4. Im neuen Rechnungsjahr sollen moderne Physikgeräte angeschafft werden, eben- so eine moderne Geschichtsleiste.

5. Zum 100 jährigen Bestehen neue Bänke etc.





In allen Punkten wurde mir Unterstützung und volle Freiheit für die schulischen Belange zugesichert und versprochen. - So steht die augenblickliche Situation.

Wie stand es mit der Dienstwohnung bei meinem Dienstantritt ? Die Wohnung ist an sich gemütlich und warm. Das ist aber auch alles. Sehr bedauerlich ist der unhaltbare Zustand der nassen Wände. Das ganze Haus ist naß und feucht. Auch einige Isolierarbeiten schaffen diese Tatsache nicht aus der Welt. In einer Küchenecke tropft sogar das Wasser aus dem Gemäuer. Am schlimmsten ist dieser Zustand im Schlaf- und Kinderzimmer. Obwohl Abhilfe geschaffen wird, soll man an diesem ausgedienten „ Kasten „ nicht mehr unnötig Geld hängen. Man sollte sich entschließen, eine neue Schule zu bauen. Diesen Plan zu verwirklichen soll in Zukunft meine vornehmste Aufgabe sein.

Bei meinem Dienstantritt fand ich im Wohnzimmer, das sehr verwohnt ist und im Frühjahr 1959 gemacht wird, einen neuen Ofen vor. In der Küche fehlt der Kochherd. Er wurde auf mein Drängen hin von der Gemeinde sofort neu angeschafft. Ebenso wurde die Küche, die einen Steinboden hat, neu ausgelegt. Vor 2 Jahren wurde ein WC und ein Bad eingerichtet. Die Küche war neu hergerichtet. Was jedoch die Waschküche betrifft, befindet sie sich in einem katastrophalen Zustand. Auch hier drängte ich auf Abhilfe. Der Keller ist soweit trocken, traf ihn aber in einem unmöglichen und verdreckten Zustand an, ebenso den Niedergang zum Keller in dem Hof. Ebenso müßte der Speicher gründlich entrümpelt werden.

Zusammenfassend will ich über das Gesamtbild der Schule und der Dienstwohnung festgestellt halten, daß sich der ganze Komplex in einem schweren derangierten Zustand befindet, das nördliche Dach noch nicht einmal mit Schiefer abgedeckt ist. Einen Teil dieser unwürdigen Mängel werden beseitigt, damit der Lehrer mit seiner Familie wenigstens etwas menschenwürdig wohnen kann. Nochmals betone ich, daß ein Schulneubau dringend erforderlich ist.

Nachdem nun das Negativum niedergeschrieben ist, soll aber auch das Positivum zur Geltung kommen. Den Eindruck, den die Schülerinnen und die Schüler auf mich machten, war gut. Sie sind folgsam, lernfreudig, sauber und höflich. Die Bevölkerung ist freundlich und entgegenkommend. Sie zeigt reges Interesse an schulischen Dingen, was zur Hoffnung auf gute Zusammenarbeit bietet. Die Schüler arbeiten im Unterricht rege mit und zeigen sich den Anforderungen ihres neuen Lehrers zugänglich. Es ist ein erfreuliches Arbeiten mit ihnen. - Im Augenblick beträgt die Gesamtschülerzahl 18 Kinder. In den kommenden Jahren steigt die Zahl jedoch.

Persönliches: Am 6.12.1958 wurde mir und meiner Familie durch den hiesigen Männergesangverein unverhofft und überraschend eine Ehrung zuteil. Man begrüßte uns durch zwei hervorragend gesungener Lieder. Mein Vorgänger, Herr Nold, kam eigens aus Korb und dirigierte diese gesangliche Darbietung. Er ist der augenblickliche Dirigent. In einer Ansprache wurde das Lehrerpaar begrüßt und willkommen geheißen. Meine Dankesworte waren auch dementsprechend.


Winnen, den 17. 12. 1958


Rudolf Siebenschuh.









Die Wintermonate 1958 - 59 in dieser nassen und ungesunden Dienstwohnung brachten viel Kummer und Ärger in die Lehrersfamilie. Durch die Nässe verzogen sich die Möbel, die Wäsche auf Betten und in den Schränken war klamm und feucht, und das Wasser tropfte von den Wänden. Es konnte gar nicht genug geheizt werden, um einigermaßen trocken zu sitzen. Befürchtungen traten ein. Die Lehrersfrau zog sich Rheuma zu, der Lehrer bekam Ohrenleiden, das selbst nach 4 Monaten noch nicht behoben ist. Als Krönung erkrankten beide Kleinkinder an Lungenentzündung. Um diesen Übelstand der nassen und verkommenen Wohnung abzustellen, der schon Jahrzehnte bestand, stellte ich ultimativ die Forderung auf Beseitigung dieser Mißstände. Ich forderte daher :

1. Trockenlegung und totale Renovierung der Dienstwohnung.

2. Die Klasse nebst des Schulflures in tadellosen Zustand zu versetzen.

3. Anschaffung neuer Tische und Stühle für die Klasse.

Alles befand sich in einem derartigen verkommenen und verdreckten Zustand, der jeder Beschreibung spottete. Der Speicher war ein Arsenal von Unrat und Abfällen. Ebenso war es im Keller. Der Lehrersfamilie blieb es nun überlassen, den Schmutz zahlreicher Vorgänger zu entfernen. Und es wurde gründlichst gesäubert. Da die Gemeinde nicht in der Lage ist, die Renovierungskosten alleine zu tragen, formulierte ich einen Antrag, unterschrieben vom Bürgermeister an den Landrat des Oberwesterwaldes, indem um einen Zuschuß von 5 - 6000 DM gebeten wurde. Auf meine kategorische und hartnäckige Vorstellung zur Arbeitsaufnahme in der Schule wurde sofort nach der Genesung meiner Kinder damit begonnen. Neue und damit trockene Wände wurden eingezogen, die gesamte Dienstwohnung neu gestrichen, tapeziert und sehr gut ausgebessert. Ebenso wurde der Schulflur und die Klasse hell, freundlich und modern hergerichtet. Es ist nun eine Augenweide, sieht man diese Neuerungen im Vergleich zu dem ehemaligen „ Stall „.

Zur Erlangung der Kreisgelder drängte ich auf Besichtigung der Wohnung durch den Kreis um die Notwendigkeit der Arbeiten nachzuweisen - ebenso um die Notwendigkeit der erbetenen Zuschüsse. Die Besichtigung fand leider erst zu einem Zeitpunkt statt., da die Arbeiten schon halb fertig waren. Dadurch konnte auch kein klares Bild über die Ausmaße der Dringlichkeit und über die entstehenden Unkosten mehr gebildet werden. Die Besichtigung fiel derart unbefriedigend aus und stand ganz im Gegensatz zum 1. Antrag, daß ich mich veranlaßt sah, neuerdings durch die Gemeinde einen Neuantrag mit der Schilderung der unzugänglichen Besichtigung durch den Kreis beim Landrat einzureichen.

Wie auch der 1. Antrag wurde das 2. Schreiben ganz sachlich, höflich, aber konsequent gehalten. Eine Entscheidung steht nun noch aus. da der Kreisausschuß vor den Landtagswahlen 1959 noch nicht zusammengetreten war. Es wurde ums aber von Seiten des Landrates Hilfe zugesichert.

Vorerst habe ich aber ein Teilziel voll und ganz erreicht, das innere Schulhaus ist wieder würdig, eine Schule genannt zu werden. Unter anderem machte ich in Form von Spenden Gelder mobil, die es mir ermöglichten, Neuanschaffungen zu tätigen.

1. eine neue Wandklapptafel 167,00 DM

2. eine neue Nähmaschine 318,00 DM

3. ein Bücherregal 40,00 DM

4. neue Vorhänge 47,00 DM

5. 5 neue Lampen 190,00 DM

6. 2 Wandbilder 14,00 DM

7. 1 elektrophysik Lehrkasten 129,00 DM

8. 1 Chemiekasten nebst Trafo 120,00 DM

9. Lehrbücher für die Hand des Lehrers 340,00 DM

1066,00 DM


Von dieser Summe belastete ich die Gemeinde nur mit 310,00 DM. Alles andere bestritt ich von meinem Spendefond. Alle diese Neuanschaffungen waren für einen ordentlichen Unterricht nötig, und es folgen noch weitere Erneuerungen. Leider traf ich nichts Brauchbares bei meiner Übernahme dieser Schule an, als nur unbrauchbares und veraltertes Material.

Da die Gemeinde in den nächsten Jahren noch nicht in der Lage sein dürfte, eine neue Schule zu bauen, selbst mit Hilfe von Landeszuschüssen nicht, mußte ich versuchen, diese 100 jährige Schule wieder bildungsfähig zu machen. Das ist mir in der Zeit vom 1.12.1958 - 1.4.1959 zum größten Teil gelungen. Es wurden weiterhin durch Spendengelder angeschafft :

1 Mikroskop

1 Satz Anschauungskörper für Raumlehre

1 neue Heimatkarte des Oberwesterwaldkreises

1 Tafeltreppe

1 neuer Klassenofen

2 Wandbilder

Trotzdem bleibt mein vornehmstes Ziel ,der Schulneubau. Immer wieder weise ich darauf hin und bereite die Bereitwilligkeit hierfür systematisch vor.

Am 5.4 1959 führte ich in den Osterferien einen Elternabend durch. Damit leitete ich das neue Schuljahr ein. Es wurden geboten.

a) Gedichte

b) gesanglische Darbietungen

c) turnerische Darbietungen in Unterrichtsform

d) Märchenspiel : Schneewittchen

Die Kinder arbeiteten sehr freudig mit; ebenso freuten sich die Zuschauer über die kleine Künstlerschar. Den Erlös verwendete ich für Neuanschaffungen.

Am 1.4.1959 wurden : 2 Knaben - Mädchen entlassen.

Neuaufnahme : 5 Knaben - Mädchen

Die Gesamtschülerzahl beträgt nun 21 Schüler, davon 14 Knaben u. 7 Mädchen.


Der 1. Schultag wurde mit einem Schulgottesdienst begonnen. Anschließend bekamen die Neulinge ihre „ Zuckertüte „ , eine erstmalige Handlung in Winnen. Stolz ließen die Mütter ihre Buben damit fotografieren.

Winnen, den 19.4.1959 Siebenschuh Lehrer

Bilder vom Elternaben 5.4.1959


Kinder singen

Kinder turnen

Schneewittchen bei den Zwergen

Waldscene

Königin und Jäger

Schlußbild

Mitte Mai 1959 ging über Winnen ein schweres Gewitter nieder, das aber keinen Schaden anrichtete. Nur in der Schule regnete es derart durch das Dach, daß sich augenblicklich ein großer Wasserflecken an der neuhergerichteten Decke des Klassenzimmers bildete. Sehr zu meinem Ärger. Ich wurde beim Bürgermeister Loos vorstellig. Sofort wurde der Schaden auf dem Dache behoben. Jedoch teilte der Dachdecker mir mit, daß weitere Reparaturen unsinnig seien, da durch das Draufherumklettern mehr zerstört würde, als man gut machen könne, das Dach läge auf der Ostseite schon 100 Jahre und hätte ausgedient. Ich beauftragte daher den Dachdecker, Herrn Klees aus Winnen, mir so schnell wie möglich einen Kostenvoranschlag zur Neubedeckung des Daches einzureichen, was er auch tat. Er betrug 2500 DM. Mit der entsprechenden Unterschrift des Bürgermeisters versehen, brachte ich dieses Schreiben persönlich zum Herrn Landrat. Damit wollte ich erreichen, daß auch der Herr Landrat von der Notwendigkeit eines Zuschusses in der erbetenen Höhe von 5 - 6000 DM überzeugt sei. Nun muß ich den Beschluß des Kreisausschusses abwarten.

Es sei noch festzuhalten, daß ich durch meine Anträge folgende Überlegung anstellte :

Ich persönlich glaube nicht, daß der Kreis 5 - 6000 DM für den erbetenen Zuschuß erstattet, da es sich um einen 100 jährigen Bau handelt, für den eine solche Auslage sich nicht mehr lohnt. Ich will aber durch meine Anträge erreichen, daß der Kreis einen Schulneubau für dringend erforderlich hält, und so den nötigen Druck durch Beschluß im entsprechenden Kremium auf die Gemeinde ausübt, daß sie sofort zum Schulneubau gezwungen wird - nicht erst in 4 - 5 Jahren. Mit Spannung sehe ich dieser Kreisausschußsitzung entgegen , da ich noch privat die guten Bekanntschaften mit maßgebenden Herren des Ausschusses in dieser Hinsicht eingeschaltet hatte.


Winnen, den 2. Juni 1959

R. Siebenschuh



Der Beschluß des Kreisausschusses über die erbetenen Zuschüsse liegt nun vor. Ich freue mich, daß meine Kalkulationen so eingetroffen sind, wie ich es wünschte.

Aus Anlaß der Einweihung der neuen Volksschule und der 900 Jahrfeier hielt der Kreisausschuß seine Sitzung in Westernohe ab. Als Hauptpunkt der Tagesordnung werden die Anträge Winnens behandelt. Diese Sitzung stand schon deswegen unter einem günstigen Stern, da die Herren noch unter dem Einfluß der erlebten Freude des Westernoher Festes standen. Es wurde einstimmig beschlossen :

Winnen baut eine neue Schule ! Die 5 - 6000 DM werden zusätzlich dem üblichen Zuschuß des Kreises für Schulneubauten beigegeben, da man an den alten Bau kein Geld mehr anwenden will. Der Zuschuß soll in einer Höhe von 14 - 15000 DM sein. Gottes Lob, wenn es wahr wird. Ferner soll der Schule durch den Kreis im Hinblick auf den Neubau ein Zuschuß in Höhe von 15 - 16000 DM zur Beschaffung von neuen Schulmöbeln beim Land erwirkt werden. Der Herr Landrat will sich persönlich hierfür einsetzen, da er auch der Meinung ist, daß der Gemeinde Winnen in ihrer Schulfrage unbedingt geholfen werden muß.

Durch diesen protokollierten Beschluß stehen wir nun vor dem schönen Problem des von mir gewünschten Schulneubaues. Ich setze mich nun sofort mit Bürgermeister Loos in Verbindung. Wir wurden uns einig, daß die neue Schule gebaut wird. Die nötigen Schritte in Kürze beim Herrn Land- und Schulrat unternommen. In einer Bürgerversammlung wird die Öffentlichkeit Winnens von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt.


Winnen, den 12.8.1959


R. Siebenschuh



Eine neue Schule ist notwendig


Große Aufgabe wurden verwirklicht / Gemeinde mit intensiver Landwirtschaft

WINNEN. Die Gemeinde zählt zu den wenigen Orten im Kreisgebiet, in denen noch eine intensive Landwirtschaft betrieben wird und der Viehbestand gegenüber dem Vorkriegsjahren konstant geblieben ist. Bis in den späten November hinein sieht man die Einwohner das angeleinte Vieh auf den Wiesen und Waldwegen hüten, damit die Futterreserven im Winter ausreichen.

Winnen gehörte nach dem Kriege zu den elf Gemeinden im Kreisgebiet, die keine zentrale Wasserversorgungsanlage besaßen. Mit aller Anstrengung ging man nach der Währungsreform ans Werk. Wasserversorgungsanlage und Kanalisation wurden gebaut und das Straßennetz in Ordnung gebracht, Hinzu kamen die Installierung einer modernen Straßenbeleuchtung, Regulierung des Dorfbaches und des Ausbau der Feldwege. Diese Maßnahmen haben der Gemeinde große Kosten verursacht. Trotzdem trägt sich der Gemeinderat mit dem Gedanken, eine neue Schule zu bauen. Ein Neubau ist dringend erforderlich, da die alte Schule sehr feucht ist

Am 19 u. 20. Dezember 1959 führte wir unseren weihnachtlichen Elternabend durch. Zweimal konnten die Kinder vor überfülltem Saale spielen. Einen genauen Bericht gibt der beigefügte Zeitungsartikel.







Weihnachts-Elternabend der Volksschule