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1871


In diesem Jahr entspann sich ein schwerer Krieg zwischen Deutschland und Frankreich. Dies war ein Krieg, wie die Weltgeschichte keinen zweiten aufweisen kann. (Die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien) Es war am 14 Juli 1870 als Graf Benedik zu seiner Königlichen jetzt Kaiserlichen Majestät trat und ihm den Krieg erklärte. So wurde dann gerüstet und Ende Juli waren die deutschen Armeen schon auf der Grenze, um ihren Erbfeind zu besiegen. Großes wurde geleistet. Denken wir nur an die Schlachten von Weißenberg, Wörth, die Erstürmung der Spicheren Bergen, so sahen wir, wie tapfer unsere deutschen Truppen dem Erbfeinde gegenüber standen. Noch sei hier erwähnt, daß unter den vielen Verlusten auch Winnen hart heimgesucht wurde. Von 12 Kriegern, die mit in die Schlachten zogen, blieben Drei auf dem Schlachtfeld und einer wurde stark verwundet.

Trotz fürchterlichem Regenwetter und starken Verlusten woran unsere deutschen Krieger immer muthig und getrost und kämpften einen Kampf der Verzweiflung, denn sie sahen. daß Deutschlands Freiheit und Ehre im Spiele war. So drangen sie, auf Gott vertrauend, immer vor bis vor Paris, welches durch Belagerung zur Capitulation gezwungen wurde. Nach dieser Übergabe gab es einen 4 wöchentlichen Waffenstillstand, während dessen über den Frieden verhandelt wurde, der dann auch am 2. März 71 zu Stande kam. Möge Gott geben, daß dieser Friede ein dauernder sei.


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 10ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten. wobei der sämmtlichen Schulvorstand und Gemeindevorstand zu gegen war.


Nach den Schlusse dieser Prüfung wurde dem Lehrvicar Acker eine Gratification von Gulden verwilligt.



Es wurden 6 Knaben und 7 Mädchen entlassen; aufgenommen wurden 4 Knaben und 4 Mädchen.


Die Schule zählt also 70 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 9 14 23

„ II. 9 12 21

„ III. 7 6 13

„ IV. 6 7 13

31 39 70

Alle Kinder sind evangelisch.


Mit dem 1. Juni d. J. wurde ich „ Wilhelm Arhelger “ von Steinbrücken Königl. A. Dillenburg , hierher versetzt. Ich Wilhelm Arhelger geb. den 6. März 1847 in Großeckenbach, woselbst meine Eltern Landsleute waren. Acht Jahre besuchte ich die Schule und zwei Jahre genoß ich den Vorbereitungsunterricht fürs Seminar von Herrn Lehrer Fischer an meinem Geburtsort. Im Maimonat 1866 wurde ich vom Seminar entlassen und am 1. Juli d.J. nach Wallenfels dirigiert. Dort war ich 1 Jahr 11 Monate tätig. An einem schönen Sonntag im Jahr 2868 wurde mir die fröhliche Nachricht gebracht, daß ich noch in meine Heimath ( nach Steinbrücken ) versetzt sei.

Der aber bald folgende Tod meines seligen Vaters und die dadurch entstandene Umgestaltung unserer Familie machten mir meinen Aufenthalt in Steinbrücken trübe.

Vom Jahre 1868 an mußte jeder Lehrer um Devinitiv angestellt werden zu können, eine Wiederholungsprüfung machen. Die erste war auf den 5ten Juli des Jahres 1869 ausgeschrieben. Ich meldete mich zu der selben an und wollte sie mit noch anderen fünfzehn Collegen, welche theils aus dem Kreis Biedenkopf, theils mir bekannte alte Nassauer waren.

Die Prüfung hatte einen zu guten Verlauf, alle Bestanden, mir hatte es ganz gut gewollt. Obgleich man als Prüfling in Usingen war, so muß ich doch sagen, daß es enge Tage fröhlichen Zusammenseins waren. Besonders erfreulich war es, sich mit den vom Seminar her bekannten Hr. Seminarlehrern zu unterhalten. Mit fröhlichen Herzen eilte ich nach bestandener Tour nach meinem Steinbrücken, um wieder alle meine Kräfte der dortigen Schule zuzuwenden. Im August 1870 erhielt ich die Schule zu Bergebersbach, welche längere Zeit brach gelegen hatte noch hinzu. Jetzt hatte ich Arbeit in Fülle. Tagtäglich saß ich 8 - 9 Stunden geschäftig unter der Kindern, denn die von den Kindern getrennt in 2 Schulen verlangte Arbeit und großen Anstrengung. Obgleich mich die strenge Winterluft 1870/71 auf den Weg von Steinbrücken nach Bergebersbach streng anschnaufte, so blieb ich dabei doch immer recht gesund. Meine Versetzung hierher löste das Band welches mich so eng mit genannten Schulen, den die Schüler an beiden Orten waren brav, fleißig und gut befähigt verband. .

Sehr ungern folgte ich dem Ruf hierher, aber ich hoffe durch Gottes Hilfe wird mir auch das Dörfchen Winnen in meinen späteren Jahren eine angenehme Erinnerung sein und bleiben.

Winnen im Juni 1871

Arhelger






Heute Morgen kurz nach 4 Uhr entlud sich hier ein sehr schweres Gewitter mit einem wolkenbruchähnlichen Regen. Auch ziemlich starker Hagel fiel, so daß eine Scheibe eines Fensters in meiner Wohnung davon zerschlagen wurde. Die noch sich im Felde befindlichen Früchte wurden, Gott seis gedankt, wenig beschädigt, wie überhaupt die von Gewittern so reiche Jahr in der Weise uns nicht geschädigt hat.

Andere Gegenden haben durch Hagelschlag und Überschwemmungen viele Hoffnungen zernichten sehen.

Winnen den letzten August 1871

Arhelger


Die diesjährige Herbstprüfung wurde von Hr. Pfarrer Schmidt in Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes den 19. September von 9 - 12 Uhr Morgens abgehalten.

Alle Kinder waren zugegen.

Winnen im September 1871 W. Arhelger



Noch Einiges über die Kriegsjahre 1870/71 möchte hier erwähnt werden. Von Frankreich wurde Preußen der Krieg erklärt, man dachte dasselbe zu vernichten. Aber Gott hat es anders gewollt. Preußen ( Deutschland ) ist erhört worden und das Gegenteil mußte sich Frankreich gefallen lassen. Der ganze Kriegsschauplatz war auf französischem Boden. Der Kriegstumult vernichtete Frankreichs Fluren, viele Dörfer und Städte wurden in Asche gelegt. Denke man zuletzt nur an die Zerstörung der stolzen Hauptstadt Frankreichs.

Nie hatte Frankreich gedacht, daß sich Deutschland einigen würde, so mag es den Franzosen geträumt haben, von einer Zersplitterung Preußens, in Gedanken an die 1866 neu erworbenen Provinzen, aber jeder der Preuße hieß war fest an König und Vaterland geschlungen. Auch in den süddeutschen Länderstaaten floß noch deutsches Blut, und so lang ein Tropfen Blut noch fließt „ Deutschland war einig und Einigkeit macht stark „

Das ist diesmal glänzend erprobt worden. Den nach so vielen Siegen der deutschen Waffen konnte man bald hören, daß Wilhelm I. Preußens König vom Jubel der Bevölkerung begrüßt in seiner Hauptstadt „ Berlin „ als deutscher Kaiser eingezogen war. Deutschland ist einig, das Kaiserreich, das tausend Jahre geschlafen, ist nun erwacht.

Aber Frankreich ist zerrissen, sein Volk ist uneinig. In roher Rebublik haben sie sich gegenseitig gemordet. Ihre schöne Hauptstadt zum Theil verwüstet.

Uneinigkeit macht schwach. Wenn ein Reich in sich selbst uneins wird, so zerfällt es. Die Folgen der schweren Niederlage Frankreichs haben aber nicht blos das Volk, nein auch das Land zerrissen.

Zwei alte deutsche Staatenkinder, Elsaß und Lothringen ( Straßburg, Metz ) sind wieder in den deutschen Staatenkranz eingeflochten, und wahrlich, dieses sind zwei schöne Blumen.

In finanzieller Beziehung ist Frankreich auch zerrissen, den die Summe was fünf Milliarden ( 5000.000.000 ) Fr. Kriegskosten zu zahlen verlangen wirklich einen großen Geldbeutel, wenn derselbe nicht zerreißen soll.

Das Einzelne, Genaue des Kriegslaufes überlasse ich der Geschichte, nur wer diese ernstlich verfolgt, der wird bekennen müssen:

Das ist von dem Herren geschehen und ein Wunder vor unsren Augen.


Winnen im Oktober 1871 Arhelger




Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 6. März ( des Lehrers Geburtstag ) von Hr. Schulinspektor Ilgen im Beisein des hiesigen Schul - und Gemeindevorstandes abgehalten. Dem Lehrer wurden 6 Thaler Gradification bewilligt.


Stand der Schule. Schülerzahl:

Abteilungen

Zahl der Schüler Knaben Mädchen

1 13 32 41

2 13

3 19 alle evangelisch.

4 27

73


Sieben Schüler wurden aus der Schule entlassen und sechs neu aufgenommen.


Arhelger




Die diesjährige Herbstprüfung wurde heute von ½ 2 - 4 Uhr von Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes abgehalten.

Winnen den 3. September 1872

Arhelger




























In den Wintermonaten pro 1872 =73 wurde hier Abendschule gehalten. Schülerzahl ungefähr 30. Lehrgegenstände waren Rechnen Naturgeschichte (Landbau) Geometrie und Aufsatz. Disziplin war genügend und die Leistungen gut. Reallehrer Lautz von Wiesbaden hielt im März 1872 Prüfung ab. Dem Lehrer wurde im Jahr 1872 12 Thaler aus der Gemeindekasse und 10 Thaler aus dem Staate bezahlt. Heizung Öl p.p. besorgte die Gemeinde.

Der Winter 1872/73 war ein sehr gelinder. Im Dezember und Hälfte Januar hatte man schon Frühlingstage. Später fiel Schnee, es trat Frost ein.

Die Natur will ihr Recht geben und wahren.


Winnen, im März 1873 Arhelger



1873


Den 25. März wurde im Beisein des Schulvorstandes, Gemeindevorstandes und mehrerer Lehrer von Herrn Ilgen Frühlingsprüfung abgehalten.

Stand der Schule

31 Knaben - 39 Mädchen, alle evangelisch.

8 wurden entlassen u. 10 aufgenommen.



Am heutigen wurde von Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.

Alle Schüler waren zugegen.


Winnen, den 23. September 1873

Lehrer Arhelger




Nachdem Herr Pfarrer und Schulinspektor Ilgen von Emmerichenhain nach Nachstätten versetzt worden, wurde sein Nachfolger Herr Pfarrer Wolff zum Schulinspektor der Inspektion von Königl. Regierung ernannt. Unter seiner Leitung wurde zwei Conferenzen, eine in Emmerichenhain und eine in Gemünden abgehalten. Wir lernten hier unseren Schulinspektor kennen und ich glaube, daß wir in ihm einen lieben freundlichen Mann und tüchtigen Schulinspektor erhalten haben.



Winnen, im September 1873 Arhelger





1874


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde heute von Herrn Schulinspektor Wolff von Emmerichenhain im Beisein des Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden und des hiesigen Schulvorstandes, ferner einigen Lehrer abgehalten.

Es besuchten die Prüfung 72 Schüler. Drei wurden entlassen u. eine aufgenommen.

Stand der Schule: 72 Schüler


Winnen, den 19. Febr. 1874 Arhelger



In diesem Winter 73/74 wurde mit anfangs 35 Schüler, und nachher mit 17 Schüler gehalten. Es waren viele junge Männer darunter. Die Prüfung wurde vom zweiten Mai von Hr. Pfarrer von Rückenroth mit 7 Schülern abgehalten. Alle Gegenstände wurden geprüft. Daß der Gemeindevorstand weiß - jede Arbeit seines Lehrer kann ich auch sagen. Ich glaube, daß sich jeder selbst der Nächste ist, will der Verstand nicht, will u. brauch ich gar nicht.

Arhelger Mai 74



Es ist wohl werth eine Lagebeschreibung zu. vor oder, daß in den Nachmittagen des 15 - 16 Mai d.J. Schnee fiel und zwar bedeutender. Der Frost in der Nacht vom 15ten auf den 16ten hat manche Hoffnung des Landmannes zerwirkt, überhaupt hat der Maimonat diesmal ( bis dahin nicht als Wonnemonat )bewährt. Der Wintersamen ist viel verloren.

Winnen, den 20. 5. 74 Arhelger



Heute, den 24. Juni besuchte Hr. Schulinspektor Wolff von Emmerichenhain hiesige Schule. Er hielt sich 2 Std., von 7 -9 auf. Der Lehrer konnte verfahren, wie sonst immer. Kl. 3 - 4 Lesen und Rechnen. Kl. 2 Schreiben ( Das und Religion ( )

Winnen, den obigen Datum Arhelger



Die Herbstprüfung wurde d. 25. September von Hr. Pfarrer Schmidt abgehalten. Zugegen war der Schulvorstand. Arhelger



In diesem Jahr wurden 4 Conferenzen abgehalten, wovon drei in Emmerichenhain und eine in Gemünden gehalten worden sind. Auf jeder Conferenz wurden Aufsätze, die vorher von Lehrern angefertigt worden waren, und zwar wurden manche ( Strenge ) scharf kritisiert.

Auch wurde viel über den Lehr - u. Stundenplan verhandelt.

Arhelger








1875

Schülerzahl pro Schuljahr

1874/75


Kl. Knaben Mädchen

1 10 12

2 7 12

3 6 12

4 8 13

Sa 31 49 = 80 Schüler

alle evangelisch.


Die Frühlingsprüfung 1875 wurde den 16. März von Hr. Schulinspektor Wolff abgehalten. Zugegen war Hr. Pfarrer Schmidt und der Schulvorstand.



Heute wurde unter Leitung des Hr. Pfarrer Schmidt von Gemünden im Beisein des Schulvorstandes die Herbstprüfung abgehalten.

Alle Schüler waren zugegen.

Winnen, d. 7. September 1875 Arhelger



Den 23 September machten die Lehrer der Inspektion Emmerichenhain einen Gang auf die Dornburg. Es wurden verschiedene Lieder gesungen u. einige Vorträge gehalten.

In diesem Jahr wurden vier Conferenzen abgehalten und zwar drei in Emmerichenhain und eine in Westerburg.

Arhelger



Montag Mittag 1 ½ Uhr der ersten Schnee, einige Tage fürchterlicher Sturm.

Arhelger



1875


Die Schule wurde in diesem Jahr durch Augenleiden der Schüler gar manchmal unterbrochen. Unter 80 Schüler fehlten gar manchmal 30 u. mehrere.

Arhelger



Den 10. Novbr. einige starke Gewitter und Sturm, welcher so stark war, daß man in Angst lebte.

Dächer wurden zum Theil abgedeckt, überhaupt ist solcher Sturm, solches Wetter wenig erlebt worden.

Arhelger


Herr Inspektor Wolff hielt 4 Conferenzen in diesem Jahr ab. Die Conferenzen waren gemüthlich u. fruchtbringend. „ Gut thun ist immer gut. Gut sein ist immer schön u. gut „

Und so war es gewiß.

Arhelger

Heute d. 1. März wurde die Frühlingsprüfung abgehalten. Hr. Inspektor Wolff prüfte sehr genau. Hr. Pfarrer Schmidt ( Gemünden ) Schulvorstand u. Gemeinderat waren zugegen.


Arhelger



In der Nacht ( Abend ) vom 12. auf den 13. März 1876 wüthete dahier ein schreckerregender Sturm. An den Dächern wurde bedeutender Schaden angerichtet, auch an dem Dache u. den Fenstern unseres starken Schulhauses.

Auch war an diesem Abend das Wasser hier so stark, es hatte sich aber schnell wieder verlaufen. Wir haben aber den 4. Winter viel Schnee.


Winnen, den 14. März 1876 Arhelger



Heute Mittag kurz nach 12 Uhr brach in dem Stall des Georg Karl Schönberger Feuer aus. Stall,Scheune u. Haus des Schönberger, sowie Haus und Scheune des Philipp Schmidt wurden ein Raub der Flammen. Ein günstiger Südwind und fleißiger Leute Hände verhüteten den weiteren Ausbruch des Feuers. Über die Entstehung des Feuers läßt sich viel u. auch wenig sagen.


Winnen, d. Juli 1876 Arhelger





Am 1. November 1876 wurde durch Versetzung des Herrn Lehrer Arhelger die Versehung der hiesigen Schule dem Lehrer Friedrich von Stahlhofen übertragen. Dafür wurde ihm ein Gehalt von 200 Thaler aus der Gemeindekasse zu Winnen bewilligt.


Friedrich





1877


Den 1. April 1877 wurde mir die Lehrerstelle zu Winnen mit einem damaligen Gehalt von 900 Mark übertragen.

Ich, Heinrich Georg Schneider bin am 9. Januar 1857 zu Ennerich, Königl. Amts Runkel geboren. Meine erste Ausbildung genoß ich in hiesiger Elementarschule unter Aufsicht des Herrn Lehrer Müller. Nach meiner Entlassung aus der Schule besuchte ich das Seminar zu Usingen von 1874 - 1877. Nach bestandener Abiturientenprüfung ist mir von Königl. Regierung zu Wiesbaden die Lehrerstelle zu Winnen übertragen worden.


Winnen, den 23. Mai 1877 Schneider, Lehrervicar






Heute den 24. Juli 1877 abends um ½ 7 Uhr erhob sich ein schweres Gewitter. Den Schaden, den dasselbe anrichtete, war jedoch unbedeutend, hätte sich nicht auf einmal ein furchtbarer Wirbelwind erhoben. Derselbe verbreitete sich aber nur auf einen sehr kleinen Strich des Dorfes, wo er sehr großen Schaden anrichtete. Er entwurzelte mehrere starke Pappeln an der Chaussee nach Westerburg, trieb das auf Haufen sitzende Heu weit mit sich fort, das noch wenige Spuren davon zu sehen war. Die Leute, die vom Mähen nach Hause flüchteten, mußten sich auf die Erde legen um nicht vom Winde über einen Haufen geworfen zu werden, andere wurden sogar noch umgeworfen. Aber was noch das schrecklichste war, er legte die Scheune des Friedrich Schmidt in einen Haufen, außerdem hob er den hinteren Theil des Daches von der Scheune des Schulvorstehers Karl Klees ab, nachdem er vorher das starke, neue Thor an der Scheune hinein getrieben und sich darin gefangen hatte. Der Schaden in dem Dorfe, wo er wütete, war sehr groß, fast jedes Dach war beschädigt. Dies alles war geschehen, in einer Zeit von 2 - 3 Minuten und Gott sei vielmals gedankt, daß der Sturm nicht länger anhielt. Das Schulhaus blieb unversehrt, nur drei Fensterscheiben litten Noth. Ein solcher Sturm war seit Menschen Gedenken noch nicht dagewesen.


Winnen, 25. Juli 1877 Schneider



















Conferenzen

Am 27. Juni wurde eine Conferenz in Rennerod abgehalten.

Den 16. August wurde eine Conferenz in Westerburg abgehalten.

Den 23. November wurde von Herrn Landrat Tichmann eine außerordentliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten, welche die Einführung der landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen zur Behandlung führte. Infolge dessen entstand fast auf jeden Dorfe, wo nur ein Lehrer arbeitete, eine Fortbildungsschule. Dem Lehrer wurde für Abhaltung der selben eine Remuneration (Belohnung) von 45 Mark zu theil, außerdem eine Staats-Remuneration von 30 Mark. Den 18. Februar wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Feier des Sedansfestes

Am 2. September vorigen Jahres wurde das Sedansfest in alter Weise gefeiert.


Militair=Dienstzeit des Lehrers betr.

Die diesjährigen Herbstferien mußten, wegen Ableistung der Militair = Dienstpflicht des Lehrers um 14 Tage verlängert werden. Ihre Dauer reichte also vom 1. Oktober bis 12. November. ( incl. ).

Das Wintersemester nahm also den 14. November seinen Anfang.


Neue Feuerspritze

Mit dem 16. August 1877 faßte Herr Bürgermeister und der hiesige Ortsvorstand den Entschluß, sich auf eigene Kosten der Gemeinde eine neue Feuerspritze anzuschaffen, während sie früher nur Theil an der zu Westerburg hatte. Die Spritze kostete bis an Ort und Stelle zirka 1000 Mark. Dazu kam noch, daß die Gemeinde genötigt war, ein neues Spritzenhaus zu bauen und in Folge dessen das Ganze ein harter Kostenpunkt der Gemeinde ist.


Herbstprüfung

Die diesjährige Herbstprüfung wurde den 25. September von Herrn Pfarrer Schmidt in Gemünden und unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes abgehalten.



1878

Der Winter 1877/78 war im Ganzen ein sehr gelinder, aber ungesunder, da es wenig Frost, aber mehr Regen und feuchtes Wetter gab. Im Februar hatten wir wahre Frühlingstage, dagegen der Anfang des März war stürmisch und regnerisch.

Den 9. März 1878 wurde im Beisein des hiesigen Schulvorstandes und mehrerer Lehrer, der Inspektion von Herrn Schulinspektor Wolff die diesjährige Frühlingsprüfung abgehalten.

Es wurden 11 Mädchen und 5 Knaben entlassen, aufgenommen wurden 4 Knaben und

1 Mädchen.

Die Schule zählt also noch 67 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 11 4 15

Kl. II. 12 10 22 Ein Mädchen ist

Kl. III. 8 9 17 mit Tod abgegangen.

KL. IV. 6 7 13

38 29 67

Alle Kinder sind evangelisch.

Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs betr.

Am 22. März 1878 wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs in alter herkömmlicher Weise gefeiert. Der Anfang begann in unserem Lehrsaal. Hier wurden im Beisein des Herrn Bürgermeisters einige patriotische Lieder gesungen. Darauf zogen wir mit Gesang durch das Dorf Winnen bis an das Haus des Bürgermeisters, wo wir abermals einige Lieder erschallen ließen. Dann bewegte sich der ganze Zug bis an das Wirtshaus des Karl Klees dahier, wo die Kinder Weck und Bier bekamen.


Ferien betr.

Die diesjährige Frühlingsferien dauerten vom 29. April bis ( inclusive ) 12. Mai.


Gewitterschaden

In der Nacht des 20. Mai wurden die Bewohner des hiesigen Dorfes plötzlich durch einen heftigen Donnerschlag aus ihrem sanften Schlafe aufgeweckt. Jeder ahnte, dieser müßte im Dorfe eingeschlagen haben, wie es auch in Wirklichkeit war. Das Dach des Johannes Wengenroth hatte sich nämlich durch den Blitz entzündet. Schnell waren die fleißigen Bewohner mit der Feuerspritze an dem Orte, um von Letzterer für das erste Mal Gebrauch zu machen. Dem heftigen Regen, der während des Gewitters herniederströmte, war es zu verdanken, daß das Feuer nicht weiter zum Ausbruch kam. Innerhalb 2 - 3 Stunden war die Flamme wieder gelöscht.


Conferenz

Am 11. Juli wurde eine Conferenz in Westerburg abgehalten.


Ferien betr.

Die Heuferien dauerten vom 22. Juni bis ( incl. ) 5. August.


Große Lehrerconferenz

Die diesjährige große Lehrerversammlung wurde den 21. August des Jahres in Diez abgehalten und der auch ich beiwohnte.


Feier des Sedansfestes

Am 2. September wurde das Sedansfest in alter, herkömmlicher Weise gefeiert.


Herbstprüfung

Den 19. September wurde die diesjährige Herbstprüfung von Herrn Pfarrer Schmidt in Gemünden und unter Beisein des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Ferien

Die diesjährigen Herbstferien dauerten vom 28. September bis 24. Oktober 1878.


Conferenz

Am 29. Oktober des Jahres wurde eine Lehrerconferenz in Emmerichenhain abgehalten. Die Weihnachtsferien dauerten vom 21. Dezember 1878 bis ( incl. ) 2. Januar 79.









1879


Der Winter des Jahres 1878/79 war ein sehr strenger und anhaltender, der Schnee, welcher schon kurz nach Martini fiel, hatten wir den ganzen Winter als ein nicht gern gesehener Gast. Nachträglich möchte Chronikschreiber noch mitteilen, daß an Stelle des am 2. Februar 1878 verschiedenen Schulvorstehers Johannes Klees, der Landmann und Schneider Karl Schmidt als Schulvorsteher ernannt worden ist.

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde den 11. März des Jahres von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein mehrerer Lehrer der Inspektion und des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Entlassen wurden 3 Knaben, 4 Mädchen, aufgenommen 2 Knaben, 5 Mädchen

Die Schule zählt also noch 64 Schüler mit folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 11 4 14

Kl. II. 10 9 19

Kl. III 8 9 17

Kl. IV. 6 7 13

35 29 64 Kinder


Alle Kinder sind evangelisch.


Ferien

Die Frühlingsferien dauerten vom 1. Mai bis (incl.) 14. Mai.


Den 12. Juni des Jahres wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Die diesjährige Heuferien dauerten vom 28. Juli bis 11. August.


Das Sedansfest wurde den 2. September in alter Weise gefeiert.


Die diesjährigen gesetzlichen Herbstferien dauerten von 1. Oktober bis ( ) 29. Oktober 1879.

Das Wintersemester nahm also den 30. Oktober seinen Anfang.


Am 13. November wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.

Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember 1879 bis 2. Januar 1880.















1880


Der Winter von 1879/80 war ein sehr strenger, wie er seit langer Zeit nicht erlebt worden war. Die Kälte stieg bis auf 18 Grad in anderen Gegenden z.B. des Rheins und der Lahn aber auf 23 - 25 °.

Den 16. Februar wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde den 2. März des Jahres von Herrn Schulinspektor Wolff zu Emmerichenhain im Beisein mehrerer Lehrer der Inspektion und des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Es wurden entlassen 3 Knaben, 3 Mädchen, neu aufgenommen 8 Knaben und 7 Mädchen.

Die Schule zählt also 71 Schüler in folgender Verteilung auf die Klassen :


Knaben - Mädchen - Im Ganzen

Kl. I 10 11 21

Kl. II. 11 6 17

Kl. III. 9 7 16

Kl. IV. 8 9 17

38 33 71 Schüler


Alle Kinder sind evangelich.




Ferien

Die gesetzlichen Frühjahrsferien dauerten vom 15. April bis zum 28. April 1880.


Conferenz

Am 2. Juni des Jahres wurde in Westerburg eine amtliche Conferenz abgehalten.


Am 30. August wurde eine amtlichen Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Das Sedansfest wurde den 2. September in alter Weise gefeiert.


Den 21. September wurde die diesjährige Herbstprüfung von Herrn Pfarrvicar Anthes von Gemünden im Beisein des hiesigen Schulvorstandes öffentlich abgehalten.


Die gesetzlichen Herbstferien dauerten vom 27. September bis 25. Oktober.


Den 1. November wurde eine amtliche Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.