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Komplette Chronik (Lange Ladezeiten)
Dorfgeschichte
Authoren
1819 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970

Die Dorfgeschichte

1. Vorgeschichte

Direkte geschichtliche Zeugen sind in der Umgebung unseres Dorfes nicht mehr klar zu erkennen.
Die Leute sprechen heute wohl noch von einer „STUHLHECK„ und von der „LANGEN UND WEISSEN MAUER„, deren Wallerhöhung auch heute noch in unserem Wald nach Pottum zu gut zu erkennen ist. Ein Symbolischer Zeuge geschichtlicher Vergangenheit ist der heutige Ausdruck noch - DER WINNER KUCKUCK -.

Die heutigen Einwohner betrachten diesen Titel als Schimpfwort, hingegen wissen sie scheinbar nicht, daß sie in dieser Bezeichnung eine Ehrenhaftigkeit erblicken müßten, denn war es bestimmt einmal eine Ehre für das Dorf, - den Kuckuck der Gerichtsbarkeit - von Gehöft zu Gehöft tragen zu dürfen. Der Kuckuck war nämlich das Wotanszeichen der Gerichtsbarkeit. So hatten die Vorfahren Winnens die Aufgabe, den Gerichtstag durch den Kuckuck an die „STUHLHECK„, wo der Gerichtsstuhl stand, einzuberufen.

Vorgeschichtliche Funde wurden hier noch keine gemacht oder, sie sind nicht mehr bekannt.

2. Frühgeschichte

Bis 800 nach Christus: War der Westerwald zur Germanenzeit nur spärlich bewohnt, so waren in unserer Gegend doch schon einzelne Siedlungen in geschützten Lagen zu finden. So auch am „Helgen - Born“ - heiligen Born -, einer Quelle, die auch bei strengstem Frost nicht zufror, südlich des heutigen Dorfes. Dort hatte der Vorfahr, geschützt gegen rauhe Winde von Nord, West und Ost. - nur nach Süden offen - aus Baumstämmen des nahen Waldes, der ihm auch das Wild zur Jagd bot, sein Haus gezimmert. Sein Vieh trieb er auf die nördlich gelegene Wiese, die vom „ Kaulbach „ durchflossen ist. Stand sein Haus am Lauternberg, so waren hier unten Unterkunftsräume für das Vieh, der „Lauternhof“ und der „ Gehanshof „ = Johannishof - Sommerhof.. Vermutlich wird ihm der „ Brotschrank „ (Gemarkungsbezeichnung) das nötige Getreide geliefert haben. Daß hier der Germanische Stamm der Chatten gelebt haben soll, läßt sich darauf zurückschließen, daß die bekannten +Katzensteine +, ehemalige Opferstätte der Germanen von dem Stammesnamen der Chatten abgeleitet wird. Der Name Winnen ließe sich auf den keltischen Stamm der „Wenden „ zurückführen, die von den Germanen gen Westen zurückgedrängt wurden. Ein Überrest verblieb hier als Siedler. Man nannte sie die Wenden, später Winden, woraus sich der heutige Ortsname Winnen entwickelte. Es ist eine Sprachformulierung und Veränderung, wie man sie viel in der Heimatgeschichte im Westerwald antrifft. In der damaligen Besiedlung, hier war das Land Allgemeingut der Siedler, alle waren sie freie Bauern und trugen selbst ihre Waffen, um das Eigentum gegen jeden Übergriff zu beschützen. Römischer Einfluß ist hier weniger festzustellen, weil das Walddorf hier oben in der Bergesmulde weniger mit der fremden Besatzung in Berührung kam, auch war es mit einer Mauer gegen die Römer abgeschirmt.

Schulchronik für die Schule zu Winnen

Angefangen im Jahre 1820
Durch den damaligen Schullehrer

Johann Wilhelm Knorz

fortgeführt durch den Schulvicar

Carl Schweighöfer 1835

dann durch den Lehr-Vicar 1836
Ferner durch den Lehr-Vicar 1839
1848
1847
1850
1851
1857
1859
1866
1866
1868
1868
1871
1877
1882
1897
Fortgeführt von Lehrer 1908
1934
1947
1958
1966

Übersetzt im Jahre 2002 durch

Reinhold Schmidt

unter Mithilfe von

Gertrud und Herbert Dillbahner

Abschrift 16. März 1819


Die Herzogliche Nassauische Landesregierung


an


den Herzoglich Schulinspektor Pfarrer Schmidt zu Neukirch


Num R. 22061 Die von den Elementarlehrer

zuführenden Schulchronik

betreffend:


Das Aufzeichnen und Aufbewahren der wichtigsten Ereignisse einer jeden Schule oder der Verfertigung einer Schulchronik erscheint als belohnend und nützlich. In derselben werden ohne besondere Bemerkungen die Veränderungen mit den Lehrern und ihre kurze Biographie, die halbjährige Anzahl der Schulkinder nach den Klassen, dem Geschlechte und der Konfession, die Zahl der Neueingetretenen und abgegangenen, die Zeit und Art der Schulprüfung und die Schulfeierlichkeiten, die Veränderungen der Schulinspektoren und des Schullehrerstandes, der Schulbesoldung, der zur Schule gehörigen Grundstücke, das Schulhaus sowie den wichtigsten Ereignissen des Vaterlandes und der Gemeinde welche auf das Schulwesen einen Einfluß haben, kurz aufgezeichnet. Wo mehrere Lehrer angestellt sind, führt jedes mal der älteste die Schulchronik, welche mit nach haben der bekanntesten früheren Geschichte vor der neuen Organisation beginnt. Sie werden für jede Schule ein besonders Buch Schreibpapier auf den zur Anschaffung von Schulbedürfnissen bestimmten Kredit anschaffen und bei ihrer Schulrevision jedesmal nachsehen das diese Schulchronik richtig geführt werden.


Wiesbaden den 14ten August 1819








Abschrift

Die


Herzogliche Nassauische Landes-Regierung


an


den Herzogl. Schulinspektor Herrn


No. Num. Rg 21036


Die nützliche Führung der

Schulchronik durch die

Elementar Schullehrer betreff.


In unserer General vom 14 ten August N. 22061 haben wir Sie ersucht die Einleitung zu daß bei den Elementarschulen jeder Gemeinde eine fortlaufende Chronik geführt werde. Ohne wir auch schon damals im allgemeinen die Gegenstände bezeichneten, welche in die selbe aufgenommen werden müssen, so vernehmen wir doch, daß an mehreren Orten noch Zweifel über die Einrichtung dieser Chroniken obwalten, dadurch sehen wir uns zu folgender näheren Aufklärung veranlaßt.

Die Verfügung, daß ein jeder Schulort mit einer Schulchronik versehen werde, hat zur Absicht, die Nachrichten über Gründung und verbesserte Einrichtung der Schule und was notwendig oder auch nur zufällig damit in Verbindung ist, für die Nachwelt auf zu bewahren.

Damit den Höchsten Edict vom 24 ten März 1817 für die Schulen im Herzogtum Nassau eine neue denkwürdige Epoche begonnen hat, so macht eine treue Beschreibung der Schule wie sie von der neuen in gemäßheit jenes Edict erfolgten Organisation beschaffen war, die Einleitung zur eigentlichen Chronik, welche mit dieser neuen Epoche beginnt. Diese Einleitung wird daher dieNachricht über die erste Gründung der Schule, die Erbauung eines Schulhauses, Anstellung der Lehrer, deren Besoldung u.f.m. so weit sich dergleichen zuverlässige oder auch nur Überlieferungen vorfinden, erhalten. Die zum besten der Schule gemachten Stiftungen und sonstigen Besoldungsstücke die, der Schullehrer genossen, werden angeführt. Die Hauptveränderungen die sich mit den Lehrern, dem Schulhaus, der Besoldung zu tragen, und selbst die merkwürdigen Veränderungen mit und in der Gemeinde werden bemerkt, vorzüglich, wenn sie auf den Zustand der Schule einen bemerkenswerten Einfluß gehabt haben.

Es ist sehr Wünschens wert, daß hierbei die Herren Pfarrer, die Schulheisen, und anders mit den Geschischte der Gemeinde bekannten Männern, vorzüglichdie Ältesten in der Gemeinde, mit Nachrichten diese in den Kirchen- oder Gemeindebüchern, oder in der Tradition finden an Händen gehen. Auch ist eine kurze Beschreibung der neuen Einrichtung des Schulzimmers, dann des Unterrichts mit Anführung der Lehrgegenstände, der Lehrbücher und der Lehtmethode, so wie die Stunden, welche im Sommer und Winter zum Unterricht verwendet worden sind, bei zu fügen und der Erfolg, dieses Unterrichts, nämlich, ob viele oder wenige Kinder neu, sie im 12 ten, 13 ten oder 14 ten Jahr aus der Schule traten, Lesen Schreiben Rechnen, Religion u.f.m. gelernt hatten zu bemerken. Sie wollen durch die Ortsschulvorstände den Schullehrer aufgeben diese Einleitung vorerst zu entwerfen und Ihnen zur Einsicht vorlegen, sodann wenn die Eltern von Ihnen angeordnete Verbesserung, geschehen sind in das Chronikbuch einzutragen. Sollten späterhin noch zuverlässige Nachrichten über den Ursprung oder die früheren Veränderung der Schule entdeckt werden, so werden dieselben mit Anführung der Quelle woraus sie geschöpft sind, in das Jahr aufgenommen, wo sie bekannt geworden sind, da in der Chronik bekanntermaßen jedes Jahr einen eigenen Zeitabschnitt macht Die eigentliche Chronik welche im Jahre 1817 statt gefundene allgemeine Organisation der Schule anfängt, wird die Bildung des Schulbezirks, die Einleitung der Schule (wenn mehrere da sind ) die Zahl der Schulkinder nach den Klassen, dem Geschlecht und der Konfession, die Zahl der neueingetretenen und abgegangenen, den Zustand des Schulhauses vorzüglich das Schulzimmer und dessen neue Einrichtung die neue Anstellung und Besoldung des Lehrers und der Industrielehrerin, die kurze Biographie des Lehrers, dann die Einführung der Lehrbücher, die Zeit und Art der Schulprüfung und Feierlichkeiten, das Urtheil des Schulinspektors über das Resultat der Prüfung, die Veränderung der Schulinspektoren und des Schulvorstandes und überhaupt alles was zum Wesen einer Schule gehört, kurz darstellen.

Die jeweiligen Verbesserungen und Veränderungen werden folglich richtig bemerkt und eingetragen, sowie neue Verordnungen ihrem Hauptinhalt nach und wichtige Amts Vorfälle gleichfalls eingetragen werden. Auch andere wichtige Veränderungen, welche sich in der Gemeinde zugetragen, sind in der Aufnahme der Schulchronik nicht ausgeschlossen.

Sie wollen nun mehr Sorge tragen, damit die Schulchroniken überall anzufangen und genau fortgeführt werden, auch sich bei künftigen Frühlingsprüfungen solche vorlegen lassen.


Wiesbaden 12 ten August 1820




Vorbericht


über die Schule daher wie Sie vor der neuen Organisation beschaffen war, und über die erste Gründung der Schule, der Erbauung eines Schulzimmers, Anstellung der ersten Lehrer, der Besoldung u. f. m.


Von der neuen Organisation des Schulwesens im Herzogtum Nassau gehörte Winnen zu der Kirchspielschule Gemünden, und war derselben von alten Zeiten her zugeteilt gewesen. Daher dann die Kinder von Winnen nach Gemünden in die Schule gehen mußten. Der Schullehrer von Gemünden bezog daher an Schulbesoldung aus Winnen von jedem Kind, welches in die Schule gehen mußte Dreissig Kreuzer an Sold, und einen Karn voll Holz. Wegen Orgelspielen, Vorsingen und Läuten in der Kirche zu Gemünden, bezog der Schullehrer zu Gemünden aus Winnen von jedem Haus welches nur bewohnt wurde eine Mest Hafer und zwei Laib Brot.

Weil nun Winnen eine starke Viertelstunde von Gemünden entlegen ist, und der Weg von Winnen nach Gemünden im Winter wegen des tiefen Schnee, Eises und der großen Gewässer ungangbar ist, so mußten die Kinder im Winter oft viele Wochen lang, die Schule gänzlich entbehren und konnten wegen der ungestümem Winterung und müßlichem Wetter lange Zeit nicht zur Schule gehen. Im Sommer wurde gar keine Schule zu Gemünden gehalten, daher die Kinder wenig lernten. Dieser Umstand und die Gefahr und Sorgen, welche die Eltern zur Winterzeit um ihre Kinder trugen, drängte ihnen den Wunsch ab, sich einen besonderen Schullehrer den Winter über für die Kinder auf ihre eigenen Kosten zu halten. Diejenigen Einwohner nun, welche Kinder zur Schule gehen hatten, accordirten daher für sich und mit Bewilligung des Herrn Pfarrers jedes Jahr auf Martinitag bis Ostern einen Schullehrer um einen Lohn von 6 bis 10 Gulden und die freie Kost. Der Kostumgang des Schullehrers geschah dann nach der Zahl der Schulkinder. Doch wer ein Schulkind hatte, mußte dem Schullehrer einen Tag die Kost geben. Ebenso wurde auch die Schule nach der Zahl der Schulkinder der Reihe nach in den Häusern gehalten, wer ein Kind hatte, mußte die Schule einen Tag, wer zwei Kinder hatte 2 Tage in seinem Hause halten lassen.


Als endlich die Schule stärker wurde und sich die Zahl der Schulkinder vermehrte, so wurde im Juli 1798 eine Stube von 16 Schuh lang und 10 Schuh breit am Backhaus für die Schule zurecht gemacht, worinnen dann ein langer Tisch und 4 Bänke angeschafft wurden. In dieser Stube wurde dann die Schule 25 Jahre gehalten, aber wegen der großen Anzahl der Schulkinder, die sich bis auf 59 vermehrt haben, und diese elementarisch zu unterrichten war diese Stube zu klein und sollte daher noch vergrößert werden. Die Schulzeit dauerte dann von Martini an bis Ostern und im Sommer wurde gar an keine Schule mehr gedacht.

Lehrgegenstände welche gelernt wurden, waren 1 tens Religion, 2 tens Lesen, 3 tens Schreiben und 4 tens Rechnen.

Lehrbücher worin die Kinder lernten, waren 1 tens der Katechismus-Lutheri als Religionsbuch, 2 tens Psalter, neue Testament und die Bibel als Lesebücher.

Die Schulstunden nahmen ihren Anfang und endigten nach Belieben des Schullehrers, wodurch es dann geschah, daß viele Kinder wenn sie aus der Schule entlassen werden sollten, nicht gehörig Lesen, die wenigsten und die Mädchen gar nicht Schreiben und Rechnen gelernt hatten.

Religion hatten sie zwar nach dem Katechismus- Lutheri gelernt, allein weil sie der Lehrer aus demselben ohne alles Gefühl und Verstand hatte auswendig lernen lassen, so hatten sie die Religionswahrheiten blos mit dem Gedächtnis aufgefaßt.

Es wurden mehrentheils jedes Jahr ein neuer Schullehrer für den Winter accordirt. Von den Schullehrern welche von der neuen Organisation als Winterschullehrer hier gestanden haben, sind etliche die noch bekannt sind hier aufgeführt

1 tens Johannes Knorz von Neunkirchen

2 „ Heinrich Fritz von Gräfeneck

3 „ Georg Jacob Küchler von Westerburg

4 „ Georg Michel Horn von Westerburg

5 „ Georg Wilhelm von Westerburg

6 „ Jacob Schmid von Mehrenberg

7 „ Georg Philipp Meuser von Reichenborn stand hier im Jahre 1790

8 „ Johann Wilhelm Knorz von Rückershausen im Jahre 1792

9 „ Johannes Schmidt von Lubach

10 „ Johann Justus Brückel von Reichenborn

11 „ Christian Heimann von Neunkirchen

12 „ Friedrich Schmidt von Reichenborn

13 „ Johannes Gnas von Hüblingen

14 „ Karl Kleinschmidt von Willmenrod

15 „ Friedrich Ferber von Willmenrod

16 „ Christian Loos aus Winnen

17 „ Friedrich Loos aus Winnen

18 „ Johannes Bonn von Reichenborn

19 „ Schullehrer Kunig von Minchholzhausen bei Wetzlar

20 „ Johannes Loos aus Winnen

21 „ Philipp Ferger aus Winnen


Die oben aufgeführten Schullehrer haben von den Jahren 1780 - 1818 nach einander wie sie oben folgen ,dahier als Winter - Schullehrer gestanden. Von denjenigen Schullehrer welche aber vor der Zeit dahier gestanden haben, ist nichts mehr Vorfindlich und kann auch niemand keinen Aufschluß mehr darüber geben.



Im Jahre 1817 wurde das Schulwesen im Herzogtum Nassau ganz neu Organisiert. Und das ganze Herzogtum wurde in Schulinspektionsbezirke eingeteilt. Es wurden für jede Gemeinde welche für sich eine eigene Schule bildete, ein ganz neuer Schulbezirk abgetheilt.

Es wurde für jeden Schulinspektionsbezirk ein Schulinspektor und für jede Schule ein Schulvorstand und eine Industrielehrerin angeordnet.

Die Schulbesoldungen durchs ganze Herzogtum wurden auch nach den Schulbezirken ganz neu reguliert. Und jede Besoldung wurde in barem Geld bestimmt, welches dann die Gemeinde-Rechner zu vier Quartal jährlich aus der Gemeinde Cassa an die Schullehrer bezahlen müssen.

Es mußten in jeder Schule zwei schwarze Wandtafeln und sonstiger Lehr-Aparat als Tabellen, Vorschriften, Zirkeln, Landkarten, Naturgeschichten und eine kleine Sammlung notwendiger Bücher aus der Gemeinde Cassa angekauft werden, worüber dann Schulinstantarium errichtet und fortgeführt wurde.

Zwei mal werden die Kinder im Jahr geprüft, einmal in Frühjahr und einmal im Herbst. Die erste Prüfung im Frühjahr geschieht öffentlich und feierlich in Gegenwart der dazu eingeladenen Eltern unter der Leitung des dabei angeordneten Schulinspektor und Schulvorstand. Jeden Schüler wird dabei Gelegenheit gegeben öffentliche Beweise seines Fleißes abzulegen.

Die Probeschriften und Zeichnungen wurden zur Einsicht aufgelegt und die Strick- und Näharbeiten von jedem Kind selbst vorgezeigt. Die zweite nichtöffentliche Herbstprüfung wird am Ende des Sommerhalbjahres durch Herrn Pfarrer im Beisein des Schulvorstandes vorgenommen.

Die Entlassung der Schüler aus der Schule erfolgt nach der Frühlingsprüfung unter Erteilung eines der Grad ihrer hinreichenden Befähigung und die Dauer des Schulbesuchs ausdrückenden vom Schullehrer ausgefertigten, vom Schulvorstand unterschriebenen und von Herrn Schulinspektor beglaubigten Zeugnis.

Schüler welche aber nach zurückgelegten vierzehnten Jahr noch nicht hinlänglich befähigt erscheinen, müssen noch ein halbes Jahr länger die Schule besuchen und werden dann auf eine ähnliche Weise mit einem ihr notdürftige Befähigung enthaltenen Zeugnis nach der Herbstprüfung entlassen.

Der gewöhnliche Schulunterricht wird in der Regel täglich sechs Stunden, aber am Mittwochs und Samstags aber nur am Vormittag drei Stunden erteilt.

Schulferien sind im ganzen Jahr nur acht Wochen von Herzoglicher Landesregierung bewilligt.



Der erste Herr Schulinspektor welcher über den Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod nach der neuen Organisation des Schulwesens angeordnet wurde, war Herr

Chelius zu Emmerichenhain, welcher aber dieses Amt nur ein Jahr von 1817 bis 1818 als Schulinspektor begleitet.

Unter dem Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod gehörten folgende Kirchspiele

1 tens Emmerichenhain, 2 tens Rennerod, 3 tens Elsoff, 4 tens Neunkirchen, 5 tens Seck,

6 tens Gemünden, 7 tens Willmenrod, 8tens Westerburg. Nach dem Herrn Chelius wurde Herr Pfarrer Schmidt zu Neukirch als Schulinspektor über diesen Inspektionsbezirk im Jahre 1818 angeordnet.

Im Jahr 1818 bey der neuen Organisation des Schulwesens wurde Winnen mit ihrer Schule von der Schule zu Gemünden ganz abgeschieden, und bildete seit dem für sich eine eigene Schule. Die Gemeinde müßte dann dem Schullehrer Jährlich nach der neuen Regulierung Zwei Hundert Gulden an Besoldung aus der Gemeinde Casse bezahlen. Hat aber die Gemeinde ein Schulhaus worinnen der Lehrer die Schule hält, und auch darinnen wohnen kann, so muß der Lehrer von den Zwei Hundert Gulden Besoldung Jährlich zwanzig Gulden Wohnungsvergütung zurück lassen.

Der erste Schullehrer welcher an der neu eingerichteten Elementarschule zu Winnen als Elementarlehrer im Jahre 1818 1 ten October angestellt wurde, war Schullehrer Johann Wilhelm Knorz von Rückershausen, welchem an Schulbesoldung nach der neuen Regulierung von der Landes Regierung zwei Hundert Gulden bestimmt sind, welche ihm dann der Gemeinde Rechner Jährlich zu vier Quartal aus der Gemeinde Casse bezahlen muß.

Der erste Schulvorstand welcher über die Schule zu Winnen im Jahre 1818 angeordnet wurde, war 1 tens Johann Conrad Loos jgr., 2 tens Johann Jakob Hof.

Im Jahr 1819 wurde Katharina Margarethe des Johann Adam Klees Ehefrau dahier aus Winnen als erste Industrielehrerin an der neuen Schule dahier angestellt, und die Schüler Mittwochs und Samstags nachmittags Nähen und Stricken zu lehren, wofür Ihr Jährlich 12 Gulden Besoldung aus der Gemeinde Casse bestimmt sind. Die Industrieschule müssen sowohl Knaben als auch Mädchen besuchen.

Im Jahr 1819 wurde in hiesiger Schule eine schwarze Wandtafel samt einer Lesemaschine zur Lautmethode, sechs Wandfibeln und Deugels als Volksschule angekauft.

Die erste Schulprüfung in hiesiger Schule wurde öffentlich und feierlich in Gegenwart des Herrn Pfarrers Wißmann zu Gemünden und hiesigen Schulvorstand, und der dazu eingeladenen Eltern und verschiedener Schullehrer aus hiesiger Inspektion, durch Herrn Schulinspektor Schmidt zu Neukirch 1819 am 1 ten November dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 54 Schulkinder waren, dabey waren 34 Knaben und 20 Mädchen Evangel Christlich.



Im Jahr 1820 den 24 ten Febr. ist dieses Buch zur Schul-Chronica an gekauft worden.


Die zweite Schulprüfung in hiesiger Schule wurde öffentlich und feyerlich wie die vorige durch Herrn Schulinspektor Schmidt zu Neukirch am 16 ten Juni dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 56 Schüler waren, dabey waren 35 Knaben und 21 Mädchen alle evangel. Christlich.

1820 den 25 ten Juni wurde in hiesiger Schule eine Geographie oder Erdbeschreibung von Jakob Brand Pfarrer zu Weißkirchen in der Wetterau, sodann den Leitfaden zur Formen und Größen-Lehre von Wilhelm von Türck Königlichen Preußischen Regierung und Schul-

rat zu Potsdam, und die auf Holz geklebten einzelnen Buchstaben angekauft. Es wurden in die hiesige Schule, Schullieder welche für die Schüler des Herzogtum Nassau bestimmt waren und in Musik gesetzt von Kunz Lehrer an der Stadtschule und Gesanglehrer an Pädagogium zu Wiesbaden eingekauft.


Im Jahr 1821 wurde der zweite Band der Landesherlichen Gesetzsammlung vom Jahr 1816 No , dann Hofmanns Zahlenlehre und Schüßlers Vorlegblätter in hiesiger Schule angekauft.

Die dritte Schulprüfung in hiesiger Schule wurde wie vorige öffentlich und feierlich unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Schmidt zu Neukirch 1821 am 5 ten Juni dahier in der Schule vorgenommen wo gegenwärtig 56 Schüler waren, dabey waren 35 Knaben und 21 Mädchen alle evangel. Christlich.

Nach der Frühlingsprüfung sind in hiesiger Schule 5 Kinder neu angekommen und 2 Kinder sind der Schule entlassen worden.

Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.


Im Jahr 1822 wurde die vierte Schulprüfung in hiesiger Schule, ebenfalls wie die dritte öffentlich und feierlich in Gegenwart des ganzen Schulvorstandes, vieler fremder Schullehrer und sonstiger vieler Menschen durch Herrn Schulinspektor Schmidt zu Neukirch 10 ten März dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 59 Schüler waren und dabei waren 36 Knaben und 23 Mädchen alle evangel christlich.

Nach der Frühlingsprüfung sind 5 Schüler neu angekommen und 6 Schüler sind der Schule entlassen worden.

Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.



Im Jahre 1823 wurde die Schulstube dahier um 3 ½ Schuh ober gegen Philipp Krekel Hofgerechtigkeit vergrößert. Es wurden anstatt der Tische und Bänke 10 neuen Subfellien und ein kleiner Tisch vor den Lehrer angeschafft. Es wurden große Fenster im Lehrerzimmer angebracht.


1823 wurde die fünfte Schulprüfung in hiesiger Schule ebenfalls wie die vierte öffentlich und feierlich in gegenwart des ganzen Schulvorstands, vieler fremder Lehrer und sonstiger vieler Menschen, durch Herrn Schulinspektor Schmidt zu Neukirch am 23 ten April dahier in der Schule vorgenommen wo gegenwärtig 59 Schüler waren, und dabey waren 29 Knaben und 30 Mädchen alle evangel. christlich.


Nach der Frühlingsprüfung sind 8 Schüler neu angekommen und 12 Schüler sind der Schule entlassen worden.


Nach geschener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.



Im Jahr 1824 im Monat Juni wurde Herr Pfarrer Hartmann zu Rennerod über den Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod als Schulinspektor angeordnet.


Johannes Schmidt ältr. wurde an Jakob Hofs Stelle als Schulvorsteher angeordnet.


Maria Katharina des Franz Haine Ehefrau wurde als zweite Industrielehrerin an der Schule daher angestellt.


Es wurde eine Geographie oder Statistik über das Herzogtum Nassau von G.A. Demian aus Mainz für die Schule angekauft.


Den 2 ten Febr. wurde eine allgemeine Weltgeschichte von Jakob Brand, Pfarrer zu Weißkirchen in der Wetterau angekauft.


Die sechste Schulprüfung wurde öffentlich und feyerlich in gegenwart des ganzen Schulvorstandes, vielen fremden Schullehrern und sonstigen vielen Menschen durch Herrn Schulinspektor Schmidt zu Neukirch, dahier in der Schule den 10 ten März vorgenommen, wo gegenwärtig 56 Schulkinder waren, dabey waren 22 Knaben und 34 Mädchen alle evangel. christlich.


Nach geschener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.


Im Jahr 1824 nach der Frühlings-Pürfung sind 9 Schüler in der Schule neu angekommen und 6 Schüler sind aus der Schule entlassen worden.


Lesebuch der deutschen Sprache für Schulen von K. H. Krause ist in diesem Jahr angekauft worden.



Im Jahr 1825 wurde die siebende Schulprüfung in hiesiger Schule öffentlich und feyerlich in gegenwart des ganzen Schulvorstandes, vielen fremden Schullehrern und sonstigen vielen Menschen durch Herrn Schulinspektor Hartmann zu Rennerod am 26 ten März dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 59 Schulkinder waren, dabey waren 28 Knaben und 31 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach der Frühlingsprüfung sind 9 Schüler in die Schule neu aufgenommen, und 9 Schüler sind der Schule entlassen worden.


Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.



Im Jahr 1826 wurde die achte Frühlings Schulprüfung in hiesiger Schule öffentlich und feierlich in gegenwart des ganzen Schulvorstands, vieler fremder Lehrer und sonstiger vieler Menschen, durch Herrn Schulinspektor Hartmann zu Rennerod am 13 ten April dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 59 Schulkinder waren, dabey waren 27 Knaben und 32 Mädchen alle evangel. christl.


Nach der Frühlingsprüfung sind 6 Schüler in die Schule neu aufgenommen und 8 Schüler sind der Schule entlassen worden.


Der bisherige Schulvorsteher Conrad Loos ist auf sein Ansuchen seines Dienstes entlassen worden, und an diese Stelle ist Friedrich Loos als Schulvorsteher angeordnet worden.


In diesem Achtzehnhundertsechsundzwanzigsten Jahr , ist ein neuer Schulschrank, zum Aufbewahren der Schulbücher angeschafft worden.


Nach geschehener Schulprüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit.



Im Jahre 1827 den 19 ten April wurde die neunte Schulprüfung öffentlich und feierlich in gegenwart des ganzen Schulvorstands, vieler fremder Schullehrer und sonstiger vieler Menschen, durch Herrn Schulinspektor Hartmann zu Rennerod dahier in der Schule gehalten, wo gegenwärtig 57 Schulkinder waren. Dabey waren 26 Knaben und 31 Mädchen alle Evangel, Christlich.


Nach der Frühlings Prüfung sind 8 Schülerin die Schule neu aufgenommen und 8 Schüler sind der Schule entlassen worden.


Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit, über daß jenige, was die Kinder gelernt und gearbeitet hatten.



Im Jahr 1828 wurde Herr Pfarrer Eill zu Höhn Schönberg, über den Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod, als Schulinspektor angeordnet.


Im Jahr 1828 den 30ten April wurde die 10te Schulprüfung öffentlich und feierlich in gegenwart des ganzen Schulvorstands, und sonstiger vieler Menschen, durch Herrn Pfarrer Eill zu Höhn dahier in der Schule gehalten, wo gegenwärtig 56 Schulkinder waren. Dabey waren 24 Knaben und 32 Mädchen, alle Evangel. Christlich.

Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit , über daßjenige was die Kinder gelernt hatten.


Nach der Frühlings Prüfung sind 6 Schüler der Schule entlassen worden, und 5 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden.


Im Jahr 1828 wurde der neue Todtenhof auf der Kirchheck angelegt. Die erste Leiche welche auf diesen Todtenhof den 24ten November 1828 beerdigt wurde, war Maria Katharina Wüstin, Ehefrau des Friedrich Jacob Wüst.


Im Jahr 1828 wurden die Giftpflanzen auf 2 Tafeln von Plato für die Schule angekauft.



Im Jahr 1829 den 11ten März wurde die 11te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart des ganzen Schulvorstand, und sonstiger vieler Menschen, durch Herrn Schulinspektor Herrn Pfarrer Eill zu Höhn, dahier in der Schule gehalten, wo gegenwärtig 55 Schulkinder waren. Dabey waren 29 Knaben und 32 Mädchen alle Evangel.Christlich.


Nach gehaltener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit über daßjenige was die Kinder gelernt hatten.


Nach der Frühlings Prüfung sind 6 Schüler der Schule entlassen worden, und 7 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden.


In Jahr 1829 wurde die Charte vom Herzogtum Nassau für die Schule angeschaft.




Im Jahr 1830 den 27 April wurde die 12te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrerer Schullehrer und dem Schulvorstand, durch Herrn Schulinspektor Bill zu Höhn dahier in der Schule gehalten, wo gegenwärtig 55 Schulkinder waren. Dabey waren 23 Knaben und 32 Mädchen alle Evangel. Christlich.


Nach geschehener Prüfung äußerte Herr Schulinspektor seine Zufriedenheit, über dasjenige was die Kinder gelernt hatten.


Nach der Frühlings Prüfung sind 6 Schüler der Schule entlassen worden, und 8 Kinder in die Schule neu aufgenommen worden.


Im Jahr 1831 den 24ten Febr. wurde die 13te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrere Schullehrer und dem Schulvorstand, durch Hr. Schulinspektor Bill zu Höhn dahier in der Schule gehalten, wo gegenwärtig 55 Schulkinder waren. Dabei waren 23 Knaben und 32 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach geschehener Prüfung äußerte Hr. Schulinspektor seine Zufriedenheit über dasjenige was die Kinder gelernt hatten.


Nach der Frühlings Prüfung sind 6 Schüler der Schule entlassen und 5 Kinder in die Schule neu aufgenommen worden.


Im Juli 1831 wurde Katharina Schmidt, Ehefrau des Johannes Schmidt als Industrielehrerin angeordnet.

Im Jahr 1832 wurde Herr Pfarrer Lang zu Elsoff über den Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod als Schulinspektor angeordnet.




Im Jahr 1832 den 10ten Mai wurde die 14te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrerer Schullehrer und dem Schulvorstand, durch Herrn Pfarrer Lang zu Elsof dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 54 Schulkinder waren. Dabey waren 21 Knaben und 33 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach der Frühlings Prüfung sind 9 Schüler der Schule entlassen und 9 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden.




Im Jahr 1833 den 16ten April wurde die 15te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrere Schullehrer und dem Schulvorstand, durch Herrn Pfarrer Lang zu Elsoff dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 54 Schulkinder waren. Dabey waren 22 Knaben und 32 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach der Frühlings Prüfung sind 9 Schüler der Schule entlassen und 4 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden.


Im Jahre 1833 wurde Christian Schönberger als Schulvorstand angeordnet. Im Jahre 1833 wurde Herr Pfarrverwalter Menske zu Neunkirchen über den Schulinspektionsbezirk des Amts Rennerod als Schulinspektor angeordnet.


Im Jahr 1834 den 15ten April wurde die 16te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrere Schullehrer und dem Schulvorstand durch den Herzoglichen Schulinspektor Herrn Pfarrvicar Menke zu Neunkirchen dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 49 Schüler waren. Dabey waren 22 Knaben und 27 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach der Frühlings Prüfung sind 5 Schüler der Schule entlassen und 8 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden.



Im Jahr 1835 den 27ten April wurde die 17te Schulprüfung öffentlich und feyerlich in gegenwart mehrere Schullehrer und dem Schulvorstand durch den Hr. Schulinspektor Herrn Pfarrvicar Mencke zu Neunkirchen dahier in der Schule vorgenommen, wo gegenwärtig 52 Schüler waren. Dabei waren 23 Knaben und 29 Mädchen alle evangel. Christlich.


Nach der Prüfung sind 7 Schüler der Schule entlassen, 7 Schüler in die Schule neu aufgenommen worden


Karl Schweighöfer aus Idstein, Nachfolger des Herrn Lehrer Wilhelm Knorz,als Lehrvicar an der hiesigen Schule mit einem Gehalt von 150 Gulden aus der dortigen Gemeindekasse in jedem Quartal 37 zahlbar. Ich besuchte die Elementarschule zu Idstein 8 Jahre lang, wurde im Frühling 1832 aus derselben entlassen. Im Frühling 1832 wurde ich nach vorgängiger Prüfung in das dasige Seminarium aufgenommen, nach einem 3 jährigen Lehrkursus im Frühling 1835 entlassen und auf den 1. Juli dieses Jahres an der hiesigen Elementarschule dauertmäßig als Lehrvicar angestellt.


Winnen den 26. Juli 1835




1836


Friedrich Knapp aus Idstein folgte dem Herrn Schweighöfer als Lehr-Vicar an hiesiger Schule nach, mit einem Gehalt von 150 Gulden aus der Gemeindekasse in Quartal Raten zahlbar.

Herr Schweighöfer trat nachdem er seine Entlassung von der Herzoglichen Landes-Regierung erhalten hatte, auf sein Ansuchen als Privatlehrer in die Dienste des Herren Lassen auf der Michelbacher Hütte.


Friedrich Knapp besuchte die Elementarschule und das Schullehrerseminarium zu Idstein, ward den 1ten September 1833 als Lehr Vicar an die Elementarschule nach Sonnenberg, Amts Wiesbaden angestellt. Nach 2 Jahren 5 Monaten wurde er an die hiesige Elementarschule auf den 1ten Februar 1836 versetzt.


Die 18te Schulprüfung wurde dahier den 17ten März 1836 in Gegenwart des Herrn Schulinspektor Mencke von Neunkirchen und des Schulvorstandes vorgenommen. Von den 49 Kindern, welche am Schluß des Schuljahres 1835/36 die Schule besuchten, waren 23 Knaben und 26 Mädchen und alle waren evangelischer Religion. 6 davon wurden entlassen und 8 Schüler wurden am 11ten April neu aufgenommen.


Das Noth- und Hülfsbüchlein von R.Z. Becker 1 u. 2ter Band wurde den 2 ten März für die Schule angeschafft.









1837


Am 5ten April 1837 wurde von Herrn Schulinspektor Mencke die 19te Prüfung in hiesiger Schule in Gegenwart des Schulvorstandes vorgenommen, Am Schluß des Schuljahres besuchten 51 Kinder die Schule, und zwar 25 Knaben und 26 Mädchen alle evangelisch christlicher Religion, 5 davon wurden entlassen und 8 Schüler am 10ten April 1837 aufgenommen.


Der 14te Juni, Geburtstag Seiner Durchlaucht unsers Herzogs ward mit der hiesigen Schuljugend 1837 festlich begangen. Die festlich gekleideten Kinder versammelten sich am Morgen des selben Tages in der mit Blumenkränzen geschmückten Schule. Hier ward den Kindern das über die Wichtigkeit des Tages Nöthige gesagt und mit einigen auf die Feier sich beziehenden Liedern geschlossen. Nachmittags versammelten sich die Kinder wieder und der Lehrer zog mit denselben und einigen Einwohnern nach Gemünden, denn die Lehrer des Kirchspiels Gemünden und Willmenrod wollten nach einer Verabredung den Nachmittag auf dem Watzenhahn zubringen In Gemünden sangen die hiesigen Schulkinder mit den von Gemünden vereint unter der Linde das Lied : Heil unserem Herzog Heil: zogen dann nach Berzhahn und mit den dortigen Kindern nach unserem Sammelplatz, wo bereits die übrige Gesellschaft vereint war. Nach einiger Ruhe ward einem Kind, wie den anderen Erfrischung gereicht, worauf gemeinschaftlich mehrere Lieder gesungen wurden. Ein Gewitter nötigte aber, früher, wie beschlossen war, auf den Rückweg zu denken. Der sich wieder aufklärende Himmel erlaubte aber, sowohl unterwegs, als auch in Gemünden und vor Winnen mit den Kindern zu singen. Lehrer, Kinder und Erwachsene sprachen den Wunsch aus, diesen Tag noch recht oft zu erleben.





1838


Herr Schulinspektor Mencke hielt am 1sten März 1838 die 20ste Prüfung in hiesiger Schule in Gegenwart des Schulvorstandes. Am Schlusse des Schuljahres 1837/38 besuchten 54 Kinder die hiesige Schule, und zwar 28 Knaben und 26 Mädchen, sämmtlich evangelisch christlicher Religion. Davon wurden au 10ten April 8 entlassen und am 20ten April 4 neue Schüler aufgenommen.


In diesem Jahr wurde der Geburtstag unsers Landesvaters von der hiesigen Schuljugend auf ähnliche feierliche Art wie im vorigen Jahr begangen.


Da der Schulvorsteher Friedrich Schmidt gestorben war, so wurde im Jahr 1838 Johann Christ Loos zum Schulvorsteher gewählt.










1839


Am 18ten März 1839 hielt Herr Schulinspektor Mencke in hiesiger Schule die 21ste Prüfung. Der Schulvorstand war wie gewöhnlich, zugegen.


Am Endes des Schuljahres besuchten 49 Kinder die hiesige Schule und zwar 27 Knaben und 22 Mädchen, alle evangelisch christlicher Religion; 5 davon wurden am 19ten März entlassen und dafür am 21sten März 6 neue Schüler aufgenommen.


Der Herr Lehrer Knapp wurde mit dem 1sten April 1839 nach Dotzheim, Amts Wiesbaden, als 2ter Lehrer versetzt. An dessen Stelle kam gleich der Schulkandidat Christian Heinrich Pfeiffer ebenfalls mit einem jährlichen Gehalt von 150 Gulden. Seine kurze Biographie ( von ihm selbst geschrieben )lautet : „ Ich wurde geboren am 5ten April 1819 zu Patersberg, Amts St Goarshausen. Mein Vater war daselbst Schullehrer; nach einigen Jahren ward er aber von da nach Westerburg, Amts Rennerod versetzt.


Schon früh hatte ich Lust und Neigung zum Lehrerstande. Angenehm war dieses meinen Eltern gerade nicht; doch ließen sie mir freie Wahl. Mein Vater übernahm es daher, mir alle nötigen Kenntnisse eines künftigen Schullehrers beizubringen. Nachdem ich 16 Jahre alt war, wurde ich nach vorhergegangener Prüfung am 28ten April 1835 in das Schullehrer- Seminar zu Idstein aufgenommen. Die drei Jahre meiner dortigen Bildung gingen ohne besondere Umstände vorüber. Am 17ten Mai 1838 wurde ich mit noch 23 Mitschülern nach einer dreitägigen Prüfung aus dem Seminar entlassen. Meine Kandidatenzeit brachte ich in Westerburg bei meinen Eltern zu, bis ich am 1ten April 1839 von Hoher Landes-Regierung mein Anstellungs-Decret als Lehr-Vicar an der Schule zu Winnen erhielt. Herrn Pfarrer Wißmann in Gemünden stellt mich am 14ten April in Beisein der Schulvorsteher und mehrere Lehrer der Schuljugend vor.


In diesem Jahr wurde ebenfalls der Geburtstag unseres Landesvaters von der hiesigen Schuljugend festlich begangen. Des Morgen in der Schule machte sie der Lehrer auf die Gesinnungen aufmerksam, die jeder Unterthan gegen seinen Landesherrn beweisen soll, und endigte mit passendem Gesang und Gebet. Die Nachmittagsstunden gingen für den Lehrer und für die Schüler im Freien recht vergnügt vorüber, und Groß und Klein wünschten diesen Tag noch recht oft gesund zu feiern - Aber -

O,weine Nassau !

Dein Wilhelm ist nicht mehr !

des Todes Engel

Hat ihm schon heim gewinkt

Es sank des besten Fürsten Leben

Es starb der Vater seinem Volke!


Am 20sten August 1839 war es, als unser geliebter Herzog Friedrich Wilhelm von der Erde schied. Ihm folgte in der Regierung Prinz Adolph, unser, für jetzt regierender Herzog.








1840


Die Schulprüfung in diesem Jahre, die 22ste hielt Herr Schul-Inspektor Mencke von Neunkirchen am 12ten März, und es war wie immer, der Schulvorstand dabei zugegen. Im Ganzen zählt die Schule 50 Kinder, alle evangelisch christlicher Religion.

In der 1ten Klasse waren:

5 Knaben u. 6 Mädchen, also 11 Schüler

in der 2ten 9 „ „ 6 „ „ 15 „

„ 3ten 8 „ „ 4 „ „ 12 „

„ 4ten 6 „ „ 6 „ „ 12 „

zusammen: 28 Knaben u.22 Mädchen, also 50 Schüler


Sieben davon, 2 Knaben und 5 Mädchen wurden am 16ten März entlassen und dafür gleich 3 neue Schüler, lauter Knaben aufgenommen.


Auf der diesjährigen Prüfung wurden auch die Sonntags - und Abendschüler geprüft. Das sind nämlich die jungen Leute von 14 bis 18 Jahren, welche nach einem in diesem Jahre erlassenen Resorigte von hoher Landes-Regierung noch die Schule besuchen sollen. Die Abendschule beschränkt sich auf den Winter und ist blos für die männlichen Jugend bestimmt. Sie wird wöchentlich zwei - auch dreimal gehalten. Die Lehrgegenstände, welche darin gelehrt werden, sind : Sprechlehre, insbesondere Geschäftsaufsätze, Rechnen und Schreiben, auch Meßkunde In diesem Jahre wurde sie besucht von 12 Schülern, unter denen sich auch einige befanden, welche mehr als 18 Jahre alt waren. In der Sonntagsschule wird der Gesangunterricht ertheilt, und daran nehmen hier die erwachsenen Mädchen auch theil.

Der Geburtstag unseres jetzigen Landesvaters wurde in diesem Jahre von der hiesigen Schuljugend am 24ten Juli festlich begangen, und zwar auf ähnliche Weise wie der unteres verstorbenen Landesvaters in vorigen Jahren

1841


Die diesjährige Schulprüfung die 23ste, war am 23sten Februar. Die Schule besteht im Ganzen aus 46 Schülern. Es befanden sich in der

1. Klasse 4 Knaben 6 Mädchen 10 Kinder

2. „ 8 „ 4 „ 12 „

3. „ 7 „ 5 „ 12 „

4. „ 9 „ 3 „ 12 „

28 „ 18 „ 46 „


Davon wurden 5 Schüler, 4 Knaben und 1 Mädchen am 26ten Februar entlassen, und dafür wieder 8 neue, 5 Knaben und 3 Mädchen aufgenommen. Außerdem starb in Laufe des Jahres 1 Knabe, 2 Knaben kamen in die Schule zu Willmenrod u. 1 in die zu Ems.

In die Abendschule kamen 6 Schüler, auch wurde die Sonntagsschule fleißig besucht. Der Lehrer bekam für diese seine besonderen Bemühungen vom vorigen Jahre nach einem Resorigte von Hoher Landes-Regierung als N. Reg. 9847 vom 14ten März d. J. eine Remuneration von 20 Gulden, die ihm auch Inventur ausbezahlt wurden. In diesem Jahre erhielt er ebenfalls für seine Bemühungen in der Sonntags- und Abendschule 20 fg Remuneration aus der Landes Steuerkasse.

Am 24ten Juli wurde von hiesiger Schuljugend der Geburtstag unseres Landesvaters auch wieder festlich begangen.

1842


Die 24ste Schulprüfung hierselbst war am 16ten März d.J. Im Ganzen zählt die Schule 45 Kinder, von diesen befanden sich in der

I. Klasse 8 Knaben 3 Mädchen zusammen 11 Kinder

II. „ 4 „ 6 „ 10 „

III. „ 7 „ 6 13 „

IV. „ 7 „ 4 11 „

Summa: 26 Knaben 19 Mädchen 45 Kinder


Sechs von ihnen, 4 Knaben und 2 Mädchen, wurden am 17ten März aus der Schule entlassen, neu hinzu kamen dafür wieder 7 Schüler, 4 Knaben und 3 Mädchen. Auch die 2 Knaben, welche im vorigen Jahr in die Schule zu Willmenrod aufgenommen wurden, sind seit dem Anfang April wieder in hiesiger Schule. Die Sonntags- und Abendschule wurde in diesem Jahre von 22 Schülern besucht, und zwar von 9 männlichen u. 13 weibl. Geschlechts, jedoch kamen die Letzteren blos an Sonntagen. Der Lehrer erhielt für seine Bemühung aus der Landessteuer-Kasse 10 fg Remuneration.


Wie im vorigen Jahre, so ward auch in diesen Jahre der Geburtstag Sr. Durchlaucht des Herzogs, von der Schuljugend wieder festlich begangen, nur mit dem Unterschiede, daß auch die Sonntags- und Abendschüler daran theil nahmen.


Ich muß hier noch bemerken, daß das Jahr 1842 besonders merkwürdig war. Nach einem mäßig kalten aber schneereichen Winter erfolgte nach schnellem Tauwetter ein schönes Frühjahr und diesem ein anhaltend trockener heißer Sommer. Die Hitze stieg im Monat August bis an 30 Grad. Quellen und Bäche versiegten, die Pflanzen wurden im Wachstum gehemmt und fingen an zu verdorren, allenthalben trat Mangel an Viehfutter ein und schon im August hatten Wälder, Wiesen und Felder ein herbstliches Ansehen. Erst im September fiel fruchtbares Regenwetter ein, wodurch wieder Alles neu belebt wurde. Die Bewohner des Westerwaldes hatten im Vergleich gegen andere nahe und entfernte Gegenden noch Ursache zufrieden zu sein, da ihre Ernte gerade keine schlechte war. Nachteiligen Einfluß hatte die Witterung in diesen Jahr, aber auch auf die Gesundheit der Menschen, sowie des Viehes, und Winnen wurde in dieser Hinsicht hart mitgenommen. Im Nachsommer brach hier die Nervenkrankheit aus, an welcher viele starben und unter solchen bis jetzt ( März 1843 )- 6 Schulkinder, 4 Knaben u. 2 Mädchen und 3 Abendschüler - Außer den Gesagten war das Jahr 1842 noch an verschiedenen anderen, aber leider mißlichen Ereignissen reich. Viele Städte ( unter denen Hamburg ) Marktflecken und Dörfer, selbst Wälder wurden ein Raub der Flammen. Auch in unserem Land hatten mehrere Ortschaften und unter solchen hier in der Nähe Stahlhofen dieses traurige Schicksal. Überhaupt las man in den Zeitungen von Unglücken mancherlei Art nur zu viel.











1843


In diesem Jahr war die Schulprüfung am 23sten März. Die Schule zählt im Ganzen 42 Kinder, alle evangelisch christl. Religion, in der

I. Klasse 8 Knaben 6 Mädchen zusammen 14 Schüler

II. „ 4 „ 5 „ 9 „

III: „ 6 „ 3 „ 9 „

IV. „ 6 „ 4 „ 10 „

Summa 24 Knaben 18 Mädchen 42 Schüler


Sechs von diesen, 4 Knaben und 2 Mädchen wurden am 26sten März aus der Schule entlassen und dafür gleich wieder 6 neue, 3 Knaben und 3 Mädchen aufgenommen. Die Abendschule war von 8 Schülern besucht worden und die Sonntagsschule von 18. Der Lehrer erhielt für seine Bemühungen in derselben aus der Landessteuer-Kasse eine Remuneration von 25 Gulden.




1844


Die diesjährige Schulprüfung war am 20sten März. Die Schule bestand im Ganzen aus 41 Schülern, alle evangelisch christlicher Religion.

In der I. Klasse 6 Knaben 7 Mädchen zus. 13 Kinder

II. „ 8 „ 3 „ 11 „

III. „ 4 „ 4 „ 8 „

IV. „ 5 „ 4 „ 9 „

Summa 23 Knaben 18 Mädchen 41 Schüler


Fünf von denselben, 3 Knaben u. 2 Mädchen wurden am 1sten April aus der Schule entlassen und gleich wurden dafür aufgenommen 7 Knaben und 7 Mädchen zusammen 14 Kinder.

Die Abendschule wurde besucht von 12 Schülern u. die Sonntagsschule von 20. Der Lehrer erhielt auch in diesem Jahr für seine Bemühung in derselben aus der Landessteuer-Kasse eine Remuneration von 25 Gulden.

















1845


In diesem Jahr war die Schulprüfung am 5ten März. Die Schule wurde am Schlusse des Schuljahres 1844/45 von 50 Kindern besucht, sämtlich ev. christl. Religion.

In der I. Klasse waren 10 Knaben 10 Mädchen zus. 20 Schüler

II. „ 8 „ 6 „ 14 „

III. „ 4 „ 4 „ 8 „

IV. „ 5 „ 3 „ 8 „

Summa: 27 Knaben 23 Mädchen 50 Schüler


Von diesen wurden am 10ten März 6 entlassen, nämlich 4 Knaben und 2 Mädchen. Dafür kamen wieder 9 neue Schüler in die Schule und zwar 2 Knaben und 7 Mädchen. - Abendschüler waren dreizehn u. Sonntagsschüler achtzehn.

Mit dem 1ten April d.J. wurde der Lehrvicar Pfeiffer von hier versetzt nach Limburg als evangelischer Lehrer und Organist.


Philipp Ferger aus Wengenroth, Nachfolger des Herrn Lehrer Pfeiffer wurde von Hoher Landesregierung als Lehrvicar an die hiesige Schule berufen mit einem jährlichen Gehalt von 150 Gulden.

Ich wurde geboren am 10. Oktober 1824 zu Wengenroth, besuchte 8 Jahre lang die dortige Schule und wurde im Frühjahr 1838 aus derselben entlassen. Den 24. Mai 1842 wurde ich nach vorhergegangener Prüfung in das Schullehrer - Seminar zu Idstein aufgenommen, nach einem dreijährigen Lehrkursus den 1. April 1845 aus derselben entlassen und von Hoher Landesregierung mit dem 1. Mai an die hiesige Elementarschule decretmäßig als Lehrvicar angestellt.




1846


Die diesjährige Schulprüfung war am 18. März. Im Ganzen zählte die Schule 53 Kinder, alle evangelische christl. Religion.

In der I. Klasse waren 9 Knaben 12 Mädchen zus. 21 Schüler

II. „ 6 „ 9 „ 15 „

III. „ 8 „ 3 „ 11 „

IV. „ 2 „ 4 „ 6 „

Summa 25 28 53


Von diesen wurden 2, nämlich 1 Knabe und 1 Mädchen den 1. April aus der Schule entlassen und gleich wieder dafür aufgenommen 5 Knaben und 3 Mädchen, zusammen 8.

Die Abendschule wurde besucht von 12 und die Sonntagsschule von 17 Schülern. Für seine Bemühung in derselben erhielt der Lehrer eine Remuneration von 15 Gulden.



1847


In diesem Jahr war die Prüfung am 5. März. Die Schülerzahl war 59, alle evangelisch christl. Religion.

I. Klasse 11 Knaben 13 Mädchen zus. 24

II. „ 7 „ 8 „ „ 15

III: „ 7 „ 6 „ „ 13

IV. „ 4 „ 3 „ „ 7

Su. 29 „ 30 „ „ 59


Davon wurden entlassen 5, nämlich 1 Knaben und 4 Mädchen; aufgenommen wurden 12, nämlich 7 Knaben und 5 Mädchen.

Friedrich August Sohn, Nachfolger des Herrn Lehrvicars Ferger wurde am 1ten Dezember 1847 von Hoher Landesregierung zur Versehung der erledigten Schule zu Winnen bestimmt. Derselbe wurde geboren am 17. September 1828 zu Eisenroth. Nachdem er vom 6. bis 14ten Lebensjahr die Elementarschule in seinem Geburtsorte besucht hatte, wurde er confirmirt, setzte aber den Besuch der Elementarschule noch zwei Jahre lang fort, bis er im Frühjahr 1845 nach bestandener Coniursprüfung in das Seminar zu Idstein aufgenommen wurde. Noch vor Beendigung des dreijährigen Cursus wurde er am 20. November 1847 vom Seminar abberufen mit der Weisung, sich bis zum 1. Dezember nach Winnen zu begeben, um hier die Schule einst weilen zu versehen. Damit er unter die Zahl der geprüften Schulkanditen aufgenommen werden könne, blieb natürlich ihm vorbehalten, der vorschriftsmäßigen Frühlingsprüfung 1848 beizuwohnen.



1848


Die Schulprüfung wurde in diesem Jahre am 29sten Februar gehalten. Die Schülerzahl betrug in der

Iten Klasse 12 Knaben u. 12 Mädchen zus. 24

IIten „ 9 „ 8 „ 17

IIIten „ 5 „ 9 „ 14

IVten „ 9 „ 1 „ 10

Sa. 35 Knaben 30 Mädchen zus. 65 Schüler ev. Conf.

Von diesen wurden am 1ten März 3 Knaben entlassen, und dafür an demselben Tage 10 Schüler , nämlich 8 Knaben u. 2 Mädchen aufgenommen.

Die Abendschule wurde von 6 Schülern und die Sonntagsschule von 24 Schülern besucht.


Am 1. Mai dieses Jahres wurde der obengenannte zur einstweiligen Versehung der hiesigen Schule bestimmt. Fr. A. Sohn von Hoher Landesregierung die Lehrvicarstelle dahier in provisorischer Eigenschaft übertragen mit einem jährlichen Gehalt von 150 Gulden.

Am 4ten März, diesem ewig denkwürdigen Tage, brach in Wiesbaden die Revolution aus, wobei seine Durchlaucht der Herzog die bekannten neuen Forderungen seinen Unterthanen bewilligte. Wie ein Feuer, das immer mehr um sich greift, so drang auch die Revolution immer weiter. Schon zeigte sie ihre Spuren in den benachbarten Gemeinden, da konnte sie natürlich auch in hiesigen Dorfe nicht zurückgehalten werden. Das Beispiel der umliegenden Ortschaften nachahmend, suchte man seine nächsten, nicht sehr beliebte Obrigkeit zu entkräften. Dies geschah am 9ten Abends 7 Uhr. Die diesem Ait vorliegenden Ursachen kann, und die dabei vorgefallenen Roheiten will der Chronist nicht angeben, erstern, da er dieselben leider nicht weiß, letzteren, weil er nicht gern Samen der Zwietracht streuen mag. Nachdem nun wie angedeutet, Schultheiß Fr. Loos außer Wirksamkeit gesetzt, wurde die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten dem Schöffen Schönberger übertragen, welcher jedoch seines Alters wegen dieses Dienstes bald wieder entledigt zu sein wünschte. Es wurde daher am 5ten April d.J. zur Wahl eines Schultheißereiverwalters geschritten, welche Schöffe Ch. Loos traf. So hatten sich dann in kurzer Zeit die Verhältnisse in hiesiger Gemeinde anders gestaltet, zum Besten oder Nichtbesten, das möge die Erfahrung lehren. Nur soviel ist gewiß, daß die Revolution nicht lauter gute Früchte brachte. Es entstand eine unglückliche Spannung im Ort, die sonst so friedlich und in Eintracht lebende Gemeinde wurde auf einmal entzweit, woraus man auf eine glückliche Zukunft zu schließen nicht berechtigt war.

Eine der nächsten Folgen der Revolution war die Aufhebung der Strickschule. Man suchte nämlich der Gemeindekasse dadurch Erleichterung zu verschaffen, obgleich der Besold der Industrielehrerin kaum 8 Gulden betrug.

Auf solche Weise suchten alle Theile des Staates ihre Lage zu verbessern. Da regte sich auch unter den Lehrern der Wunsch nach Reorganisation des Schulwesens und Verbesserung ihrer Lage. Man trat öffentlich und frei mit seinen gerechten Wünschen auf, hielt Lehrerversammlungen in allen Theilen des Vaterlandes ab, wozu sich ein lebhaftes Interesse bei den Lehrern zeigte. Wie zahlreich wurde z. B. die Versammlung zu Oranienstein besucht, wo die bekannten Ansichten der Volkslehrer zu Tage gefördert wurden ! Welche Theilnahme erweckte nicht die Berufung deutscher Lehrer nach Eisenach. So könnte man noch viele Gelegenheiten angeben, wo sich der rege Sinn der Lehrer nach Hebung ihres Standes und somit der ganzen Volksbildung kund that. Nur schade, daß man ihre Verbesserungsvorschläge gar häufig entweder aus Unwissenheit oder aus Bosheit für nichtig erkannte und ihnen die Ausführbarkeit absprach. Wer denkt hier nicht an die später abgeänderten § 18 der Grundrechte, welcher die Wahl der Lehrer von der Gemeinde, also gerade das Gegentheil von dem aussprach, was die Lehrer wünschten ?.Am erkenntlichsten zeigten sich unsere Landstände. Sie erkannten wenigstens an, welche Verdienste der Lehrer hat und wie schlecht seine Stellung ist. Dies zeigt sich darin, daß sie die bedeutende Summe von 25000 Gulden zur Verteilung unter die Lehrer bewilligte. Sie erwarben sich dadurch den Dank und das Vertrauen sämtlicher Lehrer, selbst derjenigen, die nach dem von Hoher Regierung gegebenen sonderbaren Prinzip von der Vertheilung ausgeschlossen wurden. Zu Ende dieses Jahres ließ sich denn auch Hohe Landesregierung nach langen Bitten veranlaßt finden, ein Comission aus Lehrern bestehend zu ernennen, welche die neue Schulordnung zu entwerfen hatte.


Es mußte gerade das von Hoher Landesregierung befolgte Prinzip der Verteilung, welches auf die Vermögensverhältnisse der Lehrer Rücksicht nahm, als ein gerechtes und billiges erscheinen.

Der letzte Absatz wurde von Herrn Schul-Inspektor Dickmann angefügt.










1849


Am 16ten März dieses Jahres wurde die Prüfung abgehalten. Die Schülerzahl betrug in der

IV: Klasse 6 Knaben u. 2 Mädchen zus. 8 Schüler

III. „ 9 „ 12 „ „ 21 „

II. „ 9 „ 8 „ „ 17 „

I. „ 10 „ 15 „ „ 25 „

Zusammen 34 Knaben 37 Mädchen „ 71 Schüler sämtlich ev.chr.

Hiervon wurden 7 Schüler, nämlich 5 Knaben und 2 Mädchen entlassen, und dafür 11, worunter 7 Knaben und 4 Mädchen , aufgenommen.

Die neue Schulordnung ließ in diesem Jahre vergebens auf sich warten. Was die oben erwähnte Commission zu Tage fördert, wurde den Lehrern zur Begutachtung hingegeben und obgleich sie sich größten Theils damit einverstanden erklärten, weil sie zu einer vielleicht gewünschten Verzögerung der guten Sache keine Veranlassung geben wollten, so wurde der Entwurf doch ad acta gelegt.

Auch wurden diesmal nicht wie im vorigen Jahre 25000 Gulden, sondern nach alter Manier nur 10000 Gulden zur Unterstützung bedürftiger Lehrer verwilligt. Schreiber dieses erhielt die beträchtliche Summe von 12 Gulden.

Anm:

Der Verfasser scheint die Verbesserungen welche eingetreten sind, nicht kennen zu wollen. Diese ironische Undankbarkeit wird einer größeren Berücksichtigung unwürdig werden.

Dickmann, Schulinspektor


1850


Im Februar d.J., den 20sten war Schulprüfung. Die Schülerzahl betrug in der

4ten Klasse 5 Knaben und 7 Mädchen zus. 12 Schüler

3ten „ 9 „ 8 „ „ 17 „

2ten „ 12 „ 9 „ „ 21 „

1ten „ 10 „ 11 „ „ 21 „

Zusammen 36 Knaben 35 Mädchen „ 71 Schüler

Entlassen wurden 6 Schüler, nämlich 3 Knaben und 3 Mädchen, dagegen aufgenommen 7 Kinder, 5 männlichen und 2 weiblichen Geschlechts. 4 Schüler waren im Laufe des verflossenen Schuljahres mit Tod abgegangen.

Zum März d. J. wurde Lehrvicar Sohn definitiv angestellt.

Karl Hehner aus Nastätten folgte Herrn Lehrer Sohn als Lehrvicar an hiesige Schule nach. Derselbe wurde am 16ten Februar 1829 zu Nastätten geboren, nachdem er daselbst die Elementarschule 8 Jahre lang besucht hatte, kam er nach vorhergegangener Prüfung an das Herzogliche Schullehrer-Seminar in Idstein, von welchem er im Frühjahr 1850 entlassen wurde. Mit dem 1ten Juni desselben Jahres wurde ihm die Lehrgehilfen-Stelle zu Miehlen Amts Nastätten zur Versehung, und mit dem 1ten Oktober die Lehrvicar-Stelle dahier provisorisch übertragen.

Von Hoher Landesregierung wurde bestimmt, daß vom 1ten Januar 1851 an die Lehrer ihre Besoldung nicht mehr wie bis dahin aus der Gemeindekasse, sondern von der Herzgl. Rezegturen zu empfangen haben. Für die Real- und Elementarlehrer welche pensionirt

sind, so wurde ein Pensionsfond gebildet, wozu alle Gemeinden beizutragen haben. Die Beiträge der einzelnen Gemeinden werden nach einem Steuerfuß bestimmt. Diese Pensionsbeiträge der einzelnen Gemeinden wurden von den Rezepturen erhoben und am Schlusse eines jeden Quartals an die Pensionäre ausgezahlt.

1851


Die diesjährige Schulprüfung wurde am 20ten Februar abgehalten, die Schülerzahl betrug in der

I. Klasse 11 Knaben 8 Mädchen zus. 19 Schüler

II. „ 10 „ 9 „ 19 „

III. „ 10 „ 10 „ 20 „

IV. „ 6 „ 7 „ 13 „

Zus. 37 „ 34 „ 71 „ alle evangelisch.


Hiervon wurden 6 Schüler aus der Schule entlassen, nämlich 3 Knaben und 3 Mädchen, dagegen 13 aufgenommen und zwar 5 Knaben und 8 Mädchen.


Christian Menges von Willmenrod, Nachfolger des Herrn Lehrvikars Sehner, wurde in Folge des auf vorstehender Seite angeordneten Lehrerpensionsgesetzes mit dem 1. Juni d.J. von Hohem Staatsministerium zum Lehrer hiesiger Schule mit 200 Gulden Gehalt ernannt.


Die Elementarschule zu Willmenrod besuchte ich 8 Jahre, das Lehrerseminar zu Idstein vom Frühling 1843 bis dahin 1846, wurde mit dem 1. Mai des letzten Jahres als Lehrvikar an die Elementarschule zu Stangenrod, Amts Marienberg angestellt, und wie oben angedeutet, an diese Stelle berufen.






1852


Am 3. März fand die diesjährige Frühlingsprüfung statt. Entlassen wurden aus der Schule 13 Schüler, 7 Knaben und 6 Mädchen, dagegen aufgenommen 8 Schüler, 5 Knaben und 3 Mädchen, dann verminderte sich die Schülerzahl noch um 3, die im Laufe des vorigen Jahres nach Amerika zogen. Die Zahl der Schüler für das Jahr 1852 folgt hier übersichtlich


1. Klasse 11 Knaben u. 10 Mädchen 21 Schüler

2. „ 11 „ 5 „ 16 „

3. „ 7 „ 10 „ 17 „

4. „ 7 „ 9 „ 16 „

Zusammen 36 Knaben 34 Mädchen 70 Schüler


sämmtlich evangelisch christlich.











1853


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres fand am 16. Februar statt. Aus der Schule wurden entlassen 9 Schüler, aufgenommen dagegen 6 Schüler, worauf sich die Schülerzahl um 3 verminderte, sie betrug in der


1. Klasse 10 Knaben u. 4 Mädchen 14 Schüler

2. „ 9 „ 10 „ 19 „

3. „ 10 „ 5 „ 15 „

4. „ 10 „ 9 „ 19 „

Su. 39 Knaben 28 Mädchen 67 Schüler


sämmtlich evangelisch christlich.

Die im Jahre 1848 in hiesigen Dorfe aus übel angewendeter Sparsamkeit aufgehobene Industrieschule wurde im Herbst des Jahres 1852 nach dringender Aufforderung des Herrn Schulinspektors wieder eingeführt, wodurch der weiblichen Schuljugend wieder Gelegenheit geboten wird, sich die für den Familienkreis nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten im Nähen, Stricken u.f.m. anzueignen.



1854


Die diesjährige Schulprüfung wurde am 16. März abgehalten. Die Schülerzahl hat sich um 1 vermehrt, da 9 entlassen und 10 aufgenommen wurden, sie beträgt in der


1 Klasse 10 Knaben u. 5 Mädchen 15 Schüler

2. „ 8 „ 11 „ 19 „

3. „ 9 „ 7 „ 16 „

4. „ 11 „ 7 „ 18 „

Su. 38 Knaben 30 Mädchen 68 Schüler


sämmtlich evangelisch christlich.



1855


Am 21. Februar d.J. fand die Frühlingsprüfung statt. Entlassen wurden aus der Schule 10 Schüler, dagegen aufgenommen 13, wodurch sich die Schülerzahl um 3 vermehrte, sie beträgt in der


1. Klasse 17 Knaben u. 6 Mädchen 23 Schüler

2. „ 8 „ 4 „ 12 „

3. „ 9 „ 10 „ 19 „

4. „ 9 „ 8 „ 17 „

Su. 43 Knaben 28 Mädchen 71 Schüler


sämmtlich evangelisch christlich.




1856



Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 22 ten Februar unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Menke und in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten.

Die Schule litt außer den gesetzlichen Ferien in diesem Jahre keine weiteren Unterbrechung. Von allen Lehrern des Landes wurde ein, in diesem Jahre erschienenen, Gesetz Hoher Behörde freudig begrüßt, welches bestimmte, daß jeder Elementar- und Reallehrer einen jährlichen Beitrag von 1 Gulden, 36 Kreuzer zu entrichten habe zur Ansammlung eines Fonds, mit welchem die Hinterbliebenen jedes verstorbenen Lehrers

50 Gulden zur Deckung der notwendigen Kosten ausbezahlt werde.


Nicht ohne Wehmut ergreift der Chronikschreiber die Feder um der späteren Nachwelt die schmerzliche ( traurige) Nachricht von dem traurigen Ende des um die Lehrer und Schulen des hiesigen Inspektionsbezirkes so hochverdienten Schulinspektors, Pfarrers und Amts-

verwalters Menke von Neunkirchen zu überliefern. Dieser von den Bewohnern seiner Kirchspielgemeinden wegen seiner seltenen Tugenden hochgeachtete, von sämtlichen, ihm untergebenen Lehrern wegen seiner Gerechtigkeitsliebe sehr verehrte Menke suchte gegen das Ende des Monats Juli 1856 in den Fluten des Rheins einen freiwilligen Tod, weil er wie er in dem nach seinem Tode publirirten Schreiben angab, diesen selbstgewählten Tod einem Leben ohne Ehre vorzog. Ehrenkränkung, von Seiten eines wegen schlechten Lebenswandel abgesetzten Lehrers gegen ihn verübt, hatte ihn zu diesem Schritte veranlaßt, hatte dreien schon früher mutterlos gewordenen Kindern auch den Vater gemordet „ Doch das eben ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend böses muß gebären „


Die auf so traurige Weise zur Erledigung gekommene Schulinspektion wurde dem Herrn Pfarrer Dickmann zu Willmenrod übertragen.























1857


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 3ten März unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann und in Gegenwart des Schulvorstandes abgehalten.

Es wurde 10 Schüler, 7 Knaben und 3 Mädchen entlassen und 11 Schüler, 5 Knaben und 6 Mädchen aufgenommen.

Die Anzahl der jetzigen Schüler ist danach folgend:

I. Classe 9 Knaben u. 8 Mädchen = 17

II. „ 16 „ 5 „ = 21

III. „ 10 „ 4 „ = 14

IV. „ 10 „ 9 „ = 19

Zusammen 45 Knaben 26 Mädchen = 71

sämmtlich evangelisch christlich.

Im Jahre 1857 wurde in hiesiger Gemeinde die Erbauung eines neuen Schullokal bestimmt. Um den dazu nötigen Fonds zu bekommen, wurde 25 fl. von der Lehrerbesoldung dafür auf 5 Jahre abgeschnitten. In folge davon wurde Herr Lehrer Chr. Menges nach Schadeck, A. Runkel versetzt, und Schulkandidat Franz Heinrich Müller von Wallau mit Versehung der hiesigen Schulstelle beauftragt. Derselbe wurde 1837 zu Wallau A. Hochheim geboren, besuchte die dortige Elementarschule von 1843 bis 1851, sodann das Schullehrerseminar zu Usingen von 1853 bis 1856. Nach seiner Entlassung aus letzt genannter Anstalt unterrichtete er die Kinder des Herrn Fabrikanten A. Michel in Vockenhausen A. Idstein bis zum 1. Juli 1857, von wann er an hiesige Schule berufen wurde mit einem Gehalt von 175 Gulden.




1858


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 28 ten April unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann und in Gegenwart des Schulvorstandes abgehalten.

Es wurden 6 Schüler - 4 Knaben und 2 Mädchen - entlassen und 8 Schüler - 6 Knaben und 2 Mädchen - aufgenommen.

I. Classe 9 Knaben u. 8 Mädchen = 17

II. „ 16 „ 6 „ = 22

III. „ 10 „ 4 „ = 14

IV. „ 10 „ 9 „ = 19

Zusammen 45 Knaben u. 27 Mädchen = 72


Alle sind evangelisch.












1859


Am 1. März wurde die diesjährige Frühlingsprüfung in Gegenwart des Herrn Schulinspektors, Herrn Pfarrer Dickmann von Willmenrod u. des Schulvorstandes abgehalten.

Entlassen wurden 12 Schüler, 5 Knaben und 7 Mädchen, aufgenommen wurden 10 Schüler.

Jetzige Schülerzahl :

I. Cl. 11 Knaben u. 7 Mädchen = 18

II. Cl. 10 „ 8 „ = 18

III. Cl. 17 „ 4 „ = 21

IV. Cl. 9 „ 4 „ = 13

Zusammen 47 Knaben 23 Mädchen = 70

Alle sind evangelisch.

Mit dem 1. März 1859 wurde Hr. Lehrvicar Müller nach Wengenroth hiesigen Amts als Lehrer versetzt u. dessen Stelle dem Schulkandidaten Gustav Dietz von Delkenheim übertragen. Ich Karl Gustav Dietz ,bin geboren den 18. Januar 1840 zu Born Amt Wehen. Die Elementarschule besuchte ich unter meinem Vater 8 Jahre u. bildete mich vor, um das Schulseminar zu besuchen. Nach bestandener Prüfung besuchte ich dasselbe von 1856 - 59. Nach meiner Entlassung von dem Seminar wurde ich als Substitut nach Holzhausen u/a. angestellt mit einem Gehalt von 175 fl. Daselbst wirkte ich vom 1. Juni bis 7. August d. J. Mit dem 1. Nov. 1859 wurde ich als prov. Lehrvicar an hiesige Schule berufen mit einem Gehalt von 200 Gulden..





1860


Am 27. April 1860 wurde die diesjährige Frühlingsprüfung in Gegenwart des Herrn Schulinspektors, Herrn Pfarrer Dickmann von Willmenrod u. des sämtlichen Schulvorstandes abgehalten.

Es wurden 5 Knaben u. 3 Mädchen entlassen u. 5 Knaben u. 3 Mädchen aufgenommen.

Jetzige Schülerzahl :

1. Klasse 12 Knaben u. 8 Mädchen = 20

2. „ 10 „ 9 „ = 19

3. „ 17 „ 5 „ = 22

4. „ 7 „ 2 „ = 9

Zusammen 46 Knaben 24 Mädchen = 70


Alle sind evangelisch.

1861


Acht Tage vor meiner Ankunft wurde die hiesige Schule aufgeschlagen. Es war Ende Oktober 1859. Von da ging der Bau seiner Vollendung entgegen. Mit welcher Sehnsucht ich dem Ende entgegen sah, kann sich nur der denken, der das frühere Schullocal gekannt hat, der auch weiß, was ein Lehrer daselbst auszuhalten hatte. Gottlob, daß es nun anders ist.

Der Einweihungstag der neuen Schule war auf den 21. Januar 1861 bestimmt. Am genannten Tage versammelten sich in meinem Wohnzimmer : der Herzl. Nass. Schulinspektor, Herr Pfarrer Dickmann von Willmenrod, Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden, die Herren Lehrer der Grafschaft Westerburg, die Hr. Lehrer von Langendernbach. Außerdem wohnten noch sonst viele Leute der Einweihung bei.

Der Zug, welcher veranstaltet wurde, ging von dem alten Schullocal nach der neuerbauten Schule. Hier angelangt, sang ich mit meinen Schülern das Lied : Vom h. Gefühl 77 (Siehe Liederheft von Roos ). Darauf hielt Herr Bürgermeister Loos eine Rede und übergab Hr. Schulinspektor den Schlüssel der neuen Schule. Nachdem hielt Herr Schulinspektor eine Rede ( Siehe Schulblatt von 1861 Nr. 8 ) übergab mir den Schlüssel. Nach einer kurzen Rede von mir folgte die Einweihung von Seiten des Herrn Pfarrers Schmidt. Zum Schluße sang ich noch mit meinen Schülern von dem oben benannten Liede den letzten Vers. Der Lehrergesangverein der Grafschaft Westerburg trug die Motette : Singet dem Herrn ein neues Lied 77 von B. Klein vor.

Hiermit wurde die Feier der Einweihung des neuen Schulhauses beschlossen.

Nachher lud ich die genannten Personen nebst Hr. Bürgermeister und den Schulvorstand zu einer Tasse Kaffe ein. Auf Geheiß des Hr. Bürgermeisters hatte ich dies getan, da es in meiner Wohnung am Besten passe. Darum überließ man mir auch den Kostenpunkt mit beinahe fünf Gulden.


1861


Die hiesige Schule, wenn Alles genau berechnet, wird über 7000 Gulden kosten. Trotz der großen Summe sind nur noch 1000 Gulden Schuld da. Mit Wohlgefallen aber muß jeder Bürger auch die jetzige Schule sehen, u. nur der, der nicht überlegen u. bedenken kann, wozu eine Schule dient, kann urtheilen, so hätten wir keine Schule gebraucht, aber man hätte sich noch behelfen können, wie ich es gar oft hören mußte. Wo man aber die Ausgaben für den Schulbau für unnütz erklärt, da wächst wohl die Noth, aber kein Brot, wie Herr Schulinspektor Dickmann so richtig in seiner Rede sagte.

Doch sie steht, und seit dem 22. Januar 1861 wird in derselben gearbeitet und der liebe Gott wolle doch mir und Allen, die noch nach mir hier wirken, seinen Segen zum Gedeihen der Schule geben, damit in ihr die rechten Erden- u. Himmelsbürger erzogen werden. Das wolle Gott, Vater Sohn und heiliger Geist. Amen !











1861


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 1. März unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Es wurden 6 Schüler , 5 Knaben und 1 Mädchen entlassen - und 4 Knaben u.

2 Mädchen aufgenommen.

Jetzige Schülerzahl :

1. Klasse 11 Knaben u. 6 Mädchen = 17

2 „ 9 „ 7 „ = 16

3. „ 12 „ 8 „ = 20

4. „ 13 „ 4 „ = 17

Zusammen 45 Knaben 25 Mädchen = 70 Schüler

Alle sind evangelisch.


1861


Am 23. September war eine Conferenz in Emmerichenhain. Leider war ich durch Krankheit gehindert, derselben beizuwohnen.


1861


Am 26. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrers Schmidt u. in Gegenwart des Schulvorstandes die hiesige Herbstprüfung abgehalten.




1862


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 28. April unter Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Entlassen wurden 8 Schüler, 7 Knaben und 1 Mädchen, aufgenommen 6 Schüler, 4 Knaben und 2 Mädchen.

Jetzige Schülerzahl :

1 Klasse 8 Knaben u. 4 Mädchen = 12

2. „ 11 „ 8 „ = 19

3. „ 11 „ 9 „ = 20

4. „ 12 „ 5 „ = 17

42 Knaben 26 Mädchen = 68

Alle sind evangelisch christlich.


1862


Am 24. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden u. des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.







1862/63


Es verdient bemerkt zu werden, daß wir uns diesen Winter einer ganz gelinden Witterung zu erfreuen hatten. Einige Tage ausgenommen blieb unsere Gegend ganz vom Schnee verschont. Von großer Kälte war deshalb nicht zu sprechen. Von heftigen Stürmen, welche meistens 3 - 4 Tage dauerten, wurde unterdessen unsere Gegend häufig belästigt.

Mit dem kommenden Frühling jedoch, begannen milde freundliche Tage.



1863


Am 18. Februar d.J. wurde in hiesiger Schule eine Lehrerkonferenz abgehalten.



1863


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 15. April unter Leitung der Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Entlassen wurden 13 Schüler, 9 Knaben u. 4 Mädchen, aufgenommen 12 Schüler, 6 Knaben u. 6 Mädchen.

Ein blindes Kind ( Wilhelmine Schmidt ) konnte nicht aufgenommen werden.

Jetzige Schülerzahl :

1. Klasse 10 Knaben u. 9 Mädchen = 19

2. „ 11 „ 5 „ = 16

3. „ 9 „ 7 „ = 16

4. „ 9 „ 7 „ = 16

39 Knaben 28 Mädchen = 67

Alle sind evangelisch = christlich.



1863


Am 10. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden u. des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.

Am 30. September 1863 starb der Schüler Karl Schönberger. Jetzige Schülerzahl deshalb 66.















1864


Herzoglische Amt Rennerod

an

Herzoglische Schulinspektion in Willmenrod


Auf Schreiben vom 10. Dez d. J

die Heizung des Lehrsaals

zu Winnen betreffd.

Auf Bericht des Ortsvorstandes zu Winnen hat der Lehrer daselbst die Heizung des Lehrsaals gegen Lieferung von 1 ½ Klafter Buchenholz u. 6 Zain Braunkohle übernommen, so daß hierdurch wohl der fragliche Gegenstand seine Erledigung gefunden hat.

Rennerod, den 7. Januar 1864


1864


Am 28. April wurde unter Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes die diesjährige Frühlingsprüfung abgehalten.

Entlassen wurden 6, u. aufgenommen 7 Schüler.

a 4 Knaben u. 2 Mädchen u. b. 3 Knaben und 4 Mädchen.

Jetzige Schülerzahl :

1 Klasse : Knaben 10 Mädchen 11

2. „ „ 7 „ 4

3. „ „ 12 „ 7

4. „ „ 8 „ 8

Knaben 37 Mädchen 30 = 67

Alle sind evangelisch.


1864


Der 21. Juli d. J. war ein Tag, der wohl der Erwähnung verdient. Es war der Jubiläumstag der 25. jährigen Regierung Sr. Hoheit des Herzogs Adolph von Nassau. Daher will ich einige Zeilen über die Feier dieses Tages niederschreiben.

Die sämmtlichen Ortschaften der Grafschaft feierten das Fest gemeinschaftlich zusammen. Am 20. Juli ertönten in allen Kirchspielorten von 6 - 7 Uhr die Glocken. Gleichzeitig verkündeten 21 Böllerschüsse vom Schlosse zu Westerburg die Wichtigkeit des Tages. Dasselbe geschah auch des morgens von 6 - 7 Uhr am 21. Juli. An diesem Tage war in ganz Nassau Festgottesdienst angeordnet.

Nachmittags 2 Uhr versammelten sich sämmtliche Lehrer der Grafschaft in Westerburg mit ihren Schülern nebst Fahne. Der Festzug, welcher vom Marktplatz ausging, war folgendermaßen geordnet :1. Westerburg, 2. Berzhahn u. Winnen, 3. Gemünden u. Wengenroth, 4. Willmenrod u. Gershasen, 5. Halbs, Hergenroth u. Stahlhofen. Nach den so geordneten Schulkindern kamen die Hr. Bürgermeister u. Vorsteher, die Herrn Geistlichen u. übrigen Festteilnehmer.

Mit wehenden Fahnen in Nassauer Farben bewegte sich der Zug nach dem Oberflecken dem Gräflichen Schlosse zu. Von da ging der Zug nach dem schön gelegenen Festplatze im Gräflichen Walde zu, nämlich nach dem sogenannten Katzenstein. Dort angelangt sangen sämmtliche Lehrer mit den Schülern das 4 stimmige Lied : Nun fünfundzwanzig 77 Schulblatt Nr. 4. Hierauf hielt Herr Schulinspektor Dickmann eine Rede, in welcher er besonders hervorhob. Vaterland u. Landesvater. Am Schlusse dieser gediegenen u. kräftigen Rede erscholl ein 3 faches Hoch.

Gesänge des Gesangvereins von Westerburg nebst Trachten wechselten miteinander ab.

Auch für die liebe Schuljugend gab es noch eine Freude, indem derselben Wecke u. Erfrischung verabreicht wurde.

Gegen 6 Uhr bewegte sich der Zug wieder in derselben Ordnung dem festlich geschmückten Westerburg zu.

Abends wurden die Festteilnehmer noch durch ein bengalisches Feuerwerk erfreut u. mit 21 Böllerschüssen endigte der wichtige Tag.

Am 22 Juli war die Schulfeier, woran sich die Eltern der Schüler beteiligten.

In hiesiger Schule begann die Feier mit dem Lied Nr. 174 des Gesangbuches. Hierauf wurde von dem Lehrer eine Ansprache über die hohe Bedeutung des Tages gehalten. 2 Schüler trugen passende Gedichte vor, auch einige Lieder inzwischen gesungen. Da die 1. Klasse tage vorher sich im Walde am Feste nicht beteiligt hatte, so bekamen sie heute die bestimmten Wecke. Nach dem Liede : Unser Herzog Adolph lebe, u. mit Festgebet wurde die Feier beschlossen u. ich schließe mit den Worten :

Unsern Herzog, Gott erhalte,

Schirme unsern lieben Herrn !



1864


Am 9. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrers Schmidt von Gemünden u. in Gegenwart des Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.


1864


Mit Freude ergreift der Chronikschreiber die Feder, um einige Zeilen über 2 Stiftungen nieder zuschreiben, welche von der ganzen Lehrerwelt freudig begrüßt wurden. Die Veranlassung dieser Stiftung ist das 25 Jubiläumsfest Sr. Hoheit des Herzogs Adolph am 21. Juli 1864.

Die erste Stiftung ist : Eine Preisstiftung eines Anonymus für die Lösung von Preisaufgaben durch active an Elementarschulen des Herzogtums wirkender Lehrer beider christlicher Konfessionen.

Das Nähere über genannte Stiftung findet man im Circularbuche hiesiger Schule. Der Chronikschreiber kann es nicht unterlassen dem Anonymus den wohlverdienten Dank auszusprechen u. glaubt, daß diese Stiftung von der Nachwelt ebenso freudig begrüßt wird, wie das von der jetzigen Lehrerwelt geschehen ist.

Die 2te Stiftung ist : Adolph Stiftung zur Ausbildung von Lehrerwaisen im Herzogtum Nassau.

Für diese Stiftung können die Lehrer Nassaus unmöglich genug danken u. namentlich die, welche dadurch unterstützt werden. Zugleich verpflichtet uns aber auch die Stiftung Sr. Hoheit dem Herzog sowie den übrigen Lehrerfreunden den ihnen gebührenden Dank zu zollen; denn gerade durch diese reichen Gaben ist es Lehrer stande möglich schon im nächsten Jahre, arme würdige Lehrerwaisen zu unterstützen. Das Nähere über Beiträge u. Statuten dieser Stiftung ist im hiesigen Circularbuch enthalten




1864/65


Der Winter war dieses Jahr lange anhaltend, sehr veränderlich u. kam vor , daß ein u. derselbe Tag die Witterung 3 mal änderte. Schnee im Überfluß.


1865


Am 21. Februar war eine Conferenz zu Berzhahn.


1865


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde unter Leitung des Hr. Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes am 7. Mai abgehalten.

Entlassen wurden 11 Schüler, 5 Knaben u. 6 Mädchen, aufgenommen 9 Schüler, 6 Knaben u. 3 Mädchen

Jetzige Schülerzahl :

Klasse 1: Knaben 10 Mädchen 7 = 17

„ 2: „ 9 „ 9 = 18

„ 3: „ 10 „ 5 = 15

„ 4: „ 9 „ 6 = 15

Knaben 38 Mädchen 27 = 65

Alle sind evangelisch.


1865


Zum letzten mal ergreift der Lehrvicar Dietz die Feder, um noch einige Zeilen, als Lehrvicar von Winnen zu schreiben. Mit Freude vernahm ich am 17. Mai meine Versetzung von hier nach Dessighofen Amt Nassau als Lehrer. 5 Jahre. 6 ½ Monat ist meine Dienstzeit hier gewesen.

Winnens Bürger, dem sämtlichen Schulvorstande sei für ihre mir bewiesene Liebe u. Güte mein innigster Dank dargebracht u. schließe mir den Worten :

Im Herren sind wir vereint

Auch bleibens allerwärts

Lebet wohl.


1865


Eduard Groß von Rod an der Weil folgte dem Lehrvicar Dietz auf die hiesige Stelle mit einem Gehalt von 200 Gulden.

Eduard Groß, geboren den 26ten August 1844 zu Rod an der Weil Amt Usingen. Er besuchte die Elementarschule daselbst 8 Jahre lang, dann das Seminar zu Usingen von 1862 - 1865 und wurde mit dem 15ten Mai 1865 hierher angestellt.


1865


Es gehören noch an Güterstücken zu der Schule zu Winnen zwei Äcker von cirka 28 Ruthen, beide an dem Wege nach Seck gelegen, und eine Wiese an dem Wege nach Westerburg und ein Garten um das Schulhaus. Diese Güterstücke zusammen sind veranschlagt zu sechs Gulden. Ferner gehen von der Besoldung noch 15 Gulden ab für das Wohnhaus.

1865


Den 4ten und 11ten September war eine Conferenz in Westerburg.


1865


Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden hielt unter Beisein des Schulvorstandes am 28ten September die hiesige Herbstprüfung ab.


1866


Unter Leitung des Herzl. Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes wurde am 27. April die diesjährige Frühlingsprüfung gehalten.

Es wurden entlassen 8 Schüler, darunter 6 Knaben und 2 Mädchen, neuaufgenommen 2 Knaben. Ferner kamen noch 3 Kinder aus Berzhahn hierher, nämlich 1 Knabe u. 2 Mädchen, so daß die jetzige Schülerzahl folgende ist :

Klasse I. Knaben 8 Mädchen 4 = 12

„ II. „ 9 „ 12 = 21

„ III. „ 9 „ 4 = 13

„ IV. „ 9 „ 8 = 17

Knaben 35 Mädchen 28 = 63

Alle sind evangelisch.


1866


Mein Dienstzeit an diesem Orte war eine sehr kurze, denn mit dem 1. November bin ich ganz unerwartet nach Homberg versetzt worden. Doch habe ich diese kurze Zeit recht glücklich erlebt.

Darum lebet wohl, Ihr Bürger und Schulbehörden, auch in mir schlägt ein dankbares Herz für Eure große Achtung und Liebe, die Ihr mir während meines kurzen Hierseins stets bewiesen habt.


Winnen, den 29ten Oktober 1866

Ed. Groß Lehrvicar




Die durch die Versetzung des Lehrvicars Groß varcant gewordene Schulstelle dahier wurde mit dem 1. November 1866 mir dem Lehrvicar Adolph Haas übertragen. Ich bin geboren den 8. September 1844 zu Löhnfeld A. Marienberg, woselbst ich die Elementarschule 8 Jahre lang besuchte. Nachdem ich vom Jahre 1860 - 1863 das Seminar zu Usingen besucht, wurde ich als Lehrvicar nach Bretthausen A. Marienberg, einen

nur eine Viertelstunde von meinem Geburtsorte entfernten Dorfe berufen, welche Stelle ich 31/2 Jahre bekleidete. Im letzten halben Jahre jedoch, mußte die Schule daselbst weise versehen werden, da auch das Vaterland zu den Waffen rief. So bin ich denn gezwungen, hier noch Einiges über den Verlauf des weltgeschichtlichen berühmten Sommers 1866 nachzuholen, da mein Vorgänger denselben mit Stillschweigen übergangen hat.

Es kann nun freilich nicht meine Aufgabe sein, die Feldzüge des genannten Sommers hier bis ins Detail zu erzählen, es mögen vielmehr nur die bedeutendsten Thatsachen derselben folgen.

Schleswig Holstein, der Zankapfel, der schon so manchen Tropfen Blut gekostet, sollte auch dieses Jahr (wenigstens dem Meinen nach) die Ursache eines Krieges, und zwar nicht eines solchen, wie 2 Jahre vorher, wo es galt, deutsche Brüder von fremden Joche zu befreien, wo es galt, die „ hartnäckigen „aus Germaniens Fluren hinaus zu treiben, sondern diesmal leider! eines deutschen Brüderkrieges werden. Die beiden deutschen Großmächte Österreich und Preußen, die anno 1864 vereint die Schanzen von Düppel und die Insel Alsen erobert, sahen einander schamlos an, und so kam es, daß sie sich bald gerüstet bis zu den Zähnen gegenüber standen. Der deutsche Bund, den Österreich, gegen welches auch Italien zu Felde gezogen war, die Sache verlegte, vermachte auch nicht, die Einheit wieder herzustellen, und beschloß mit großer Majorität der Stimmen am 4. Juni die Mobilmachung gegen Preußen. So Stand denn ganz Deutschland in den Waffen, und zwar Österreich mit seinen Alliierten, den ganzen Mittel - und Kleinstaaten Deutschlands mit Ausnahme Mecklenburg, Braunschweig und Sachsen Coburg gegen Preußen, das in Deutschland keine Verbündeten, aber an Italien einigen Rückhalt ( indem Österreich dorthin eine nicht unbedeutende Macht schicken mußte ) hatte. Der Kriegsschauplatz war somit ein zweifacher. Der eine sah die Kämpfe zwischen Preußen ( das seine dortige Armee „ Elbarmee „ nannte ) und Österreich, und war in Böhmen, da an der vorzugsweisen Lage, bayrisches Gebiet berührend ( um den Main herum ), die zwischen Preußen ( die diese seine Mainarmee nannte ), und den Verbündeten der Reichsarmee. Hannover, das zu der Reichsarmee durchzubrechen hoffte, wurde von den Preußen abgeschnitten und nach höchst tapferer Gegenwehr bei Langenalsen überwunden. Zu der Reichsarmee zählte auch das Kontingent Nassau , das aber vorläufig bemerkt, nur ganz wenig ins Treffen gekommen ist, so daß wenigstens der Nassauer Bürger nächst anderen von Verlusten nicht auch den seines Sohnes zu beklagen hatte. Merkwürdiger weise war dieser Krieg, der einem Bruderkrieg äußerst heftig zu werden drohte, in sehr kurzer Zeit abgemacht, so daß er auch der „ Siebenjährige Krieg „ genannt wird. Nicht gering jedoch sind seine Erfolge und Folgen. Was zunächst den Kämpfen an Böhmen anlangt, so waren das wohl, die wichtigste und entscheidendsten. Dort standen sich zwei Völker gegenüber, von dem jedes ein Großes aufs Spiel setzte. Doch zur Thatsache Die erste Armee Preußens hatte in den letzten Tagen des Juni siegreiche wenn freilich mitunter auch noch recht blutige Gefechte bei Turnau bestanden, während welcher Zeit die 2 Preußische Armee singend vordrang durch die Gebirge der Grafschaft Glatz, nachdem sie vorher die Kämpfe Trautenau gewannen, so daß sich auf dem rechten Ufer der oberen Elbe am 2. Juni 3 preußische Armeen vereinigten, diesen gegenüber, auf dem rechten Ufer unweit Königgrätz, hatte sich Sachsen und Österreich postiert. Hier kam es also am 3. Juli zu dem ewig denkwürdigen, folgewichtigen Schlacht bei Königgrätz, worin Österreich gänzlich geschlagen wurde, so daß Preußens Truppen in kurzer Zeit Böhmen durchzogen, Prag ohne Schwertstreich nahmen und nicht mehr sehr weit entfernt waren von der Hauptstadt des ruhmbedeckten Austria, trat ein Waffenstillstand ein, dem der Friede folgte. - Wie in Böhmen so behauptete auch am Main Preußens Schwert Schlachtfeld auf Schlachtfeld. Wie schon erwähnt, erlagen die Truppen Hannovers bei Langensalza. Die Bayern wurden in mehreren Gefechten bei Kissingen das bedeutendste ) geschlagen, die Österreich u. Hessen ( vom 8. Armeecorps ) erlitten bei Aschaffenburg eine Niederlage, so rückte Preußen am 16. Juni in der alten Reichsstadt Frankfurt ein. Kurhessen Nassau und Hannover waren schon längst erruppiert worden. Die Folgen, die des gewiß höchst merkwürdigen und auffallenden Krieges waren für Preußen nichts weniger als unbedeutend. Freilich auch für ganz Deutschland. Zunächst wurde Österreich aus dem deutschen Bunde ausgeschieden, dieser aber getheilt in den nord- und süddeutschen, welchen ersteren Preußen erste Stunde dessen Verfassung einen Parlament anheim gegeben sind. Außer einigen kleineren Territorien von Bayern u. Vormstadt avantirte Preußen die Länder „ Hannover „,“Kurhessen Nassau „und die freie Stadt Frankfurt. Sie ist also unser Herzogthum das lange unter der Regierung eines Herzogs in Frieden und Ruhe bestanden hat, eine „preußische Provinz „geworden. Am 8ten October. wurde die Einverleibung zubliriert und preußische Gesetze und Rechte treten mit dem 1. Oktober 1867 in Kraft. Unsere letzten Herzöge aber, den Herzog Adolph von Nassau ( nun mehr freilich Erzherzog ) wird in jeder treuen Brust, auch wenn er nicht mehr der Herr der Gebieter ist, stets ein Herz voll Dankbarkeit und warme Liebe schlagen. Besonders wird ihm die Elementarschule, für die er sich große Verdienste erworben, immer in guten Andenken behalten müssen, wenn anders sie sich nicht des schnöden Undankes schuldig machen will.

Am 29. September hielten die nassauischen Lehrer eine Lehrerversammlung in Limburg, die den Zweck hatte, durch eine nach Berlin gesande Petition zu bewirken, daß die für Nassau bestehenden Schulgesetze auch fernerhin soviel, als möglich, beibehalten würden.

Der Winter 1866/67 war nicht sehr strenge, der Schnee hatte selten auf längere Zeit eine bleibende Stätte.



1867

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 20. März von Hr. Schulinspektor Dickmann abgehalten. Mit Ausnahme des Hr. Pfarrer Schmidt, der zwar gekommen war, aber wegen durchnässter Kleidung der Prüfung nicht beiwohnen konnte, war sämmtlicher Schulvorstand zugegen.

Es wurden 5 Knaben und 6 Mädchen entlassen, aufgenommen dagegen wurden nur 5 Mädchen u. 3 Knaben, so daß der numerige Stand der Schule folgender ist.

Knaben Mädchen Summe

Cl. I. 9 6 15

Cl. II. 7 8 15

Cl .III. 8 8 16 Hierbei ein blindes Mädchen

Cl. IV. 8 6 14

Sa. 32 28 Im Ganzen 60 Schüler


Schon das Frühjahr 1867 sollte beweisen, daß die alt bekannte Bauernregel : „Wenn’s nicht wintert, dann sommerts auch nicht. „ oft eintrifft, denn dasselbe war so regnerisch, daß im April nur ganz wenig an der Aussaat geschehen konnte. Noch mehr aber hat sich oben angeführtes Wetter den diesjährigen Sommer beweisen. Nachdem es lange anhaltend geregnet hatte, trat eine mehrere Wochen dauernde Trockenheit ein, so daß der Frühling schon auf keine absonderliche Ernte hoffen ließ, und in der That ist dieselbe wo nun auch nicht gerade ganz schlecht, so doch wenigstens sehr spärlich ausgefallen.

Die Herbstprüfung wurde am 22. September von Hr. Pfarrer Schmidt abgehalten.







1868


Die diesjährige Frühlingsprüfung fand am 5ten März statt.

Entlassen wurden 3 Mädchen u. 4 Knaben, aufgenommen dagegen 9 Mädchen und 6 Knaben. Die Schule zählt also jetzt 65 Schüler in folgender Aufteilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. 1 9 14 23 In Kl. 1 ist ein Knaben, welcher

Kl. 2. 8 4 12 wegen mangelhafter Körperent-

Kl. 3. 9 11 20 wicklung die Schule nicht besuchen

Kl. 4. 8 5 13 kann.

Sa. 34 34 Im Ganzen 68 In Kl. 3 ist ein blindes Mädchen

Alle Schüler sind evangelisch.



Die durch die Versetzung Adolph Haas vacant gewordene Lehrerstelle dahier wurde mir am 15. Mai 1868 übertragen. Da ich mich jedoch nicht kräftig genug fühlte, an einer so großen Schule zu wirken, so übertrug mir königl Reg. auf meinen Wunsch mit dem 1. Juli die Lehrvicarstelle zu Heiligenborn.

Winnen, den 29. Juni 1868

A. Haas

Lehrvicar



Durch die Versetzung des Adolph Haas vacant gewordene Lehrvicarstelle zu Winnen wurde mir am 1. Juli 1868 übertragen. Ich Friedrich Robert Acker, Sohn des Lehrers Ludwig Acker, bin geboren den 14ten Dezember 1848 in Langenbach Amts Hachenburg. In meinem 4ten Lebensjahre wurde mein Vater nach Kirburg versetzt. Daselbst besuchte ich die Elementarschule bis zu meinem 11ten Lebensjahr. Die übrige Zeit bin ich in Münster Amts Runkel in die Schule gegangen. Nach bestandener Coniursprüfung habe ich das Seminar zu Usingen von 1865 - 1868 besucht und wurde nach bestandener Abiturientenprüfung in die Zahl der Schulamtskandidaten aufgenommen. Meine Kandidatenzeit verlebte ich in Münster, wo selbst ich unter der Aufsicht meines Vaters schon in meinem Berufe wirkte.

Die Schulinspektion, zu welcher Winnen gehörte, wurde im Jahre 1856 dem Herrn Pfarrer Dickmann zu Willmenrod übertragen. Er bekleidete diese Stelle bis zum Jahre 1868, wo Königl. Regierung den Herrn Pfarrer Ilgen in Emmerichenhain als Schulinspektor ernannte.

Die Witterung d.J. war im Allgemeinen für die hiesigen Bewohner eine befriedigende. Der Sommer war sehr heiß, aber trotz dieser Hitze und Trockenheit ist die Ernte gut ausgefallen.

Am 16. September wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.

Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden hielt unter Leitung des Schulvorstandes am 25ten September 1868 die hiesige Herbstprüfung ab.

Am 17. Dezember wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.




1869


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 8ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten, wobei der sämmtliche Schulvorstand zugegen war.

Entlassen wurden 4 Knaben u. 3 Mädchen; aufgenommen dagegen 5 Knaben und 4 Mädchen. Die Schule zählt also jetzt 69 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:


Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 10 13 23

„ II. 5 6 11 In Kl. IV. ist ein blindes

„ III. 9 7 16 Kind welches die Schule

„ IV. 10 9 19 nicht besucht.

34 35 69

Alle Kinder sind evangelisch.



Am 21ten Juli wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Am 30ten Juli wurde wieder eine Conferenz gehalten. Der Herr Regierungs - und Schulrath vor dieser Zeit einige Schulen besucht hatte und selbst bei dieser Conferenz beiwohnte.


Herr Pfarrer Schmidt hielt in Gegenwart des Schulvorstandes am 25ten September die hiesige Herbstprüfung ab.


Im Laufe des Jahres starben 3 Kinder. Deßhalb sind jetzt nur noch 66. Schüler.


Den 17. Dezember wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten. Leider war ich durch Krankheit gehindert derselben beizuwohnen.


Der Schulunterricht wurde außer den Ferien durch eine 5 wöchentliche Krankheit des Lehrers gestört.


Den 22. März wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Königs gefeiert. Des Morgens ging der Lehrer mit den Kindern nach Gemünden, woselber sich am Festgottesdienst beteiligt wurde. Des Nachmittags wurde den Kindern die Bedeutung des Tages mitgeteilt u. mit noch einigen auf die Feier sich beziehende Liedern wurde wegen des schlechten Wetters die Feier geschlossen.













1870


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 28ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten, wobei sämmtlicher Schulvorstand zugegen war.


Entlassen wurden 4 Knaben und 2 Mädchen; aufgenommen wurden 5 Knaben und 11 Mädchen.

Die Schule zählt 75 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 9 15 24

„ II. 8 14 22 In Kl. IV. ist ein blindes Kind

„ III. 8 7 15 welches die Schule nicht

„ IV 8 6 14 besucht.

33 42 75

Alle Kinder sind evangelisch.


Den 13. Juli wurde eine Conferenz in Emmerichenhain gehalten.


Die diesjährige Herbstprüfung wurde am 17ten September abgehalten.


Den 20. Sept wurde eine Conferenz abgehalten.

1871


In diesem Jahr entspann sich ein schwerer Krieg zwischen Deutschland und Frankreich. Dies war ein Krieg, wie die Weltgeschichte keinen zweiten aufweisen kann. (Die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien) Es war am 14 Juli 1870 als Graf Benedik zu seiner Königlichen jetzt Kaiserlichen Majestät trat und ihm den Krieg erklärte. So wurde dann gerüstet und Ende Juli waren die deutschen Armeen schon auf der Grenze, um ihren Erbfeind zu besiegen. Großes wurde geleistet. Denken wir nur an die Schlachten von Weißenberg, Wörth, die Erstürmung der Spicheren Bergen, so sahen wir, wie tapfer unsere deutschen Truppen dem Erbfeinde gegenüber standen. Noch sei hier erwähnt, daß unter den vielen Verlusten auch Winnen hart heimgesucht wurde. Von 12 Kriegern, die mit in die Schlachten zogen, blieben Drei auf dem Schlachtfeld und einer wurde stark verwundet.

Trotz fürchterlichem Regenwetter und starken Verlusten woran unsere deutschen Krieger immer muthig und getrost und kämpften einen Kampf der Verzweiflung, denn sie sahen. daß Deutschlands Freiheit und Ehre im Spiele war. So drangen sie, auf Gott vertrauend, immer vor bis vor Paris, welches durch Belagerung zur Capitulation gezwungen wurde. Nach dieser Übergabe gab es einen 4 wöchentlichen Waffenstillstand, während dessen über den Frieden verhandelt wurde, der dann auch am 2. März 71 zu Stande kam. Möge Gott geben, daß dieser Friede ein dauernder sei.


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 10ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten. wobei der sämmtlichen Schulvorstand und Gemeindevorstand zu gegen war.


Nach den Schlusse dieser Prüfung wurde dem Lehrvicar Acker eine Gratification von Gulden verwilligt.



Es wurden 6 Knaben und 7 Mädchen entlassen; aufgenommen wurden 4 Knaben und 4 Mädchen.


Die Schule zählt also 70 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 9 14 23

„ II. 9 12 21

„ III. 7 6 13

„ IV. 6 7 13

31 39 70

Alle Kinder sind evangelisch.


Mit dem 1. Juni d. J. wurde ich „ Wilhelm Arhelger “ von Steinbrücken Königl. A. Dillenburg , hierher versetzt. Ich Wilhelm Arhelger geb. den 6. März 1847 in Großeckenbach, woselbst meine Eltern Landsleute waren. Acht Jahre besuchte ich die Schule und zwei Jahre genoß ich den Vorbereitungsunterricht fürs Seminar von Herrn Lehrer Fischer an meinem Geburtsort. Im Maimonat 1866 wurde ich vom Seminar entlassen und am 1. Juli d.J. nach Wallenfels dirigiert. Dort war ich 1 Jahr 11 Monate tätig. An einem schönen Sonntag im Jahr 2868 wurde mir die fröhliche Nachricht gebracht, daß ich noch in meine Heimath ( nach Steinbrücken ) versetzt sei.

Der aber bald folgende Tod meines seligen Vaters und die dadurch entstandene Umgestaltung unserer Familie machten mir meinen Aufenthalt in Steinbrücken trübe.

Vom Jahre 1868 an mußte jeder Lehrer um Devinitiv angestellt werden zu können, eine Wiederholungsprüfung machen. Die erste war auf den 5ten Juli des Jahres 1869 ausgeschrieben. Ich meldete mich zu der selben an und wollte sie mit noch anderen fünfzehn Collegen, welche theils aus dem Kreis Biedenkopf, theils mir bekannte alte Nassauer waren.

Die Prüfung hatte einen zu guten Verlauf, alle Bestanden, mir hatte es ganz gut gewollt. Obgleich man als Prüfling in Usingen war, so muß ich doch sagen, daß es enge Tage fröhlichen Zusammenseins waren. Besonders erfreulich war es, sich mit den vom Seminar her bekannten Hr. Seminarlehrern zu unterhalten. Mit fröhlichen Herzen eilte ich nach bestandener Tour nach meinem Steinbrücken, um wieder alle meine Kräfte der dortigen Schule zuzuwenden. Im August 1870 erhielt ich die Schule zu Bergebersbach, welche längere Zeit brach gelegen hatte noch hinzu. Jetzt hatte ich Arbeit in Fülle. Tagtäglich saß ich 8 - 9 Stunden geschäftig unter der Kindern, denn die von den Kindern getrennt in 2 Schulen verlangte Arbeit und großen Anstrengung. Obgleich mich die strenge Winterluft 1870/71 auf den Weg von Steinbrücken nach Bergebersbach streng anschnaufte, so blieb ich dabei doch immer recht gesund. Meine Versetzung hierher löste das Band welches mich so eng mit genannten Schulen, den die Schüler an beiden Orten waren brav, fleißig und gut befähigt verband. .

Sehr ungern folgte ich dem Ruf hierher, aber ich hoffe durch Gottes Hilfe wird mir auch das Dörfchen Winnen in meinen späteren Jahren eine angenehme Erinnerung sein und bleiben.

Winnen im Juni 1871

Arhelger






Heute Morgen kurz nach 4 Uhr entlud sich hier ein sehr schweres Gewitter mit einem wolkenbruchähnlichen Regen. Auch ziemlich starker Hagel fiel, so daß eine Scheibe eines Fensters in meiner Wohnung davon zerschlagen wurde. Die noch sich im Felde befindlichen Früchte wurden, Gott seis gedankt, wenig beschädigt, wie überhaupt die von Gewittern so reiche Jahr in der Weise uns nicht geschädigt hat.

Andere Gegenden haben durch Hagelschlag und Überschwemmungen viele Hoffnungen zernichten sehen.

Winnen den letzten August 1871

Arhelger


Die diesjährige Herbstprüfung wurde von Hr. Pfarrer Schmidt in Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes den 19. September von 9 - 12 Uhr Morgens abgehalten.

Alle Kinder waren zugegen.

Winnen im September 1871 W. Arhelger



Noch Einiges über die Kriegsjahre 1870/71 möchte hier erwähnt werden. Von Frankreich wurde Preußen der Krieg erklärt, man dachte dasselbe zu vernichten. Aber Gott hat es anders gewollt. Preußen ( Deutschland ) ist erhört worden und das Gegenteil mußte sich Frankreich gefallen lassen. Der ganze Kriegsschauplatz war auf französischem Boden. Der Kriegstumult vernichtete Frankreichs Fluren, viele Dörfer und Städte wurden in Asche gelegt. Denke man zuletzt nur an die Zerstörung der stolzen Hauptstadt Frankreichs.

Nie hatte Frankreich gedacht, daß sich Deutschland einigen würde, so mag es den Franzosen geträumt haben, von einer Zersplitterung Preußens, in Gedanken an die 1866 neu erworbenen Provinzen, aber jeder der Preuße hieß war fest an König und Vaterland geschlungen. Auch in den süddeutschen Länderstaaten floß noch deutsches Blut, und so lang ein Tropfen Blut noch fließt „ Deutschland war einig und Einigkeit macht stark „

Das ist diesmal glänzend erprobt worden. Den nach so vielen Siegen der deutschen Waffen konnte man bald hören, daß Wilhelm I. Preußens König vom Jubel der Bevölkerung begrüßt in seiner Hauptstadt „ Berlin „ als deutscher Kaiser eingezogen war. Deutschland ist einig, das Kaiserreich, das tausend Jahre geschlafen, ist nun erwacht.

Aber Frankreich ist zerrissen, sein Volk ist uneinig. In roher Rebublik haben sie sich gegenseitig gemordet. Ihre schöne Hauptstadt zum Theil verwüstet.

Uneinigkeit macht schwach. Wenn ein Reich in sich selbst uneins wird, so zerfällt es. Die Folgen der schweren Niederlage Frankreichs haben aber nicht blos das Volk, nein auch das Land zerrissen.

Zwei alte deutsche Staatenkinder, Elsaß und Lothringen ( Straßburg, Metz ) sind wieder in den deutschen Staatenkranz eingeflochten, und wahrlich, dieses sind zwei schöne Blumen.

In finanzieller Beziehung ist Frankreich auch zerrissen, den die Summe was fünf Milliarden ( 5000.000.000 ) Fr. Kriegskosten zu zahlen verlangen wirklich einen großen Geldbeutel, wenn derselbe nicht zerreißen soll.

Das Einzelne, Genaue des Kriegslaufes überlasse ich der Geschichte, nur wer diese ernstlich verfolgt, der wird bekennen müssen:

Das ist von dem Herren geschehen und ein Wunder vor unsren Augen.


Winnen im Oktober 1871 Arhelger




Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 6. März ( des Lehrers Geburtstag ) von Hr. Schulinspektor Ilgen im Beisein des hiesigen Schul - und Gemeindevorstandes abgehalten. Dem Lehrer wurden 6 Thaler Gradification bewilligt.


Stand der Schule. Schülerzahl:

Abteilungen

Zahl der Schüler Knaben Mädchen

1 13 32 41

2 13

3 19 alle evangelisch.

4 27

73


Sieben Schüler wurden aus der Schule entlassen und sechs neu aufgenommen.


Arhelger




Die diesjährige Herbstprüfung wurde heute von ½ 2 - 4 Uhr von Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes abgehalten.

Winnen den 3. September 1872

Arhelger




























In den Wintermonaten pro 1872 =73 wurde hier Abendschule gehalten. Schülerzahl ungefähr 30. Lehrgegenstände waren Rechnen Naturgeschichte (Landbau) Geometrie und Aufsatz. Disziplin war genügend und die Leistungen gut. Reallehrer Lautz von Wiesbaden hielt im März 1872 Prüfung ab. Dem Lehrer wurde im Jahr 1872 12 Thaler aus der Gemeindekasse und 10 Thaler aus dem Staate bezahlt. Heizung Öl p.p. besorgte die Gemeinde.

Der Winter 1872/73 war ein sehr gelinder. Im Dezember und Hälfte Januar hatte man schon Frühlingstage. Später fiel Schnee, es trat Frost ein.

Die Natur will ihr Recht geben und wahren.


Winnen, im März 1873 Arhelger



1873


Den 25. März wurde im Beisein des Schulvorstandes, Gemeindevorstandes und mehrerer Lehrer von Herrn Ilgen Frühlingsprüfung abgehalten.

Stand der Schule

31 Knaben - 39 Mädchen, alle evangelisch.

8 wurden entlassen u. 10 aufgenommen.



Am heutigen wurde von Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.

Alle Schüler waren zugegen.


Winnen, den 23. September 1873

Lehrer Arhelger




Nachdem Herr Pfarrer und Schulinspektor Ilgen von Emmerichenhain nach Nachstätten versetzt worden, wurde sein Nachfolger Herr Pfarrer Wolff zum Schulinspektor der Inspektion von Königl. Regierung ernannt. Unter seiner Leitung wurde zwei Conferenzen, eine in Emmerichenhain und eine in Gemünden abgehalten. Wir lernten hier unseren Schulinspektor kennen und ich glaube, daß wir in ihm einen lieben freundlichen Mann und tüchtigen Schulinspektor erhalten haben.



Winnen, im September 1873 Arhelger





1874


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde heute von Herrn Schulinspektor Wolff von Emmerichenhain im Beisein des Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden und des hiesigen Schulvorstandes, ferner einigen Lehrer abgehalten.

Es besuchten die Prüfung 72 Schüler. Drei wurden entlassen u. eine aufgenommen.

Stand der Schule: 72 Schüler


Winnen, den 19. Febr. 1874 Arhelger



In diesem Winter 73/74 wurde mit anfangs 35 Schüler, und nachher mit 17 Schüler gehalten. Es waren viele junge Männer darunter. Die Prüfung wurde vom zweiten Mai von Hr. Pfarrer von Rückenroth mit 7 Schülern abgehalten. Alle Gegenstände wurden geprüft. Daß der Gemeindevorstand weiß - jede Arbeit seines Lehrer kann ich auch sagen. Ich glaube, daß sich jeder selbst der Nächste ist, will der Verstand nicht, will u. brauch ich gar nicht.

Arhelger Mai 74



Es ist wohl werth eine Lagebeschreibung zu. vor oder, daß in den Nachmittagen des 15 - 16 Mai d.J. Schnee fiel und zwar bedeutender. Der Frost in der Nacht vom 15ten auf den 16ten hat manche Hoffnung des Landmannes zerwirkt, überhaupt hat der Maimonat diesmal ( bis dahin nicht als Wonnemonat )bewährt. Der Wintersamen ist viel verloren.

Winnen, den 20. 5. 74 Arhelger



Heute, den 24. Juni besuchte Hr. Schulinspektor Wolff von Emmerichenhain hiesige Schule. Er hielt sich 2 Std., von 7 -9 auf. Der Lehrer konnte verfahren, wie sonst immer. Kl. 3 - 4 Lesen und Rechnen. Kl. 2 Schreiben ( Das und Religion ( )

Winnen, den obigen Datum Arhelger



Die Herbstprüfung wurde d. 25. September von Hr. Pfarrer Schmidt abgehalten. Zugegen war der Schulvorstand. Arhelger



In diesem Jahr wurden 4 Conferenzen abgehalten, wovon drei in Emmerichenhain und eine in Gemünden gehalten worden sind. Auf jeder Conferenz wurden Aufsätze, die vorher von Lehrern angefertigt worden waren, und zwar wurden manche ( Strenge ) scharf kritisiert.

Auch wurde viel über den Lehr - u. Stundenplan verhandelt.

Arhelger








1875

Schülerzahl pro Schuljahr

1874/75


Kl. Knaben Mädchen

1 10 12

2 7 12

3 6 12

4 8 13

Sa 31 49 = 80 Schüler

alle evangelisch.


Die Frühlingsprüfung 1875 wurde den 16. März von Hr. Schulinspektor Wolff abgehalten. Zugegen war Hr. Pfarrer Schmidt und der Schulvorstand.



Heute wurde unter Leitung des Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden im Beisein des Schulvorstandes die Herbstprüfung abgehalten.

Alle Schüler waren zugegen.

Winnen, d. 7. September 1875 Arhelger



Den 23 September machten die Lehrer der Inspektion Emmerichenhain einen Gang auf die Dornburg. Es wurden verschiedene Lieder gesungen u. einige Vorträge gehalten.

In diesem Jahr wurden vier Conferenzen abgehalten und zwar drei in Emmerichenhain und eine in Westerburg.

Arhelger



Montag Mittag 1 ½ Uhr der ersten Schnee, einige Tage fürchterlicher Sturm.

Arhelger



1875


Die Schule wurde in diesem Jahr durch Augenleiden der Schüler gar manchmal unterbrochen. Unter 80 Schüler fehlten gar manchmal 30 u. mehrere.

Arhelger



Den 10. Novbr. einige starke Gewitter und Sturm, welcher so stark war, daß man in Angst lebte.

Dächer wurden zum Theil abgedeckt, überhaupt ist solcher Sturm, solches Wetter wenig erlebt worden.

Arhelger


Herr Inspektor Wolff hielt 4 Conferenzen in diesem Jahr ab. Die Conferenzen waren gemüthlich u. fruchtbringend. „ Gut thun ist immer gut. Gut sein ist immer schön u. gut „

Und so war es gewiß.

Arhelger

Heute d. 1. März wurde die Frühlingsprüfung abgehalten. Hr. Inspektor Wolff prüfte sehr genau. Hr. Pfarrer Schmidt ( Gemünden ) Schulvorstand u. Gemeinderat waren zugegen.


Arhelger



In der Nacht ( Abend ) vom 12. auf den 13. März 1876 wüthete dahier ein schreckerregender Sturm. An den Dächern wurde bedeutender Schaden angerichtet, auch an dem Dache u. den Fenstern unseres starken Schulhauses.

Auch war an diesem Abend das Wasser hier so stark, es hatte sich aber schnell wieder verlaufen. Wir haben aber den 4. Winter viel Schnee.


Winnen, den 14. März 1876 Arhelger



Heute Mittag kurz nach 12 Uhr brach in dem Stall des Georg Karl Schönberger Feuer aus. Stall,Scheune u. Haus des Schönberger, sowie Haus und Scheune des Philipp Schmidt wurden ein Raub der Flammen. Ein günstiger Südwind und fleißiger Leute Hände verhüteten den weiteren Ausbruch des Feuers. Über die Entstehung des Feuers läßt sich viel u. auch wenig sagen.


Winnen, d. Juli 1876 Arhelger





Am 1. November 1876 wurde durch Versetzung des Herrn Lehrer Arhelger die Versehung der hiesigen Schule dem Lehrer Friedrich von Stahlhofen übertragen. Dafür wurde ihm ein Gehalt von 200 Thaler aus der Gemeindekasse zu Winnen bewilligt.


Friedrich





1877


Den 1. April 1877 wurde mir die Lehrerstelle zu Winnen mit einem damaligen Gehalt von 900 Mark übertragen.

Ich, Heinrich Georg Schneider bin am 9. Januar 1857 zu Ennerich, Königl. Amts Runkel geboren. Meine erste Ausbildung genoß ich in hiesiger Elementarschule unter Aufsicht des Herrn Lehrer Müller. Nach meiner Entlassung aus der Schule besuchte ich das Seminar zu Usingen von 1874 - 1877. Nach bestandener Abiturientenprüfung ist mir von Königl. Regierung zu Wiesbaden die Lehrerstelle zu Winnen übertragen worden.


Winnen, den 23. Mai 1877 Schneider, Lehrervicar






Heute den 24. Juli 1877 abends um ½ 7 Uhr erhob sich ein schweres Gewitter. Den Schaden, den dasselbe anrichtete, war jedoch unbedeutend, hätte sich nicht auf einmal ein furchtbarer Wirbelwind erhoben. Derselbe verbreitete sich aber nur auf einen sehr kleinen Strich des Dorfes, wo er sehr großen Schaden anrichtete. Er entwurzelte mehrere starke Pappeln an der Chaussee nach Westerburg, trieb das auf Haufen sitzende Heu weit mit sich fort, das noch wenige Spuren davon zu sehen war. Die Leute, die vom Mähen nach Hause flüchteten, mußten sich auf die Erde legen um nicht vom Winde über einen Haufen geworfen zu werden, andere wurden sogar noch umgeworfen. Aber was noch das schrecklichste war, er legte die Scheune des Friedrich Schmidt in einen Haufen, außerdem hob er den hinteren Theil des Daches von der Scheune des Schulvorstehers Karl Klees ab, nachdem er vorher das starke, neue Thor an der Scheune hinein getrieben und sich darin gefangen hatte. Der Schaden in dem Dorfe, wo er wütete, war sehr groß, fast jedes Dach war beschädigt. Dies alles war geschehen, in einer Zeit von 2 - 3 Minuten und Gott sei vielmals gedankt, daß der Sturm nicht länger anhielt. Das Schulhaus blieb unversehrt, nur drei Fensterscheiben litten Noth. Ein solcher Sturm war seit Menschen Gedenken noch nicht dagewesen.


Winnen, 25. Juli 1877 Schneider



















Conferenzen

Am 27. Juni wurde eine Conferenz in Rennerod abgehalten.

Den 16. August wurde eine Conferenz in Westerburg abgehalten.

Den 23. November wurde von Herrn Landrat Tichmann eine außerordentliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten, welche die Einführung der landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen zur Behandlung führte. Infolge dessen entstand fast auf jeden Dorfe, wo nur ein Lehrer arbeitete, eine Fortbildungsschule. Dem Lehrer wurde für Abhaltung der selben eine Remuneration (Belohnung) von 45 Mark zu theil, außerdem eine Staats-Remuneration von 30 Mark. Den 18. Februar wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Feier des Sedansfestes

Am 2. September vorigen Jahres wurde das Sedansfest in alter Weise gefeiert.


Militair=Dienstzeit des Lehrers betr.

Die diesjährigen Herbstferien mußten, wegen Ableistung der Militair = Dienstpflicht des Lehrers um 14 Tage verlängert werden. Ihre Dauer reichte also vom 1. Oktober bis 12. November. ( incl. ).

Das Wintersemester nahm also den 14. November seinen Anfang.


Neue Feuerspritze

Mit dem 16. August 1877 faßte Herr Bürgermeister und der hiesige Ortsvorstand den Entschluß, sich auf eigene Kosten der Gemeinde eine neue Feuerspritze anzuschaffen, während sie früher nur Theil an der zu Westerburg hatte. Die Spritze kostete bis an Ort und Stelle zirka 1000 Mark. Dazu kam noch, daß die Gemeinde genötigt war, ein neues Spritzenhaus zu bauen und in Folge dessen das Ganze ein harter Kostenpunkt der Gemeinde ist.


Herbstprüfung

Die diesjährige Herbstprüfung wurde den 25. September von Herrn Pfarrer Schmidt in Gemünden und unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes abgehalten.



1878

Der Winter 1877/78 war im Ganzen ein sehr gelinder, aber ungesunder, da es wenig Frost, aber mehr Regen und feuchtes Wetter gab. Im Februar hatten wir wahre Frühlingstage, dagegen der Anfang des März war stürmisch und regnerisch.

Den 9. März 1878 wurde im Beisein des hiesigen Schulvorstandes und mehrerer Lehrer, der Inspektion von Herrn Schulinspektor Wolff die diesjährige Frühlingsprüfung abgehalten.

Es wurden 11 Mädchen und 5 Knaben entlassen, aufgenommen wurden 4 Knaben und

1 Mädchen.

Die Schule zählt also noch 67 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 11 4 15

Kl. II. 12 10 22 Ein Mädchen ist

Kl. III. 8 9 17 mit Tod abgegangen.

KL. IV. 6 7 13

38 29 67

Alle Kinder sind evangelisch.

Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs betr.

Am 22. März 1878 wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs in alter herkömmlicher Weise gefeiert. Der Anfang begann in unserem Lehrsaal. Hier wurden im Beisein des Herrn Bürgermeisters einige patriotische Lieder gesungen. Darauf zogen wir mit Gesang durch das Dorf Winnen bis an das Haus des Bürgermeisters, wo wir abermals einige Lieder erschallen ließen. Dann bewegte sich der ganze Zug bis an das Wirtshaus des Karl Klees dahier, wo die Kinder Weck und Bier bekamen.


Ferien betr.

Die diesjährige Frühlingsferien dauerten vom 29. April bis ( inclusive ) 12. Mai.


Gewitterschaden

In der Nacht des 20. Mai wurden die Bewohner des hiesigen Dorfes plötzlich durch einen heftigen Donnerschlag aus ihrem sanften Schlafe aufgeweckt. Jeder ahnte, dieser müßte im Dorfe eingeschlagen haben, wie es auch in Wirklichkeit war. Das Dach des Johannes Wengenroth hatte sich nämlich durch den Blitz entzündet. Schnell waren die fleißigen Bewohner mit der Feuerspritze an dem Orte, um von Letzterer für das erste Mal Gebrauch zu machen. Dem heftigen Regen, der während des Gewitters herniederströmte, war es zu verdanken, daß das Feuer nicht weiter zum Ausbruch kam. Innerhalb 2 - 3 Stunden war die Flamme wieder gelöscht.


Conferenz

Am 11. Juli wurde eine Conferenz in Westerburg abgehalten.


Ferien betr.

Die Heuferien dauerten vom 22. Juni bis ( incl. ) 5. August.


Große Lehrerconferenz

Die diesjährige große Lehrerversammlung wurde den 21. August des Jahres in Diez abgehalten und der auch ich beiwohnte.


Feier des Sedansfestes

Am 2. September wurde das Sedansfest in alter, herkömmlicher Weise gefeiert.


Herbstprüfung

Den 19. September wurde die diesjährige Herbstprüfung von Herrn Pfarrer Schmidt in Gemünden und unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Ferien

Die diesjährigen Herbstferien dauerten vom 28. September bis 24. Oktober 1878.


Conferenz

Am 29. Oktober des Jahres wurde eine Lehrerconferenz in Emmerichenhain abgehalten. Die Weihnachtsferien dauerten vom 21. Dezember 1878 bis ( incl. ) 2. Januar 79.









1879


Der Winter des Jahres 1878/79 war ein sehr strenger und anhaltender, der Schnee, welcher schon kurz nach Martini fiel, hatten wir den ganzen Winter als ein nicht gern gesehener Gast. Nachträglich möchte Chronikschreiber noch mitteilen, daß an Stelle des am 2. Februar 1878 verschiedenen Schulvorstehers Johannes Klees, der Landmann und Schneider Karl Schmidt als Schulvorsteher ernannt worden ist.

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde den 11. März des Jahres von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein mehrerer Lehrer der Inspektion und des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Entlassen wurden 3 Knaben, 4 Mädchen, aufgenommen 2 Knaben, 5 Mädchen

Die Schule zählt also noch 64 Schüler mit folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 11 4 14

Kl. II. 10 9 19

Kl. III 8 9 17

Kl. IV. 6 7 13

35 29 64 Kinder


Alle Kinder sind evangelisch.


Ferien

Die Frühlingsferien dauerten vom 1. Mai bis (incl.) 14. Mai.


Den 12. Juni des Jahres wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Die diesjährige Heuferien dauerten vom 28. Juli bis 11. August.


Das Sedansfest wurde den 2. September in alter Weise gefeiert.


Die diesjährigen gesetzlichen Herbstferien dauerten von 1. Oktober bis ( ) 29. Oktober 1879.

Das Wintersemester nahm also den 30. Oktober seinen Anfang.


Am 13. November wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.

Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember 1879 bis 2. Januar 1880.















1880


Der Winter von 1879/80 war ein sehr strenger, wie er seit langer Zeit nicht erlebt worden war. Die Kälte stieg bis auf 18 Grad in anderen Gegenden z.B. des Rheins und der Lahn aber auf 23 - 25 °.

Den 16. Februar wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde den 2. März des Jahres von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein mehrerer Lehrer der Inspektion und des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Es wurden entlassen 3 Knaben, 3 Mädchen, neu aufgenommen 8 Knaben und 7 Mädchen.

Die Schule zählt also 71 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 10 11 21

Kl. II. 11 6 17

Kl. III. 9 7 16

Kl. IV. 8 9 17

38 33 71 Schüler


Alle Kinder sind evangelich.




Ferien

Die gesetzlichen Frühjahrsferien dauerten vom 15. April bis zum 28. April 1880.


Conferenz

Am 2. Juni des Jahres wurde in Westerburg eine amtliche Conferenz abgehalten.


Am 30. August wurde eine amtlichen Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Das Sedansfest wurde den 2. September in alter Weise gefeiert.


Den 21. September wurde die diesjährige Herbstprüfung von Herrn Pfarrvicar Anthes von Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Die gesetzlichen Herbstferien dauerten vom 27. September bis 25. Oktober.


Den 1. November wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.

1881


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde den 15. März des Jahres von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein mehrerer Lehrer der Inspektion und des hiesigen Schulvorstandes abgehalten.


Es wurden 5 Knaben und 5 Mädchen entlassen, neu aufgenommen 4 Knaben und

4 Mädchen.

Die Schule zählt also noch 69 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen.


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 12 11 23

Kl. II. 6 5 11

Kl. III. 11 7 18

Kl. IV. 8 9 17

37 32 69 Kinder


Alle Kinder sind evangelisch.



Der Sommer des Jahres 1881 war ein anhaltend heißer und trockener, mindestens 4 Monate lang lechzten die durstenden Fluren nach Regen. Niemand konnte sich eine solche Dürre ins Gedächtnis rufen. In Folge davon war auch der Heuertrag auf dem Westerwald nicht so günstig als in anderen Jahren, der Futtermangel war sehr groß. Auch die Sommerfrüchte, besonders Gerste und Hafer ließen zu wünschen übrig, so daß man von den Landleuten Klagen hörte. Doch das Fehlende hierin, ersetzte Gott der Herr durch den reichen Segen in Kartoffeln, die in diesem Jahre sehr gut ausfielen. Der Winter scheint schon frühe seinen Einzug halten zu wollen, denn schon Mitte Oktober hatten wir Schnee und dabei war es schon hart gefroren.


Conferenz

In diesem Jahre wurden 4 amtliche Conferenzen in Emmerichenhain abgehalten, welche für jeden Lehrer fruchtbringend waren. Auf alle kamen Aufsätze, welche vorher von Lehrern der Inspektion angefertigt worden waren, zur Besprechung und Kritik.


Sedansfest

Den 2. September wurde das Sedansfest gefeiert. Die Feier des Tages beschränkte sich blos auf eine Schulfeier. Den Kindern wurde des Morgens die Bedeutung des Tages mitgeteilt und einige patriotische, sich auf das Fest beziehende Lieder, bildeten den Schluß der Feier. An Weck und Bier wurde an die Kinder nichts verabreicht. Wegen der ungünstigen Witterung mußte der gemeinsame Spaziergang ausfallen.


Herbstprüfung.

Den 27. September wurde die diesjährige Herbstprüfung von Herrn Pfarrvicar Anthes von Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.

Die gesetzlichen Herbstferien dauerten vom 1. Oktober bis 1. November.








1882, Schulvorstandsveränderung


Mit dem 1. Januar des Jahres 1882 wurde unser bisheriger Bürgermeister, Christ Loos III. im Dienst seit 1848 von seiner Funktion als Bürgermeister und damit auch als Schulvorsteher entbunden und an seine Stelle kam der bisherige Gemeinderechner August Schmidt als neuer Bürgermeister und damit auch als Schulvorsteher.


Frühlingsprüfung


Den 10. März nachmittags von 2 - 6 Uhr wurde die diesjährige Frühlingsprüfung von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein vieler Lehrer der Kirchspiele Gemünden und Westerburg und des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Es wurden 4 Knaben und 5 Mädchen entlassen und traten in die Schule ein 3 Knaben und 8 Mädchen.

Die Schule zählt also noch 68 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen:


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. 1. 9 12 21

Kl. II 7 10 17

Kl. III. 11 6 17

Kl. IV. 7 6 13

34 Knaben 34 Mädchen 68 Schüler


Alle Kinder sind evangelisch.




Noch einmal ergreife ich die Feder, um zum letzten Male als Lehrer von Winnen einige Zeilen in die hiesige Schulchronik einzutragen. 5 Jahre und 2 Monate war meine Dienstzeit hier. Allen Winnern Bürgern sage ich für Ihre mir bewiesene Liebe herzlichen Dank und werde auch in der Ferne meiner neuen Heimat ( Schönborn A. Diez ) Ihrer gedenken.

Winnen, den 7. Juni 1882

G. Adolf Schneider, Lehrer










1882


Am 1. Juli wurde diese Lehrstelle zu Winnen dem Unterzeichner von hoher Behörde übertragen.

Ich, K. Theodor Schneider bin 1. Februar 1848 zu Westerburg geboren. Nachdem ich die Elementarschule zu Westerburg acht Jahre mit gutem Erfolg besucht hatte, ging ich täglich in den Privatunterricht zu Herrn Pfarrer Nink bis 1865 als derselbe nach Frücht bei Ems versetzt wurde. Ich mußte H. Nink und einen guten Kameraden ziehen lassen, mein seit 1872 seliger Vater brauchte mich bei dem Feldbau und seiner Weberei zu nötig, - und wartete ich bei fleißigem Weiterstudium bis ich am 1. August 1869 durch Herrn Pfarrer Schmidt zu Westerburg an eine Gehilfelehrerstelle zu Frankfurt befördert wurde. Daselbst verlebte ich schöne, wenngleich mühevolle Tage, bis zum 7. Jan; 1876; da ich fröhlich über ins Rauhe Haus zu Homburg. Eine sich in Folge der climatischen Veränderung ganz nach u. nach von selbst bildende Kniegelenkentzündung an der ich schwer zu leiden hatte, verursachte meinen Rückgang nach Westerburg, am 17. Okt. desselben Jahres. Die Meinigen und mich unterhielt ich mit Privatstunden Verdienst, bis ich im Herbst 1879 das Abiturientenexsamen nebst 29 Canditaten in Dillenburg bestand, auch wurde ich von hoher Behörde sofort an die Lehrervikarstelle zu Gershasen gesandt. Mein Gesuch um Beförderung nach hier genehmigte hohe Regierung ebenfalls und erteilte mir das Decret mit 900 Mark. Diese Stelle war im Juni von Herrn Lehrvikar Kroh von Stahlhofen mitversehen worden.

Landwirtschl. Kursus zu Weilburg

Mit Erlaubnis hoher Regierung nahm ich vom 22. Aug. bis 23. September d.J. an dem landwirtschaftlichen Kursus in Weilburg teil.

Witterung.

In diesem regnerischen Sommer und Herbst war das Getreide sehr gut, die Kartoffel, das Obst u. A. schlecht geraten. Vom Morgen wurden 13 - 20 Mahnen voll Kartoffel geerntet.

Nach steten kalten Regengüssen im Herbst ohne Frost begann am 13. Novbr. der Winter mit Kälte und Schnee sein gefürchtetes Regiment.

Herbstprüfung

Am 9. Ocbr. hielt Herr Pfarrer Anthes von Gemünden die Herbstprüfung dahier ab.

Der Winter 1882/83 war lang, jedoch nicht besonders streng.

Frühlingsprüfung 1884

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 24. Febr. von Herrn Schulinspektor Wolff in Emmerichenhain im Beisein von Herrn Pfarrer Anthes, drei Schulvorstehern und sämtlichen Lehrern der Grafschaft Westerburg abgehalten.

Es wurden 4 Knaben und 4 Mädchen aus der Schule entlassen und es traten fünf Kinder in die Schule ein. Unsere Schülerzahl demnach noch 63 Kinder mit folgender Verteilung auf die Klassen :

. Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I. 7 13 20

Kl. II. 10 7 17

Kl. III. 8 7 15

Kl. IV 8 3 12

33 29 63


Alle Kinder sind evangelisch.


Nachdem Herr Schulinspektor Wolff in Emmerichenhain am 1. Juli des Jhr. nach Wejer Amt Nasstätten versetzt worden war, wurde Herr Pfarrer Schmidt von Westerburg zum Schulinspektor hiesiger Inspektion von Königlicher Regierung ernannt. Das Scheiden des lieben Chefs war allen Lehrern leid - sein letztes Wort an uns „ Fahret auf die Höhe „ ! fand warme Aufnahme. Wir überreichten dem lieben Führer in prächtig eingerahmten Bilde „ Jesum lehrend auf dem See Genezareth „. Derselbe Text hatte ihm zur ersten Predigt in Emmerichenhain gedient und wurde auch in der letzten Conferenz als Katechesentext benutzt.


Witterung

Der Frühling des Jhr. war anhaltend trocken bis zum 4. Juli. Dann folgte dem Wachstum zwar günstige Witterung - aber für Getreide kam der Regen zu spät. Die Sommerfrucht stand dünn, alles Getreide blieb kurz. Die Ähren dagegen hatten gut geladen. Die Kartoffel sind ausnahmsweise gut geraten. Die Erntewitterung war günstig, der Spätherbst naß.

Luther Jubiläumsfest 1883


Nach Allerhöchstem Erlass seiner Majestät unseres Kaisers und Königs vom 21. Mai des Jhr. und Anordnung des Ministeriums des geistlichen Unterrichts und Medicinalangelegenheiten in Berlin vom 28. Juli des Jhr; desgleichen im speziellen Auftrag der Königlichen Regierung Abteilung für Kirchen - und Schulsachen zu Wiesbaden von 17. August des Jhr. wurde am 9. 10. und 11. November des Jhr. das Andenken an Dr. Martin Luthers Geburt vorschriftsmäßig gefeiert. Die Feier in der Kirche verlief nachdem von hoher Behörde erlassenem Programm. Luthers Leben und Wirken wurde am 10. Nov. in den Kirchen unserer Inspektion von je einem Lehrer vorgetragen. Von den Lehrern des Kirchspiels Gemünden war ich gewählt worden. Mein Vortrag dauerte 35 Minuten. Ein - zwei - und dreistimmige Lieder, sowie ein Festzug der Schuljugend und Gemeindebehörde sämtlicher durch Gemünden erhöhten die rein kirchlich gehaltene Feier ebenso wie das bedeutende Schießen, Singen und Spielen mit Blasinstrumenten auf den Höhen. Jedes Schulkind erhielt ein Büchlein von Luthers Biographie handelnd zur Festgabe.

Die Witterung im Winter 1883/84 war durchgängig schön , der Winter weder lang noch streng.


Frühlingsprüfung 1884

Die Frühlingsprüfung 1884 wurde am 4. März des Jhr. von Herrn Schulinspektor Schmidt zu Westerburg im Beisein des Herrn Pfarrvicar Bingel von Gemünden, der drei hiesigen Schul - und Ortsvorsteher, sowie fast aller Lehrer der Grafschaft Westerburg öffentlich abgehalten. Zu gleich wurde mir als Anerkennung für meine Leistung eine Gratification von 25 Mark angeboten; ich nahm sie an und der Vorstand genehmigte den Beschluß.


Geburtstagsfeier Sr Majestät 1884

Am 22. März des Jahres wurde der Geburtstag Sr. Majestät in hiesiger zu dem Zwecke frisch bekränzten Schule gefeiert. Es wurden eine Anzahl Vaterlandslieder gesungen und ich erzählte im Hinblick, oder unter Hinweisung auf Preußens Erniedrigung die Geschichte von „ Franz Degenkolle „. Nach dem Spaziergang bekamen wie gewöhnlich alle Kinder Fitzen.

Es wurden 5 Knaben und 6 Mädchen aus der Schule dahier entlassen und es traten 12 Kinder in dieselbe ein.

Unser Schule zählt darauf noch 64 Kinder mit folgender Verteilung auf die Klassen :

Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 6 12 18

Kl. II 8 11 19

Kl. III 7 9 11

Kl. IV 9 2 11

30 34 64 Kinder

Alle Kinder sind evangelisch.

Witterung


Eine günstigere Witterung als im Sommer 1884 ist dem Westerwald wohl selten beschert gewesen. Daher hatten sich die Landleute einer durchaus guten Ernte zu erfreuen, auch die Herbstwitterung war,obschon seit Anfang Oktober naßkalt, doch günstig.

Im Juni des Jahres bereisten die hohen Herrn von Puttkammer, von Eulenburg und von Wurmb unseren Westerwald zum Zwecke der Kreisbürgermeisterei - Einrichtung und Reduktion der Amtssitze. Es war mir mit den Schülern und Hilfe hiesiger Ortsbehörde gelungen, drei mit Kränzen, Blumen und Fahnen prachtvoll geschmückte Ehrenpforten zu errichten. Unter der ersten am Eingang des Ortes von Westerburg her, in deren Mitte ein Transparett sich prächtig ausnahm, standen die Männer, am Ausgang nach Seck unter der zweiten die Frauen und Jungfrauen und unter der Mittleren die mit Fähnchen versehenen Schulkinder und ich. Die hohen Herren entgegneten das jemalige „ Hoch !“ recht warm grüßend.


Geburtstag Sr. Majestät 1885

Der Geburtstag Sr. Majestät wurde Samstag den 21. März des Jahres in gewöhnlicher Weise gefeiert. Weck verteilte Herr Bürgermeister.


Frühlingsprüfung

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 23. März von Herrn Schulinspektor Schmidt zu Westerburg im Beisein aller Lehrer aus der Grafschaft Westerburg öffentlich abgehalten.

Es wurden 5 Knaben und ein Mädchen entlassen, neu aufgenommen 5 Knaben und 6 Mädchen. Die Schule zählt also noch 69 Schüler mit folgender Verteilung auf die Klassen.

Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I. 9 14 23

Kl. II. 7 10 17

Kl. III. 9 9 18

Kl. IV. 6 4 10 31 37 68


Alle Kinder sind evangelisch.


Am 17. September 1885 Nachmittags von 2 - 3 Uhr wohnte Herr Seminardirektor Hofmann von Usingen dem Unterricht bei.


Witterung


Die warmen schönen Sommermonate des Jahres 1885 folgte eine etwas nasse Herbstwitterung. Sämtliche Feldfrüchte waren gut geraten und wurden schön eingeerntet.


Öconomiegebäude


Auf dem zur Baumschule benutzten Platz im Schulgarten wurde im Herbst des Jahres 1884 das Öconomiegebäude erbaut. Dasselbe wurde am 20. September 1884 aufgeschlagen und im Spätherbst und Winter fertig gemacht. Zwar rann das Wasser bald und lang von den Wänden, aber wir führten am 7. April 1885 dennoch mit Vergnügen unsere Kuh aus dem Stall des Christian Wüst in dieses, wenn auch ungesunde Logis. Der Pachtanschlag wurde vom hiesigen Schulvorstand und Ortsvorstand vor Herrn Amtmann Pelke zu Rennerod gemacht und von mir am 4. Juni daselbst angenommen wie folgt: Öconomiegebäude zu 10.Mark, 149 Ruten Wiese in der Langwehr, 29 Ruten Ackerland am Wege nach Pottum zu 8 Mark.

Ein neues Decret mit verminderter Gehaltsangaben von 864 Mark auf 846 Mark wird mir bald übermittelt.


Witterung


Die Witterung im Winter 1885/86 war kalt bei viel Schnee, ein warmer, starker Wind in den letzten Tagen des Monats März nahm allen Schnee mit, ihm folgte schönes Wetter.





Schulprüfung im Frühling 1886


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 18. März von Herrn Schulinspektor Schmidt zu Westerburg im Beisein der Lehrer aus der Grafschaft Westerburg und dem ganzen Schulverstand öffentlich abgehalten.

Es wurden 4 Knaben und ein Mädchen entlassen und aufgenommen 5 Mädchen und vier Knaben.

Hiesige Schule zählt also 72 Schüler mit folgender Einteilung

Knaben - Mädchen - Im Ganzen

I. Abteilung 11 12 23

II. „ 10 19 29

III. „ 10 10 20

31 41 72


Alle Kinder sind evangelisch.






Geburtstagsfeier Sr. Majestät 1886

Der Geburtstag Sr. Majestät wurde in einer zweistündigen Schulfeier, in welcher sich an Geschichte und Vaterlandslieder ein Hoch auf den Kaiser schloß, gefeiert.


Witterung

Die Witterung im Sommer des Jahres war dem Wachstum sehr günstig, dem Landmann wie gewünscht, daher waren alle Feldfrüchte wohl geraten und wurden bei schönem Wetter eingeerntet.

Am 30. März 1887 wurde eine amtliche Konferenz zu Westerburg abgehalten.


Frühlingsprüfung im Frühling 1887

Die Frühlingsprüfung des Jahres wurde am 28. März von Herrn Schulinspektor Schmidt, Herrn Pfarrer Kranz im Beisein des ganzen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Es wurden zwei Knaben und drei Mädchen aus der Schule entlassen und ein Knabe und sieben Mädchen aufgenommen.

Hiesige Schule zählt also 74 Schüler mit folgender Einteilung:


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

I. Abteilung 13 17 30

II. „ 6 10 16

III. „ 11 17 28

30 44 74


Alle Kinder sind evangelisch.


























Pflanzung der Stuhllinde

Im Frühjahr der Jahres ist in der Stuhlheck zum Zwecke der Fortdauer ihrer historischen Bedeutung eine Linde gepflanzt worden, die Alte war vor mehr von Jahren entfernt worden.


Witterung im Winter 1886/87 u. Frühling - Sommer 1887

Dem gelinden Winter 1886/87 folgte ein später nasser Frühling. Den Bienen waren Blumen und Blüten zu lange ausgeblieben, deshalb trat Mangel ein, viele Stöcke gingen verloren.

Vom 4. Juni ab folgte schönes Wetter, heißer Sonnenbrand bis zum 8. Juli - so daß alles nach Regen dürstete. Die Bachbette lagen meistens trocken. Hiesige Pumpen mangelte es so an Wasser, daß man sie zuzuschließen und den Wasserverbrauch regeln zu müssen glaubte. Beide Weiher waren Ende Juli trocken. Das am 8. Juli eingetretene Regenwetter dauerte nur etliche Tage und reicht gerade zum Pflanzen zusetzen aus Am 8. u. 9. August wurde der unterste Dorf-Weiher ausgeschöpft. Die Sommerfrucht war kurz geblieben, so daß sie zum Teil ausgerupft werden mußte. Das Wintergetreide war gut, die Kartoffel vorzüglich geraten und Obst hat es in hiesiger Gegend ziemlich, Zwetschen sogar viel gegeben. Alles wurde schön geerntet, Regenwetter stellte sich erst in gewöhnlicher abwechselnder Weise nach der Fruchternte ein.


Konferenz 1887

Am 14. September wurde eine amtliche Konferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Oberwesterwaldbahn

Die Oberwesterwaldbahn wurde am 1. Oktober 1886 dem Verkehr übergeben - die Transport - Erleichterung und des Verkehrs freut man sich allgemein sehr.


Konferenz 1888

Am 23. März wurde eine amtliche Konferenz in Westerburg abgehalten.


Schulvorsteher Wahl

Am 6. März wurde die unständigen Schulvorsteher mit Dank entlassen und an ihre Stelle wurden die Herrn : August Schmidt Schuhmacher und Philipp Loos Holzarbeiter auf vier Jahre neu gewählt.


Frühlingsprüfung im Frühling 1888

Die Frühlingsprüfung des Jahres wurde am 24. März von Herrn Pfarrer Kranz, im Beisein des Schulinspektors Schmidt und dem ganzen Schulvorstand öffentlich abgehalten.


Es wurden 7 Knaben und 6 Mädchen aus der Schule entlassen und 5 Knaben und 4 Mädchen aufgenommen.

Die Schule hat also 70 Schüler mit folgender Einteilung:


Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

I. 9 13 22

II. 10 18 28

III. 9 11 20

28 42 70


Alle Kinder sind evangelisch.

Lehrerkonferenz auf der Dornburg 1888

Anfang August hielt Herr Schulinspektor Schmidt eine amtliche Konferenz auf der Dornburg, woselbst sich außer den Lehrern der Inspektor und noch andere Lehrer, aber auch Herr Pfarrer Kranz und Zöllner sowie Herr Apotheker von Westerburg dazu einfanden.


Witterung im Sommer

Die Frühlings Witterung war günstig und berechtigte den Landmann zu der Hoffnung auf eine gute Ernte. Ein nasser kalter Sommer vereitelte ihm dieselbe jedoch teilweise, besonders fiel die Kartoffelernte schwach aus. Alle Früchte wurden schön eingeerntet.


Die drei Kaisereichen

Auf Anregung hoher Behörde wurde im Spätherbst drei Eichen im Schulhof hier selbst angepflanzt.


Witterung im Winter 1888/89

Im Anfang dieses Winters war die Witterung gelinde, es fiel wenig Schnee. Nach dem 4. Februar folgte der strenge Teil desselben mit viel Schnee.


Revision und Frühlingsprüfung 1889

Am 4. Februar revidierte Herr Schulinspektor Schmidt hiesige Schule und am 11. April hielt Herr Pfarrer Kranz die Frühlingsprüfung ab, welcher der gesamte Schulvorstand und die Industrielehrerin beiwohnten.


Es wurden 3 Knaben und 3 Mädchen entlassen und 4 Knaben und 2 Mädchen aufgenommen.

Die Schule behält also 70 Schüler mit folgender Einteilung:


Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

I. 6 10 16

II. 13 25 38

III. 10 6 16

29 41 70

















Lehrerkonferenz 1889

Am 4. April 1889 hielt Herr Schulinspektor Schmidt eine amtliche Lehrerkonferenz in Westerburg ab, der auch Herr Pfarrer Kranz beiwohnte.


Witterung im Sommer und im Herbst 1889

Die Witterung war im Frühling des Jahres recht günstig. Von Anfang des Monats Juni bis zum 12. Juli regnete es jedoch gar nicht hier. Die Sonne brannte von dem stets blauen Himmel heiß herab, so daß das Getreide, Gras und die Bäume sehr litten. Unser Bach war bald trocken, den Pumpen mangelte auch schnell das Wasser, mehrmals sah ich Leute mit leeren Eimern zurückkehren. Die Folgen der Trockenheit waren : Das Getreide stand sehr dünn und blieb kurz, von vielen Äckern wurde die Samenfrucht kaum oder nicht geerntet und Obst hat es fast keines gegeben; dagegen sind die Kartoffel gut geraten. Im Herbst gab es viel Regen, trotzdem aber ist alles Gewachsene gut eingebracht worden.


Lehrerkonferenz

Am 25. Oktober hielt Herr Schulinspektor Schmidt eine amtliche Lehrerkonferenz in Westerburg ab.

Die Witterung war im Winter 1889/90 durchaus mild, es gab wenig Schnee.


Frühlingsprüfung 90

Am 22. März hielt Herr Schulinspektor Schmidt hierselbst in Gegenwart unserer zwei Schulvorsteher die Frühlingspürfung ab.


Es wurden 3 Knaben und 8 Mädchen entlassen und 5 Knaben und zwei Mädchen aufgenommen.

Die Schule behielt also 66 Schüler mit folgender Einteilung:


1. Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

I. 11 15 26

II. 10 15 25

III. 10 5 15

31 35 66





Besuch des Herrn Schulrates

Am 20. Mai revidierte Herr Schulrat Risch die hiesige Schule, am 22. wohnte derselbe Herr einer amtlichen Konferenz in Westerburg bei.


Witterung im Jahre 1890

Zwei verdorrte Kaiser-Eichen wurden in diesem Sommer entfernt.

Die Witterung im Frühling, Sommer und Herbst des Jahres war dem Wachstum und Gedeihen aller Früchte sehr günstig. - In den Scheunen fehlte es an Raum. Im Spätherbst fielen schwere Regen, danach folgte etwas Schnee und dann strenge Kälte, diese stieg im Dezember 1890 auf 12°. Unmittelbar vor Ostern ( 29. März ) fiel nochmals viel Schnee -.


Frühlingsprüfung 1891

Am 12. März hielt Herr Schulinspektor Schmidt im Beisein des ganzen Schulvorstandes die Frühlingsprüfung öffentlich ab.

Es wurden 3 Knaben und 2 Mädchen entlassen, 6 Knaben und 3 Mädchen aufgenommen.

Es blieben darauf 70 Schüler mit folgender Einteilung :

Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

III. 11 5 16

II. 13 13 26

I. 10 18 28

34 36 70

Witterung im Jahre 1891

Eine durchgängig nasse Witterung verdarb die Kartoffelernte - will hier viel sagen - andere Früchte wuchsen reichlich. Der Winter war lang, mitunter streng.


Lehrerkonferenz

Am 6. April 1892 hielt Herr Schulinspektor Pfr. Schmidt eine Lehrerkonferenz in Westerburg ab.


Frühlingsprüfung 1892

Am 7. April hielt Herr Pfarrer Kranz unsere Frühlingsprüfung öffentlich ab.


Bürgermeisterwahl

Am 8. April 1892 wurde hierselbst Herr Bürgermeister Wengenroth gewählt, nachdem der Alte gedankt hatte.

Es wurden am 13. April 3 Knaben und 8 Mädchen entlassen - 6 Knaben und 4 Mädchen aufgenommen.

Es blieben demnach 68 Schüler mit folgender Einteilung:


Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

III. 12 7 19

II. 15 8 23

I. 10 16 26

37 31 68



Seminarskonferenz und Lehrerkonferenz


Am 15. August des Jahres besuchten die Lehrer der Grafschaft und ich die Seminarkonferenz in Dillenburg und im Oktober des von Herrn Kreisschulinspektor Pfarrer Schmidt in Emmerichenhain abgehaltene amtliche Konferenz, desgleichen war eine amtliche Konferenz 22. März 1893 in Gemünden. Anregung zu neuer Tätigkeit nahm gewiß Jeder mit.


Wassermangel


Der Wassermangel war fürselbst vom Juni 1892 bis in den Januar 1893 groß. Tag für Tag kehrten die Leute mit leeren Eimern zurück.


Frühlingsprüfung 1893


Am 23. Januar 1893 revidierte Herr Kreisschulinspektor Pfr. Schmidt aus Westerburg hiesige Schule und am 25. März wurde durch Herrn Ortsschulinspektor Pfr. Kranz aus Gemünden die Frühlingsprüfung öffentlich abgehalten.


Es wurden 5 Knaben und 5 Mädchen entlassen, 3 Knaben und 4 Mädchen aufgenommen.


Es blieben danach 64 Schüler mit folgender Einteilung:


Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

III. 9 8 17

II. 17 8 25

I. 8 14 22

34 30 64






















Amtliche Lehrerkonferenz 1893


Am 12. Juni und am 18. September wurden amtliche Konferenzen abgehalten.


Die Witterung im Sommer 1893 war eine ungewöhnlich andauernd trockene. Der Wassermangel hier war groß. Es wurde zwar eine Pumpe im Oberdorf bei der Wohnung des H. A. Rusert neu hergestellt - aber dennoch geschah es täglich, daß die Wasser-Eimer leer heimgetragen werden mußten, weil die Pumpen zugeschlossen waren. Dies Übel dauert bis der nasse Spätherbst kam und wiederholte sich im Winter. Wassermangel war übrigens in den letzten Jahren regelmäßig da.

Vom 4. bis 12. Januar 1894 hatten wir 16° Kälte.


Revision 1894, Frühlingsprüfung, Conferenz


Am 2. März 1894 revidierte Herr Kreisschulinspektor die hiesige Schule und am 14. März wurde durch Herrn Pfarrer Kranz in Gemünden die Frühlingsprüfung öffentlich abgehalten. Am 19. März war amtliche Lehrerkonferenz in Westerburg.


Verteilung des Hofgutes


Am 17. , 19. März und den folgenden Tagen 1894 ward das Gräflich-Leinnigsche Hofgut an die hiesigen Bürger gleichmäßig verteilt. - auch die Schule bekam ein Teil auf neun Jahre !


Am 29. März wurden 4 Knaben und 5 Mädchen entlassen und am 2. April 9 Knaben und 3 Mädchen aufgenommen.

Es blieben demnach 67 Schüler mit folgender Einteilung:


Abteilung Knaben - Mädchen - Im Ganzen

III. 9 10 19

II: 18 11 29

I. 12 7 19

39 28 67


















Masern, Röteln, Keuchhusten 1894


Vom 12. September bis 22. Oktober herrschte hier unter den Kindern oben genannte Krankheiten. Auf Anordnung Königlichen Landrathamtes wurde die Schule deshalb geschlossen. 60 Schüler litten daran.


Witterung 1894



Im Sommer 1894 war die Witterung ein dem Wachstum günstige - Ernte war jederseits eine gute - Der Herbst war naß.


Gustav Adolf 300 jährige Geburtstagsfeier

Auf Anordnung hoher Behörde ward in allen deutschen Schulen am 9. September 1894 der 300. Geburtstag Gustav Adolfs gefeiert.


Witterung


Der Winter 1894/95 war sehr schneereich, die Sonne schmolz ihn ganz allmählich dahin.



Revision und Frühlingsprüfung


Am 8. Februar revidierte Herr Kreisschulinspektor die hiesige Schule und am 8. April hielt Herr Pfarrer Kranz die Frühlingsprüfung öffentlich ab.


Sechs Mädchen wurden entlassen und drei Knaben aufgenommen.


Es blieben 61 Schüler mit folgender Einteilung:


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Abtlg. III. 12 3 15

II. 15 15 30

I. 12 4 16

39 22 61















Konferenz


Am 27. März war amtliche Konferenz in Emmerichenhain. Am 13. September war amtliche Konferenz in Westerburg.


Brand


Am 24. August 1895 nachmittags 2 Uhr brach in der Scheune des Bürgermeisters Wengenroth Feuer aus - 13 Wohnhäuser und Ökonomiegebäude lagen am 25. in Asche.


Witterung


Der Sommer war heiß - Segen groß - Ernte und Witterung sehr gut !


25. Jähriger Gedenktag des deutschen Kaisers.


Am 18. Januar 1896 wurde auf Anordnung Sr. Majestät der 25. Jubiläumstag der Proklamation und Aufrichtung des deutschen Kaiser-Reiches in allen deutschen Schulen gefeiert. Deklamationen und Lieder folgten auch hier der Bedeutung und Erwägung der geschichtlichen Ereignisse -.


Kaiser Geburtstag


Am 27. Januar ward der Geburtstag Sr. Majestät wie gewöhnlich gefeiert.

Am 24. März 1896 war Revision und Frühlingsprüfung zugleich. Zwei Herrn Schulvorsteher waren zugegen.


Heute am 1. April 1896 wurden 5 Knaben und 4 Mädchen entlassen.


Es bleiben 58 Schüler mit folgender Einteilung:


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Abtlg. III. 9 3 12

II. 15 12 27

I. 13 6 19

37 21 58








Lehrerkonferenz 1896.

Am 2. Juni war amtliche Lehrerkonferenz auf der Dornburg. Am 25. März war amtliche Lehrerkonferenz in Westerburg gewesen.


Witterung im Sommer 1896, Winter 1896/97.

Die Witterung war im Sommer des Jahres trocken, im Herbst naß - Getreide wächst in der Scheune - Kartoffel sehr gut - Feldfrüchte beinah gut geraten. Die Witterung im Winter war gelinde.


Wallensteins 400 jährige Geburtstag, Kaisers Geburtstagsfeier

Am 13. Februar ward in der Religionsstunde PhilippWallensteins gedacht. Der Geburtstag Sr. Majestät ward am 27. Jan. in üblicher Weise gefeiert.


Hundertjähriger Geburtstag für Kaiser Wilhelm des Großen !

Der 100. jährige Geburtstag unseres Hochseligen Kaisers Wilhelm des Großen ward am 22. und 23. März in besonderer Weise gefeiert. Die Bildnisse waren fein gekränzt - Lieder, Ansprachen, Deklamationen wechselten. Am. 23. ward ein Spaziergang mit den Schülern in Gemünden, Berzhahn, Wengenroth und Willmenrod über dieselben genannten Orte ausgeführt und heimwärts fuhren wir mit der Eisenbahn nach Westerburg. An beiden Geburtstagsfeiern bekamen die Kinder Fitzen.


Am 9. März 1897 war amtliche Lehrerkonferenz in Westerburg. Am 10 April hielt Herr Kreisschulinspektor Schmidt die Frühlingsprüfung dahier öffentlich ab.


Heute am 14. April 1897 wurden 3 Knaben und 2 Mädchen entlassen und heute am 26. April 1897 wurden 4 Knaben aufgenommen.


Knaben - Mädchen - In Ganzen

Abtlg. III 8 3 11

„ II 16 9 25

„ I 13 7 20

37 19 56


Alle Kinder sind evangelisch.


Am 1. Juli 1897 Gewitter mit eierdickem Hagel, in der Schule 5 Fensterscheiben zerschlagen, ohne Sturm.







Die hiesige Lehrerstelle wurde vom 1. September 1897 ab dem Unterzeichner übertragen. Derselbe ist am 2. November 1861 zu Westerburg geboren, besuchte die Volksschule daselbst und bereitete sich zur Aufnahme in ein Lehrerseminar zu Wölferlingen, zuletzt in Dillenburg vor. In Dillenburg erfolgte seine Aufnahme in das Lehrerseminar. Nach dreijährigem Besuch derselben erhielt er seine erste Anstellung in Espa im Jahre 1883, seine zweite am 1. April 1895 in Oberndorf, seine dritte in Winnen.


Winnen, den 1. September 1897 K. Wengenroth





1897/98


Am 31. März fand die diesjährige Frühjahrsprüfung im Anwesenheit des Herrn Kreisschulinspektors und des Schulvorstandes statt. Durch eine ernstliche Krankheit, welche mich am 18. Februar befiel, erhielt ich ein Urlaub bis zum Anfang des neuen Semesters. Die Vertretung erhielt Herr Lehrer Suppan von Gemünden.


Entlassen wurden : 5 Knaben und 2 Mädchen


Winnen, den 18. April 1898 K. Wengenroth





1898/99


Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres besuchte Herr Schulrat Hildebrand im Beisein des Herr Schulinspektors Schmidt und des Herrn Pfarrer Kranz die hiesige Schule. Im Februar wurde die Schule von Herrn Schulinspektor Schmidt einer amtlichen Revision unterzogen. Im Herbst 1898 war für das Kirchspiel Gemünden Kirchenvisitation angesetzt. Die vier obersten Jahrgänge wurden am Nachmittag desselben Tages von Herrn Dekan Naumann in Religion und Kirchengesang geprüft. Die Frühjahrsprüfung hielt Herr Pfarrer Kranz ab.


Entlassen wurden : 6 Knaben und 3 Mädchen


Winnen, den 8. April 1899 K. Wengenroth












1899/1900


Im Winter brach unter den Kindern hier eine Masernepedemie aus. Dieselbe nahm keinen bösartigen Charakter an; Sterbefälle sind dadurch keine vorgekommen. Der Unterricht mußte trotzdem einige Tage ausfallen. Eine Revision fand durch Herrn Schulinspektor Schmidt statt. Die Frühjahrsprüfung nahm Herr Pfarrer Kranz vor.


Entlassen wurden : 4 Knaben und 7 Mädchen


Winnen, den 15. April 1900 K. Wengenroth

1900/01


Aus Anlaß des zweihundertjährigen Bestehens fand für die Schulkinder am. 18. Juni

1901 eine entsprechende Feier statt. Dieselbe begann mit Gesang und Gebet. Der Lehrer hielt hierauf eine Ansprache, in welcher besonders hervor gehoben wurde, daß das Aufblühen des preußischen Staates nächst Gott der weisen Regierung seiner Fürsten zu verdanken ist. Nebenbei wurde auch eine kurze Lebensgeschichte der preußischen Könige gegeben. Darauf wurden einzelne patriotische Lieder abwechselnd mit Gedichten vorgetragen seitens der Schüler. Zu der Feier hatten sich der Schul - und Gemeindevorstand vollzählig eingefunden, welche zur Erhöhung der Festesfreude die Kinder mit den üblichen Wecken bewirteten. Mit Gebet wurde die Feier beschlossen.

Eine Revision hielt Herr Schulinspektor Schmidt ab, während die Frühjahrsprüfung von Herrn Pfarrer Reitz kurz vor Schluß des Schuljahres vorgenommen wurde. Vom 1 . 23 März 1901 war der Lehrer zwecks Teilnahme an dem Obstbaukursus zu Geisenheim beurlaubt. Die Schule wurde während dieser Zeit von den Herrn Lehrer Müller, Medenbach u. Kohlhaas versehen.


Entlassen wurden : 4 Knaben und 4 Mädchen


Winnen, den 12. April 1901 K. Wengenroth

















1901/02


Die Schularbeit konnte in diesem Schuljahr ohne Unterbrechung fortgeführt werden. Die übliche Revision nahm Herr Kreisschulinspektor vor. Am Anfang des Wintersemesters fand eine stille Kirchenvisitation in Gemünden statt. Die Frühjahrsprüfung hielt Herr Pfarrer Reitz ab.


Entlassen wurden 7 Knaben und 3 Mädchen


Winnen, den 2. April 1902 K. Wengenroth



1902/03


Wegen Krankheit des Herrn Schulinspektors Schmidt fiel die diesjährige Revision aus. Herr Pfarrer Reitz hielt am 31. März die Frühjahrsprüfung ab.


Entlassen wurden 3 Knaben


Winnen, den 31. März 1903 K. Wengenroth





1903/04


An Stelle des verstorbenen Herrn Kreisschulinspektors Schmidt zu Westerburg wurde Herr Pfarrer Zöllner zum Kreisschulinspektor ernannt. Eine Revision fand in Laufe des Februar 1904 statt, die Frühjahrsprüfung am 25 März.


Entlassen wurden 6 Schüler, 2 Mädchen und 4 Knaben


Winnen, den 26. März 1904 K. Wengenroth









1904 - 05



Vom 20. Oktober - 2. November wurde auf Anordnung des Kreisarztes die Schule geschlossen, weil zwei Kinder des Lehrers an Diphtherie erkrankt waren. Bei dem z .Zt herrschenden Lehrermangel sind viele Stellen unbesetzt, so auch Stahlhofen. Die Versehung dieser Stelle wurde dem Unterzeichner übertragen, vom 1. Februar ab. Die amtliche Revision durch Herrn Schulinspektor Zöllner erfolgte in der zweiten Hälfte des Februars. Die Frühjahrsprüfung hielt Herr Pfarrer Reitz am 31. März ab.

Entlassen wurden 4 Knaben und 1 Mädchen


Winnen, den 31. März 1905 K. Wengenroth






1905 - 06


Wegen des z. Zt. herrschenden Lehrermangels ist die Schulstelle zu Stahlhofen in diesem Schuljahr unbesetzt geblieben. Die Vertretung wurde dem Unterzeichner übertragen. Die durch den Tod von Herrn Schulrat Hildebrand frei gewordene Stelle erhielt Herr Schulrat Flebbe, seither in Hannover. Auf der im Herbst stattgefundenen Lehrerkonferenz war auch der Herr Schulrat anwesend. Die amtliche Revision der hiesigen Stelle erfolgte im August durch Herrn Kreisschulinspektor Zöllner. Die Frühjahrsprüfung fand am 30. März unter Leitung des Herrn Pfarrers Reitz statt.

Zur Feier der silbernen Hochzeit unseres Kaiserpaares hatten sich am 27. Febr. der Schulvorstand und die Schulkinder um 11 Uhr vollzählig eingefunden. Eingeleitet wurde dieselbe mit Gesang u. Gebet. Daran anschließend hielt der Lehrer eine Ansprache, in welcher auf das schon vorbildliche Familienleben unseres Kaiserpaares hingewiesen wurde. Zweierlei wurde als dann noch hervorgehoben.

1.) Warum wir Gott heute zu loben haben.

2.) Warum unser Volk sich heute feiern darf.

Mit dem Anfang des Liedes „ Allein Gott in der Höh sei Ehr „ und Gebet wurde die Feier geschlossen.

Der Lehrer K. Wengenroth wurde im Sommer 1906 krankheitshalber beurlaubt. Von da ab wurde die Stelle von den 2 u. 3 Lehrern aus Gemünden mitversehen bis 1.4.1908.

Aufgenommen wurden 8 Kinder

Schülerzahl: 51


Winnen, den 5.4.08 W.Scherf





Nachdem die hiesigen Schulstelle fast 2 Jahre verweist gewesen, gerade nicht zum Wohle der Kinder und der Gemeinde, wurde sie mir am 14.März des Jahres von der königlichen Reg. übertragen. Ich bin am 12.2.1887 zu Frankfurt/M. geboren, woselbst ich bis zu meinem 14. Lebensjahr die Glauburgschule, eine Volksschule, besuchte. Von da an ging ich nach Usingen um mich für den Lehrerberuf vorzubereiten. Nach vollendeter Studienzeit genügte ich meiner Militärpflicht in Homburg v.d.H.. Mit Freude ging ich dann früher an meine neue Wirkungsstätte, wo ich leider Zustände vorfand, die einem Anfänger nicht großes Vertrauen einflößen konnten. Zwar ist es mir mit Gottes Hilfe und freudiger Arbeit jetzt soweit gelungen, den Lehrer in dem Ort als das aufkeimen zu lassen, was er ist, die Kinder aber zu solchen Schulkindern zu machen, die wenigstens äußerlich das tun, was man von ihnen verlangen muß, und ich hoffe, sie auch so weit zu bringen, daß die großen Lücken ihres Wissens ausgefüllt werden und als Menschen in die Welt treten können, die darin bestehen und durchkommen können. Möge sie alle wie mich der Wahlspruch leiten.

„ Bete und arbeite! „

Dabei möchte ich es nicht versäumen, an dieser Stelle schon den Winnern Bürgern meinen Dank auszudrücken für ihre Hilfe bei meiner Wirksamkeit.


Winnen, den 19.Mai 1908 W. Scherf



Zur gründlichen Ausbildung der Lehrer wurde am 25. - 30. Mai in Westerburg ein

Spielkursus abgehalten, der uns mit den Jugendspielen vertraut machen sollte, und dies in schöner und interessanter Weise tat. Mit großer Freude gedachte ich der schönen Zeit.


Winnen, den 2. Juni 1908 W. Scherf



Am 17. September hielt Herr Regierungsschulrat Flebbe aus Wiesbaden Revision ab,

wobei er seine Freude über die geschehene Arbeit ausdrückte und mir Glück und weiteren Segen wünschte und das Vertrauen zu einem guten Erfolg sagte.


Die Kreislehrerkonferenz fand am 25. September in Westerburg statt. Nach einer Lehrprobe des Kollegen Hehs,Rehe, hielten Kollegen Eckhard, Gemünden und Färber , Westerburg einen Vortrag über Die neue Zeichenmethode. Sie verstanden es in ausführlicher Weise das Wesen klarzulegen, wie überhaupt ihre ganze Methode den größten Anklang fand. Wir zeichnen seit 1. April auch nach der neuen Methode, ich habe recht schöne Erfolge erzielt.

Da eine ministerielle Verfügung eine Revision des Lehrplans verlangt, so wurde diese Verfügung besprochen und um ihr nachzukommen ,wurde eine Kommission gewählt, die unseren Lehrplan demgemäß umarbeiten soll. Die Kommission tritt im Winter zusammen. Im übrigen war der Tag sehr anregend und interessant.

Auf mein Drängen wird das Feueranzünden nicht mehr von den Kindern, sondern von

2 Leuten aus dem Orte besorgt.

Die Vergrößerung der Baumschule wurde umgearbeitet und wird im nächsten Frühjahr neu bepflanzt werden. Hierbei möchte ich für auftretende Zweifel bemerken, daß die Gemeinde die jungen Bäume auch kauft, der Erlös dem Lehrer für seine Arbeit zufällt.


Winnen, den 26. September 1908 W.Scherf



1909 - 10


Das Sommerhalbjahr verlief ohne Störung des Unterrichts. Es brachte uns neben einer neuen Schultafel neue Lesebücher.

Am 14.9.09 fand die diesjährige Kreislehrerkonferenz statt. Der im Winter ausgearbeitete Lehrplan wurde der Versammlung zur Bewertung und Genehmigung vorgelegt, um jetzt an die Regierung zu gehen.

Das Sedansfest wurde in üblicher Weise gefeiert.


Winnen, den 17.9.1909 W. Scherf











Am 14. Dezember hielt Herr Kreisschulinspektor Pfarrer Zöllner seine diesjährige Revision. Er äußerte seine Zuversicht und wünschte, daß Gottes Segen bei der Arbeit nicht fallen möge. Damit Ersprießliches und Gutes geleistet werden Könne. In Weise schenkte er der Schule eine Wandkarte von Europa. Ferner würde auf sein Drängen Hirts Anschauungsbilder „ Die Jahreszeiten „ angeschafft.


Am Sonntag vor Weihnachten fand eine Weihnachtsfeier für die Schulkinder statt, der die Eltern beiwohnten. Die Feier verlief in sehr schöner und anregender Weise. Ein jedes Kind bekam eine kleine Gabe.


Winnen, den 21.12.1908 W. Scherf


Im Winter war eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet. die von 13 Schülern besucht wurde. Herrn Kreisschulinspektor Pfarrer Zöllner hielt am 10.3.09 Revision ab, während die Prüfung am 22.3.09 Herr Pfarrer Reitz vornahm.

Die diesjährige Frühlingsprüfung in der Schule wurde am 22. März abgehalten.


Es wurden entlassen am 31.3.09 4 Mädchen und 2 Knaben.


Kaisers Geburtstag wurde in üblicher Weise gefeiert.


Aufgenommen wurden am 1. April 6 Knaben und 1 Mädchen, jetzige Schülerzahl: 52


Winnen, den 1.4.09 W. Scherf






1910 - 11



Das Sommerhalbjahr verlief ohne Störung. Das Sedansfest wurde in üblicher Weise gefeiert.

Die Kreislehrerkonferenz fand am 18.11.10 statt, Kollege Gade, Emmerichenhain hielt in Andenken an den 100. Todestag der Königin Luise eine Lehrprobe über dieses Thema., Kollege Nöll erfreute durch seinen Vortrag „ Die Schundliteratur und ihre Bekämpfung! „ ,wozu Kollege Tigges übernommen hatte. Die Gründung Schülerbibliothek in jeder Schule wurde beschlossen. Der Vortrag des Kollegen Lichterfeld „ Leibesübungen in Volksschulen „ ( in Anschluß vom Ministerb. Verfügung v. 13.6.10) brachte den Wunsch, bei jeder Schule einen Spielplatz zu schaffen. Der neue Landrat Abicht versicherte seine Beihilfe und Unterstützung .


Am 15.12.10 hielt der Kreisschulinspektor seine diesjährige Prüfung ab.

Vom November bis März war wiederum eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet, die von 15 Schülern besucht wurde.


Des Kaisers Geburtstag wurde in üblicher Weise begangen.

Die Frühjahrsprüfung wurde am 17.3.11 von Herrn Pfarrer Reitz abgehalten.


Entlassen wurden 1 Mädchen und 4 Knaben

Neu aufgenommen 3 Mädchen und 4 Knaben

jetzige Schülerzahl: 51


Winnen, 1.4.1911 W Scherf

Lehrer









1911 - 12


Das neue Schuljahr begann mit dem 1. April. Kurz nach den Osterferien brach unter den Kindern Scharlach mit solcher Heftigkeit auf, daß die Schule geschlossen werden mußte. Erst Mitte Juni konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden.

Das Sedansfest wurde in üblicher Weise gefeiert.

Im Winterhalbjahr fand eine Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor statt. Die Feier des Kaisers Geburtstages vollzog sich in üblicher Weise.

Von November - März war wieder eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet.

Entlassen wurden 1 Mädchen und 5 Knaben

Neu aufgenommen wurden 2 Mädchen und 6 Knaben

1.4.1912 W. Scherf Lehrer


1912 - 13


Das Sommerhalbjahr verlief ohne Störung.

Das Schulfest wurde wie gewöhnlich gefeiert.

Im Winterhalbjahr fand eine Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor statt. Auch war mehr Unterricht in der ländlichen Fortbildungsschule eingerichtet. Am 10.3.13 fand die Jahrhundertfeier der Befreiungskriege in würdigem Rahmen statt. Des Kaisers Geburtstag wurde in üblicher Weise gefeiert. Die Schlußprüfung hielt der Herr Ortsschulinspektor.

Entlassen wurden 2 Knaben und 5 Mädchen

Neu aufgenommen 2 Knaben und 2 Mädchen

Schülerzahl: 47


1.4.1913 Scherf, Lehrer



1913 - 14


Das Sommerhalbjahr verlief ohne Störung. Am 16. Juni, am Tage des 25 jährigen Regierungsjubiläums P.M., wurde ein Ausflug unternommen. Das Sedansfest wurde in üblicher Weise gefeiert.

Am 18.9.13 fand die Kreislehrerkonferenz in Westerburg statt.

Im Winterhalbjahr fand die übliche Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor statt.

Von November bis März wurde der Unterricht an der eingerichteten ländlichen Fortbildungsschule erteilt. Ende Januar erkrankten viele Kinder an Masern, infolgedessen die Schule vom 1.2.- 24.2. geschlossen wurde.

Des Kaisers Geburtstag wurde in üblicher Weise gefeiert. Die Schlußprüfung hielt der Herr Ortsschulinspektor.

Entlassen wurden 3 Knaben, 0 Mädchen

Neu aufgenommen 3 Knaben, 4 Mädchen

Schülerzahl: 51


1.4.1914 Scherf

Lehrer











1914 - 1915


Am 22. 5. wurde ein Ausflug unternommen.

Kurz nach den Sommerferien wurde die Schule durch den Kommandierenden General des 18. Armeekorps vom 3. - 17. August wegen Mobilmachung geschlossen. Die Kinder sollten zu dringenden Erntearbeiten verwandt werden.

Mobil ! - Hoch gingen die Wogen der Begeisterung auch im hiesigen Dörfchen. Am Abend des 1. Mobilmachungstages versammelte der Lehrer am 1870 Denkmal die Gemeinde und wies in einer begeisterten Ansprache auf die Bedeutung der Ereignisse hin. Als Vorsitzender des Kriegsvereins ging sein Appell an die Mitglieder des Vereins, die gedienten Leute nun ihres Fahneneides eingedenk zu sein und hinauszuziehen zum Schutz für Heimat und Vaterland. „ Mit Gott für Kaiser und Reich. „ In seinen Worten ermahnte er zur Treue, wenn auch das Abschiednehmen ein Abschiednehmen für immer sei, bereit zu sein, auch für das Vaterland zu sterben. Die Worte klangen aus „ Auf ein fröhliches Wiedersehen in besseren Tagen!

Am nächsten Tage schon mußten die ersten auf Grund ihres Gestellungsbefehls einrücken. Geleitet von den Mitgliedern des Gesangvereins und den Kameraden des Kriegervereins ging es jeden Morgen sehr früh zum Bahnhof nach Westerburg wo den Scheidenden die beiden Vereinsfahnen die letzten Grüße nachwinkten.

Die vorläufig Zurückgebliebenen hielten nachts Bahnschutz bei Hergenroth, andere Dorfschutz. Der Lehrer war vorläufig auf Grund der Wehrordnung unabkömmlich.

Vom 18. August mußte er bis Herbstferien Vertretung in Westerburg übernehmen. Der Unterricht blieb in hiesiger Schule auf 18 Stunden beschränkt.

Die Schulkinder stifteten Geld, wofür Wolle gekauft wurde, und fertigten im Handarbeitsunterricht Strümpfe für das Rote Kreuz in Westerburg an.

Infolge der herrlichen Siege an der Westfront gab es mehrere schulfreie Tage. Das

Sedansfest wurde mit mehreren Schulen der Umgebung am Kriegerdenkmal gefeiert.

Von Ende Februar ab mußte der Lehrer auch die Schule in Halbs und Stahlhofen mit versehen. Der Kaisersgeburtstag wurde in herkömmlicher Weise gefeiert.

Die Frühjahrsprüfung fand unter dem Ortsschulinspektor statt.


Entlassen wurden 4 Mädchen, 2 Knaben

Neu aufgenommen: 6 Knaben

Schülerzahl: 51


Scherf

Lehrer










1915 - 1916



Die Vertretung des Lehrers in Halbs und Stahlhofen dauerte an bis zu den Herbstferien.

Nach den Herbstferien wurde der Lehrer auch zum Heeresdienst eingezogen.

Die Vertretung geschah durch Herrn Lehrer Reh, Berzhahn und Herrn Eckhard, Gemünden.

Der Unterricht fiel durch das schlechte Wetter öfters aus.

Am 23. März wurde durch den Ortsschulinspektor die Schlußprüfung gehalten.


Entlassen wurden 5 Knaben, 2 Mädchen

Aufgenommen: 3 Knaben, 4 Mädchen

Schülerzahl: 51


30. Juni 1916 Scherf Lehrer



1916 - 1917



Die Vertretung geschah bis Pfingstferien genau wie im vorigen Jahre nach Einberufung des Lehrers

Von Pfingstferien ab übernahm der unterzeichnete Lehrer den Unterricht. Er war am 22. Februar 1916 verwundet worden und später infolge ausgestandener Strapazen an Muskelrheumatismus schwer erkrankt. Durch eine Reklamation des Herrn Kreisschulinspektors war er vorläufig vom Heeresdienst entlassen worden

Im Januar wurde er wieder zum Heeresdienst eingezogen.

Die Vertretung übernahm jetzt der Ortsschulinspektor Pfarrer Reitz, Gemünden und Herr Eckhard, Gemünden. Der Unterrichtsbetrieb erlitt große Störungen durch das Einsammeln von Brennesseln, Bucheckern, Laubheu, Lumpen, Papier u.v.m.

Zur Einsparung von Heizkosten fiel der Unterricht 12.2. - 3.3.1917 aus.


Entlassen wurden 7 Knaben, 1 Mädchen

Aufgenommen: 2 Knaben, 2 Mädchen

Schülerzahl: 48



1917 - 1918


Die Vertretung geschah wie im vorigen Schuljahr.

Am 17.1.1918 fand eine Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor statt.


Entlassen wurden 5 Mädchen

Neu aufgenommen: 4 Knaben, 4 Mädchen

Durch Überweisung kam hinzu 1 Mädchen

Schülerzahl: 52











1918 - 1919


Die Vertretung geschah weiterhin wie im vorigen Schuljahr.

Von auswärts kamen 2 Mädchen als Schülerinnen hinzu.

Durch die Revolution kam der Schluß des menschenmordenden Weltkrieges. Der unserem Volke unsagbares Elend gebracht hatte. 11 Gefallene unseres Dörfchens waren auch darunter.

Ende November mußte die Schule wegen einer Grippeepedemie unter den Schulkindern geschlossen werden. Nach Beendigung der Krankheit wurde die Schule für Quartier der auf dem Rückzug befindlichen Truppen benutzt. Kurz vor Weihnachten konnte der Unterricht erst wieder aufgenommen werden.

Da der Lehrer durch eine schwere Verwundung, die er als Leutnant und Kompanieführer am 31.8 1918 erlitten hatte, noch im Lazarett weilte, wurde Fräulein Fiedler aus Weilburg mit der Vertretung vom 1 Januar 1919 beauftragt. Wenn auch die Dame eine technische Lehrerin war, so suchte sie doch wieder einen regelrechten Unterricht einzurichten.


Entlassen wurden 4 Knaben , 3 Mädchen

Aufgenommen: 5 Knaben, 4 Mädchen

Schülerzahl: 50




1919 --1920


Von Beginn des Schuljahres bis zu den Sommerferien erteilte Fräulein Fiedler den Unterricht. Nach den Sommerferien nahm der Unterzeichner den Unterricht wieder auf, nachdem er erst jetzt aus dem Lazarett entlassen worden war. Erst langsam konnte die Eingewöhnung erfolgen, da der Lehrer durch seine letzte Verwundung viel gelitten hatte. Bei den Kindern zeigte sich die Folgen des Unterrichts in der Kriegszeit. Es wird geraumer Zeit bedürfen, daß auszumerzen, was hier versäumt, bezw. nicht erreicht werden konnte.

Mit der neuen Zeit ist auch in der Verwaltung der Schule Neues gekommen. Die geistliche Schulaufsicht schwand. Sie soll durch Fachmänner erfolgen. Vorerst wirken ältere Kollegen als Kreisschulinspektoren im Nebenamte. Für den hiesigen Bezirk versieht Herr Hauptlehrer Schneider Westerburg den Dienst. Er hielt am 11.3.1920 eine Revision ab.


Entlassen wurden 6 Knaben, 2 Mädchen

Aufgenommen 4 Knaben, 2 Mädchen

Schülerzahl: 48


31.3.1920 W.Scherf

Lehrer

1920 - 21


Im Juli hatte die Schule Herrn Oberregierungs- und Schulrat Dr. Liese zur Revision. Im September wurde ein Ausflug unternommen.

Am 23.3 wurden die Lehrer des Bezirks auf die neue preußische Staatsverfassung vereidigt. Die Vereidigung auf die neue Reichsverfassung vom 11.8.19 geschah am 27.10.1920.

Seit den Herbstferien wirkt als hauptamtlicher Schulinspektor Herr Kreisschulrat Winter, früher Rektor in Sonnenberg bei Wiesbaden.. Im Winter war eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet.


Entlassen wurden 2 Knaben, 2 Mädchen

Aufgenommen 4 Knaben, 2 Mädchen

Schülerzahl: 51


31.3.1921 W.Scherf

Lehrer




1921 - 22


Im Sommerhalbjahr wurden Ausflüge gemacht.

Am Verfassungstag fand eine Schulfeier statt.

An Stelle des verstorbenen Schulvorstandsmitgliedes August Schmidt 3. wurde Karl Ferger zum Schulvorstandsmitglied gewählt und bestätigt.

Des Unterzeichner wurde von der Regierung zum Vorsitzenden des Schulvorstandes ernannt.

Zur Handarbeitslehrerin wurde die Kriegswitwe Henriette Hof gewählt.

An Stelle von Schulrat Winter trat Herr Schulrat Böringer, früher Seminarlehrer in Soest.

Er hielt eine Revision der ländlichen Fortbildungsschule ab.



Entlassen wurden 3 Knaben, 5 Mädchen

Aufgenommen wurden 2 Knaben

Schülerzahl: 44


31.3.1922 W Scherf

Lehrer











1922 - 1923


An Stelle von Wilhelm Wengenroth trat Wilhelm Wüst in der Schulvorstand ein. Im Mai wurde ein Elternbeirat gewählt. Vorsitzender wurde der Unterzeichner. Mitglieder sind Karl Kreckel 2. und Karoline Schmidt.

Im Winter war eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet.


Entlassen wurden : 6 Knaben, - Mädchen

Schülerzahl 38


31.3.1923 W Scherf Lehrer



1923 - 1924


Für Schulrat Böringer erhielt der Kreis Westerburg Herrn Schulrat Stähler als Kreisschulrat. (früher Rektor in Elz) Dieser hielt am 6.6.23 eine Revision ab.

Die Geldentwertung, die schon zu Beginn des Jahres bestand, nahm immer mehr zu, von Hundert Mark ging es bald zu Tausendern. Im August begann das große Fallen;bald rechnete man mit Millionen, Milliarden, Billionen. Im November wurde dann die Rentenmark geschaffen. 1 Billion = 1 Rentenmark. Es waren böse wirtschaftliche Zeiten. Das Geld zerrann jedem in der Hand. Die Sparkassenguthaben wurden null und nichtig. Man arbeitete viel mit Schecks, Zinssätze von 36% pro Monat waren im Januar bestand.


Entlassen wurden 3 Knaben, 4 Mädchen

Aufgenommen 1 Knabe

Schülerzahl 32


31.3.24 W..Scherf Lehrer



1924 - 1925


Im September fand ein Kreisjugendtag statt.

Am 18.9.24 fand eine Revision durch Herrn Kreisschulrat statt, ebenso am 9.3.1925.

Die Schulentlassenen besuchten jetzt die Fortbildungsschule in Gemünden. Der Unterzeichnete erteilte dort Unterricht.

Am Verfassungstag fand die übliche Schulfeier statt.

Vor Weihnachten wurde ein Schülerkonzert zu Gunsten eines zu errichtenden Ehrenmals für die Gefallenen der Gemeinde abgehalten. Der Reinertrag wurde der Denkmalkommision überwiesen.


Entlassen wurden 1 Knabe, 2 Mädchen

Aufgenommen wurde 1 Mädchen

Schülerzahl 30

31.3.1925 W. Scherf Lehrer

1925 - 1926


Am 11.8.1925 fand die Verfassungsfeier statt. Die Schule erhielt neue Lesebücher. Der Relegionsunterricht wird nach einem neuen Plan erteilt.

Die Sütterlinschrift wurde eingeführt


Entlassen wurden 4 Knaben, 3 Mädchen

Aufgenommen Wurden 3 Knaben, 4 Mädchen

Schülerzahl durch Überweisung von 3 Schüler an die Realschule in Westerburg : 22


31.3.1926 W.Scherf Lehrer




1926 - 1927


Im Sommerhalbjahr fanden mehrere schöne Ausflüge statt, darunter ein 2 tätiger ins Lahntal.

Am 11.8. wurde der Verfassungstag gehalten.

Am 10. September 1926 fanden die Reichsjugendwettkämpfe in Rennerod statt, woran sich die hiesige Schule beteiligte. Neben andern Preisen fiel einer Schülerin der 1. Preis der Mädchenklasse zu.

Am 22.12 wurde eine Weihnachtsfeier mit Bescherung veranstaltet.

Am 17.2. fand eine Pestalozzifeier statt.


Entlassen wurden 4 Knaben, 4 Mädchen

Aufgenommen 2 Knaben, 5 Mädchen

Schülerzahl: 27


31.3.1927 W.Scherf Lehrer



1927 - 1928


Der Sommer war wie der des vorigen Jahres verregnet. Ausflüge konnten keine unternommen werden.

Die Reichsjugendwettkämpfe fanden am 28.10. in Rennerod statt.

Zum erstenmal war am Reformationsfest schulfrei.

Vor den Weihnachtsferien fand eine schöne Weihnachtsfeier statt.


Entlassen wurden 4 Knaben, 2 Mädchen

Aufgenommen: 3 Knaben, 6 Mädchen

Schülerzahl 30


31.3.1928 W:Scherf Lehrer














1928 - 1929



Im Sommerhalbjahr wurden mehrere schöne Ausflüge unternommen.


Am 14. Juni fanden die Reichsjugengwettkämpfe in Rennerod statt.


Am 11. August wurde im festlich geschmückten Schulsaal die Verfassungsfeier gehalten.


Im September führte ein Ausflug an das Niederwalddenkmal, worauf sich eine Rheinfahrt mit Dampfer anschloß. Der Tag, von herrlichem Wetter begünstigt, wird den Kindern unvergeßlich bleiben.


Der Winter war äußerst streng und lang. Fast ein Vierteljahr lagen die Temperaturen zwischen 15° - 20° C. Kälte. Am stärksten war es noch in der 2. Woche im Februar wo bei scharfem Ostwind die Temperatur auf 25° - 27° C. sank.


Auf Palmsonntag fand eine Ausstellung der Schülerarbeiten statt.


Entlassen wurden 1 Mädchen, 3 Knaben

Aufgenommen 3 Knaben, 3 Mädchen

Schülerzahl 31



1. April 1929 W. Scherf



1929 - 1930


Das Frühjahr setzt spät ein. Im Mai und Juni war dann ein sehr günstiges Wetter, wenn auch etwas wenig Regen fiel. Infolgedessen war ein vorzüglicher Stand der Ernten zu verzeichnen.

Die trockene Witterung hielt bis zum Herbst an. Die Hitze war im Juli, auch noch im August und Septemberr oft unerträglich. Der Wald war teilweise im September schon ganz braun, teils hatte er schon sein Laub verloren.

Die Reichsjugendwettkämpfe fanden am 20. August wieder in Rennerod statt.

Der 10 jährige Geburtstag der deutschen Republik wurde im blumengeschmückten Schulsaal festlich begangen. Ein Schüler erhielt zum Andenken an diesen Tag eine Prämie.

Die Rückkehr des Luftschiffes „ Graf Zeppelin „ von seiner Weltreise wurde am 5. September gefeiert.

Der Winter war sehr milde, nur wenige Tage hatten Temperaturen unter 0°. Auch lag wenig Schnee.

Im November 29 wurde eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet, an der auch Herr Mink, Westerburg Unterricht hielt, da der hiesige Lehrer Unterricht an der gewerblichen Landschule Gemünden zu erteilen hat. Besucht wurde die Schule von Jugendlichen aus Halbs, Hergenroth, Stahlhofen und Winnen. Gegen Schluß des Schuljahres fand eine Revision durch Herrn Schulrat Stähler statt.

Am letzten Sonntag im März waren die eigens gefertigten Handarbeiten und Zeichnungen ausgestellt. Die Ausstellung war gut besucht.

Im Februar hatte eine Revision des Handarbeitsunterrichtes stattgefunden.


Entlasssen wurde 1 Knabe

Aufgenommen wurde 1 Knabe und 2 Mädchen

Schülerzahl 34


1. April 1930 W:Scherf

1930 - 31



Das Frühjahr brachte überaus günstiges Wetter, so daß ein herrlicher Saatenstand zu verzeichnen war.

Es wurden mehrere kleine Spaziergänge in die engere Heimat unternommen. Nach Ostern erkrankten ein Anzahl Kinder an Masern. Da die Schule nicht geschlossen wurde, kamen immer mehr Erkrankungen, aber immer nacheinander, so daß geraume Zeit ein regelrechter Unterricht ausgeschlossen war.

Am Himmelfahrtstage fand bei herrlichem Wetter die Weihe des Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges statt.

Um 10 Uhr vormittags war eine kurze Gedenkfeier an den Gräbern eines Gefallenen ( der hier in heimatlicher Erde ) ruht und der später an Folgen des Krieges hier Verstorbenen, wobei diese Gräber mit einem Eichenstrauß und Vergißmeinnicht geschmückt wurden.

Um 2 Uhr nachmittags versammelte sich die Bewohner des Dorfes, viele Leute aus Westerburg, Hergenroth, Halbs, Stahlhofen, Seck, Gemünden, Berzhahn, Willmenrod und Gershasen, dazu die Kriegervereine von Westerburg, Seck, Gemünden, Halbs, Hergenroth, Stahlhofen und Rennerod, Seck mit Musikkapelle. Als Vertreter des Herrn Landrat war Herr Kreisausschußoberinspektor Busch erschienen. Als Ehrengäste wohnten ferner der Feier bei, Herr Wilhelm Loos, Wiesbaden, ein Sohn und jetzt Jagdpächter der Gemeinde, der den Bau in finanzieller Weise hervorragend unterstützte.

( siehe die angeschlossenen Vorgeschichte.) Herr Amtsbaumeister Holstädter, jetzt wohnhaft in Marienberg der den Entwurf zu dem Ehrenmal in künstlerischer Weise schuf, Herr Pfarrer Götting Gemünden, der in lieber würdiger Weise die Weiherede übernommen hatte. Die Zusammenkunft war vom Denkmal inmitten des Ortes, an der den Helden des 1870 - 71 Feldzuges gedacht wird. In meiner Ansprache, die ich hielt nachdem die Kapelle Wiederhold, Maxain den Sedansmarsch und dem Lied vom „ Kameraden „ mit dem Schluß „ in der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen „ gespielt hatte, erinnerte an den letzten Appell des damaligen Kriegsvereins vom Abend des ersten Mobilmachungstages in 1914.

Ich führte ungefähr aus : Liebe Dorfgenossen ! Verehrter Ausschuß !

Die soeben verhalten Weisen werden manchen vor Ihnen eigenartig erklungen haben, heute, wo wir in stummer Trauer versunken sind im Andenken an die Opfer unserer Gemeinde in gewaltigen Völkerringen in den Jahren von 1914 - 1918. Und daß Leben haben die Lieder, die Ihnen aus den Marsche ( Er ein Ruf ein Donnerhall“ und „ In der Heimat.„) entgegen trönten, ihre Berechtigung. Sie sollten Ihnen helfen, mit mir im Geiste zurückzugehen in die ersten Augusttage des Jahres 1914. Die Mobilmachung war ausgesprochen. Begeistert sang man überall „ Die Macht am Rhein „ , „ Lieb Vaterland magst ruhig sein „. Am 2. oder 3. Abend versammelten sich hier, die Bewohner unseres Westerwalddorfes, hier vor der Stätte, wo wir der Helden des glorreichen Feldzuges von 1870 - 71 gedenken. Ich wies in meiner damaligen Ansprache an Sie auf die Bedeutung der Mobilmachung und der kommenden Ereignisse hin. Was aber sollte die Versammlung sein, ein letzter Appell der Kameraden des damaligen Kriegervereins in Gemeinschaft mit dem Gesangverein. Die damaligen Kameraden, die einst den blauen Rock getragen haben und noch wehrpflichtig waren, ermahnte ich nun, gemäß geleisteten Fahneneides hinaus zu ziehen für Heimat und Vaterland, die Treue zu halten und wenn es gälte, sie mit dem Tage zu besiegeln, „ Er ist unsere Zusammenkunft „ meinte ich in meinen Schlußworten, vielleicht für manchen von uns ein Abschied nehmen für immer. Meine Worten klangen aus in dem Ruf „ Auf ein baldiges frohes Wiedersehen in der Heimat „ klang in der nun folgenden Zeit nun überall. Niemand konnte ahnen, wie es mit dem baldigen Wiedersehen nun geworden ist. Niemand vermutete auch, welch gewaltige Scharen den feldgrauen Rock anziehen mußten, um die Heimat zu schützen gegen die ganze Welt, die uns vernichten wollte.

Und so erfüllten sich leider meine Worte, daß es für manche der damals Versammelten ein letztes Abschiednehmen auf „ Nimmerwiedersehen „ war.

Ihrer in Dankbarkeit und Liebe immer zu gedenken, haben wir droben auf dieser Höhe am Waldesrand, nahe unseres Dorfes, dort wo uns immer der sonntägliche Spaziergang hinführt, ein Ehrenmal errichtet, das jetzt seine Weihe erhalten und seiner Bestimmung übergeben werden soll. Lassen Sie uns hinaufziehen.

Darauf ordnete sich ein Zug in folgender Weise:

Musikkapelle, Kriegervereine von auserwärts, die hiesigen Vereine, die Schulkinder, die nächsten Angehörigen,( Eltern, Frauen, Kinder und Geschwister der Gefallenen ) die Ehrengäste, Pfarrer, Bürgermeister, Denkmalausschuß Baukommision, Gemeindeverwaltung, die weiteren Angehörigen, die Leute von auswärts, die Dorfleute. Unter den Klängen eines Trauermarsches bewegte sich der stattliche Zug zum neuen Denkmalplatz, das von den Jungfrauen und Angehörigen in sinniger Weise ausgeschmückt war. Am Eingang wehten zwei Fahnen, die Reichsfarben und Landesfarben.

Die nun beginnende Weihefeier wurde eingeleitet durch einen Musikvortrag.

Lisa Ferger trug hierauf das Gedicht vor :


Die deutsche Mauer

Ringen, Ringen bei Tag und Nacht

Nächte und Nächte, Tag und Tage

hat der Geschütze Donner gekracht

hat sie getobt, die gewaltige Schlacht

Lausche Frau Sage !

Sahst du es, uralte Runenfrau ?

sahst du es, Ewig = Junge ?

Hält dein Auge die Wunderschau ?

Sing es mit zagender Zunge

daß vernichtet die Wahrheit wurde

kamen die Völker der halben Erde

schmiedete Waffen die halbe Welt

Deutschlands Feinden um schnödes Geld

Tausend mal tausend brachen hervor

Bresche zu legen, zu sprengen das Tor

Hunderttausende aus bitterer Not

riß mit rettendem Arme der bittere Tod

tausendmaltausend in grimmiger Wut

wateten rasend durch Bäche von Blut

trunken vom Weine, trunken vom Haß

stürmten heulend ohne’ Unterlaß

wollten nicht Wanken, wollten nicht weichen

überkletterten Berge von Leichen

Tausend und tausend wie brandende Wogen

kamen gezogen,

überfluteten Hügel und Tal.





Aber das Toben und Brausen und Branden

sechsfach dräuender Übermacht

haben die deutschen Männer gestanden

stand die deutsche Mauer wie Stahl

Uralte Sagen ! Wie nie zuvor

schaute dein Auge, vernahm dein Ohr

wenn es dereinst in spätesten Tagen

Enkeln der Enkel dein Mund wird fragen

wird es ihr Glaube zu tragen wagen ?


Merke, wie Mann und Jüngling stand

trim das Wunder der Wundertage

künde den lodernden Völkerbrand

und den deutschen Heldenmut, Sage


Du aber falte, zu denken, die Hand,

zu denken den Helden , vom Vaterland !


Es folgte die Begrüßung durch den Herrn Bürgermeister und durch Else Rusert


Heilige Gräber in Feindesland.


Heilige Gräber in Feindesland,

einsam - im Felde - am Wegesrand,

flüchtig geschaufelt von Freundeshand,

eingebettet, wo man sie fand,

keine Rose, kein Rosmarin

kein Veilchen euch hold umblühn!

Nur ein Kreuz und ein Name drauf,

künden, wer hier vollbracht den Lauf !

danach, ob alles verwittert, verweht

ob eure letzte Spur auch vergeht,

dennoch seit ihr uns wohlbekannt,

heilige Gräber in Feindesland.

Heilige Helden des Vaterlandes !

nimmer schmückt euch ein Eichenkranz

nimmer umfing euch ein liebender Arm

nach der Trennung unendlichem Harm,

nimmer seit ihr zur Heimat mehr gekehrt

mit dem kampfermatteten Heer.

Danach lebt ihr in Ewigkeit,

und die Tränen der Dankbarkeit

und das Sehnen, der Heimweh brennt

und der Hochsinn, der Stolz euch nennt,

schmückt euch mit unvergänglichen Kranz,

heilige Helden des Vaterlands !






Jetzt sang der Gemischte Chor, den ich für die Weihefeier zusammengestellt hatte in der Vertonung von Fleischer :


Heldengrab

Es liegt in fremder Erde, sofern vom Vaterland

ein kleiner stiller Hügel, gewölbt von treuer Hand.


Ihn schmückt nach Himmelsweise ein zart Vergißmeinnicht

als letzte Heldenehre ein Helm ein Kreuzlein schlicht.


Dort haben sie mein Liebsten zur letzten Ruh gebracht

und Mond und Stürme halten getreu die stille Wacht.


Nun eilet meine Sehnsucht so oft von diesem Ort

Drum ist’s, als ob ihr Sehnen Erfüllung fände dort.


Es folgte von den Schulkinder vorgetragen !


Für uns !


Fern, ferne im Osten, da gähnt ein Grab,

da senkt man zu tausend die Toten hinab

für uns !

Im Westen da ragt manch Kreuz schlicht und klein

da liegen sie stumm in langen Reihen

für uns !

Und wo im Winde rauschet das Meer

da gaben sie freudig ihr Leben her

für uns !

Sie opferten Zukunft und Jugendglück

sie kehrten nie wieder zur Heimat zurück

für uns !

Sie gaben ihr alles, ihr Leben, ihr Blut,

sie gaben es hin mit heiligem Mut

für uns !

Und wir ? Wir können nur weinen und beten

für sie, die da liegen bleich, blutig zertreten

für uns !

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken

und es gibt kein Dank für sie, die da sanken

für uns !


Nunmehr hielt Herr Pfarrer Götting, Gemünden, die Weiherede. Anknüpfend an das Gedicht der Schulkinder „ Für uns „ betonte der Pfarrer, daß diese Worte uns mahnten an die Pflicht des Dankes, den wir denen schuldig seien, die für uns ihr Leben gelassen haben. Gedenken sollen wir den Opfern, die gebracht wurden, um Deutschland vor Verwüstung und Zerstörung zu schützen. Notwendig für das Denkmal, um auch die kommende Generation an die Dankespflicht zu mahnen. Schon heute wachse eine Jugend heran, die den Krieg nur von Hörensagen kennen und des das Denkmal künden soll, welche herrischen Opfer gebracht wurden für den Bestand der Heimat. Hören sollen wir auf die stumme Sprache des Ehrenmals, das den Lebenden zurufe

„ Vergesset nicht, was wir gelitten

vergesset nicht, wozu wir stritten

vergesset nicht, um was wir bitten ! „

Gelitten hätten die tapferen Toten die unsäglichsten Qualen in diesem mörderischen Weltkrieg, stets den Tod vor Augen bis er manche bange Ahnung von der todbringenden Kugel Wirklichkeit geworden sei. Gestritten hätten die tapferen Toten für die Daheimgebliebenen, für Weib und Kind, für Hof und Scholle, für Heimat und Vaterland, gestritten bis sie die treue zur Heimat mit dem Tod besiegelten. Bitten würden sie uns auch durch dieses Denkmal einig zu sein, wie sie , die, ob hoch, ob niedrig, Schulter an Schulter gekämpft und gelitten haben und in fremder Erde, nun friedlich beieinander liegen. Seid einig, einig, einig ! das sei die dritte Mahnung unserer Gefallenen, die sie uns durch dieses Denkmal kündeten. Einig zu sein, damit das Vaterland besseren Zeiten entgegen gehe.

Zum Schluß seiner Weiherede wandte sich Herr Pfarrer an die Angehörigen der Gefallenen, wobei er auf das himmlische Zusammenfallen des Himmelfahrtsfestes und der Ehrenmalweihe hinwies. Sie brauchen ein Ehrenmal. Sie würden die nicht vergessen, mit denen sie durch das Leben und die Liebe verbunden waren. Sie würden das Andenken in ihrem Herzen tragen bis zum Tage ihrer Himmelfahrt, an dem sie mit ihren Lieben droben über den Wolken wieder vereint würden.

Nun fiel die Hülle vom Denkmal, welche die Gedenktafel verhüllte und folgenden Wortlaut trägt :

Ihren im Weltkrieg gefallenen Helden aus Dankbarkeit zum treuen Gedächtnis gewidmet von der Gemeinde Winnen


Robert Loos + 6. 10. 1914

August Wengenroth + 16. 2. 1915

August Loos + 10. 3. 1915

Wilhelm Schmidt + 28. 3. 1915

Karl Janz + 24. 9. 1915

Wilhelm Hof I. + 17. 10. 1915

August Ferger + 8. 4. 1916

Ernst Schmidt + 25. 5. 1916

Willi Wengenroth + 10. 8. 1916

Heinrich Klees + 30. 8. 1916

Wilhelm Schmidt IX. + 25. 10. 1916

Wilhelm Schmidt XII. + 18. 8. 1917


An Folgen des Krieges in der Heimat gestorben


Ernst Schönberger + 2. 2. 1919

Wilhelm Hof II. + 3. 8. 1919

Ernst Hof + 2. 11. 1919

Daniel Schmidt + 4. 12. 1922

Karl Kreckel III. + 27. 11. 1928


Ehre Ihrem Andenken


Die Häupter aller Versammelten entblößten sich, und man gedachte in stummer Trauer der 17 Treuen, wozu die Musik „ Ich hatt einen Kameraden spielte .

Im 2. Teil der Feier trug Emilie Janz nun das Gedicht

Säe, Deutschland ! vor.

Säe Deutschland! deine Erde

ist bereit, die Frucht zu tragen

stärker spricht dein Gott sein „ Werde „

heute als in früheren Tagen.


Stets im Wechsel auf und nieder

gingen deines Schicksals Bahnen

aus der Tiefe wirst du wieder

auf dich raffen wie die Ahnen.


Wie oft wollten eis’ge Stürme

dich zu ewger Ruhe betten ?

wie oft fielen deine Türme ?

doch wie oft du die


Wie oft stand der Feind im Bunde

überflutend deine Grenzen ?

wie oft trugst du Schmach und Schande ?

und folgt demnach neues Glänzen !


Acker gleicht dein Leben,

und er fordert sein Bestellen;

willst du Wachsen, mußt du erden

damit neue Halme quellen.


Herbste kommen, Winter kommen,

alles Sein scheint zu verderben,

alle Kraft scheint dir genommen,

alles Leben scheint zu sterben.


Doch des Frühling starke Kräfte

trauen Deutschland, dir die Scholle,

und es fluten deine Säfte

neu empor, dein Geist, dein Wollen.


Klarer Geist und festes Wollen

sind dir überreich gegeben.......

Schöpfe Deutschland, aus dem Vollen

Schöpfe, schaffe, du wirst leben.


Stets im Wechsel auf und nieder

gingen deine Schicksals Bahnen

aus der Tiefe wirst du wieder

auf dich raffen wie die Ahnen.


Nicht verzweifeln ! Deutschland, sähe

du wirst ernten und wirst steigen,

und einst werden sich die Völker

doch vor deiner Größe neigen.


Hierauf ergriff Herr Kreisausschußoberinspektor Busch das Wort. Er dankte im Namen des vom Erscheinen verhinderten Herrn Landrat Dr.Schult. Den Treuen der hiesigen Gemeinde, die ihr Bestes dahingaben, ihr Leben für die Heimat und das Vaterland. Die Überlebenden mahnte er, es den Opfern des Weltkrieges gleichzutun, zu arbeiten für das Vaterland. Seine Worte klangen aus in dem Ruf

„ Säe Deutschland „

Der Gemischte Chor sang sodann das Lied: „ Es ist bestimmt in Gottes Rat ! „

Im Namen des Denkmalausschusses übergab ich dann mit kurzen Worten das Denkmal in die Obhut der Gemeinde.

Herr Bürgermeister Eisel übernahm es mit dem Versprechen, es so zu pflegen, wie es unseren Gefallenen würdig sei. Er verband damit Dankesworte an die Spender und an viele, die mitgearbeitet hätten, das Werk zu schaffen, zu vollenden und heute diese eindrucksvolle Weihefeier zu halten.

Aus dem Munde der Schulkinder vernahm man dann noch das Gedicht :

Das Denkmal steht.

Das Denkmal steht ! Ein sicheres Zeichen

was Einigkeit noch stets vermag .....

was fester Wille kann erreichen

der jäh aufs Ziel sieht jeden Tag.


Das Denkmal steht ! Nun wird es melden

von deutscher Treue in der Not .......

von deutschen Männern, deutschen Helden,

die kämpfend fanden ihren Tod.


Von Helden, die vom Vaterland,

von ihrer Heimat, ihrem Herd

abwehrten größre Not und Schand

als sie vom Schicksal uns beschert !


Das Denkmal steht ! Es soll uns mahnen :

o, eifert diesen Helden nach !

Zeigt stets auch würdig eurer Ahnen,

wehrt ab von Deutschland Schund und Schmach !


Dann wird auch Deutschland sich erheben

aus seiner jetzigen tiefen Not ....

dann blüht für uns auch neues Leben

dann scheint der Freiheit Morgenrot .


Nach diesem Gedicht legte Herr Bürgermeister einen Kranz nieder im Auftrage der Gemeinde, ich für den Gemischten Chor mit dem Motto des nicht mehr bestehenden Gesangvereins „ In Freud und Leid zum Lied bereit „ und der Versicherung „ Wir haben Treue gehalten „ und die Gebrüder Loos einen herrlichen Lorbeer - und Eichenkranz mit flammend roten Essigrosen, ebenso die Angehörigen der Gefallenen.

Mit dem Vortrag eines von Pf. Schönberger, Seck, selbst verfaßten Gedichtes und dem Liede „ Wie sie so sanft ruhn „ ,geblasen von der Musikk., fand die würdige und eindrucksvolle Feier ihr Ende.




Zur Vorgeschichte des Denkmals sei niedergelegt :

Nachdem in verschiedenen Nachbarorten schon Ehrenmale errichtet worden waren, wurde im Dorfe der Wunsch wach, auch unseren Gefallenen ein Denkmal zu bauen. Zur ersten Aussprache hierüber kam es bei der Generalversammlung des Gesangvereins im Jahre 1927. Es wurde ein Denkmalausschuß gewählt, der aus dem Unterzeichneten als den Vorsitzenden des Gesangvereins, dem Hermann Wengenroth als den Vorsitzenden des Doppelquartetts, dem Bürgermeister und dem Friedrich Klees als Mitglied der Gemeindevertretung bestand. Dieser Ausschuß brachte durch öftere Haussammlungen etwas über 1000 Mark zusammen, wozu alle Dorfgenossen beisteuerten, bis auf eine unrühmlichen Ausnahme. Derjenige, der es verstanden, daß er während des Krieges nicht eingezogen wurde, brachte es fertig, sich auch bei der Sammlung des Geldes zu drücken. Er verdient es nicht, daß er bei seinem Namen festgehalten wird. Auch die in Winnen geborenen und jetzt auswärts wohnenden Leute steuerten bei, besonders die Gebrüder Loos unter ihnen der in Wiesbaden lebende Ingenieur und Fabrikant Wilhelm Loos am meisten. Auch einige Firmen die mit den Dorfe in Geschäftsverbindung stehen, stifteten Geld - und andere Spenden. Das fehlende stellte die Gemeindevertretung in anerkennenswerter Weise zur Verfügung. So konnte der Bau begonnen werden.

Viel Kopfzerbrechen bereitete die Platzwahl. Drei Plätze waren in der Wahl und nach manchem unnötigen Gerede wurde der Platz auf dem „ Knopp „ bestimmt.

Noch mehr Arbeit bereitet das „ Wie „ des Denkmals. Zwei Jahre gingen die Zeichnungen zwischen dem Landratsamt, dem Hochbauamt Montabaur, der Bewertungsstelle für Kriegerehrung bei der Regierung in Wiesbaden, unserem Zeichner Herrn Hochstädter, Marienberg , und und hin und her. Endlich wurde der mehrfach ausgearbeitete und immer wieder geänderte Plan zur Ausführung genehmigt.

Im Nachsommer 1929 wurde der Bau ausgeführt. Die Steine wurden aus dem Girkenrother Steinbruch herbeigeschafft. Die Maurerarbeiten besorgten Karl Eisel, August Hof II., Karl Dillbahner und Friedrich Müller.

Die Sammellisten und die Abrechnung wurden auf dem Bürgermeisteramt aufbewahrt.

Der Herbst war sehr verregnet wodurch die Ernte sehr litt. Infolgedessen konnte der Kreisjugendtag nicht im Oktober abgehalten werden.

Die Verfassungsfeier wurde wie üblich gehalten.

Am 24 Januar 1931 fand eine Revision durch den Herrn Schulrat statt.

Der Winter war nicht besonders streng; doch lag längere Zeit Schnee und war lange Glatteis. Nachdem es um Anfang März sehr gelinde geworden war, setzte in der Mitte des Monats noch einmal strenge Kälte ein, wodurch die Wintersaaten sehr litten.


Entlassen wurde niemand

Aufgenommen wurden: 4 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl 41


1.4.1931 W. Scherf


1931 - 1932


Im Sommerhalbjahr wurden mehrere Ausflüge unternommen. Das Erntewetter war sehr schlecht.

Die Reichsjugendwettkämpfe fanden am 10.8. statt, wobei mehrere Schüler und Schülerinnen Auszeichnungen errangen. Der Verfassungstag wurde am 11.8. festlich begangen.

Bis auf wenige Ausnahmen ist die gesamte männliche Bevölkerung ohne Arbeit gewesen. Da auch nur.noch wenige Unterstützung beziehen können,macht sich die Geldknappheit auch hier sehr bemerkbar, wenn auch sonst keine Not herrscht.

Der Winter war sehr gelinde, doch gab es anfangs März Schnee, während der Februar in der letzten Hälfte sehr kalt war.

Im August verlor die Schule einen lieben Mitschüler des 1. Schuljahres durch einen tragischen Unfall. Richard Loos, Sohn des Richard Loos, schnitt sich beim Griffel spitzen - wie es geschehen, hat niemand gesehen -die Halsschlagader durch und war kurz darauf tot.

Zu Weihnachten schenkte der Jagdpächter der Gemeinde, Herr Wilhelm Loos, Wiesbaden, eine alte Ausgabe eines großen Meyers Lexikon der Schule.

Am Schluße des Schuljahres fand zum 100. Jahrestage des großen Deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe eine würdige Schulfeier statt.

Entlassen wurde 1 Schüler

Aufgenommen wurden 4 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl 46


1.4.1932 W.Scherf






1932 - 1933


Zu Beginn des Schuljahres wurde der Herr Schulrat Stähler, der seit 1923 im Kreis Westerburg tätig war, nach Wiesbaden versetzt. Auf Grund der Verwaltungsreform wurden die Schulen 3 Aufsichtsbezirken zugeteilt. Die hiesige Schule gehört jetzt zum Schulaufsichtsbezirk des Oberwesterwaldkreises, an dessen Spitze Herr Schulrat Wiedefeldt ( früher Rektor in Wiesbaden ) steht.

Am 11.8. fand eine Verfassungsfeier statt.

Am 16.8. beteiligte sich die Schule an den Jugendwettkämpfen in Westerburg, wobei mehrere Mädchen Ehrenurkunden des Herrn Reichspräsidenten erhielten.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich nicht gebessert, die männliche Bevölkerung ist fast ohne Ausnahme ohne Arbeit. Die männliche Jugend hat sich der S A in Gemünden in Stärke von 25 Mann angeschlossen. Bei den verschiedenen Wahlen des Jahres war ein stetes Anwachsen der N S D A P zu verzeichnen. Die Linkspateien erhielten nur noch 1 - 2 Stimmen.

Im weiteren Verlauf der Verwaltungsreforn wurde der Kreis Westerburg aufgelöst. Der Kreis bildet mit dem ehemaligen Oberwesterwaldkreis den Großkreis Oberwesterwald. 17 Gemeinden im südlichen Kreisteil kamen zum Unterwesterwaldkreis. Die Kreishauptstadt blieb Westerburg.

Das Erntewetter war gut. Die Ernte fiel glänzend aus, sowohl die Getreide- als auch die Kartoffelernte.

Der Winter war politisch sehr bewegt. Am 30,1.33 ernannte der Herr Reichspräsident den Führer der N S D A P Adolf Hitler zum Reichskanzler. Er bildete in Verbindung mit den Deutschnationalen eine Nationale Regierung. In der sich anschließenden nationalen Revolution kam es am 5. März noch einmal zu Reichstagswahlen, die einen überwältigenden Sieg der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei brachte. Winnen wählte 100 % „Hitler“.In einer würdigen Feier mit einem mächtigen Freudenfeuer wurde der Sieg der nationalen Revolution über den Marxismus begangen. Möge es dem deutschen Vaterland vergönnt sein, unter der Führung des greisen Feldmarschalls und des jungen Gefreiten aus dem Weltkrieg besseren Zeiten entgegen zugehen. Möge es wieder wahr werden

„ Ein Volk,ein Herz, ein Vaterland! „

Am Frühlingsanfang trat der neue Reichstag in der Garnisonskirche in Potsdam zusammen, da das Reichstagsgebäude von ruchloser Hand in Brand gesteckt worden war. Die Kinder erlebten die Feierlichkeiten vom Radio mit „ Vaterland, in tausend Jahren kann die solch ein Frühling kommen ! „

Im März fand im Anschluß an das Machwerk für die deutsche Jugend ein Fortbildungskursus (Maurerfachkurs) für die männliche Jugend statt, der von 15 - 20 Jugendlichen im Alter von 17 - 21 Jahren besucht wurde.

Im Februar war der Gesundheitszustand der Kinder sehr schlecht. In einer Woche fehlten über 50% der Schüler durch Erkrankung an Masern. Die Schule wurde nicht geschlossen. Es dauerte 4 Wochen bis alle Kinder wieder ganz hergestellt waren.

Zu Schluß des Schuljahres fand eine Ausstellung der angefertigten Handarbeiten statt.

Entlassen wurde ein Mädchen

Neu aufgenommen wurde ein Knabe und ein Mädchen

Schülerzahl 47


1.4.1933 W.Scherf



1933 - 34


Der erste Schultag des neuen Schuljahres war ein Freudentag für den Lehrer.

25 Jahre wirkte er von diesem Tage an der ihm liebgewordenen Stätte. Die Gemeinde brachte am Abend einen Fackelzug und veranstaltete eine Feier, um aus Dankbarkeit für die geleistete Arbeit, dem Jubilar Ehrungen zuteil werden zu lassen. Neben den Schulkindern beteiligte sich das ganze Dorf . Der Gesangverein und Gemischte Chor trugen passende Lieder vor, die Schulkinder dem Tage entsprechende Gedichte. Ebenso brachten die Schulkinder hübsche Lieder zuGehöer. Die Leitung der Feier hatte Herr Pfarrer Götting in liebenswerter Weise übernommen. Die Reihe der Gratulanten eröffnete Herr Bürgermeister Eisel. indem er die Glück - und Segenswünsche der Gemeinde und des Schulausschußes überbrachte. Er dankte dem Jubilar für all daß, was er während der langen Jahre als Lehrer an der Schule und darüber hinaus für die Gemeinde geleistet habe. Seine Worte klangen mit dem Wunsche aus, daß der Jubilar der ihm lieb gewordenen Stätte auch weiterhin die Treue bewahren und der Gemeinde noch lange Zeit als Lehrer erhalten bleiben möge. Er wünschte dem Jubilar und seiner Familie für das fernere Leben Glück, Gesundheit und Wohlergehen und überreichte ein Geschenk

( Schreibtischmappe in Leder ) von der Gemeinde. Hierauf folgte das von meinem ehemaligen Schüler ( Heinrich Schönberger ) verfaßte und von seiner Schwester vorgetragene nachstehende Gedicht :


Als du kamst vom Militär,

schickt man Dich mach Winnen her,

um Dir die Stelle anzusehen

und das Dorf mal zu begehen.


Drum bist Du heut vor 25 Jahren

in Winnen in das Amt gefahren,

und Du hast in dieser Zeit

mit uns geteilt mach Freud und Leid.


Es kam der Krieg, Du zogst hinaus

als deutscher Mann für Heimat und Haus.

Das Feindes Blei hat Dich verwunden,

in der Heimat in Winnen tatst Du gesunden.


Du hast so manche kleine Schar

fürs Leben ausgerüstet,

Du lehrest sie Deutsch sein, treu und wahr,

Gott und dem Vaterland verpflichtet.


Im Dorf hast manches Du geführt,

dafür Dir herzlich Dank gebührt;

hast an die Neuzeit auch gedacht,

hast Licht und Dreschmaschin gebracht.


Winnen dankt und gratuliert,

und danket Gott, das er Dich geführt.

Ehre dem Ehre gebührt !


Nach einem Lied, durch die Kinder vorgetragen feierte Herr Pfarrer Götting mit einer herzlich Ansprache,der er die Worte 1. Mos. 12 , 2 „ Ich will Dich segnen, und du sollst ein Segen sein „ zu Grunde legte, den Jubilar. Nach der Ansprache wurde von allen Anwesenden „ Ach bleib mit deinem Segen bei uns „ gesungen. Es folgte ein weiteres Gedicht, vorgetragen von der vom Tage vorher entlassenen Schülerin Lina Schmidt, verfaßt von Herrn Pfarrer Götting, Gemünden :


Ein Festtag ist heute für die Schule von Winnen,

drum wollen wir feiern mit frohen Sinnen,

denn heute vor 25 Jahren

kamst Du auf den Westerwald gefahren,

um hier mit uns Kindern zu treiben

die Künste der Schule, Rechnen und Schreiben.

Gar stattlich ist nun schon geworden die Schar,

die einstens bei Dir in der Schule war.

Und manche, die früher gesessen hier haben,

die schicken schon Mädchen und Knaben

zu Dir hier in die Schule her,

daß sie auch bei Dir gehen zur Lehr !

So geht die Zeit, es ist ein Kommen und Gehen,

Dich aber dürfen wir immer noch sehen,

mit Liebe und Eifer und Freudigkeit

bei Deiner großen Lebensarbeit,

uns Kinder zu lehren und uns zu geben,

welches wir brauchen im Leben.

Viel Mühe und Arbeit hat’s Dir wohlgebracht,

und wir habens Die manchmal nicht leicht gemacht.

Doch wollen wir, , was wir gelernt, bewahren

und Du mögst mit Freuden daraus erfahren

daß dein Wirken doch nicht vergeblich war;

Und daß Du bleibest bei uns noch manches Jahr

ist unser Wunsch am heutigen Tage,

Wir wollen Dir danken aufs allerbeste,

was Du getan bisher und noch tust in ferneren Zeiten,

der Segen des Herrn, er möge dich immer begleiten !


Nach Liedern des Gemischten Chores und des Doppelquartett überreichte der 2. Vorsitzende des Gesangvereins, Ferdinand Klees, ein schönes Bild und der Führer des Quartetts einen Füllfederhalter. Zum Schlusse übergaben die Kinder ein Pestalozzibild

Pestalozzi im Kreise der Waisen in Staus mit der Unterschrift „ Alles für andre - für sich nichts „ -Der so Gefeierte dankte tiefbewegt für die würdige, erlebende und ergreifende Feier.

Das Schulhaus trug, von den liebenden Händen der schulentlassenen Mädchen gewunden, schmucke Tannengewinde. Die harmonisch verlaufene und ehrende Feier wird allen Teilnehmern, vor allen dem, dem sie galt, immer in Erinnerung bleiben.


Der Feiertag der Arbeit am 1. Mai wurde festlich begangen. Das Dorf war mit frischem Grün festlich geschmückt. Morgens fand die feierliche Hissung der Fahnen statt. In der Schulfeier erlebten die Kinder die Feier von Berlin im Radio, das der Lehrer zur Verfügung gestellt hatte, mit und hörten die herrlichen Worte des greisen Herrn Reichspräsidenten an die deutsche Jugend.

Am 27. Mai wurde in einer würdigen Schulfeier des 10. jährigen Todestages Albert Leo Schlageters gedacht.Schlageters Treue zu Volk und Land in ihrem Unglück wurde den Kindern als Beispiel und Vorbild nahe gebracht. An Abend fand eine erhabene Feier am neuen Ehrenmal statt.

Der Tag der Unterzeichnung des Schmachdiktates von Versailles wurde dazu benutzt, dies Phantom der Ungerechtigkeit näher zu betrachten, mit dem Ergebnis: Versailles muß fallen! „

Am 11. 8. führte uns ein schöner Ausflug über die Saalburg nach Frankfurt, wo die vielen Sehenswürdigkeiten bestaunt wurden.

Am 1. Sonntag im Oktober wurde das Erntedankfest im 3. Reiche würdig gefeiert.

Am 12. November zeigte das Dorf durch 100 % Wahlbeteiligung, daß es geschlossen hinter der Regierung Adolf Hitlers steht und den Austritt aus dem Völkerbund billigt.

Am letzten Schultag vor Weihnachten fand eine Weihnachtsfeier statt.

Am 18.1.34 fand im geschmückten Schulsaal die Reichsgründungsfeier statt.

Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden 2 Knaben und 4 Mädchen

Neu aufgenommen wurden 3 Knaben und 3 Mädchen

Schülerzahl: 47


Winnen, 15.4.1934 W. Scherf





1934 - 1935


Nach einem sehr strengen Winter der von Dezember bis März Schnee, Kälte und sehr oft Glatteis hatte, setzte im April überrachend gelindes Wetter ein, so daß schon sehr früh mit der Feldbestellung begonnen werden konnte. Leider war der Mai kalt und viel zu trocken.


Mit dem 1. Juni 1934 wurde der bisherige Lehrer nach Westerburg versetzt, nachden er 26 Jahre und zwei Monate an der Schule gewirkt hatte


Mit einem „ Gott befohlen „ verabschiedete er sich am 31.5.1934 von den Kindern.


Winnen, 5.6.34 W. Scherf

1934 - 1935


Nach einem sehr strengen Winter der von Dezember bis März Schnee, Kälte und sehr oft Glatteis hatte, setzte im April überrachend gelindes Wetter ein, so daß schon sehr früh mit der Feldbestellung begonnen werden konnte. Leider war der Mai kalt und viel zu trocken.


Mit dem 1. Juni 1934 wurde der bisherige Lehrer nach Westerburg versetzt, nachden er 26 Jahre und zwei Monate an der Schule gewirkt hatte


Mit einem „ Gott befohlen „ verabschiedete er sich am 31.5.1934 von den Kindern.


Winnen, 5.6.34 W. Scherf


1934 - 1935

Am 7.6. 1934 erhielt ich meine Versetzung von Wiesbaden nach Winnen. Bangen Herzens machte ich mich auf den Weg. In Westerburg traf ich am 9.6.34 auf einer Lehrertagung meinen Vorgänger Herrn Scherf, der mich telef. in Winnen anmeldete. Als wir, Herr Scherf, meine Frau und ich uns Winnen näherten, sahen wir die Schulkinder vor dem Orte stehen. Ich entstieg dem Auto und führte die Kinder zur Schule, dort trat ein Mädchen des 8. Schuljahres vor und begrüßte mich im Namen seiner Kameradinnen und Kameraden und überreichte mir einen herrlichen Blumenstrauß. Ich dankte ergriffen und rief den Kindern „ Ein frohes Wiedersehen morgen in der Schule „ zu.

Die Dienstwohnung konnte ich leider noch nicht beziehen, da Herr Scherf dieselbe noch bewohnte und nach dessen Auszug erst einige Ausbesserungen sowie Veränderungen vorgenommen werden sollten. Die Lehrerwohnung, die unter dem Schulsaal liegt, war bisher nicht abgeschlossen. Die Gemeinde ließ nun bei den Ausbesserungsarbeiten einen Abschluß errichten, so daß nun eine vollkommen abgetrennte Wohnung vorhanden ist. In der Wohnung selbst wurde die Küche durch hinausdrücken der einen Wand in das Wohnzimmer um ca. 1,20 m vergrößert. In verschiedene Zimmer wurden neue Fußböden sowie neue Decken eingezogen. Alles in allem, es ist jetzt eine hübsche Wohnung. Aus dem Stall wurde noch nachträglich, die so schmerzlich vermißte Waschküche errichtet.


Am 23. Juni fanden die diesjährigen Jugendwettkämpfe in Gemünden statt. Einige Kinder, hauptsächlich Mädchen erhielten Ehrenurkunden.


Der Sommer war dieses Jahr ausnehmend heiß und trocken, so daß die Ernte bedroht schien. Am 19.6.34 wurden dann die Fluren durch einen erquickenden Regen gesegnet. Alle Menschen atmeten erleichtert auf. Getreide sowie Kartoffelernte fielen dann auch noch ziemlich gut aus. Nur die Heu- sowie die Grummeternte waren äußerst schlecht. Wegen Futtermangel wurde daher von den Bauern teilweise das Vieh verkauft.


Am 2.8.34 verschied unser altehrwürdiger Herr Reichspräsident, Generalfeldmarschall von Hindenburg. Im Feldherrnturm des Tannenbergdenkmals wurde er am Dienstag zwischen 11 u.12 Uhr beigesetzt. Unser Führer, der dem Verstorbenen Worte des Gedenkens widmete, führte aus, daß Hindenburg nicht tot sei, sondern unter uns fortlebe als Schirmherr des Vaterlands, das Tannenbergdenkmal sei deshalb auch für uns Deutsche fortan ein nationales Heiligtum, wo wir uns Kraft holen für schwere Stunden. Diese Feier erlebten die Kinder gemeinsam in der Klasse am Radio.


Mit einer kleinen Weihnachtsfeier schloß unser letzter Schultag vor den Weihnachtsferien.


Als am 9.1.1935 die Schule wieder begann, fieberte alles dem 13.1.1935, dem Abstimmungstag an der Saar, entgegen. Glücklich, wie aus den leuchtenden Augen zu lesen war, hörten die Kinder am Dienstag ,den 15.1.35 um 8.15 Uhr die Abstimmungsergebnisse. Ihre Freude wurde noch größer als sie hörten, daß der Tag schulfrei sei. Am 1.3.35 kehrte nun, wie vom Völkerbund festgelegt, unsere Saar heim in das deutsche Vaterhaus. 15 Jahre waren sie Kämpfer für Deutschland. Deutsche Treue trug den Sieg davon.


2 Jahre nationalsozialistischer Regierungszeit waren am 30.1.35 vergangen. Dem Wunsche des Führers zufolge wurde der Tag in aller Stille gefeiert. In der Schule wurde den Kindern die von Nationalsozialismus geleistete Arbeit nochmals vor Augen geführt. Wir gelobten denn auch Mithelfer zu sein am Bau des 3. Reiches, das da Jahrtausende überdauern soll.


Am 1. März, dem Tage der Rückkehr der Saar ins Deutsche Vaterland hielten wir um 9 Uhr eine kleine Feier, im Anschluß daran war schulfrei. Der ganze Tag stand im Zeichen der Heimgehr der Saar. Auch Winnen prangte im Flaggenschmuck.


Mit tiefer Trauer vernahmen wir die Nachricht vom Tode des Reichsführers der

N.S.L.B.. unseres geliebten

Hans Schemm , der einem Flugzeugunglück zum Opfer fiel.

Im Haus der Erziehung in Bayreuth wurde Hans Schemm aufgebahrt. Die Trauerfeierlichkeiten, an denen auch der Führer teilnahm, wurden durch Radio übertragen und von den Schülern miterlebt.


Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.

Entlassen wurden : 3 Knaben u. 5 Mädchen.

Neu aufgenommen wurden : 2 Knaben u. 2 Mädchen

Schülerzahl 43


Winnen, am 26. April 1935


W. Forschner

Die beiden folgenden Seiten wurden nachträglich eingefügt




1935 - 1936


Nach einem gelinden Winter setzte auch recht bald der Frühling ein. Im Sommer wurde ein Ausflug mit dem 3. - 8. Schuljahr nach Bad Ems - Braubach - Coblenz - Engers - Siershahn - Montabaur - Westerburg gemacht. Für die Kinder war die Eisenbahnfahrt, da sie zum ersten Male mit der Bahn fuhren, ein Erlebnis, das noch größer wurde, als wir in Braubach einen Dampfer bestiegen, um nach Coblenz zu fahren.


Der Erntedanktag wurde feierlich begangen, sowie der 9. Nov. als Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung. Bei einer Weihnachtsfeier der Schule und der Eltern führten die Kinder 2 Theaterstücke auf. Der 30. Januar als Gründungstag des 3. Reiches wurde in feierlicher Weise begangen. Im Februar fanden die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch - Partenkirchen statt. Deutschlands Sportler stellten hierbei ihr gutes Können unter Beweis. Am Radio verfolgten die Kinder oft die Kämpfe.


Zum Schluß des Schuljahres fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden : 3 Knaben u. 6 Mädchen


Neu aufgenommen wurden : 1 Mädchen


Schülerzahl : 35




Winnen, den 24. April 1936


W. Forschner


1936/37


Im April 1936 war es nochmals sehr kalt. Am 18.4.36 setzte Schneetreiben ein. Im gräflichen Wald nach Westerburg zu wurden viele Stämme entwurzelt oder in einer Höhe bis zu 5 m abgeknickt. Viele 100 Festmeter Holz lagen in wüstem Durcheinander teils über die Straße nach Westerburg.

Das Bild zeigt die Schule Winnen im Schnee am 19.4.1936


Am Dienstag, den 19.5.36 sahen die Kinder zum 1. Male Soldaten des neuen Deutschen Heeres. Morgens um 7 Uhr rastete eine Kompanie mit schweren Maschinen-

gewehren hier im Ort. Von den Kindern wurden die Soldaten sowie alles übrige ordentlich bestaunt.

Ganz Deutschland stand schon seit geraumer Zeit im Zeichen der 5 olympischen Ringe. Die Kinder wurden auf die Bedeutung der olympischen Spiele für Deutschland aufmerksam gemacht und fieberten dem Beginn derselben entgegen. Der Fackellauf von Athen nach Berlin wurde am Radio verfolgt, sowie die Eröffnung der 11. Olympiade durch den Führer in Berlin und die Kampfhandlungen der 16 Tage .( 1. - 16. 8. 36) Deutschland vermochte zum 1. Male Amerika in der Gesamtwertung zu überflügeln.

Zur Freude der Kinder fanden in der Umgebung Winnens ( Höhn, Hellenhahn, Pottum, Seck, Irmtraut ) am 10. u. 11. 9. 1936 Manöver statt. Wir ließen uns denn auch diese seltene Gelegenheit nicht entgehen und wanderten den Soldaten entgegen, um den Kampfhandlungen zu folgen.

Am 29. Okt. legte der Unterzeichner die 2. Prüfung vor der Prüfungskommission ab.

Weihnachten beging die Schule ein immer in enger Verbundenheit mit der Dorfbevölkerung. Die Schulkinder erfreuten dieselben durch Theateraufführungen am 2. Weihnachtsfeiertag im Saale der Wirtschaft Schmidt.

Zu Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt, die von der Bevölkerung zahlreich besucht wurde.

Entlassen wurden : 3 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben und 1 Mädchen

Schülerzahl : 33

Winnen, den 25. April 1937




W. Forschner

1937/38

Im Sommer wurde eine zweitägige Omnibusfahrt mit den Schulkindern und einigen Dorfbewohnern unternommen!

Die Fahrt : Winnen - Wiesbaden (Neroberg) - Darmstadt - Bergstraße - Heidelberg.

In Heidelberg Besuch des Schlosses und abends Schloß- und Brückenbeleuchtung, anschließend Fahrt über Eberbach nach Beerfelden i. Odenwald, dort Übernachtung in der Jugendherberge. Am folgenden Tage Besichtigung des Galgens. Fahrt nach Erbach und Besuch des dortigen Rittersaales, Weiterfahrt nach Frankfurt und Besuch des Zoo. Heim-

fahrt über Limburg.


Weihnachten veranstaltete die Schule mit der Dorfbevölkerung eine Weihnachtsfeier

im Saale Schmidt.


Am Sonntag vor Ostern fand eine Handarbeitsausstellung in der Schule statt.


Entlassen wurden : 2 Knaben und 1 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben

Schülerzahl : 33

Winnen, den 24. April 1938

W. Forschner



1938/39


Mit den Kindern wurde eine Omnibusfahrt durch das Wispertal, den Rhein hinauf bis Bingen und von dort nach Bad Kreuznach unternommen.


Weihnachten wurde gemeinsam mit den Dorfbewohnern eine Feier veranstaltet.


Am Sonntag vor Ostern wurde eine Handarbeitsausstellung veranstaltet.


An Ostern wurden entlassen : 3 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 1 Knabe und 1 Mädchen

Schülerzahl : 29

Winnen, den 30. April 1939

W. Forschner

1939/40


Gemeinsam mit der Volksschule Gemünden wurde eine zweitägige Omnibusfahrt unternommen.

Fahrt : Gemünden, Aggertalsperre, Schloß Burg an der Wupper, Köln a. Rhein, dort Übernachtung in der Jugendherberge. Am folgenden Tage Besuch des Flughafens sowie des Zoo. Nachmittags eine Motorbootfahrt auf dem Rhein und anschließend Heimfahrt.


Weihnachten wurde wieder gemeinsam mit der Dorfbevölkerung eine Feier veranstaltet.


Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden : 4 Knaben und 3 Mädchen

Neu aufgenommen wurden : 3 Knaben und 1 Mädchen

Schülerzahl : 26

Winnen, den 29. April 1940

W. Forschner


1940/41


Der Anfang Sept. 1939 begonnene Krieg warf auch seine Schatten auf unser Dorf. Außer den jüngeren Jahrgängen, die bereits beim Militär waren, wurden nun auch ältere Jahrgänge (1897) eingezogen. Viele Frauen standen nun mit ihren Kindern allein der landwirtschaftlichen Arbeit gegenüber. Die Schularbeit litt sehr, da die Kinder viel daheim helfen mußten, und mir in Gemünden die Vertretung des eingezogenen Lehrers Nichtweis übertragen worden war.


An Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt, die rege von der Dorfbevölkerung besucht wurde.


Die Schulaufnahme der Neulinge wurde auf den 1. Sept. jeden Jahres verlegt, während die Schulentlassungen, für die Jahrgänge, die an Ostern aufgenommen wurden, an Ostern stattfinden.


Entlassen wurden : 1 Knaben und 1 Mädchen

Aufgenommen wurden : 4 Knaben und 1 Mädchen

Schülerzahl : 29

Winnen, den 28. April 1941 W. Forschner


1941/42


Immer mehr wird die Arbeit in der Schule vom Kriege beeinflußt. (Sammlungen : Heilkräuter, Altpapier, Alteisen, Wolle ) Die einklassige Volksschule wird davon in ihrer Arbeit am meisten betroffen. So ist es wohl erklärlich, daß die Berufsberatungen bei den Arbeitsämtern über den Bildungsstand der Schulentlassenen,. hauptsächlich der aus den einklassigen Schulen klagen.


Zu Ostern fand eine Handarbeitsausstellung statt.


Entlassen wurden : 3 Knaben und 3 Mädchen

Aufgenommen : 3 Knaben

Schülerzahl : 32


Winnen, den 10. Sept. 1942 W. Forschner


1942/43

Durch immer mehr Einberufungen zum Militär leiden die Schulen Not, denn die bisher noch nicht eingezogenen Kollegen werden immer mehr zu Vertretungen herangezogen.

Im Januar 1943 erhielt ich die Benachrichtigung, daß ich mit meiner baldigen Einberufung zu rechnen habe. Im Februar bekam ich dann meinen Stellungsbefehl zum 28.2.43 nach Kaiserslautern zur 12. Kraftfahr - Ersatz - Abt.

Hoffentlich ist es mir vergönnt, gesund wieder nach hier zurückzukehren.

Winnen, den 25. Februar 1943


W. Forschner

1946/47


Am 1. Juli 1947 wurde mir die hiesige Stelle übertragen. Bevor ich aber von mir und meiner persönlichen wie beruflichen Laufbahn berichten werde, muß ich weit ausholen um die Lücke zu schließen, welche seit den letzten Aufzeichnungen meines Vorgängers bis auf den heutigen Tage entstanden ist.


1943/44 : Die Schule wird von Herrn Lehrer Rudolf, Halbs vertreten.

1944/45 : An den vertretungsfreien Tagen unterrichtete die Lehrersfrau, Frau Forschner.


Am 8. Mai 1945 ist der zweite Weltkrieg beendet. Deutschland ist der Unterlegene. Russische, englische, amerikanische und französische Truppen haben Deutschland besetzt und in 4 Besatzungszonen eingeteilt. Unsere Heimat, der Westerwald, steht unter französischer Militärregierung.

Die Schule ist vorerst (1945) geschlossen. Dann wird zeitweise vertreten : Lehrer Adloff, Frau Nick, Frl. Dalitz und der Schulhelfer Schweitzer. Der Bildungsstand der Kinder geht immer mehr zurück. Die Vertretungen sind öfter kurzfristig und werden unterbrochen. Der Bürgermeister und die Gemeindeverwaltung tut alles um einen festen Lehrer wieder zu bekommen. So kam ich am 1. Juli 1947 nach hier und fand eine teilweise verwahrloste und vernachlässigte Jugend vor. Ich stellte mir sofort das erste Ziel : diese Jugend so schnell wie möglich wieder zurückzuführen.


Entlassen wurden am 31.8.1947

1 Mädchen und 1 Knabe


Winnen, den 31,8,1947

Albert Nold



Schuljahr 1947/1948


Es wurden aufgenommen am 1.9.1947 1 Mädchen und 3 Knaben


Der Unterricht im Winterhalbjahr verlief ohne Störung. An Weihnachten veranstaltete die Schule mit der Dorfbevölkerung eine Weihnachtsfeier im Saale Schmidt. Wir spielten

„ Das deutsche Märchenbuch „

Im Sommer beteiligten wir uns erstmalig nach dem Kriege an einem Sportfest in Pottum, wo die Kinder schöne Preise errangen.


Entlassen wurden am 31.8.1948

1 Mädchen und 3 Knaben.


Winnen, den 31.8.1948

Albert Nold







Schuljahr 1948/1949


Aufgenommen wurden : 1 Mädchen und 3 Knaben.

Erstmalig fand am ersten Schultag in unserer Kirche ein Schulanfängergottesdienst statt. Die Eltern waren eingeladen. Es wurden auch wieder Brezel verteilt. Zur neuen Handarbeitslehrerin wurde Frau Lisa Baganz von hier gewählt. Weiter wurde ein Elternbeirat gewählt :

Vorsitzender : Heinrich Schönberger, Mitglieder : Walter Ferger, Hanna Schmidt

Zu Weihnachten wurde wieder eine Feier bei Willi Schmidt veranstaltet.

Es wurde gespielt „ Der Liebe Erdenfahrt „ und „ Der ewige Stern „

Zum neuen Kreisschulrat wurde Herr Hauptlehrer Doll berufen.

Der neue Pfarrer kommt aus Schlesien, Herr Feierabend.

Krankheiten traten im Winterhalbjahr nicht auf. Im Schulsaal befindet sich ein Klavier, das der hiesige Gesangverein sich anschaffte, und das dem Lehrer im Unterricht zur Verfügung steht.

Im Sommer 1949 machten wir erstmalig eine Omnibusfahrt an den Rhein. Auch Mütter und Väter fuhren mit. Herr Lehrer i. R. Scherf, der seit 1948 hier wieder wohnt, fuhr mit uns.

Strecke : Winnen - Limburg - Ahrtal - Schwalbach - Wispertal - Lorch - Kaub - Loreley - Braubach - Bad-Ems - Gelbachtal - Montabaur - Winnen.

Entlassen wurden : 1 Mädchen und 3 Knaben.

Am Sportfest der Schuljugend nahmen wir erfolgreich Anteil.

Schülerzahl : 45 Kinder

Winnen, den 31.8. 1949

Albert Nold Lehrer




Schuljahr 1949/50


Aufgenommen wurde in diesem Herbst niemand, da die Neuaufnahme wieder wie in früherer Zeit, am 1. April erfolgen soll. So liefen wir ohne 1. Schuljahr und verlebten einen milden Winter. Am 31.3.1950 endete das kurze Schuljahr, ohne Entlassungen, jedoch mit einer Aufnahme : 4 Mädchen und 6 Knaben kommen erstmalig wieder am 1. April zur Schule. Das 8. Schuljahr wird erst am 1. April 1951 entlassen. Dadurch will man die große Berufsnot der Jugend steuern.

Zu Weihnachten spielten wir das Märchen „ Die Flöte des Heiligen Nikolaus „

Am 1. Advent machten wir für die Gemeinde im Schulsaal eine Adventsfeier.

Am 30.3. veranstalteten wir einen Elternabend. Monatlich hielt der Lehrer eine Elternversammlung statt. Auch eine Goethe-Feier wurde am Tage des 200. Geburtstages veranstaltet.

Die Schülerzahl beträgt 52 Kinder


Winnen, den 31.3.1950


Albert Nold, Lehrer


Schuljahr 1950/51


Zum erstenmal nach 15 Jahren begann das Schuljahr 1950/51 wieder am 1. April 1950. Es wurden gleichzeitig 10 Kinder in das 1. Schuljahr aufgenommen. Somit betrug die Schülerzahl 51 Kinder.

Am 7. April zeigten die Schülerinnen in einer Handarbeitsausstellung die Arbeiten des verflossenen Jahres. Die Knaben stellten ihre Zeichnungen, Skizzen, Klebearbeiten u. Bastelarbeiten aus. Die Ausstellung wurde rege besucht und fand das Lob der Eltern u. Besucher.

Den Jahresausflug unternahm die Schule mit einem Omnibus nach Weilburg - Saalburg - Frankfurt - Wiesbaden - Limburg - Winnen. Das Schloß zu Weilburg gefiel den Kindern sehr. Der Zoo jedoch machte das meiste Interesse u. brachte den Kindern große Freude.

Einige Mütter und Herr Lehrer i.R. W. Scherf fuhren mit. Für die Landkinder bedeutet solch eine Fahrt sehr viel und öffnet ihnen den Sinn für die Weite der Welt. Daneben machten wir eine Wanderung nach dem Dreifelder Weiher, in die Kroppacher Schweiz u. in die Holzbachschlucht. Eine Radfahrt nach Guckheim u. die Besichtigung der Freilichtaufführung „ Die Jungfrau von Orleans „ brachte den Kindern ein schönes Erlebnis. Am 16.7. nahmen die 10 - 14 jährigen an den vorgeschriebenen Sportwettkämpfen in Pottum teil und wurden davon 14 Sieger.

Am 31.8.1950 wurden 2 Mädchen und 3 Knaben aus der Schule entlassen. Eine schlichte Entlassungsfeier im Beisein der Eltern, des Elternbeirates u. des Schulvorstandes verabschiedete die Kinder.

Am 25.10.50 fand eine Revision durch Herrn Schulrat Doll statt.

Mit Einbruch des Winterhalbjahres begann das kleine „ Schülerorchester „ wieder seine Proben. 10 Blockflötenspieler, 2 Zitherspieler, 2 Akkordeonspieler und 1 Geigenspieler stellten für die Advents - und Weihnachtszeit schöne Musikstücke zusammen u. probten

wöchentlich 2 mal.

Am 6.12.50 trat die kleine Spielgemeinde in einer Adventsfeier erstmalig an die Öffentlichkeit.

In diesem Jahr wurde nach langer Zeit der Schulraum wieder neu getüncht Der Sockel bekam einen anderen Ölanstrich und die Wände und Decke wurden anders gestrichen. Die Fensterrahmen an gesamten Schulgebäude wurden gleichfalls neu gestrichen. Die Schülerbibliothek wurde ergänzt und wird rege benutzt.

In Gemeinschaft mit dem hiesigen Gesangverein veranstaltete die Schule an Weihnachten eine harmonische und inhaltsreiche Feierstunde.

Im neuen Kalenderjahr 1951 begann der Unterricht am 8. Januar. Trotz des starken Frostes u. der anhaltenden Kälte wurde bis zum 16. März ununterbrochen Unterricht erteilt. Am................, den...............März fand nochmals eine Revision durch Herrn Schulrat statt. Alle Kinder wurden versetzt.

Aufgenommen wurden in das 1. Schuljahr 2 Knaben.



Am 3: April ist Beginn des

Schuljahres 1951/52


Aufgenommen wurden 2 Jungens und 1 Mädchen

Im Frühjahr wurden mehrere Wanderungen unternommen. Im Sommer machten wir eine Omnibusfahrt nach dem Laacher See und der Mosel. Bei einem Elternabend wurde Colbergs Balladenspiel „ Die Schnitterin „ gespielt.Eine Aufnahme der Klasse wurde am 12.8.1951 am Ehrenmal gemacht :

Stärke : 54 Kinder

Entlassen wurden am 31.8.1951 : 8 Jungens u. 3 Mädchen


Am 12. 8. 1951 am Ehrenmahl



Am 31.8.1951 fand eine schlichte Entlassungsfeier statt. Die Eltern, der Schulvorstand und Elternbeirat nahmen daran teil. Mit den besten Wünschen wurden die 11 Jugendlichen ins Leben entlassen.

Vom 1. 9. - 27.9. waren alle Schulen auf Anordnung der Regierung wegen des starken Auftretens der spinalen Kinderlähmung geschlossen worden.

An Weihnachten fand eine schlichte Feier im Saal statt, die Eltern und Kinder harmonisch vereinte. Den musikalischen Rahmen gab der Schülerchor und das Schülerorchester.

Ein später aber starker Winter, setzte im Februar 1952 ein. Starke Schneefälle versperrten Straßen und Wege.

Am 1. April wurde 1 Mädchen neu aufgenommen.

Ein weiterer Elternabend wurde noch am Ende des Schuljahres abgehalten. Der Reinerlös der 2 Veranstaltungen floß dem Denkmalsfond zu. Im ganzen haben die Schulkinder

180 DM für 3 neue Platten mit den Namen der Gefallenen und Vermißten des Dorfes erarbeitet.

Es sei hier noch erwähnt, daß für die entlassenen Jungens und Mädchen sehr wenig Lehrstellen sich bieten. Die meisten sind arbeitslos und helfen nur im Hause u. in der Landwirtschaft.

Im Winter 1951/52 kamen sie jedoch wöchentlich einmal in die Schule zur Jugendstunde zusammen. Dort wurden sie von mir unterwiesen in Dingen für das tägliche Leben.


31.2.52 Albert Nold






Schuljahr 1952/53


Der Sommer dieses Jahr war sehr heiß. Ab 10 Uhr war ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ( 35° im Schatten ) Neben mehreren Fußwanderungen wurde ein großer Ausflug nach dem Niederwalddenkmal durchgeführt! Am 25.8. wurden die Handarbeiten und Zeichnungen erneut ausgestellt. Am 30.8.1952 kamen 3 Jungens und 3 Mädchen zur Entlassung.

Ab 1.9.1952 ist die Klassenstärke auf 38 Kinder zurückgegangen. Am 7. September 1952 wurden die 3 neuen Platten am Ehrenmal auf der Secker Höhe feierlich eingeweiht. Da mein Vorgänger im hiesigen Amt, im Juli 1930 das Ehrenmal in der Chronik genau schildert und die Einweihung schriftlich niederlegte, soll dies nachstehend auch geschehen.


I. Eine Feierstunde zu Ehren der Gefallenen u. Vermißten von Winnen am Sonntag

den 7.9.1952 14 Uhr:

Herr Pfarrer Hild aus Westerburg hielt die Gedenkrede. Die Stadtkapelle Westerburg nahm mit 30 Musikern an der Feier teil. Der hiesige Männerchor u. der Frauenchor umrahmten die Feierstunde. Schulkinder trugen Gedichte vor. Herr Richard Schmidt, Winnen enthüllte die neuen Tafeln und las die Namen vor. Herr Bürgermeister Loos übernahm das Denkmal in den Schutz der Gemeinde.


Schülerzahl 38 Kinder


Winnen, den 31.3.53

Albert Nold

Bild des erneuerten Ehrenmahls


Schuljahr 1953/54


Im Sommer wurde viel gewandert u. eine Busfahrt nach dem Feldberg und Frankfurter Zoo unternommen.. An den Sportwettkämpfen nahmen die 10 - 14 jährigen in Willmenrod teil.

Mit dem Entlassungsjahrgang wurde auf der Loreley Hebbels „ Nibelungen „ besucht.

Die Entlassungsfeier fand am 30.8. statt. 4 Knaben u. 3 Mädchen kamen aus der Schule.

Die Weihnachtsfeier hatte mehr Musik Charakter. Das kleine Schülerorchester musizierte und der Schulchor sang dazu. Eine Handarbeitsausstellung fand im Monat März statt. !

Monatlich hielt der Schulleiter mit den Eltern eine Elternversammlung ab.

Eine Revision durch Herrn Schulrat Blum, Westerburg, war am 15.9.53 von 8 - 12 Uhr.


Aufgenommen : -----

Entlassen wurden : 1 Mädchen u. 2 Knaben

Schülerzahl : 34

Winnen, den 31.3.54 Albert Nold


Schuljahr 1954/55


Im Sommer nahm die Schule an den Bundesspielen teil. 2 Jungens und 1 Mädchen wurden ausgezeichnet. Im August fand eine Leistungsprüfung des Entlassungsjahrganges statt.. Am 31.8. wurden 2 Mädchen u. 3 Jungens entlassen.

Ausflug wurde unternommen nach der Loreley, mit der Schule Berzhahn, wo Schillers „ Wilhelm Tell „ gesehen wurde.

An Weihnachten spielten die Kinder „ Das Lied der Weihnacht „

Die Handarbeitsausstellung fand im März statt.

Die Gemeinde läßt in diesem Jahr eine Wasserleitung bauen und die Straße teeren. Damit ist ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen.

Aufgenommen wurden : 4 Mädchen

Schülerzahl : 34 Kinder

Elternbeirat u. Schulvorstand hielten eine Besprechung statt.

Winnen, den 31.3.55

Albert Nold


Schuljahr 1955/56


In diesen Schuljahr mußte der Lehrer für 6 Monate wegen Erkrankung dem Unterricht fernbleiben. Vertretung hielten Herren : Schweitzer Westerburg, Helber Westerburg, Lamy Gemünden.

Am 1 Oktober 55 übernahm der Klassenlehrer wieder den Schulbetrieb.

Im April 1955 wurde das Schulgebäude von außen neu gestrichen und der Schulsaal erhielt neuen Anstrich. Die fast 100 jährige Schule sieht daher noch recht ordentlich aus.

An Weihnachten spielten die Kinder das Spiel „ Bergkristall „ was den Eltern sehr gut gefiel. Im März 1956 fand eine Handarbeitsausstellung ab.

Die Bezirksregierung stellte 200 DM für die Anschaffung von Sportgeräte zur Verfügung. Ein neuer Sportplatz soll angelegt werden.

Aus der Schule kam Ostern 1956 ein Mädchen.

Aufgenommen wurden 2 Knaben und 2 Mädchen

Der Gesundheitszustand der Kinder war sehr gut, trotz des sehr strengen Winters !

Schülerzahl : 31

Winnen, den 31.3.56

Albert Nold


Schuljahr 1956/57


Das Schuljahr begann normal. In den Osterferien war von der Gemeinde ein kleiner Sportplatz genehmigt und von der Jugend angelegt worden. Er befindet sich auf der „ Tuchwiese „ Nun kann regelmäßig Sport betrieben werden. Wir machten die 1. Wanderung in die Holzbachschlucht, die 2, ins Nistertal bei Höhn.

Ein erweiterter Schulausschuß wurde gebildet

Im Sommer ging der große Ausflug über den Gr. Feldberg nach Frankfurt/M, Zoo,

Rhein- Mainflughafen.

Am 31.8.56 wurden 3 Jungens und 1 Mädchen entlassen.

Der diesjährige Sommer war völlig verregnet, Mißernte.

Am 20.12.56 veranstaltete die Schule die Weihnachtsfeier ( „ Heilige Weihnacht „ )

Die Teilnahme der Oberstufe im Sommer 57 auf der Insel Wangerooge (Schullandheim)

wurde von den Eltern und der Gemeinde beschlossen.

Schuljahr 1957/58


Am 30. April Beginn das Schuljahres. Klassenstärke : 29 Kinder

Vom 5.8. - 28.8.57 besuchten 15 Mädchen und Jungens der Oberstufe das Schullandheim auf der ostfr. Insel Wangerooge. Es war für alle ein großes Erlebnis.

Elternabend darüber wurden im November 57 in Winnen, Pottum, Rehe und Hirtscheid durchgeführt.

Vor der Abfahrt im Schulhof

Konzert im Rosengarten 18.8.57

Am 10.12. Besuch einer Weihnachtsmärchen-Vorstellung im Staatstheater Wiesbaden.

Am 21.12. Weihnachtsfeier im hiesigen Saal „ Die Männlein vom Waldsee „


Am 15.3.58 fand ein Elternabend statt. Gespielt wurde die Tell-Handlung. Alle Eltern waren begeistert. Dieter Janz spielte mustergültig den „ Tell „ und Friedhelm Schmidt war als „ Geßler „ sehr überzeugend. Als Walter Tell gefiel besonders Harald Nold.

Anschließend Schülerquiz.

Am 16.3.58 Handarbeits- und Zeichenausstellung. Ende des Schuljahres : 28. März 1958

Entlassungsfeier um 10 Uhr unter Anwesenheit der Eltern

Es wurden 4 Mädchen und 5 Jungens entlassen

2 Mädchen kommen zur Realschule

3 Kinder sind aufgenommen worden

Unsere Schule hat nur noch 18 Kinder

Albert Nold


Bilder vom Wangeroog-Abend

Singchor + Instrumentgruppe: Winnen-Pottum-Rehe-Hirtscheid

A. Nold bei der Begrüßung

H. Schmella am Wangerooge-Film

Fr. Schmella + H. Bonnert b. Duett „Ach ich hab…“


Schuljahr 1958/59


Am 15. April begann des neue Schuljahr. Aufgenommen wurden 1 Mädchen und 2 Knaben.

Der hiesige M.G.V. „ Konkordia „ begann sein 50 jähriges Jubiläum am Pfingstfest.

Herr Lehrer i.R. W. Scherf, der ihn 1908 gründete, war anwesend und war das Fest sehr schön.

Bei der Ausgestaltung und den Vorbereitungen halfen die Schulkinder fleißig .

Festzug am Pfingstsonntag

Im Monat Juni wurde die Schule 14 Tage geschlossen, da fast alle Kinder an Masern erkrankten.

Wanderungen wurden gemacht nach:. Fuchskaute, Dreifelder Weiher und eine Bus-Fahrt zur Dill und Lahn.

Am Volkstrauertag trugen Knaben Gedichte auf.


Am 28.11.58 verläßt der Lehrer das Dorf Winnen. Er wirkte hier 11 Jahre und 5 Monate.

Freud und Leid wurde mit der Gemeinde getragen. Möge der Nachfolger ebenso schaffen und tätig sein in der Schule, wie auch im Dorf und die Dankbarkeit der Gemeinde ist ihn gewiß. Nörgler gibt es überall und man muß mit den Fehlern der anderen fertig werden.

Daß hier keine Verkehrsverbindung besteht und die Dienstwohnung zu wünschen übrig läßt, ist der Grund meines Scheidens !

Gott befohlen !

28.3.58 Albert Nold




Immer aufmerksam, immer denken, immer lernen, - darauf beruht der Anteil, den wir am Leben nehmen - das erhält die Strömung des unseren und bewahrt es vor Fäulnis. Und so gut wie vom „ Lieben und Irren „ läßt es sich sagen:

„ wer nicht mehr strebt, wer nicht mehr lernt, der lasse sich begraben. „

Konfutius




Zum 1. Dezember 1958 wurde ich auf Verfügung der Bezirksregierung in Montabaur von Wahlrod bei Hachenburg an die hiesige Stelle als einziger Lehrer versetzt. Mein Umzug vollzog sich innerhalb eines Tages, was sehr hart für meine Familie war, zumal mit zwei kleinen Kindern. Einige Tage später fiel Schnee und das Wetter wurde sehr unfreundlich. Nunmehr waren wir doch froh, daß der Umzug vollzogen war. Ich war bei meiner Ankunft angenehm überrascht, ein so sauberes und nettes Dorf vorzufinden. Die jungen Männer Winnens halfen tatkräftig beim Entladen des Möbelwagens mit. So waren die ersten Tage neben dem Unterricht mit viel Arbeit angehäuft. Da ich noch nie vor einer einklassigen Schule stand, ging ich doch mit einem Herzklopfen an die neue Arbeit. Doch nach 14 Tagen hatte ich mich schon gut eingearbeitet, und es ging alles viel besser als ich anfangs gedacht hatte. Die Kinder sind gut erzogen, so weit es die Umstellung auf den neuen Lehrer betrifft, gut gefördert. Jedoch muß ich beanstanden, daß keinerlei Anschauungsmaterial vorhanden ist. Die Lehrerhandbücherei für den notwendigsten Unterricht ist sehr dürftig. Das Klassenzimmer und der Schulaufgang in einem unwürdigen Zustand. Die Wände sind beschädigt, die Klassendecke rußgeschwärzt und blättert über dem Ofen ab, von fünf Klassenlampen sind drei zerschlagen, ein unmögliches altes Modell von Ofen verschandelt ebenfalls den Raum. Ebenfalls sind die Bänke von „ Anno Dazumal“ und sind kaum noch benutzungsfähig, - reif als Brennholz. Eine gebrauchsfähige, der heutigen Zeit entsprechende Schülerbücherei ist nicht vorhanden. Das Vorhandene hat nur noch den Wert von Altpapier. Im Schulschrank befindet sich nur altes Lehrmaterial, zerschlagene Überreste alter Physikgeräte und eine Unmenge sinnloser Theaterpartituren. - Niedergeschlagen stand ich vor solch einem Erbe. Es wurde mir klar, daß ich hier gewaltige Aufbauarbeit zu leisten hatte. Beim Aussortieren blieb sehr verschwindend wenig brauchbares Material übrig. Mit Sportgeräten ist die Schule nur für den Sommer ausgerüstet. Alle Geräte sind im gutem Zustand und zum Teil neu.

Ich führte nunmehr sofort Verhandlungen mit dem derzeitigen Bürgermeister Herrn Loos. Ich fand in ihm ein schulfreundliches Dorfoberhaupt und wir hatten gleich einen guten Kontakt miteinander. Trotzdem die Gemeinde erst vor einiger Zeit gewaltige Auslagen an Kanalisation, Wasserleitung und Hausanschlüssen, sowie an der Anlage einer modernen Ortsbeleuchtung hatte, wurde in folgenden Punkten meinem Ersuchen entsprochen:

1. Sofortige Erneuerung der Klassenbeleuchtung nach Vorschrift.

2. In den Osterferien werden der Schulaufgang und das Klassenzimmer neu gestri- chen und in einen würdigen Zustand versetzt.

3. Über die Anschaffung der erforderlichen Lehr - und Lernmittel verfüge ich, ebenso über die Verwendung des gesamten Schuletat.

4. Im neuen Rechnungsjahr sollen moderne Physikgeräte angeschafft werden, eben- so eine moderne Geschichtsleiste.

5. Zum 100 jährigen Bestehen neue Bänke etc.





In allen Punkten wurde mir Unterstützung und volle Freiheit für die schulischen Belange zugesichert und versprochen. - So steht die augenblickliche Situation.

Wie stand es mit der Dienstwohnung bei meinem Dienstantritt ? Die Wohnung ist an sich gemütlich und warm. Das ist aber auch alles. Sehr bedauerlich ist der unhaltbare Zustand der nassen Wände. Das ganze Haus ist naß und feucht. Auch einige Isolierarbeiten schaffen diese Tatsache nicht aus der Welt. In einer Küchenecke tropft sogar das Wasser aus dem Gemäuer. Am schlimmsten ist dieser Zustand im Schlaf- und Kinderzimmer. Obwohl Abhilfe geschaffen wird, soll man an diesem ausgedienten „ Kasten „ nicht mehr unnötig Geld hängen. Man sollte sich entschließen, eine neue Schule zu bauen. Diesen Plan zu verwirklichen soll in Zukunft meine vornehmste Aufgabe sein.

Bei meinem Dienstantritt fand ich im Wohnzimmer, das sehr verwohnt ist und im Frühjahr 1959 gemacht wird, einen neuen Ofen vor. In der Küche fehlt der Kochherd. Er wurde auf mein Drängen hin von der Gemeinde sofort neu angeschafft. Ebenso wurde die Küche, die einen Steinboden hat, neu ausgelegt. Vor 2 Jahren wurde ein WC und ein Bad eingerichtet. Die Küche war neu hergerichtet. Was jedoch die Waschküche betrifft, befindet sie sich in einem katastrophalen Zustand. Auch hier drängte ich auf Abhilfe. Der Keller ist soweit trocken, traf ihn aber in einem unmöglichen und verdreckten Zustand an, ebenso den Niedergang zum Keller in dem Hof. Ebenso müßte der Speicher gründlich entrümpelt werden.

Zusammenfassend will ich über das Gesamtbild der Schule und der Dienstwohnung festgestellt halten, daß sich der ganze Komplex in einem schweren derangierten Zustand befindet, das nördliche Dach noch nicht einmal mit Schiefer abgedeckt ist. Einen Teil dieser unwürdigen Mängel werden beseitigt, damit der Lehrer mit seiner Familie wenigstens etwas menschenwürdig wohnen kann. Nochmals betone ich, daß ein Schulneubau dringend erforderlich ist.

Nachdem nun das Negativum niedergeschrieben ist, soll aber auch das Positivum zur Geltung kommen. Den Eindruck, den die Schülerinnen und die Schüler auf mich machten, war gut. Sie sind folgsam, lernfreudig, sauber und höflich. Die Bevölkerung ist freundlich und entgegenkommend. Sie zeigt reges Interesse an schulischen Dingen, was zur Hoffnung auf gute Zusammenarbeit bietet. Die Schüler arbeiten im Unterricht rege mit und zeigen sich den Anforderungen ihres neuen Lehrers zugänglich. Es ist ein erfreuliches Arbeiten mit ihnen. - Im Augenblick beträgt die Gesamtschülerzahl 18 Kinder. In den kommenden Jahren steigt die Zahl jedoch.

Persönliches: Am 6.12.1958 wurde mir und meiner Familie durch den hiesigen Männergesangverein unverhofft und überraschend eine Ehrung zuteil. Man begrüßte uns durch zwei hervorragend gesungener Lieder. Mein Vorgänger, Herr Nold, kam eigens aus Korb und dirigierte diese gesangliche Darbietung. Er ist der augenblickliche Dirigent. In einer Ansprache wurde das Lehrerpaar begrüßt und willkommen geheißen. Meine Dankesworte waren auch dementsprechend.


Winnen, den 17. 12. 1958


Rudolf Siebenschuh.









Die Wintermonate 1958 - 59 in dieser nassen und ungesunden Dienstwohnung brachten viel Kummer und Ärger in die Lehrersfamilie. Durch die Nässe verzogen sich die Möbel, die Wäsche auf Betten und in den Schränken war klamm und feucht, und das Wasser tropfte von den Wänden. Es konnte gar nicht genug geheizt werden, um einigermaßen trocken zu sitzen. Befürchtungen traten ein. Die Lehrersfrau zog sich Rheuma zu, der Lehrer bekam Ohrenleiden, das selbst nach 4 Monaten noch nicht behoben ist. Als Krönung erkrankten beide Kleinkinder an Lungenentzündung. Um diesen Übelstand der nassen und verkommenen Wohnung abzustellen, der schon Jahrzehnte bestand, stellte ich ultimativ die Forderung auf Beseitigung dieser Mißstände. Ich forderte daher :

1. Trockenlegung und totale Renovierung der Dienstwohnung.

2. Die Klasse nebst des Schulflures in tadellosen Zustand zu versetzen.

3. Anschaffung neuer Tische und Stühle für die Klasse.

Alles befand sich in einem derartigen verkommenen und verdreckten Zustand, der jeder Beschreibung spottete. Der Speicher war ein Arsenal von Unrat und Abfällen. Ebenso war es im Keller. Der Lehrersfamilie blieb es nun überlassen, den Schmutz zahlreicher Vorgänger zu entfernen. Und es wurde gründlichst gesäubert. Da die Gemeinde nicht in der Lage ist, die Renovierungskosten alleine zu tragen, formulierte ich einen Antrag, unterschrieben vom Bürgermeister an den Landrat des Oberwesterwaldes, indem um einen Zuschuß von 5 - 6000 DM gebeten wurde. Auf meine kategorische und hartnäckige Vorstellung zur Arbeitsaufnahme in der Schule wurde sofort nach der Genesung meiner Kinder damit begonnen. Neue und damit trockene Wände wurden eingezogen, die gesamte Dienstwohnung neu gestrichen, tapeziert und sehr gut ausgebessert. Ebenso wurde der Schulflur und die Klasse hell, freundlich und modern hergerichtet. Es ist nun eine Augenweide, sieht man diese Neuerungen im Vergleich zu dem ehemaligen „ Stall „.

Zur Erlangung der Kreisgelder drängte ich auf Besichtigung der Wohnung durch den Kreis um die Notwendigkeit der Arbeiten nachzuweisen - ebenso um die Notwendigkeit der erbetenen Zuschüsse. Die Besichtigung fand leider erst zu einem Zeitpunkt statt., da die Arbeiten schon halb fertig waren. Dadurch konnte auch kein klares Bild über die Ausmaße der Dringlichkeit und über die entstehenden Unkosten mehr gebildet werden. Die Besichtigung fiel derart unbefriedigend aus und stand ganz im Gegensatz zum 1. Antrag, daß ich mich veranlaßt sah, neuerdings durch die Gemeinde einen Neuantrag mit der Schilderung der unzugänglichen Besichtigung durch den Kreis beim Landrat einzureichen.

Wie auch der 1. Antrag wurde das 2. Schreiben ganz sachlich, höflich, aber konsequent gehalten. Eine Entscheidung steht nun noch aus. da der Kreisausschuß vor den Landtagswahlen 1959 noch nicht zusammengetreten war. Es wurde ums aber von Seiten des Landrates Hilfe zugesichert.

Vorerst habe ich aber ein Teilziel voll und ganz erreicht, das innere Schulhaus ist wieder würdig, eine Schule genannt zu werden. Unter anderem machte ich in Form von Spenden Gelder mobil, die es mir ermöglichten, Neuanschaffungen zu tätigen.

1. eine neue Wandklapptafel 167,00 DM

2. eine neue Nähmaschine 318,00 DM

3. ein Bücherregal 40,00 DM

4. neue Vorhänge 47,00 DM

5. 5 neue Lampen 190,00 DM

6. 2 Wandbilder 14,00 DM

7. 1 elektrophysik Lehrkasten 129,00 DM

8. 1 Chemiekasten nebst Trafo 120,00 DM

9. Lehrbücher für die Hand des Lehrers 340,00 DM

1066,00 DM


Von dieser Summe belastete ich die Gemeinde nur mit 310,00 DM. Alles andere bestritt ich von meinem Spendefond. Alle diese Neuanschaffungen waren für einen ordentlichen Unterricht nötig, und es folgen noch weitere Erneuerungen. Leider traf ich nichts Brauchbares bei meiner Übernahme dieser Schule an, als nur unbrauchbares und veraltertes Material.

Da die Gemeinde in den nächsten Jahren noch nicht in der Lage sein dürfte, eine neue Schule zu bauen, selbst mit Hilfe von Landeszuschüssen nicht, mußte ich versuchen, diese 100 jährige Schule wieder bildungsfähig zu machen. Das ist mir in der Zeit vom 1.12.1958 - 1.4.1959 zum größten Teil gelungen. Es wurden weiterhin durch Spendengelder angeschafft :

1 Mikroskop

1 Satz Anschauungskörper für Raumlehre

1 neue Heimatkarte des Oberwesterwaldkreises

1 Tafeltreppe

1 neuer Klassenofen

2 Wandbilder

Trotzdem bleibt mein vornehmstes Ziel ,der Schulneubau. Immer wieder weise ich darauf hin und bereite die Bereitwilligkeit hierfür systematisch vor.

Am 5.4 1959 führte ich in den Osterferien einen Elternabend durch. Damit leitete ich das neue Schuljahr ein. Es wurden geboten.

a) Gedichte

b) gesanglische Darbietungen

c) turnerische Darbietungen in Unterrichtsform

d) Märchenspiel : Schneewittchen

Die Kinder arbeiteten sehr freudig mit; ebenso freuten sich die Zuschauer über die kleine Künstlerschar. Den Erlös verwendete ich für Neuanschaffungen.

Am 1.4.1959 wurden : 2 Knaben - Mädchen entlassen.

Neuaufnahme : 5 Knaben - Mädchen

Die Gesamtschülerzahl beträgt nun 21 Schüler, davon 14 Knaben u. 7 Mädchen.


Der 1. Schultag wurde mit einem Schulgottesdienst begonnen. Anschließend bekamen die Neulinge ihre „ Zuckertüte „ , eine erstmalige Handlung in Winnen. Stolz ließen die Mütter ihre Buben damit fotografieren.

Winnen, den 19.4.1959 Siebenschuh Lehrer

Bilder vom Elternaben 5.4.1959


Kinder singen

Kinder turnen

Schneewittchen bei den Zwergen

Waldscene

Königin und Jäger

Schlußbild

Mitte Mai 1959 ging über Winnen ein schweres Gewitter nieder, das aber keinen Schaden anrichtete. Nur in der Schule regnete es derart durch das Dach, daß sich augenblicklich ein großer Wasserflecken an der neuhergerichteten Decke des Klassenzimmers bildete. Sehr zu meinem Ärger. Ich wurde beim Bürgermeister Loos vorstellig. Sofort wurde der Schaden auf dem Dache behoben. Jedoch teilte der Dachdecker mir mit, daß weitere Reparaturen unsinnig seien, da durch das Draufherumklettern mehr zerstört würde, als man gut machen könne, das Dach läge auf der Ostseite schon 100 Jahre und hätte ausgedient. Ich beauftragte daher den Dachdecker, Herrn Klees aus Winnen, mir so schnell wie möglich einen Kostenvoranschlag zur Neubedeckung des Daches einzureichen, was er auch tat. Er betrug 2500 DM. Mit der entsprechenden Unterschrift des Bürgermeisters versehen, brachte ich dieses Schreiben persönlich zum Herrn Landrat. Damit wollte ich erreichen, daß auch der Herr Landrat von der Notwendigkeit eines Zuschusses in der erbetenen Höhe von 5 - 6000 DM überzeugt sei. Nun muß ich den Beschluß des Kreisausschusses abwarten.

Es sei noch festzuhalten, daß ich durch meine Anträge folgende Überlegung anstellte :

Ich persönlich glaube nicht, daß der Kreis 5 - 6000 DM für den erbetenen Zuschuß erstattet, da es sich um einen 100 jährigen Bau handelt, für den eine solche Auslage sich nicht mehr lohnt. Ich will aber durch meine Anträge erreichen, daß der Kreis einen Schulneubau für dringend erforderlich hält, und so den nötigen Druck durch Beschluß im entsprechenden Kremium auf die Gemeinde ausübt, daß sie sofort zum Schulneubau gezwungen wird - nicht erst in 4 - 5 Jahren. Mit Spannung sehe ich dieser Kreisausschußsitzung entgegen , da ich noch privat die guten Bekanntschaften mit maßgebenden Herren des Ausschusses in dieser Hinsicht eingeschaltet hatte.


Winnen, den 2. Juni 1959

R. Siebenschuh



Der Beschluß des Kreisausschusses über die erbetenen Zuschüsse liegt nun vor. Ich freue mich, daß meine Kalkulationen so eingetroffen sind, wie ich es wünschte.

Aus Anlaß der Einweihung der neuen Volksschule und der 900 Jahrfeier hielt der Kreisausschuß seine Sitzung in Westernohe ab. Als Hauptpunkt der Tagesordnung werden die Anträge Winnens behandelt. Diese Sitzung stand schon deswegen unter einem günstigen Stern, da die Herren noch unter dem Einfluß der erlebten Freude des Westernoher Festes standen. Es wurde einstimmig beschlossen :

Winnen baut eine neue Schule ! Die 5 - 6000 DM werden zusätzlich dem üblichen Zuschuß des Kreises für Schulneubauten beigegeben, da man an den alten Bau kein Geld mehr anwenden will. Der Zuschuß soll in einer Höhe von 14 - 15000 DM sein. Gottes Lob, wenn es wahr wird. Ferner soll der Schule durch den Kreis im Hinblick auf den Neubau ein Zuschuß in Höhe von 15 - 16000 DM zur Beschaffung von neuen Schulmöbeln beim Land erwirkt werden. Der Herr Landrat will sich persönlich hierfür einsetzen, da er auch der Meinung ist, daß der Gemeinde Winnen in ihrer Schulfrage unbedingt geholfen werden muß.

Durch diesen protokollierten Beschluß stehen wir nun vor dem schönen Problem des von mir gewünschten Schulneubaues. Ich setze mich nun sofort mit Bürgermeister Loos in Verbindung. Wir wurden uns einig, daß die neue Schule gebaut wird. Die nötigen Schritte in Kürze beim Herrn Land- und Schulrat unternommen. In einer Bürgerversammlung wird die Öffentlichkeit Winnens von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt.


Winnen, den 12.8.1959


R. Siebenschuh



Eine neue Schule ist notwendig


Große Aufgabe wurden verwirklicht / Gemeinde mit intensiver Landwirtschaft

WINNEN. Die Gemeinde zählt zu den wenigen Orten im Kreisgebiet, in denen noch eine intensive Landwirtschaft betrieben wird und der Viehbestand gegenüber dem Vorkriegsjahren konstant geblieben ist. Bis in den späten November hinein sieht man die Einwohner das angeleinte Vieh auf den Wiesen und Waldwegen hüten, damit die Futterreserven im Winter ausreichen.

Winnen gehörte nach dem Kriege zu den elf Gemeinden im Kreisgebiet, die keine zentrale Wasserversorgungsanlage besaßen. Mit aller Anstrengung ging man nach der Währungsreform ans Werk. Wasserversorgungsanlage und Kanalisation wurden gebaut und das Straßennetz in Ordnung gebracht, Hinzu kamen die Installierung einer modernen Straßenbeleuchtung, Regulierung des Dorfbaches und des Ausbau der Feldwege. Diese Maßnahmen haben der Gemeinde große Kosten verursacht. Trotzdem trägt sich der Gemeinderat mit dem Gedanken, eine neue Schule zu bauen. Ein Neubau ist dringend erforderlich, da die alte Schule sehr feucht ist

Am 19 u. 20. Dezember 1959 führte wir unseren weihnachtlichen Elternabend durch. Zweimal konnten die Kinder vor überfülltem Saale spielen. Einen genauen Bericht gibt der beigefügte Zeitungsartikel.







Weihnachts-Elternabend der Volksschule


Am 12.1.1960 fand in dem Lokal Eisel die langersehnte Bürgerversammlung über die Frage des Schulneubaues statt. Damit es endlich dazu kommen konnte, hatte ich am 9.1.1960 den Elternbeirat einberufen, um durch ihn noch einen zusätzlichen Druck auf den Bürgermeister in diesem Vorhaben auszuüben. Es ist eine glückliche Verschmelzung und von mir bei der personalen Zusammensetzung des Beirates wohl überlegt gewesen, daß 2 Männer davon zugleich auch im Gemeinderat sitzen, der eine davon sogar 1. Beigeordneter ist.

Man redete wohl andauernd von einem Schulneubau, schaute sich auch an neuerstellten Schulen anderer Dörfer Muster ab, aber es geschah nichts Konkretes. Nun hatte ich aber durch den Schachzug Elternbeirat den Bürgermeister zum offenen Bekenntnis gezwungen, denn in meinem Auftrag wurden beide Elternbeiräte, auch als Gemeindevertreter, beim Bürgermeister vorstellig und erwirkten die sofortige Bürgerversammlung. Endlich läuft nun die Angelegenheit so, wie ich sie haben wollte.

Die Versammlung war sehr gut besucht. Es waren 54 Bürger, bald aus jedem Haus eine Person anwesend. Bürgermeister Loos eröffnete die Versammlung. Als erster ergriff ich das Wort und legte die Gründe zu dem geplanten Schritt dar. Danach legte der Bürgermeister den Finanzierungsplan vor. Ebenso klärte Herr Loos die Gemeinde über die augenblickliche Finanzlage des Dorfes auf. Er sprach aber nur von Schuldenlast - verschwieg aber die Ersparnisse von über 20.000 DM. Auch noch in verschiedenen anderen Punkten konnte mir die Darstellung des Bürgermeisters nicht gefallen. Wohlweislich hatte ich mich bei maßgebender Stelle des Kreises genau über die finanzielle Lage Winnens orientiert, verschwieg aber bisher aus taktischen Gründen mein Wissen. Wenn mir hier ein Vergleich gestattet ist - ich schoß mit Kanonen gegen Knallkorken. - Ich widerlegte restlos die bedenklichen Äußerungen. Damit ist nicht gesagt, daß Bürgermeister Loos gegen den Schulneubau steht, nein - er wollte nur die Rückversicherung. Und die Entlastung bekam er. Meine Argumente und Anführungen waren durchschlagend überzeugend, so daß bei der geheimen Abstimmung folgendes Ergebnis sich zeigte

Anwesend 54 Bürger

Abgegebene Stimmen : 54 Stimmen

Für den Neubau : 50 Stimmen

Dagegen : 4 Stimmen

Somit stellte sich eine bedeutende Mehrheit hinter ihren Lehrer. Gottlob endlich war es geschafft.

Später einigte man sich noch über den Platz. Der Gemeinderat wird in einigen Tagen den Beschluß herbeiführen. Auf mein Anraten wird sofort ein Schulbauausschuß gegründet, dem ich angehören werde, um nun beschleunigt das Projekt voran zutreiben.

Ausschnitt aus der Zeitung

1960 / 61

Das neue Schuljahr wurde mit einem Kindergottesdienst in der Gemündener Kirche begonnen.

Kein Schüler wurde entlassen. 8 Kinder kamen in die Schule, 5 Knaben und 3 Mädchen.

Die Schule hat nunmehr 29 Kinder.

Zum Schulneubau ist zu berichten, daß der vorgesehene Bauplatz von der Bezirksregierung genehmigt wurde. Nach dem Pfingstfest wird nun der Architekt bestimmt, der die Zeichnung entwerfen soll, ebenso wird der Finanzierungsplan der Gemeinde hierzu aufgestellt.

Aus dem Elternbeirat scheiden zwei Mitglieder aus, da sie keine Kinder mehr in der Schule haben. Neue Herren werden bestimmt.

Auch zu Beginn des neuen Schuljahres werden neue Lehr - und Lernmittel angeschafft. Mit Hilfe der Gemeinde ein neues schuleigenes Filmgerät, die Bibliothek wurde erweitert, ebenso neue Reihen von Diasplatten für den Erdkunde - und Geschichtsunterricht wurden angeschafft.




Große Bestürzung herrschte im Dorfe als Bürgermeister Loos einen Schlaganfall erlitt. Dieser allseitig beliebte Herr hat sich um das Dorf große Verdienste erworben durch die Modernisierung der Gemeinde : Wassernetz, Herrichtung der Dorfstraßen, moderne Ortsbeleuchtung, Bachregulierung und die Anlage eines neuen Brandweihers, womit eine ideale Kombination geschaffen wurde, nämlich ein Becken, das zum Schwimmbecken für den schulischen Schwimmunterricht benutzt werden kann. Auch zeigte sich Bürgermeister Loos den schulischen Belangen aufgeschlossen und es wäre ein schmerzlicher Verlust, könnte er sein Amt nicht mehr ausüben. Gottlob befindet er sich aber auf den Wege der Besserung.


Da Westerburg Garnison geworden ist, ebenso Rennerod, so soll in der Gemarkung Winnen ein Schießplatz für die Garnisonen errichtet werden. Die gesamte Gemeinde sträubt sich heftig dagegen. Entsprechende Verhandlungen werden geführt. Nach Meinung des Lehrers dürfte alles Sträuben erfolglos sein. Harren wir der Dinge die da kommen.


Entgegen der Wetterprophezeiung ist das Klima in diesem Jahr hervorragend. Die gefürchtete Hitze des Vorjahres traf noch nicht ein. Die Früchte auf den Feldern stehen im besten Zustand da. Allgemein hat das Obst derart angesetzt, daß man auf eine Rekordernte rechnen kann. Wassermangel war bisher in der Gemeinde noch nicht zu spüren.


Neuerdings scheint die Motorisierung auch in Winnen ihren Einzug gehalten haben. Man sieht mehrere neue Traktoren und Autos in der Gemeinde laufen.


Mehrere Häuser wurden neu verputzt, so daß das Dorfbild einen noch schmuckeren Eindruck macht. Ganz besonders reizend sah Winnen im Blütenkranz seiner Obstbäume in diesem Jahr aus. Mehr und mehr wird es ein Ziel wandernder Kurgäste von Westerburg und Gemünden. Fröhliches Lachen und Treiben klingt aus den Fenstern der beiden Gastwirtschaften.


Möge dieser Friede auch in diesem Jahre erhalten bleiben, wenn auch unheimliche Schatten von den politischen „ Gipfeln „ diesen Dorffrieden zu überschatten drohen. Denn bis ins kleinste Dorf sind die Menschen beunruhigt von und über die düsteren Vorgänge der hohen Politik.



Winnen, den 29. Mai 1960



Siebenschuh












Auch in diesem Winter 1960 hielt die Schule zu Weihnachten ihren Elternabend. Alle Kinder waren daran beteiligt. Zum Vortrag kamen Gedichte und Lieder. Als Theaterstück wurde das Spiel „ Unselig Gold „ aufgeführt. Wie aus beigefügten Zeitungsausschnitt zu ersehen ist, war auch dieser Abend ein rechter Erfolg.




Im Jahre 1960 stand auch Winnen im Zeichen der Kommunalwahl. Da das schulische Wesen in der Gemeinde eh und je stiefkindlich behandelt wurde, entschloß sich der Lehrer, aktiv in die Dorfverwaltung und Führung einzugreifen. Bei der Wertung und Aufstellung entsprechender Liste gegen den bestehenden Gemeinderat zeigt sich, wie die Stimmung der Öffentlichkeit gegen die bestehende Vertretung, die schon 60 - 70 Jahre als Sippe die Zügel in den Händen hatten, war. Der angetroffene Bankerott des Schulwesens mußte wieder beseitigt werden. Sodann wurde bekannt, daß der beschlossene Schulneubau, bei einem Siege der alten Liste doch nicht durchgeführt werden sollte.

Nun war Hochalarm gegeben. Die Stimmung war innerhalb der beiden Listen zum Zerreißen gespannt. Die Gegenpartei -Freie Liste Dörscheln - entfachte einen Kampf in öffentlicher Wahlversammlung, wie er gemeiner und intrigienhafter nicht vor der Öffentlichkeit mehr geführt werden konnte. Der Lehrer stand im Brennpunkt unsachlicher und unmotivierter Angriffe, die jedoch von letzteren in ihrer Haltlosigkeit und Unsinnigkeit rasch widerlegt wurden. So kam endlich der Wahltag heran. Als das Ergebnis der Wahl abends bekannt wurde, hatte die Liste des Lehrers von 7 Sitzen im Gemeinderat 5 Sitze gewonnen - die Gegner 2. Damit hatte die schulfreundliche Seite die absolute Mehrheit. Da der Bürgermeister stimmlos gewählt wurde, obliegt dem Lehrer als 1 Beigeordneter die gesamte Führung des Dorfes. Der neue Rat hat folgende Mitglieder :

a) Loos, Hermann als Bürgermeister

1. Siebenschuh, Rudolf, Lehrer als 1. Beigeordneter

2. Ferger, Walter als 2. Beigeordneter

3. Wolf, Helmut als Gemeinderat

4. Meusch, Ernst „

5. Loos, Erich „

6. Klees, Gerhard „

7. Schönberger, Heinrich „

So wurde unter meiner Führung die Planung des Schulneubaues mit aller Macht betrieben und abgeschlossen. Winnen erhielt ab 1.12.1960 eine Verkehrsverbindung durch Auto Beul, Rehe. Die Feuerwehr wurde so ausgerüstet, Kampfanzug, Schläuche und Geräte, daß sie auch brandbekämpfungsfähig ist, der Friedhof wurde total erneuert und erweitert, mit einer hammerrechten Mauer versehen, das Schulgrundstück zum Neubau gekauft. Ebenso wurde ein Straßenzug mit einer Decke versehen. Zur internen Ausrüstung der Schule sei mitgeteilt,

Es wurde neu angeschafft :

1 Filmapparat

1 Diasapparat

1 Mikroskop

Raumlehrekörper, Diasplattenbestand wurde erweitert, 1 Tonbandgerät, Tonbände zu Diasreihen. Ebenso wurde die Schulbücherei erweitert.

Das Schuletat hatte ich von 250 DM auf 490 DM erweitert.

Zum Dorfgeschehen : Im Laufe des Winterhalbjahres fanden verschiedene Kultur-

abende statt. Träger dieser Angelegenheiten waren der Männergesangverein - Concordia -

und der Lehrer mit einer Lichtbildvortragsreihe.

Trotz allen gutgemeinten Anstrengungen für Schule und Gemeinde geben die Kontrahenten keine Ruhe und wirken weiter im Untergrund mit schäbigen und hinterlistigen Mitteln.

Was den Schulneubau betrifft, so versucht man immer noch, denselben durch Parolen und Unwahrheiten zu sabotieren, und, um den dörflichen Frieden zu stören.

Möge es endlich bald aufhören.

Winnen, den 1. Mai 1961

Siebenschuh



Am 1.4.1961 wurden 5 Schüler nach Erfüllung ihrer gesetzlichen Schulpflicht entlassen.

6 Neulinge - 4 Knaben, 2 Mädchen - wurden neu eingestuft. Die Gesamtschülerzahl

beträgt 33 Schüler


Winnen, den 15. Mai 1961


Siebenschuh


Sommer 1961

Die Hoffnung auf einen warmen, sonnigen Sommer hatte sich nicht erfüllt. Die schönen Tage konnte man zählen, ansonsten war das Wetter triste und regnerisch. Die Bauern haben liebe Not, ihre Frucht abzumachen. Die Kornernte liegt teilweise ganz flach am Boden und kann nur - abgesichelt - werden. 10 landwirtschaftliche Betriebe haben in diesem Jahre ihre Arbeit eingestellt. Erschreckend ist für ein Dorf von 310 Einwohnern diese rückläufige Landwirtschaft.


Schulisches Leben.

Schulneubau. Der Finanzierungsplan zum Schulneubau sieht folgende Beträge vor :


1. Eigenleistung : 5.000,- DM

2. Staatszuschuß: 85.000,- DM

3. Kreiszuschuß : 10.000,- DM

4. Landeszuschuß: 78.000,- DM

178.000,- DM


Inzwischen wurde der Gemeinde mitgeteilt, daß das Kultusministerium von Rheinland - Pfalz der Gemeinde Winnen einen Zuschuß von

DM 90.000,-

bewilligt hat. Erfreulich an dieser Summe ist, daß der Staat der Gemeinde mehr gab, als sie erbeten hatte. Der Chronist als 1. Beigeordneter und Initiator des Schulneubaues, steht nunmehr mit dem Kreisausschuß in Verhandlung, zusätzlich zu den 10.000,-DM Kreiszuschuß, noch DM 5.000,- ,die seiner Zeit die Renovierung der alten Schule gekostet hatte, bewilligt zu bekommen. Diese Verhandlung basiert auf einem Versprechen des Herrn Landrates an die Gemeinde.

Die Planung ist abgeschlossen, das Gebäude für den Neubau ist erworben. Sobald die Bezirksregierung in Montabaur die Baugenehmigung erteilt, kann das Werk gelingen u. beginnen.

Ebenso sei und ist zu berichten, daß durch Arbeit, Werbung und Einsatz des Chronisten als 1. Beigeordneter der Dorffriedhof in einen würdigen Platz verwandelt wurde. Eine neue hammerrechte Mauer, ein neues Tor und eine wohlgefällige Umzäunung bildet nun ein Bild der Schönheit. Die Wege wurden eingefaßt und mit Splitt belegt. Die alten Denkmäler wurden gerade gesetzt. Zur Pflege und zur Unterhaltung des Friedhofes wurde eigens eine Friedhofssatzung angelegt. Geplant ist noch, zur gleichen Zeit mit dem (Friedhof) Schulneubau, auch noch eine Leichenhalle zu erstellen.

Ein Schandfleck - und das war der alte Friedhof - ist beseitigt. Heute sind die Bewohner stolz und sehr beeindruckt, auch über die Leistungen ihres Lehrers für das Dorf.

Das Wirken des Chronisten in schulischer Hinsicht und in der Gemeindepolitik beweist, daß es einem Lehrer wohl ansteht, sich aktiv in der Gemeinde zu betätigen. Erst recht, da ein Lehrer im Dorfe sehr segensreich wirken kann.

Blättere ich in der Chronik zurück bis zu dem Zeitpunkt, da ich hier die Schulleitung übertragen bekam, so stellt auch der Leser fest, daß das, was ich vor 2 Jahren übernahm, ein totaler schulischer Bankrott war. Der Chronist war damals sehr unglücklich, zumal in der nassen Verkommenheit der Wohnung, des gesamten Schulhauses, die Familie, zwei Kleinkinder, laufend erkrankten. Da war für mich die Tatsache gegeben, mich nun an die Spitze des Dorfes zu stellen, um endlich in schulischer Hinsicht das zu schaffen, was man Schule nennt. Was hier war, das war keine Schule mehr, höchstens ein Gebilde, wie man es in den unterentwickelten Ländern antrifft.

Meine Aufgabe war mir in Winnen, also gestellt, und - das ist meine Lebensaufgabe. Man kann in solchen Verhältnissen wie ich sie hier angetroffen hatte, von einem Lehrer nicht 100 % igen Unterricht und 100 % ige Schülerleistungen verlangen, „ Denn, wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren ! „ Es hieß zunächst erst einmal wieder aufbauen, herrichten, anschaffen, Erstellung einer neuen Bildungsstätte, damit wieder bildende und erzieherische Arbeit geleistet werden könne, es hieß also, erst einmal die Voraussetzung für einen geordneten und modernen Unterricht zu schaffen, die Möglichkeit hierfür zu stellen.

Man mag dem Lehrer glauben, das ging alles nicht von ungefähr. Und die Zeit, die hierfür verwandt wurde - gewiß - schulisch gesehen war es am Unterricht ein Diebstahl - aber der Lohn , der bestimmt angezahlt wird, zeigt sich erst, wenn in neuer Umgebung, im neuerstandenen Schulhaus, in der neuen schulischen Situation, gearbeitet wird. Dann kann ein Lehrer hier wieder arbeiten. Vorher, bei einem ordnungsliebenden Lehrer, der seine Arbeit ernst nimmt, war es für ihn unmöglich.

Möge Gott, daß auch die vorgesetzte Dienstbehörde diese Bürde von Arbeit, und der damit verbunden gewesene Ärger und mancher Kummer anerkennt - auch die Schwierigkeiten berücksichtigt, die ein Lehrer, der solche fruchtbare Aufbauarbeit leistet, hat. Man sollte in so schwerer Zeit, und in einem Zeitpunkt solch unschöner und deprimierender Zustände erkennen, daß da ein 100 % iger Unterricht einfach nicht möglich ist. Jeder muß mir zusprechen, daß es schon ein Unterschied ist, eine ordentliche Schule übernehmen zu können und in ihr zu arbeiten - oder in einer Ruine.



Winnen, den 22. August 1961


Siebenschuh


















Wie alljährlich fand auch in diesem Jahre ein Weihnachtsspiel der Schuljugend statt.

Der beigeklebte Zeitungsbericht zeigt deutlich an, daß auch in diesem Jahre unser Weihnachtsspiel bis weit über das Dorf hinaus Anklang gefunden hat.


Zu Ostern wurden 2 Schülerinnen entlassen

1 Schüler wurde aufgenommen. Gesamtschülerzahl beträgt nun 34 Kinder

1 Kind ist katholischer Konfession


Siebenschuh


Im Laufe dieses Jahres wurde der ehrwürdige Pfarrer „Feierabend“ aus Gemünden pensioniert. Er stand nach 1945 hier in Gemünden. Viel Leid und Elend mußte er und seine Familie auf der Flucht aus dem Osten erleiden und erdulden. Das Winner Lehrerhaus stand in freundschaftlicher Beziehung zu dem Pfarrhaus. In einer schlichten Feier verabschiedeten die Lehrer aus Wengenroth, Berzhahn, Gemünden und Winnen den alten Pfarrer.

Die Schuljugend dieser Dörfer sangen und sprachen. Kollege „Schossau“ aus Gemünden sprach die Abschiedsworte und überreichte als Geschenk eine Reliefplastik mit biblischem Motiv.

Eine gewisse Zeit verging, bis nun unser Kirchspiel wieder einen Seelsorger hatte. Es ist heute Pfarrer „Menne“. Ein junger Mann mit junger Familie, der es glänzend versteht, durch Witz und wohltuende Frische während seiner Predigt die Menschen recht zu packen. So ist es eine erfreuliche Tatsache geworden, daß die Kirche heute sonntags voll ist. Und das will in der heutigen Zeit in unserer evangelischen Kirche schon etwas heißen (leider).








Vom Schulneubau ist auch wieder einiges zu berichten.

  1. Wie sie aussehen wird, zeigt das Modellbild auf der nächsten Seite.

Gottes Lob und Dank, ich habe es geschafft, daß nun eine neue Schule erstellt wird.

Unter den schlechtesten Wetterverhältnissen wurden die Baggerarbeiten begonnen. Es regnete unaufhörlich. Das Gebäude war recht bald eine Schlammwüste. Jegliches Material, aber auch die Menschen machten eine ungeheuerliche Zerreißprobe mit. Trotz allem, der Bagger löffelte ein Loch, vor dem einem Angst werden konnte. Die Straßen lagen 20 - 30 cm hoch voll Schlamm. Mit Feuerwehrschläuchen wurden abends die Straßen gesäubert. Es war eine wüste und böse Arbeit. Aber alles geht bekanntlich einmal vorüber, so auch diese Arbeit.

Regen, Regen und Nebel. Es ist ein Jammer. Unter solchen Umständen ein solches Gebäude zu erstellen, ist wirklich eine Kunst. Aber es geht weiter. Mit 2 Unternehmer wird gearbeitet. Das Schulgebäude wurde dem Unternehmer Karl Böckling, das Lehrerhaus dem Unternehmen Menk, beide aus Westerburg zugesprochen.

Weitere Arbeiten an dem Neubau wurden vergeben an.


1. Dacharbeiten : Herrn Walter Klees aus Winnen

2. Stahlarbeiten : Herrn Walter Ferger aus Winnen

3. Schreinerarbeiten: Herrn Arnold Wengenroth aus Winnen

4. Anstreicher : Herr Emil Schmidt aus Winnen

Herr Adolf Hof aus Winnen

5. Böden : Firma Schuhmacher aus Hachenburg

6. Fenster : Firma Schneider aus Hachenburg

7. Zimmerarbeiten, Schule: Firma Jäger aus Kaden

Firma Fein aus Obersayn



Sommer 1962

Immer haben wir noch Regenwetter. Der Petrus scheint es nicht gut mit uns zu meinen. Welch ein Ärger habe ich mit den Unternehmern, die furchtbar unter Arbeitskräftemangel zu leiden haben. Nur unter dem Einsatz meiner ganzen Persönlichkeit, durch laufendes Drängen gelingt es mir, den Bau weiterzutreiben.

Meine Bemühungen um die nötigen Zuschüsse haben Erfolg. So bekam ich vom Land „Rheinland-Pfalz“ 165.000,- DM, vom Kreis Oberwesterwald 15.000,- DM, an Zuschüssen für die Möbel 3.000,- DM. Die Gemeinde nahm als Landesdarlehen einmal 60.000,- DM und bekam nochmals 39.000,- DM vom Land bewilligt.



Wir haben Mittsommer 1962

Es wurde Richtfest gefeiert.

Als Bürgermeisterstellvertreter hielt ich die Ansprache. Zuvor wurde die Chronik hinter der Jahreszahl eingemauert. Viele Gäste waren anwesend. Zimmermannmeister Fein hielt den Richtspruch.

In meiner Ansprache betonte ich, daß die Kinder unser aller Reichtum sind, daher alles für unsere Kinder.

Anschließend fand ein gemütliches Beisammensein im Saale Schmidt statt. Hierzu waren alle Unternehmer und Werkkräfte eingeladen. Neben Freibier gab es heiße Fleischwurst mit Brötchen. Bis in später Stunde wurde gefeiert, weil sich am Ende noch viele

„Zaungäste“ aus unserem Dorfe einstellten.

Die Erntezeit macht der Bauwirtschaft sehr zu schaffen, weil die Maurer wegen ihrer persönlichen Feldarbeiten einfach der Arbeit fern bleiben.

Ein sehr trauriges Geschehnis muß ich hier niederschreiben, das unser schulisches Leben traf. Unser lieber Schüler - Reinhold Selke -ist in wenigen Wochen des Krankseins an Krebs verstorben. Ein blühendes Leben wurde durch diese heimtückische Krankheit brutal ausgelöscht. Zwei Tage vor seinem Tode besuchte ich ihn noch. Ein junges Leben, kaum begonnen, war mit 9 Jahren wieder verlöscht. Ein großer Leichenzug bewegte sich zum Friedhof. Alle Schulkinder trugen Blumen, die sie ihm als letzten Gruß ins Grab warfen. Meine Worte, die ich ihm zum Abschied sagen wollte, blieben mir vor Weh im Halse stecken. Mag auch das letzte Geleit eine gewisse Großartigkeit gezeigt haben, es machte unseren Reinhold nicht mehr lebendig.

Gott gebe ihm einen schönen Himmel !



Oktober 1962


Das Wetter hat sich doch noch geändert. Unablässig strahlt eine warme Herbstsonne, als wolle sie nun das Versäumte im Laufe des Jahres wieder nachholen. Selten erstrahlte der Wald in solchen herrlichen Farben, wie jetzt. Es ist eine Freude diese Großartigkeit der Natur zu schauen.. - Auch für unseren Neubau bedeutet dieses Wetter die Rettung, denn er geht zügig seiner Vollendung entgegen.

Aller Voraussicht nach kann zum 11. Nov. 1962 die Einweihung stattfinden.




Pressebilder zum Richtfest


Schuleinweihung am 11. November 1962


Bilder von der Einweihung

Eröffnungs. u. Festansprache des Schulleiters R. Siebenschuh

Von rechts nach links: Schulrat Hild, Landrat Lingens, Architekt Gösel

Der Herr Landrat spricht

Der Herr Schulrat spricht

Pfarrer Menne aus Gemünden spricht

Schlüsselübergabe durch den Altbürgermeister Herm. Loos

Schülerinnen beim Gedichtsvortrag. links: Hristel Hering (geb. Menges), rechts: Edelgard Gandor (geb. Neuser)

Gobusgeschenk des Männergesangvereins „Concordia“ durch den 1. Vors. Otto Neuser

Danksagung des Elternbeirates Rich. Schmidt

Blick auf die Festtafel






Presseartikel und bilder



Die Einweihung der neuen Schule

Termingemäß konnte die neue Schule am 11. Nov. 1962 eingeweiht werden. Wenn auch an diesem Sonntag der Wind eisig von Osten wehte, so ist es doch ein denkwürdiger Tag gewesen. Mittags um 14 Uhr verabschiedeten wir uns alle von der alten Schule. Nach einem Abschiedsgedicht überreichte ich dem Altbürgermeister Herrn Loos die Schulschlüssel, die über 102 Jahre im Besitz des jeweiligen Schulleiters und Hausherrn gewesen war. Inzwischen hatte sich an der neuen Schule schon eine große Festmenge eingefunden. Des kalten Wetters wegen fand der Festakt in der schönen Pausenhalle statt. Leider mußten viele Gäste draußen verharren.

Der Männergesangverein - Concordia - aus Winnen und der kirchliche Posaunenchor aus Gemünden gaben einen musikalischen Festrahmen. Ich übernahm als Schulleiter und 1. Beigeordneter die Festansprache. In ihr hob ich den Wert einer modernen Volksbildungsstätte in ihrer ethischen und sittlichen Verantwortung hervor, wie Genauigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit und Wahrheit.

Anschließend sprachen Landrat Lingens, Schulrat Hild und Pfarrer Menne aus Gemünden. Alle drei Ansprachen zeigten eine Einigkeit und Einmütigkeit über die Schönheit dieser neuen Bildungsstätte.

Nachdem der offizielle Teil ebendet war, lud ich viele geladene Gäste zu einem Festschmaus in die Gastwirtschaft Eisel ein. An festlich geschmückten Tischen konnte jeder Gast soviel essen und trinken, ebenso rauchen, wie es ihm Freude machte. Bis auf 2.000,- DM hatte die Gemeinde dafür bereitgestellt.

Den Schulkindern wurde im Saale Schmidt gedeckt, und sie machten sich dort gütlich.

Gegen 19 Uhr verließen uns dann der Herr Landrat, der Herr Schulrat und der Herr Pfarrer. Somit bekam „das Feiern“ persönlichen Charakter. Bis in die frühen Morgenstunden feierte die Bevölkerung die Einweihung der neuen Schule.

Am 12. Nov. 1962 hielten wir nun überglücklich unseren 1. Unterricht in dieser so herrlichen Schule.

Das Werk war geschafft.

Der Schulneubau mit Lehrerdienstwohnung und mit der gesamten Außenanlage belief sich auf rund 253.000,- DM

Mit 180.000,. DM war sie veranschlagt. Durch Lohnerhöhungen und Materialverteuerungen kamen die Gesamtlasten auf die oben erwähnte Summe.

Kostenaufgliederung :

Landesdarlehen : 99.000,- DM

Eigenkapital : 5.000,- DM

Zuschüsse Land : 105.000,- DM

Zuschüsse Kreis : 10.000,- DM

Die Differenz wurde von einer Bedarfszuweisung von 40.000,- DM, um die ich mich bemüht hatte, gedeckt.

Nach dem Finanzierungsplan sind die Darlehen in 14 Jahren ausgezahlt.

Parallel zum Schulneubau drängte ich auf die würdige Herrichtung des Friedhofes, der in einem menschenunwürdigen Zustand war. Unbegreiflich, daß Dorfeinwohner ihre Angehörigen auf einem derartigen verkommenen und verwahrlosten „Schuttplatz“ bestatteten. Appelle und Hinweise an und in die Bevölkerung rüttelten zur Besinnung auf. In gemeinschaftlicher Dorfarbeit wurden die alten Mauern, Bäume und die baufällige Gerätebude entfernt. Neue Wege wurden sauber angelegt und eingefaßt. Den Friedhof erweitert, gründlichst gesäubert. Nun konnte zur Erstellung der Leichenhalle geschritten werden. Im Sommer 1963 weihte ich sie ein. Herr Pfarrer Menne aus Gemünden gab den Segen. Groß war die Anzahl der Festgäste. Nun hat auch unser Dorf einen würdigen Friedhof. Geldsammlungen in der Bevölkerung halfen sehr zum Gelingen bei. Einige Quertreiber spielten nicht mit, so z.B. Herr Kreisinspektor Dörscheln, Herr Heinrich Schönberger,

Herr Ernst Klees - sogar Kirchenverstand.

Man muß sich wirklich über solche Menschen wundern. Aber nicht, daß sie das Werk verhindern wollten durch ihre Handlungsweise, nein, es war vielmehr Haß, Neid und politische Gegnerschaft, weil diese Herren oder ihre Verwandtschaft aus dem Gemeinderat abgewählt worden sind. Es sind eben sehr schlechte Verlierer und daher gefährlich.


Schülerbewegung 1963

Abgänge : 4 Schüler : 1 Mädchen 3 Knaben

Aufnahme : 6 Schüler 2 Mädchen 4 Knaben


Nachdem nun die alte Schule leer stand, bemühten wir uns im Gemeinderat, in derselben eine kleine Industrie für Frauenarbeit in sie zu verlegen. Doch alle Verhandlungen scheiterten. Auch der angestrebte Verkauf schlug bisher fehl. Kurz entschlossen wurde die Wohnung vermietet.

Den Schulsaal ließ ich herrichten und eröffnete in ihm einen Kindergarten. Mit den Eltern wurde eine diesbezügliche Interessengemeinschaft als Träger gegründet. Frau Ilse Müller aus Winnen übernahm diese Aufgabe. In der Bevölkerung wurde diese Maßnahme sehr begrüßt und die Kinder sind aus der großen Gefahr des Straßenverkehrs.


Sommer 1963

Dieser Sommer ist sehr heiß. Täglich brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel Es ist ein herrliches Badewetter. Es ist für Winnen ein Glück, daß genug Wasser vorhanden ist. Im Laufe diesen Sommers taten sich keine besonderen Begebenheiten, die aufzeichnungswert gewesen wären.


Winter 1963


Der Winter ist sehr kalt und schneereich. Herrliches Wetter für den Wintersport, was wir in der Schule auch gründlich ausnutzten. Neben unserer schulischen Arbeit üben wir jetzt für unsere Weihnachtsfeier. In diesem Jahre bringen wir ein eigenes Stück, ernst und voller Mahnung, die das Schicksal der heutigen Menschen erteilt. Vor überfülltem Saale sangen und spielten wir. Sehr beeindruckend war das „Große Spiel“. In der Presse wurde diese Arbeit sehr honoriert.


Schülerbewegung 1964

Abgänge : 3 Schüler : 2 Mädchen 1 Knabe

Aufnahme : 5 Schüler 5 Knaben


1964 war das Jahr zu den Kommunalwahlen. Der neue Kreistag und die neuen Gemeinderäte müssen gewählt werden.

Im Gemeinderat Winnen wurde entgegen meinen Vorschlägen beschlossen, Persönlichkeitswahl durchzuführen. Von meiner Partei wurde ich für den Kreistag nominiert.

Das Wahlergebnis ergab für Winnen :

1.) Zum Kreistag : SPD überwältigende Mehrheit

CDU 14 Stimmen

FDP 5 Stimmen

von 223 Stimmen


2.) Zum Gemeinderat : Persönlichkeitswahl

Stimmberechtigt : 223

Stimmabgabe : 219

Davon 164 Stimmen für R. Siebenschuh

132 Stimmen für H. Schönberger

danach folgten : Ernst Meusch

Richard Schmidt

Otto Neuser

Willi Rußert

Günther Schönberger


Ich freute mich sehr über das große und absolute Vertrauen das die Bevölkerung mir schenkte. Auf meiner Wahlversammlung (280 Leute) zeigte ich eine eigene Tonbildreihe :

Unser Dorf Winnen und seine Einwohner, 4 Jahre Arbeit haben eine Tonbilderchronik erstehen lassen über das Dorf Winnen und seine Einwohner und den kommunalen Leistungen, wie sie schöner nicht sein kann. Aus der Wahlversammlung wurde ein reines Dorffest. Derartigen Erfolg hatte ich selbst nicht erwartet.

Auch in diesem Jahr veranstalteten wir einen großen Weihnachtsabend. Wiederum sangen und spielten alle Kinder vor einem überfüllten Saal.

Auch in der Heimatpresse fand dieser Abend eine große Anerkennung.


Schülerbewegung


Zu Ostern wurden 3 Schüler entlassen,

davon 2 Mädchen und 1 Knabe

Aufgenommen wurden 6 Schüler

davon 3 Mädchen und 3 Knaben.







Schlußworte

Mein Film in Winnen ist abgelaufen. Wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel traf meine Familie und mich die Schreckensnachricht, daß wir zum 1.12.1964 nach St Goarshausen - ohne Wohnung versetzt sind. Wohl dem, der sich schulorganisatorisch aufopfert, wie ich es tat, der „Dank“ ist ihm gewiß.

Amen !



R. Siebenschuh






































Als Lehrer z. A. von der Pädagogischen Hochschule Worms kommend, trat ich hier am 1. Dezember 1966 meine erste Dienststelle an. Ich fand eine Klasse von 19 Jungen und 14 Mädchen vor. Sie gliederte sich folgendermaßen:

1. Schj.: 2 Knaben 2 Mädchen

2. Schj.: - „ 5 „

3. Schj.: 3 „ 2 „

4. Schj.: 3 „ 1 „

5. Schj.: 1 „ - „

6. Schj.: 1 „ - „

7. Schj.: 1 „ 2 „

8. Schj.: 3 „ 2 „

9. Schj.: 5 „ - „



Trotz der geringen Probezeit gelang es uns, die Eltern auch in diesem Jahr mit dem schon traditionell gewordenen Weihnachtsspiel zu erfreuen.





Sommer 1967


Infolge der Umstellung des Schuljahresbeginns wurden vor den Sommerferien 7 Jungen entlassen. Aufgenommen wurden 2 Jungen und 1 Mädchen

Schülerzahl : 14 Jungen und 14 Mädchen

Alle Schüler sind evangelisch.




Da die Schülerzahlen in den kommenden Jahren rückläufig sein werden und außerdem geplant ist, die Oberstufe ( 5. - 9. Schulj. ) an die Mittelpunktschule Westerburg abzugeben, wird über kurz oder lang mit der Auflösung der hiesigen Volksschule zu rechnen sein.

Im Juni führte uns ein Ausflug von Limburg durch das Ahr- und Wispertal am Rhein entlang nach Koblenz. Von dort ging es über Bad Ems wieder nach Hause zurück.

Für den diesjährigen weihnachtlichen Elternabend hatten sich die Unter- Mittel- und Oberstufe viel vorgenommen, denn alle wollten ein Spiel vorführen. Mit dem Stück

„Der Weihnachtskuchen“ schossen die kleinsten den Vogel ab, aber auch „Die Heinzelmännchen von Köln“ und „Pantoffel für Mutter Hollenbeck“ fanden viel Beifall. Umrahmt wurden die drei Aufführungen von Weihnachtsliedern und Flötenspiel.

Ein zum Bersten gefüllter Saal zeigt das große Interesse des ganzen Dorfes an den Darbietungen der Schüler.





Sommer 1968


Ein Ausflug am 27. Juni führte uns diesmal in östliche Richtung. Nach der Besichtigung des Wilhelmsturmes in Dillenburg schauten wir den Glockengießern in Sinn bei der Arbeit zu. Über Wetzlar kamen wir dann nach Braunfels, um das Schloß zu besichtigen. Den Abschluß dieses schönen Tages bildete ein Gang durch das Braunfelser Freigehege. Über Weilburg traten wir dann die Heimreise an.

Mit der Entlassung von 2 Mädchen und 3 Jungen aus dem 9. Schuljahr wurde die Oberstufe der Volksschule Winnen aufgelöst.

Von nun an wird das 5. - 9. Schuljahr die Mittelpunktschule Westerburg besuchen. Zugleich wurde der Schuletat drastisch gesenkt.

Aufgenommen wurden 6 Mädchen und 3 Jungen.

Schülerzahl 15 Mädchen und 7 Jungen.

Alle Schüler sind evangelisch.


Sommer 1969


Es gingen 6 Mädchen zur Hauptschule Westerburg ab.

Neu aufgenommen wurden 1 Mädchen und 5 Jungen. 1 Junge ist zugezogen

Schülerzahl : 10 Mädchen und 13 Jungen, davon sind 22 Schüler evangelisch und 1 Junge katholisch.


Sommer 1970


Wegen des Verkaufs des alten Schulgebäudes wurde der Gemeindekindergarten in den Keller der neuen Schule übergesiedelt. Die Befürchtung, daß dadurch der Unterricht gestört würde, hat sich nicht bewahrheitet. Die einzige Beeinträchtigung besteht darin, daß wir nun den Gebrauch von Film- und Lichtbild einschränken müssen, weil das Klassenzimmer nicht ausreichend verdunkelt werden kann.

Zu Beginn des Schuljahres gingen 2 Mädchen und 2 Jungen zur Hauptschule Westerburg. Aufgenommen wurde ein Mädchen und ein Junge.

Schülerzahl : 9 Mädchen und 12 Jungen, davon sind 20 Schüler evangelisch und 1 Schüler katholisch.


Sommer 1971

Zur Hauptschule Westerburg gingen 1 Mädchen und 2 Jungen ab.

Aufgenommen wurden 4 Jungen und 1 Mädchen. Zugezogen ist 1 Junge.

Schülerzahl : 9 Mädchen und 15 Jungen, davon sind 23 Schüler evangelisch und 1 Schüler katholisch.


Sommer 1972

Am Ende des Schuljahres wurde auch die Unterstufe der Volksschule Winnen aufgelöst und der Mittelpunktschule Westerburg eingegliedert. Das Schulgebäude soll in Zukunft als Dorfgemeinschaftshaus dienen.

Abgeschlossen im August 1972

B. Horstmann